blaustrumpfine

Das bunt gestaltete Bilderbuch aus dem Duden-Verlag präsentiert eine hübsche Auswahl an Teekesselchen-Wörtern in origineller Reimform. Vom titelgebenden Hahn über den/das Pony bis hin zur Weide auf der Weide werden viele lustige Wörter mit doppelter Bedeutung präsentiert. Die fröhliche Gestaltung und die eingängigen Reime wecken die Freude an der Sprache und am Spielen mit ihr. Dabei kommen einige ziemlich verrückte Charaktere darin vor: fernsehende Schafe, Omas mit Nietengürteln und radelnde Bremsen, aber gerade diese etwas durchgeknallten Protagonisten machen die Lektüre lebendig.

Eine wirklich durchgehende Geschichte oder Handlung gibt es zwar nicht, aber dafür eignet sich das Buch wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Erkunden oder auch als Anregung für eine die ein oder andere Teekesselchen-Spielerunde!

Mit dem Spazierführer von Therese Schneider kann man inspiriert durch Berlin flanieren. Auf neun bunt mit Fotos bebilderten Routen lässt sich die Stadt wunderbar erkunden. Besonders die Auswahl der Tourenvorschläge sowie die Kompakt- und Hintergrundinfos zu den einzelnen Spaziergängen erweisen sich dabei als Volltreffer.

Etwas weniger begeistert waren wir vom Kartenmaterial und von den Routenbeschreibungen. Die Kartenausschnitte waren leider zu klein, um die Straßennamen vernünftig entziffern zu können, und die Routenbeschreibungen im Text etwas unvollständig. Ein bisschen Improviationsgeist ist also vonnöten, um nicht in die Irre zu laufen (wobei das ja wiederum auch seinen Charme hat).

Dafür eröffnen sich einem beim Spazierengehen wunderbare Schichten der Stadtgeschichte, versteckte Hinterhöfe oder auch literarische Schmankerl. Und auch das Eichhörnchen vom Titel ist uns auf einer Route begegnet. 🐿️ Insgesamt also eine gelungene Neuauflage, die zu einer vertieften Erkundung der Hauptstadt auf Schusters Rappen einlädt! 👣

„Die Akte Madrid“ ist der zweite Fall des Kunsthistorikers (und verhinderten Juristen) Lennard Lomberg. Den ersten habe ich nicht gelesen, habe aber den Eindruck, es hätte hilfreich sein können, da hin und wieder darauf verwiesen wird. Aber es ging auch so.

Als aus einem privaten Anwesen in der Nähe der Alhambra in Granada ein surrealistisches Gemälde gestohlen wird, wird Lomberg von dessen Eigentümer, einem deutschen Minister, eingeschaltet. Dieser hat Angst um seinen Ruf, da er das Porträt einst von seinem Vater erbte, der es auf nicht ganz lautere Weise erworben hatte. Als Lomberg jedoch die Tragweite der Ereignisse hinter der Geschichte des Gemäldes erkennt, muss er eine Gewissensentscheidung treffen und all seine geistigen Kräfte aufbieten, um den Gemäldedieb zu entlarven.

Das Geschehen spielt auf drei Zeitebenen: im Jahr 2016, als das Gemälde gestohlen wird, 1943, als das Gemälde der Künstlerin, die es gemalt hat, entwendet wird und einige verhängnisvolle historische Weichen gestellt werden, und 1968, als einige Personen dem Gemälde und seinem dunklen Geheimnis dicht auf der Spur sind. Zudem wird auch die Geschichte der drei Porträtierten miterzählt, der surrealistischen Künstler Dalí, Lorca und Buñuel. 

Die Handlung ist komplex, aber kunstvoll miteinander verwoben. Nach und nach werden Zusammenhänge klar, ob in Bezug auf den Kriminalfall oder auf die Geschichte der deutsch-spanischen Beziehungen. Auch wenn manche Verbindung vielleicht etwas zu weit hergeholt erscheint und man wirklich ziemlich aufmerksam lesen muss, um sich nicht in den verschiedenen Handlungssträngen zu verheddern, fand ich das Buch sehr spannend zu lesen, gerade auch wegen der düsteren historischen Wahrheiten, die darin vorkommen. Ich habe auf jeden Fall mein Kunst- und Geschichtswissen erweitern können und hatte dabei noch Spaß beim Lesen – was will man mehr?

Der Wegweise umfasst knapp 100 Seiten im praktischen Taschenformat und richtet sich an Läuferinnen und Läufer, die ihren Sport auch unterwegs ausüben wollen. In neun Kapiteln geht es um Themen wie internationale Laufevents über Packlisten und einzelne gesunde Lebensmittel aus verschiedenen Ländern bis hin zu Top-10-Unterkünften für Laufbegeisterte weltweit.

