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AnnetteTraks

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Cover des Buches Das Haus Kölln. Große Hoffnung (ISBN: 9783453427181)

Bewertung zu "Das Haus Kölln. Große Hoffnung" von Elke Becker

Das Haus Kölln. Große Hoffnung
AnnetteTraksvor 5 Tagen
Ich freue mich schon jetzt auf Band 3

Dieser zweite Teil der Kölln-Saga beginnt im Jahr 1912:

Es bestätigt sich, dass Peters Ehefrau Bertha ein Glücksfall für die Elmshorner Hafermühle der Familie Kölln ist: Ihre Idee, aus dem Getreide feine Haferflocken herzustellen, erweist sich als goldrichtig, denn die sind sehr begehrt und bilden eine wirtschaftliche Grundlage des Werks. Auch die Einstellung ihrer Schwiegermutter Charlotte ihr gegenüber ist durch den Erfolg deutlich positiver geworden. Lediglich Peters Gesundheit bereitet Bertha Sorgen – er scheint an einer Lungenkrankheit zu leiden.

Ihre Schwägerin Marie entwickelt technische Apparate und Maschinen, reist beruflich oft nach London und ist sehr erfolgreich. Schon lange lebt sie in Partnerschaft mit John, hat bislang aber alle seine Heiratsanträge abgelehnt – sie will ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben.

Berthas und Peters Tochter Emma wird demnächst den Lederfabrikanten Hans Knecht heiraten, und Tochter Helene stößt ihre Familie mit einer handfesten Überraschung vor den Kopf.

Sohn Peter Claus Diedrich, genannt Claus, ist fest entschlossen, Else Voormann zu ehelichen, die Kleidung entwirft und Malerin ist. Bertha hat allerdings Sorge, dass eine Künstlerin die richtige Wahl für den zukünftigen Chef des Kölln-Werks ist.

Und tatsächlich kommt es zwischen dem Paar immer wieder zu Differenzen, weil Else entschlossen ist, sich mit einer Schneiderei selbstständig zu machen. Dazu benötigt sie jedoch die Einwilligung ihres Ehemannes, der strikt gegen dieses Vorhaben ist.


Der 1. Weltkrieg stellt alle Familienmitglieder vor große Herausforderungen: Während die Männer einberufen werden, müssen die Frauen gemeinsam für ihren Unterhalt und die Existenz der Hafermühle kämpfen. Nicht alle kehren aus dem Krieg heim, andere sind schwer traumatisiert und in ihrem Wesen verändert. So auch Claus, der zu Elses Leidwesen sehr viel Zeit mit einer jungen Schneiderin verbringt. Bald muss sie eine Entscheidung treffen und findet in ihrer Schwiegermutter Bertha eine Verbündete.

Resümee:

Mit diesem Band wird die Geschichte der Elmshorner Familie Kölln und deren Hafermühle fortgesetzt. Sie startet im Jahr 1912 und reicht bis ins Jahr 1921, wobei der 1. Weltkrieg einen gravierenden Einschnitt bildet: Während die Männer an der Front kämpfen, müssen die Frauen zu Hause im wahrsten Sinne des Wortes ihren Mann stehen und für die Existenz der Familienmitglieder und des Werks hart arbeiten.

Auf beiden Ebenen gibt es immer wieder neue positive wie negative Entwicklungen.

Dies mitzuerleben, ist höchst interessant sowie ausgesprochen unterhaltsam und spannend. Denn Elke Becker versteht es, den Leser von Anfang an mitzunehmen und in den Bann der Ereignisse zu ziehen. Man fiebert so manches Mal mit den Akteuren: Werden sie im Bemühen um Erhalt und sogar Weiterentwicklung der Firma, in Bezug auf ihre individuellen beruflichen Ziele und privaten Sehnsüchte Erfolg haben?

Alles ist so anschaulich beschrieben, dass man jede einzelne Szene wie einen Film vor seinem inneren Auge ablaufen sieht und sich somit direkt in die Handlung der damaligen Zeit hineinversetzt fühlt.

Dabei hat sie eine „kreative Art der Geschichtenerzählung“ (siehe Nachwort) angewandt. Das bedeutet, dass zwar die meisten Protagonisten und Lokalitäten real existierten, sie von Biografie und Historie aber zum Teil bewusst abgewichen ist oder kreativ Lücken füllen musste, wenn es über Personen keine (zuverlässigen Quellen) gibt und es galt, belegte Eckdaten miteinander zu verknüpfen.

Auch in diesem Band geht es der Autorin u.a. wieder darum, mutige Frauen zu gestalten, die in schweren Zeiten die Stellung halten, anpacken und ihre Energien bündeln, um für die Existenz hart zu arbeiten; die sich auch gegen die männliche Dominanz auflehnen und entgegen den traditionellen Rollen ihren eigenen Weg gehen und für ihre Ziele kämpften.

Fazit: Ich freue mich auf Band 3, der im Juli erscheint.


 

Cover des Buches DeichSühne (ISBN: 9783839205709)

Bewertung zu "DeichSühne" von Andreas Schmidt

DeichSühne
AnnetteTraksvor 14 Tagen
Viel Luft nach oben!

