Bewertung zu "Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe" von Ali Hazelwood
"Bride" war mein erstes Buch von Ali Hazelwood, die in der Bücherwelt schon viele Herzen erobert hat und ich bin ihrem Schreibstil komplett verfallen. So locker, fesselnd und mit der richtigen Spur Ironie hat sie mich in dieses Buch reingezogen und ich konnte es kaum aus der Hand legen, weshalb ich es mit zwei kurzen Pausen verschlungen habe! Vampire und Werwölfe, ein Jahrhunderte andauernder Krieg und eine Hochzeit, die das Kriegsbeil begraben soll - natürlich bin ich dabei!
Mit dem Untertitel "Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe" trifft Hazelwood genau ins Schwarze, denn dieser Enemies to Lovers Roman (bei dem die Feindseligkeit durch Miserys Humor ziemlich ausgehebelt wird und auch sonst nicht viel mit bösem Zähnefletschen ist) entwickelt sich auf einer Ebene von selbst, die nur vom Schicksal gelenkt sein kann. Während die Vampirin Misery Lark einer Ehe zustimmt, weil sie ein ganz eigenes Ziel verfolgt, liegt dem neuen Alpha der Werwölfe, Lowe Moreland, ziemlich viel daran die Welt zu verändern. Werwölfe und Vampire liegen seit Jahrhunderten miteinander im Krieg, trotz so mancher versuchten Hochzeit und Allianz. Durch die Wahl eines neuen Gouverneurs in der Menschenwelt werden alte Allianzen bedroht und die Chance auf neue Bündnisse ist groß.
Der fünfundzwanzigjährigen Misery Lark als Hauptprotagonistin zu folgen ist in dieser Welt ziemlich leicht. Egal ob es darum geht ihren sarkastischen Humor zu bewundern, mit dem sie die Feindschaft zwischen den Vampiren und Werwölfen erklärt, oder wie sie damit umgegangen ist, dass sie als Absicherung des Friedens als kleines Kind die Geisel der Menschen war, damit das Abkommen zwischen den Vampiren und Menschen gewahrt blieb. Sie ist tough, was sie auch sein muss, da sie statt Dankbarkeit selbst von ihrem eigenen Volk gemieden und beschimpft wird. Sie hat mehrere Attentate überlebt und in ihrer menschlichen Waisenfreundin Serena eine Freundin gefunden, die ihr alles bedeutet. Ihrem Zwillingsbruder Owen, der seinem Vater irgendwann als Ratsmitglied folgen soll, steht sie nicht sehr nah, denn die Welt der Vampire ist kalkuliert und wenig sozialisiert, es geht nur um das Überleben der Rasse. Von ihrem Vater wird sie höchstens als Marionette benutzt und ihre Mutter starb bei ihrer Geburt - weshalb sie vom Rat auch den Namen Misery bekam. Erst bei den Werwölfen erlebt sie zum ersten Mal was Familie bedeutet und das Serena recht hat: Sie braucht mehr Freunde und einen Sinn im Leben...
Das Buch ist durch die Ich-Erzählweise komplett auf Misery fixiert und die anderen Protagonisten lernt man nur durch ihre Augen kennen, manche sogar nur durch kleinere Randbemerkungen, dennoch war es nicht schwer eine Verbindung herzustellen. Misery ist so herrlich ehrlich, flapsig und temperamentvoll und weiß ihre Meinung zu vertreten. Ihre humorvolle Art, wie sie die Werwölfe herausfordert, von dem sechsjährigen Wolfsmädchen Ana unbedarft eingenommen wird, ihr Verständnis des Alphas mit der großen Verantwortung, dessen Herz immer deutlicher wird, der Kälte ihres Vaters und der Leichtsinnigkeit ihres Bruders und ganz besonders der mutigen Seite ihrer Freundin, für die sie bereit ist alles zu riskieren, sind mehr als deutlich rauszuhören und geben diesen Charakteren ihre eigene Stimme.