Die interessantesten und schwierigsten Laufländer werden jeweils nach Streckenauswahl, Klima und Reisefreundlichkeit bewertet, wobei die Einstufungen aufgrund der Kürze des Platzes recht oberflächlich ausfallen. Auch werden verschiedene Verkehrsmittel vorgestellt, um die jeweiligen Reiseländer zu erreichen, wobei mir negativ aufgefallen ist, dass der Flug dabei quasi als Normalfall präsentiert wird und auf das Thema Klimabilanz von Verkehrsmitteln gar nicht eingegangen wird. Auch bei der Vorstellung spannender lokaler Verkehrsmittel in aller Welt (vom asiatischen Tuk-Tuk bis zum Korbschlitten auf Madeira) fehlt ein solcher Hinweis komplett, wenn zum Beispiel für den Laufurlaub auf einer ostfriesischen Insel die Anreise mit dem Inselflieger empfohlen wird.

Daneben bietet der Reiseführer einige Listen mit kuriosen Fakten: die schönsten Treppenläufe und Brücken der Welt, die besten Souvenirs für andere Laufbegeisterte und ähnliches. Dabei ist aufgrund des handlichen Formats die Schrift leider recht klein und nicht sehr gut leserlich. Dafür ist das Buch insgesamt schön und mehrfarbig gestaltet und wird sicherlich für die meisten Lauffreaks noch den ein oder anderen neuen Reisehack auf Lager haben.

In dem Kindersachbuch vermitteln die Restauratorinnen Sibylle Wulff und Fabienne Meyer auf anschauliche Weise, wie Gemälde, Skulpturen und Kunstwerke auf Papier konserviert und restauriert werden. Dabei folgen wir einem Gemälde, das im Museum gestohlen wird und auf der Flucht und bei der späteren Lagerung in einer Garage so einiges mitmachen muss. Die einzelnen Arbeitsschritte einer Restauratorin werden dabei sehr lebensnah dargestellt: von der Untersuchung des Werks über die verschiedenen Gefahr- und Risikoquellen für Kunst bis hin zu den einzelnen Arbeitsschritten im Restaurierungsatelier.

Auch Leserinnen und Leser mit einer kriminalistischen Ader kommen auf ihre Kosten, wenn es darum geht, wie man gefälschte Kunstwerke erkennt oder was auf einer Spurenkonferenz geschieht. Zudem werden schiefe Nasen begradigt (natürlich nur von den Künstlern selbst, nicht von den Restauratorinnen ;-), Kunstwerke gereinigt und Risse im Material geschlossen. Spannende neue Begriffe wie Wuggelung oder craquelieren werden verständlich erläutert, ebenso wie beispielsweise die Herkunft des Begriffs Ultramarin. Auch auf Fragen im Umgang mit zeitgenössischer Kunst wird eingegangen, zum Beispiel, wie man eine Performance aufbewahrt oder wie sich ein mit Nougatcreme gemaltes Bild restaurieren lässt.

Das großformatige Buch besticht durch seine gelungene Gestaltung. Ob es darum geht, wie sich eine Skulptur sachgemäß verpacken lässt oder welche Insekten was für Schäden an Kunstwerken verursachen können – die pfiffigen Illustrationen von Martina Leykamm bringen es toll rüber. Einige der Seiten lassen sich nach außen aufklappen, wobei innen dann auch schon mal ein Würfelspielfeld zum Vorschein kommt. Ich hatte jedenfalls sehr viel Spaß dabei, die Super-Restauratorin und ihre Mitstreiter auf ihrer Kunstrettungsmission zu begleiten, und kann das Buch nur wärmstens weiterempfehlen!

Simone Schäfer ist eine ehemalige Immobilienmaklerin, die mittlerweile als Wohnungscoach arbeitet. Sie kennt sich also aus mit der Immobilienbranche und weiß, wie bei der Wohnungsvermietung beide Seiten ticken. Aus diesem Wissen ist der Ratgeber „So bekommen Sie Ihre Traumwohnung“ entstanden, in dem sie in neun Kapiteln Tipps und Tricks für die Wohnungssuche aufführt.

In chronologischen Schritten von der Planung über die Bewerbung bis hin zum Besichtigungstermin wird man durch den Prozess der Wohnungssuche geführt und bekommt dabei praktische Hinweise, wie man sich überzeugend als Wunschmieter*in präsentiert. Besonders wichtig scheinen mir dabei die Tipps zum Perspektivwechsel und zur Sicht der Vermieterin oder des Vermieters zu sein.

