Rezension zu "Queenie" von Candice Carty-Williams
Queenie ist Anfang 20, ständig abgebrannt, zermürbt von (Alltags-) Rassismus und kämpft mit den Ansprüchen ihrer jamaikanischen Familie. Als ihr weißer Freund Tom sie verlässt, bricht eine Welt für sie zusammen und plötzlich scheint alles in ihrem Leben schief zu gehen.
Ich hatte von den anpreisenden Zitaten her („die schwarze Bridget Jones“, „am Puls der Zeit, lustig, herzzerreißend“) ein lustigeres, leichteres Buch erwartet. Aber mehr als die erste Hälfte des Buches handelt davon wie Queenie in eine Abwärtsspirale von Unglück und Selbstsabotage gerät. Ich musste mich teilweise zwingen weiterzulesen und bin froh, dass ich es getan habe, denn ganz langsam lernt man die Hintergründe von Queenies Verhalten kennen und erfährt, wie ihr familiärer Hintergrund und ihr Aussehen ihr das Leben schwerer macht.
Ein bisschen schade fand ich es, dass wirklich jeder junger Mann, der vorkommt, verlogen oder gar gewalttätig ist. Da hätte ich mir ein bisschen ausgewogener gewünscht. Gefallen hat mir, dass Queenie sich langsam aus ihren Problemen rauskämpft und es keine Spontanheilung gibt. Es wird schön dargestellt, dass man seine psychische Gesundheit nicht mit einer Therapie sofort in den Griff bekommt und dass es auch Rückschläge und Umwege gibt. Auch wird deutlich, wie wichtig ein unterstützendes Umfeld ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Sprache auf Englisch vorgelesen noch einmal besser wirkt, als die deutsche Übersetzung. Gerade die Dialoge fand ich oft etwas ungelenk, was vermutlich daran liegt, dass Slangbegriffe schwer zu übersetzen sind.
Man muss sich gerade durch den Anfang durchkämpfen, wird aber mit einem ungeschönten Blick auf den Alltag von POC entschädigt.