Rezension zu "Das Gehirn meiner Großmutter: Wahre Geschichten aus dem Alltag einer klinischen Psychologin" von Tanya Byron
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Quelle: Verlag / vlb
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»Mein Interesse am Gehirn wurde geweckt, als ich die Frontallappen meiner Großmutter auf dem Fußboden ihres Wohnzimmers verspritzt sah.«
Tanya Byron hat als 15-jähriges Mädchen erleben müssen, wie ihre Großmutter von einer heroinabhängigen schwangeren Frau brutal erschlagen worden ist. Das Bild ihrer sterbenden Oma hat sich in ihr Gehirn eingebrannt. Mit 20 hat sie sich beschlossen eine Ausbildung zur klinischen Psychologin zu beginnen und zu erforschen, was in Menschen vor sich geht.
Was bewegt Kinde dazu sich selbst oder anderen zu schaden? Was sind Bewegründe für Suizid und wie kann Betroffenen Hilfe angeboten werden?
Tanya Byron erzählt aus ihrer Anfangsphase als Psychologin. Mittlerweile arbeitet sie bereits fast 18 Jahre in diesem Beruf und begibt sich immer wieder auf die Gratwanderung zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit. In diesem Werk erzählt sie uns von faszinierenden Fallgeschichten, von einem kleinen traumatisierten Mädchen, von älteren Menschen die nicht mehr zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden können und von vielen anderen, faszinierenden Geschichten.
Neben den Geschichten über Patienten erfahren wir sehr viel über das Leben der Autorin und wie sie ihren Weg gefunden hat. Ihr kommen Zweifel und oft wusste sie nicht ob ihre Arbeit das richtige für sie ist und ob sie es mental schaffen wird. Es ist interessant zu erfahren, wie eine Ausbildung in London um 1989 abläuft. Ihre Laufbahn und die Fallgeschichten, welche als Konstrukte verschiedener Personen zu verstehen sind, bilden den Haupteile des Buches.
Im Vorwort und im Epilog geht sie auf ihre traumatische Erfahrung des Totschlages ihrer Oma ein und analysiert ihre Beweggründe und im Nachhinein ihr Verhalten während ihrer Ausbildung.
Daraus entwickelt sich ein vollständiges Bild und Fragen, die beim Lesen dem Leser in den Kopf gekommen sind, werden so nochmals aufgegriffen und beantwortet.
Leider bleibt die Betrachtung der verschiedenen psychologischen Erkrankungen sehr oberflächlich. Doch dafür bekommen wir gezeigt, was es heißt mit Erkrankten Menschen zu arbeiten und wie schwer es für behandelnde Ärzte und Psychologen ist.
Ich fand „Das Gehirn meiner Großmutter“ sehr gelungen. Wer mehr in die Thematik der Erkrankungen eintauchen möchte, wird mit diesem Werk vermutlich unbefriedigt zurückgelassen. Wer sich für den Weg einer angehenden Psychologin interessiert wird hier allerdings seine Freude daran haben und einen Mehrwert daraus ziehen können.
Interessante Erzählung über eine klinische Psychologin in London, die sich in der Ausbildung befindet. Byron muss für einen erfolgreichen Abschluss 6 Praktika in unterschiedlichen Einrichtungen absolvieren. Unter anderem arbeitet sie mit Magersüchtigen, AIDS-Kranken und Demenzkranken. Der Leser wird durch diese Einrichtungen mitgeschleust und erlebt die Menschen mit ihren Macken, Kanten und Traumata.
Was mich an diesem Buch wirklich gestört hat: der Buchtitel leitet in die Irre. Es handelt sich tatsächlich nicht um wahre Fälle aus dem Alltag, sondern um Fallbeispiele, die extra für dieses Buch entwickelt worden sind. Byron betont zwar, dass es sich um realistische Fälle handeln könnte, aber ich empfand die Fallbeschreibungen als zu nervenaufreibend und zu überspitzt um tatsächlich in einer solchen Fülle für eine Ausbildung stattgefunden zu haben.
Die einzelnen Kapitel sind zwar flüssig zu lesen, oft fehlte es mir bei den Fallbeschreibungen aber an Details der einzelnen Erkrankungen, deren Diagnosen und Therapiemöglichkeiten. Diese wurden teilweise nur kurz gestreift oder fehlten gänzlich. Der Reife- und Lernprozess von Byron wurde im Gegensatz nachvollziehbar und wie ich finde, authentisch beschrieben.
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