Rezension zu "Internet of Crimes: Warum wir alle Angst vor Hackern haben sollten" von Gerald Reischl
Vor was wir nicht alles Angst haben sollten: vor Corona, dem Klimawandel, schlechter Luft, Gift in Nahrungsmitteln, bösen Viren und Bakterien, zu viel Sonne, Fake News, umherschleichenden Dieben, Trump, Putin und anderen unheimlichen Bösewichten – die Liste lässt sich noch lange fortsetzen. Nun kommen auch noch die Hacker dazu. Sie könnten in Herzschrittmacher, Autos, Flugzeuge und all das sogenannte smarte Dingsbums um uns herum eindringen und es gegen uns richten. Was soll man nur machen?
Hysterie überall. Man kann durchaus den Eindruck bekommen, der Kampf gegen die toxische Männlichkeit ist mit einer Welle an Hysterie korreliert. Oder gar kausal verbunden. Wer weiß das schon? Dieses Buch jedenfalls trägt nicht dazu bei, die schon zum Zerreißen angespannten Nerven zu beruhigen. Dabei liest es sich sehr gut und ist überaus informativ. Kramt man allerdings den letzten Rest entspannter Gelassenheit aus seinem Innersten zusammen, dann durchschaut man vielleicht den cleveren Trick, mit dem solche Bücher arbeiten: Sie verdichten Informationen und Erfahrungen auf eine Weise, wie man sie selbst nie wahrnehmen würde. Und wie sie in ihrer Häufigkeit nie vorkommen. Am Ende fühlt man sich umzingelt und sieht das Böse überall lauern.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst Opfer einer Hacker-Attacke wird, ist äußerst gering, wenn man ein paar einfache Regeln befolgt. Und man muss auch nicht alles in seinem Haushalt mit allem verbinden, was so möglich ist. Das Internet der Dinge mag zwar gut und schön sein. Oder auch sehr bequem. Aber es ist eine komplizierte Angelegenheit mit vielen Parametern. Und je mehr man davon hat, umso komplexer wird es. Und umso unübersichtlicher und anfälliger.
Mich hat eine simple Information in diesem Buch verblüfft, nämlich die durchschnittliche Anzahl von Programmierfehlern pro 1000 Zeilen Programmcode. Sie ist mit 20 bis 30 sehr hoch. Und gerade diese Fehler sind die Einfallstore für Hacker. Bei den technischen Geräten der Gegenwart geht die Anzahl der Programmierzeilen in die Millionen. 15 Millionen sind es beispielsweise beim Android-Betriebssystem. Wer solche Fehler entdeckt und kein Hacker ist, kann damit sehr reich werden. Wer es als Hacker macht, kann daraus natürlich auch Profit schlagen, aber eben auf kriminelle Weise. Was da alles möglich und was schon alles passiert ist, kann man sich mit diesem Buch zu Gemüte führen.
Insbesondere Spionage und Erpressung stehen ganz oben auf der Liste. Und sie betreffen wegen der zunehmenden Vernetzung aller möglichen Geräte, Systeme und Unternehmen wirklich die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Alles, was am weltweiten Netz hängt, ist in Gefahr irgendwann erwischt zu werden, wenn man unvorsichtig ist. Oder naiv, faul und inkompetent, was ja bekanntlich eine nicht ganz so selten vorkommende Spitzenmischung ist.
Wer gerne Kriminalromane liest, wird sich mit Sicherheit auch für dieses hervorragende Buch begeistern, zumal es von einem kompetenten Autor verfasst wurde, der darüber hinaus auch noch gut schreiben kann. Es umfasst alle Gebiete, in denen Hacker aktiv sind und bietet auf diese Weise eine umfassende Übersicht. Zum Fürchten besteht jedoch kein Grund, wenn man umsichtig und skeptisch an die neusten Errungenschaften der Technik herangeht und ein paar einfache Regeln beachtet.