Rezension zu "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig
Stefan Zweig bedarf keiner Einführung. Die Veröffentlichung seines 1941, kurz vor seinem Tod, entstandenen Werks erlebte er nicht. Ob es nun eine Biographie ist, sei umstritten. Wer die angebliche "Zeitenwende" 2022/2023, oder andere großgeredete "Krisen" in ein rationales Verhältnis setzen und verstehen will, sollte dieses Buch lesen. Zweig ist Stellvertreter einer Generation, die von Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts bis über beide Weltkriege lebte. Moralvorstellungen, Erziehung, Werte, Loyalitäten, Herrschaftsformen der Monarchie, der Diktatur, der Demokratie: alles erlebt, und nun im Kondensat berichtet.
"Die Welt von gestern" wird gewiss nicht von einem heutigen Milieu gelesen, das sich weder um Bildung, Geschichte noch Fakten schert. Das ignorant-aktivistische Milieu, gleich ob es sich selbst als links oder rechts bezeichnet, ist heute lediglich ein Spiegel derjenigen totalitären Weltbilder, die Stefan Zweig durchlebte. Wer sich vergewissern will, ob er/sie mit der Skepsis zum "Heute" richtig liegt, dem sei das Buch empfohlen. Andere werden ohnehin keine Bereitschaft zum ergebnisoffenen Nachdenken haben, leider.