"Bride" hat sich bereits nach der Leseprobe zu meinem Lieblingsbuch entwickelt, was mir Angst gemacht hat, da ich automatisch voreingenommen war und nicht sicher sein konnte, wie sich die Geschichte entwickeln würde, und ob sie mir im Gesamten überhaupt gefällt. Doch die Art und Weise, wie Hazelwood schreibt, hat mich völlig überzeugt und ich war sofort bis über beide Ohren in die weißhaarige Vampirin, mit den spitzen Ohren zu ihren abgefeilten Zähnen und ihrem ungezügelten Mundwerk, verliebt. Misery hat einfach etwas an sich, das schwer zu beschreiben ist. Irgendwie abgestumpft durch ihre Erlebnisse und nirgendwo wirklich Zuhause, und doch bereit sich allem und jedem zu stellen.
Die Romanze wird genau in dem richtigen Tempo erzählt und ich kam mir wirklich wie ein verliebter Teenager vor, der einfach nur Spaß daran hatte, den Interaktionen zwischen Misery und Lowe zu folgen. Die ernste, pflichtbewusste Fassade von Lowe, die bereits von der ersten Begegnung an bröckelt, hat seine Höhen und Tiefen, denn egal was er möchte: Die Sicherheit seiner Leute geht vor. Und dazu gehört nun auch Misery. Es ist ein Drahtseilakt, bei dem man als Leser genau weiß, dass irgendwann einer zuerst fallen muss und bis es soweit war gab es großartige Unterhaltung.
Die Handlung selbst kommt zwar nur stockend zum Vorschein und hat einige Überraschungen parat, konnte mich aber komplett überzeugen. Natürlich geht es um Liebe, aber die eingefressene Feindschaft zwischen den Rassen darf man auf keinen Fall außer Acht lassen. Die Twists lauern im Verborgenen...
FAZIT
Ali Hazelwoods Debüt im Romantic Fantasy Genre ist definitiv geglückt und "Bride" wird nicht das einzige Buch sein, was ich von dieser Autorin lesen werde. Mit ihrem humorvollen Schreibstil hat sie mir eine neue Lieblingsgeschichte und eine neue Lieblingsprotagonistin geliefert, die mich völlig verzückt hat. Gerade weil es ein Einzelband ist, wurde es schnell zu meiner aktuellen Lektüre, doch ich bin ehrlich: Ich wünsche mir definitiv mehr von Misery und Lowe und den Vampir-Werwolf Konflikten/Begegnungen.
Misery und Lowe, eine Vampirin und ein Werwolf, die so unterschiedlich sind und doch mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick erscheint. Hazelwoods erschaffene Welt voller Konflikte und Stadtgrenzen spielt sich zwar nur zwischen den Zeilen ab und wird durch Miserys persönlichen Blickwinkel stark beeinträchtigt, dafür erfährt man umso mehr darüber, wie sich diese Konflikte auf ihr Leben ausgewirkt haben und zu welcher Person sie herangewachsen ist. Lowes Geschichte offenbart sich durch Erzählungen und ist nicht weniger einnehmend, so dass man dem großen Alpha einfach nur den Pelz kraulen will.
Das Beißen nimmt eine große Rolle in diesem Buch ein und da ich nicht umsonst ein Fan von Vampirgeschichten bin, hatte ich meine große Freude daran. Auch einige sinnliche Szenen sind vorhanden, die sich toll entwickeln.
Für mich ist "Bride" eine fantastische Erfahrung gewesen und dürfte für jeden Liebhaber von Speziesübergreifenden Konflikten, Herausforderungen und Liebesbekundungen ein Lesefest sein.
LIEBLINGSZITAT
"Verbrennen dich Kreuze?", wollte sie nach ein paar Wochen des Zusammenwohnens wissen, nachdem ich vergeblich versucht hatte, sie davon zu überzeugen, dass die rote Flüßigkeit im Kühlschrank Tomatensaft war.
"Nur wenn sie richtig heiß sind."
"Aber ihr hasst doch Knoblauch, oder?"
Ich zucke die Achseln. "Wir essen allgemein nichts, also vielleicht schon?"
"Und wie viele Leute hast du getötet?"
"Keinen", erwidere ich empört. "Wie viele Leute hast du getötet?"
"Hey, ich bin ein Mensch."
"Menschen töten die ganze Zeit"
"Ja, aber nur indirekt. Indem sie Krankenversicherungen so teuer machen, dass sie sich kein normaler Mensch leisten kann, und sich stur weigern, endlich die Waffengesetze zu verschärfen. Ihr hingegen saugt den Leuten das Blut aus, um zu überleben."
Ich schnaube abfällig. "Direkt von einem Menschen zu trinken ist eklig, so was macht doch keiner."