Das Buch ist nicht sehr dick, enthält aber auf gut 50 Seiten allerlei nützliche Ratschläge, Beispielanschreiben und Gedankenanstöße. Zusätzlich gibt es noch einen ausführlichen Anhang mit einem Verzeichnis gängiger Abkürzungen, auf die man in Wohnungsanzeigen stoßen kann. Es ist sicherlich eine tolle Hilfe auf dem Weg zur Wunschwohnung und ich danke der Autorin für einige wertvolle Hinweise!

Finja und Emil haben wohl schon in einem früheren Krimi ("Das Karlsgeheimnis") gemeinsam miteinander ermittelt, was mir allerdings bei der Lektüre dieses Buches nicht bewusst und auch nicht Voraussetzung war. In diesem Band geht es nun um Lotto-Werner, der seiner Angebeteten Gerda Wischnewski einen Antrag machen möchte, da sie für ihn, den begeisterten Lottospieler, den größten Jackpot überhaupt darstellt. Doch kaum will er ihr am Büdchen um die Ecke den Verlobungsring überreichen, wird er plötzlich von zwei Polizisten festgenommen!

Wie gut, dass Finja und Emil schon ein eingespieltes Ermittlungsteam sind: Die beiden machen sich sofort mit Unterstützung der Nachbarn und Freunde ans Werk, um herauszufinden, was Lotto-Werner eigentlich vorgeworfen wird und wie sie ihm helfen können. Dabei spielt auch Juma, eine neue Klassenkameradin von Emil mit pinker Haarsträhne, eine Rolle, die anfangs für Eifersüchteleien sorgt, sich aber bald als sehr taugliche Detektivkollegin entpuppt. Und auch Hund Watson wird in die Ermittlungen eingebunden.

Das junge Ermittlungsteam bekommt es bei der Aufklärung des Falles mit allerlei Schwierigkeiten und interessanten Charakteren zu tun: einem dementen ehemaligen Anwalt, der auch schon mal im Herzchenpyjama durch die Straßen läuft, einer adligen Pudelbesitzerin mit einem Faible für die Farbe Lila und einem erstaunlich akrobatischen Gärtner. Selbstgeschriebene Steckbriefe und die liebevollen Zeichnungen von Ulf K. quer durch das ganze Buch illustrieren die teils skurrilen Charakterdarstellungen.

Dank der lebendigen, unterhaltsamen Sprache von Jutta Wilke gestaltet sich die Lektüre äußerst kurzweilig. Neben der Kriminalgeschichte kommt es auch zu allerlei romantischen Szenen, da Lotto-Werner nicht der Einzige bleibt, der sich im Laufe der Geschichte verliebt. Und auch wenn bis zum Ende kein abgerissener Finger mehr auftaucht (was Emil eigentlich als Hauptvoraussetzung für einen gelungenen Krimi ansieht), macht das Buch von vorne bis hinten einfach Spaß!

In fünfzehn Portraits stellt der Journalist Marc Bielefeld hier verschiedene Lebenswege vor, die auf die ein oder anderen Weise mit dem Segeln zu tun haben. Mal sind es prominente Persönlichkeiten wie Theodor Fontane, der zwar nur drei Tage an Bord einer Yacht auf der Dahme zubringt, darüber aber später einen der ersten literarischen Berichte überhaupt über den damals frisch aufgekommenen Segelsport schreibt. Dann wieder lernt man die segelnde Wohltäterin Adeline von Schimmelmann kennen, die per Kutter neben dem Wort Gottes auch Kaffee und Essen an bedürftige Fischer verteilt, anfangs an der Ostsee, später auch in London und Nordamerika, obwohl sie dabei regelmäßig seekrank wird. Und auch ein ehemaliger Sportlehrer aus Norddeutschland, der sich beim Arbeiten in Namibia in Eigenregie ein Stahlboot baut und mit diesem und seiner Ehefrau später über zwanzig Jahre lang auf dem Südatlantik unterwegs ist, kommt vor. Die Personenauswahl ist dabei interessant und abwechslungsreich, allerdings sind leider nur zwei Frauen dabei.

