Nachdem „Nur fast am Boden zerstört“ von Sophie Gonzales letztes Jahr bereits zu meinen Highlights gehörte wollte ich natürlich unbedingt auch „Theoretisch perfekt“ lesen.
Das Buch handelt von Darcy, die seit mehreren Jahren anonym Beziehungstipps an ihre Mitschüler*innen gibt. Dafür hat sie einen Spind eingerichtet, in den diese Briefe einwerfen können, die sie dann per E-Mail beantwortet. Dabei ist sie immer unentdeckt geblieben, bis Alexander Brougham aus dem Schwimmteam eines Nachmittags dabei entdeckt und um Hilfe bittet. Aus Angst aufzufliegen und ihrer besten Freundin Brooke, in die sie seit Ewigkeiten verliebt ist zu offenbaren, dass sie Hinter Spind 89 steckt, lässt sie sich auf Broughams Forderungen ein und schafft sich damit immer mehr Probleme.
Wie auch schon bei „Nur fast am Boden zerstört“ hat Sophie Gonzales wieder eine unheimlich süße, queere und lockerleichte Story geschrieben. Darcy als Protagonistin hat mir gut gefallen, auch wenn ihr Handeln mir in der ersten Hälfte teils zu egoistisch und kindisch war, was bei einer 16-jährigen aber auch recht passend ist. Mit der Zeit zeigt sich aber auch, wie wichtig es ihr ist anderen Menschen zu helfen und wie sehr ihr am Herzen liegt immer die passenden Ratschläge zu geben. Diese waren stets sehr reflektiert, was im Buch dadurch begründet wurde, dass Darcy zahlreiche Ratgeber verschlungen und sich zusätzlich durch Videos das notwendige Wissen angeeignet hat. Ein wenig habe ich dabei aber auch gemerkt, dass die Autorin als Psychologin arbeitet und vieles von ihrem eigenen Wissen in die Handlung eingebracht hat. Obwohl sie immer den passenden Rat für ihre Mitschüler*innen hat fällt ihr ihr eigenes Liebesleben dafür umso schwerer.
Bei den Nebencharakteren haben mir besonders die Mitglieder des queeren Clubs gefallen, in dem Darcy Mitglied ist und die sich gegenseitig bei allen Problemen unterstützen. Was mich besonders an dem Buch gereizt hat, war die Tatsache, dass Darcy Bi ist und Biphobie, auch innerhalb der queeren Community eine Rolle spielt. Ich denke die Zweifel, ob man beispielsweise noch wirklich zur queeren Community gehört, wenn man in einer m/f-Beziehung ist sind vielen bisexuellen Personen nicht unbekannt und werden selten bis gar nicht in Jugendbüchern behandelt. Das dies hier der Fall war fand ich daher wirklich toll, auch wenn mir die Thematik etwas zu plötzlich und zu schnell abgehandelt wurde.
Insgesamt hatte das Buch aber eine tolle Atmosphäre, einen lockerleichten Schreibstil und interessante Charaktere, sodass mir das Lesen viel Spaß bereitet hat. Gleichzeitig ist es natürlich YA, es gibt einiges an Drama und die Protagonist*innen handeln manchmal etwas kindisch. Wer aber einen zuckersüßen, queeren Roman sucht ist mit Theoretisch perfekt gut beraten, für mich persönlich fehlte aber noch das gewisse Etwas, das „Nur fast am Boden zerstört“ mitgebracht hat. 4,5 Sterne.