Bewertung zu "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid
Von Taylor Jenkins Reid habe ich ja doch schon einiges gehört. Für Evelyn Hugo natürlich, aber auch für Daisy Jones & the six ist sie sehr bekannt, weshalb ich insgesamt interessiert war und wissen wollte, was an dem Hype dran ist. Zwischendurch bei Evelyn Hugo war ich kann doch ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Weil es gar nicht so besonders war. Mittlerweile möchte ich aber unbedingt dazu sagen, dass das zwar stimmt (und das tut es tatsächlich, ich meine diesen Eindruck hatte ich und das hat sich auch nicht geändert, nur weil ich das Buch jetzt fertig habe) trotzdem ist es eine Geschichte, die man unbedingt einmal gelesen haben sollte. Und das meine ich vielleicht sogar wörtlich. Denn auch wenn mir das Buch gefallen hat und ich es wirklich beeindruckend und wichtig finde, muss ich doch auch hinzufügen, dass ich nicht sicher bin, ob ich es noch einmal lesen könnte. Ganz ohne Frage - es ist wichtig. Es ist schön und belehrend, unglaublich interessant, schmerzhaft, herzzerreißend und das Allerwichtigste: Ehrlich. Nicht beschönigend, nicht irgendetwas gutredend, sondern wirklich ehrlich und real. Bei Büchern mag ich die Welten, die gerade nicht an die Realität erinnern, die es gerade ermöglichen zu träumen. Dennoch ist dieser Roman erfrischend. Es macht Spaß, ihn zu lesen, selbst wenn er dich dabei in Stücke reißt. Weil er über das Leben berichtet, wie es nun mal ist. Daran, dass wir Wünsche und Träume haben, ist ja nichts verkehrt, aber so sieht die Realität nun mal nicht aus. Und das zeigt dieses Buch. Die hässliche Wahrheit. Evelyn ist ein schrecklicher Mensch, der andere nach Lust und Laune, Strich und Faden und in ihrer eigenen Hilflosigkeit ausnutzt. Jedoch ist auch sie einfach nur ein Mensch. Und sie tut das alles ja nicht ohne Grund, sondern um die zu schützen, die sie liebt. Deshalb bewundere ich sie zugleich. Denn ist es nicht eigentlich eine bemerkenswerte Eigenschaft, für andere einzustehen? Es kommt nicht immer so rüber, aber Evelyn ist (oder war) eine sehr selbstlose Person. Außerdem hat sie nie nach Vergebung gesucht und war sich ihrer eigenen Fehler wohl bewusst. Sie hat nicht so getan, als wäre sie etwas Besseres. Ich schätze sie wirklich. Und ihre Liebe zu Celia war wahrhaft. Ebenso wie die zu Harry und die zu ihrer Tocher Connor. Auch John hat sich in ihr (und mein) Herz geschlichen. Nach und nach hat Evelyn dann jeden einzelnen wieder verloren. Das war hart und ich habe echt mit ihr mitgefühlt. Außerdem bin ich froh, dass sich die Situation heute ja sehr gebessert hat. Trotzdem konnte ich mich lustiger Weise so manches Mal total gut in Evelyn hineinversetzen. Ich würde nie so weit gehen, sie als fehlerfrei zu bezeichnen, aber sie war kein schlechter Mensch, sie hat nur getan, was sie tun musste, um leben zu können. Und genau wie sie suche ich - und wahrscheinlich jeder andere auf dieser Welt - nach Liebe, Fürsorge und Akzeptanz. Das ist etwas ganz natürliches und macht dieses Buch nur noch einmal realer.