Der Autor ist selbst Segelenthusiast, was man seiner Sprache auch anmerkt. Sie ist gespickt mit seemännischen Fachbegriffen, so dass man sich selbst ein bisschen wie an Bord eines Schiffes, zwischen Wind und Welle vorkommt. Zudem vermittelt sie eine große Begeisterung für das Segeln und eine Bewunderung für seglerischen Pioniergeist. So kommen mehrere Rekordinhaber vor, die bestimmte Strecken zum ersten Mal oder in der schnellsten Zeit gesegelt sind. Gelegentlich wird auch ein bisschen die Figur des einsamen Seebären heraufbeschworen, wenn es um Solosegler geht.

Insgesamt ein überzeugendes Buch mit einem tollen Cover, das neben dem Thema „Mensch und Meer“ auch den Schutz der Meere anspricht und mit einigen schönen Fotos aufwarten kann. Kein Seemannsgarn, sondern spannende Lebens- und Segelgeschichten!

Alma Täuber arbeitet 1922 als Telefonistin in Baden-Baden und überhört bei der Gelegenheit eines Tages einen dubiosen Anruf einer ruchlosen Reibeisenstimme. Als an dem Ort, der dabei zur Sprache kommt, kurz darauf eine Frauenleiche gefunden wird, fängt sie an, sich in der Sache umzuhören. Dabei kommen ihr ihre zahlreichen Verbindungen – ob mit oder ohne Kabel – zugute und auch ihre lebenslustige Mitbewohnerin Emmi unterstützt sie, wo sie nur kann. Als die Polizei auch nach einem weiteren Mord kaum etwas unternimmt, ermittelt sie gemeinsam mit einem jungen Kriminalkommissarsanwärter auf eigene Faust weiter.

Mit badischem Lokalkolorit (Schäufele!) und viel 20er-Jahre-Flair gelingt es den Ko-Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme (die gemeinsam als Charlotte Blum firmieren), einen unterhaltsamen Krimiplot zu entwickeln. Da der Roman aus der Sicht von Alma geschrieben wird und diese genau weiß, wie sich der Täter anhört, kommt man zwar nicht wirklich zum Mitraten, wer die Tat begangen hat, doch die Umstände der Tat bleiben immerhin bis zum Schluss rätselhaft. Besonders unterhaltsam fand ich die Schilderungen von Almas beruflicher Tätigkeit auf dem Fernmeldeamt und die Darstellungen des Baden-Badener Vergnügungs- und Nachtlebens der damaligen Zeit. Ein hübsches Schmankerl für Freund*innen von Cosy-Krimis!

Vischnanca ist ein kleines Dorf in den Schweizer Alpen, idyllisch gelegen und mit einem charmanten rätoromanischen Dialekt. Die dortige Bevölkerung setzt sich aus alteingesessenen Dorfbewohner:innen, einer neu hinzugezogenen deutschen Familie und zwei syrischen Geflüchteten zusammen. Angesichts einer drohenden Naturkatastrophe stellt sich für die Dorfgemeinschaft die Frage, ob sie ihr Dorf für ein paar Jahre verlassen würden, um den Berg möglicherweise zu stabilisieren und ihre Heimat zu retten, oder ob sie unverbrüchlich an ihrer Heimat festhalten. 

Die Geschichte wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Da sind einerseits der Vater und die Tochter der neu angekommenen deutschen Familie, mit deren Augen wir die Umgebung erkunden. Andererseits ist dort Ria, die aus einer alteingesessenen Dorffamilie stammt und die ihre Heimat um keinen Preis aufgeben möchte, schon wegen ihrer neugeborenen Tochter. Aus der Perspektive dieser drei werden noch eine Reihe anderer Dörfler vorgestellt: Rias Mann, Fabios Vermieterin, Johannas Bruder und andere. Anfangs fand ich die vielen Figuren etwas verwirrend, habe mich jedoch nach und nach eingelesen und immer besser zurechtgefunden. Die Vielfalt der Sichtweisen zeigt die Schwierigkeit auf, die die Dorfbewohner:innen haben, als sie versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Die Situtation am Berg spitzt sich im Laufe des Buches zu, was dramatisch gekonnt erzählt wird. Während das Mädchen Johanna bald anfängt, öffentlich auf Instagram über den drohenden Felssturz zu berichten, schlagen sich ihre Nachbar:innen mit anderen Sorgen herum, seien sie finanzieller oder amouröser Art. Die drohende Naturkatastrophe kündigt sich auf verschiedene Weise an, durch Steinschlag und einen Gipfelabbruch. Die Autorin schreibt in einer schönen, variablen Sprache, wobei sie durchaus einige Begriffe des lokalen Idioms verwendet, was gut zu Land und Leuten passt. Ein packender Roman zu einem hochaktuellen Thema, da nicht nur in Graubünden mittlerweile ganze Dörfer in ihrer Existenz bedroht sind.