Kristin Voss ist mit einem Umzugs-Transporter vom ostfriesischen Leer in den hohen Norden nach Flensburg unterwegs, wo sie am Morgen ihre neue Stelle im Kriminalkommissariat K1 antreten wird. Kurz vor Mitternacht hat sie ihr Ziel fast erreicht, als sie im immer dichter werdenden Nebel auf einer Landstraße plötzlich ein am Straßenrand stehendes Auto erkennt. Obwohl weder die Warnblinkanlage eingeschaltet noch ein Warndreieck aufgestellt ist, denkt sie an eine Panne, hält an und geht zu dem PKW, dessen Motor noch läuft. Hat der Fahrer vielleicht einen Herzanfall erlitten und braucht Hilfe?

Doch es ist niemand zu sehen. Stattdessen bemerkt Kristin Voss auf der Beifahrerseite eine Handtasche und deren Inhalt, allerdings fehlen Handy und Geldbörse. Auf dem Fahrersitz erkennt sie einen großen Blutfleck, und auch auf dem Boden befindet sich Blut. Alles sieht nach einem brutalen Überfall auf eine Frau aus.

Ohne zu zögern ruft sie ihren neuen Chef, den Ersten Kriminalkommissar Jens Beck, an … und steckt sogleich früher als gedacht in ihrer ersten Ermittlung an der Flensburger Dienststelle.

Schnell weiß man, dass Maike Adamo die Halterin des PKWs ist. Ihre Leiche wird am Morgen übel zugerichtet im Wikinger Museum Haithabu bei Schleswig gefunden.

Als spät in der Nacht eine weitere Frau auf der Seebrücke in Eckernförde ermordet wird, vermutet Kristin Voss im Gegensatz zu ihren Kollegen einen Zusammenhang, ja sogar den gleichen Täter.

Die Ermittlungen gestalten sich anfangs jedoch schwierig, da diese zweite Tat in die Zuständigkeit der Polizeizentralstation Eckernförde fällt. Obwohl sich der leitende Kommissar schließlich kooperativ zeigt, ist der Mörder nicht zu fassen … bis ein drittes Opfer zu beklagen ist, und Kristin Voss ihre Kollegen endlich von der Theorie eines Serienkillers überzeugen kann.

Resümee: 

Dieser erste Förde-Krimi mit der neuen Kommissarin Kristin Voss ist leidlich spannend. „Leidlich“ deshalb, weil ihre schnell geäußerte Serienmörder-Theorie mir anfangs „aus dem Hut gezaubert“ erschien. Ich wurde nicht so an sie herangeführt, dass die Argumente für mich überzeugend waren. Es kam mir eher so vor, als ob der Autor sein Konzept, den Täter einen Serienkiller sein zu lassen, möglichst rasch thematisieren wollte, ohne jedoch den Leser „mitzunehmen“. Auch Kristins Kollegen halten ihre Vermutung für absurd, was möglicherweise in Bezug auf den weiteren Handlungsverlauf Spannung erzeugen soll. Das tut es aber nicht, wenn ich als Leser eine Hypothese rational nicht nachvollziehen kann, stattdessen das Bauchgefühl einer Kommissarin als Grundlage für eigene Überlegungen nehmen soll.

Dennoch kann man viel miträtseln, um wen es sich bei dem Frauenmörder handelt und welches sein Motiv ist – Vermutungen tun sich einige auf, und erst am Schluss gibt es nach etlichen falschen Spuren und Wendungen eine glaubhafte Lösung.

Letztlich hatte „die Neue“ mit ihrer These absolut recht, denn sie führte zum Täter – mit einer höchst interessanten Schilderung der Tatvorbereitung, -werkzeuge und -durchführung.

Genervt haben mich inhaltliche Wiederholungen: Kristin Voss erwähnt immer wieder, dass sie ihren geliehenen Umzugs-Transporter dringend zurückgeben muss, weil sie jeder weitere Tag Geld koste. Ja, meine Güte, dann soll sie es zwischendurch oder abends doch mal machen, wenn es so wichtig ist, und lieber z.B. das Einrichten der Wohnung vertagen. Allerdings hätte dann der Autor von seinem vorgefassten Konzept abweichen und den Schluss anders schreiben müssen.

Die vielen Ausdruckswiederholungen und die immer gleichen Satzbausteine signalisieren, dass sprachlich noch viel Luft nach oben ist – ich empfehle die Nutzung des Synonym-Wörterbuchs.

Last but not least: Wenn schon der Autor den Überblick über die Namen seiner Protagonisten verliert, sollte doch zumindest ein Lektorat korrigierend eingreifen! Birthe Jensens Mann heißt wahlweise mal Martin, mal Thomas, Staatsanwalt Sievers wird schon mal in Siebert umgetauft, der Familienname eines Opfers und dessen Ehemannes variiert zwischen Borders und Broders.


  

Cover des Buches Das Darmstädter Mörderliebchen (ISBN: 9783839205679)

Bewertung zu "Das Darmstädter Mörderliebchen" von Ella Theiss

Das Darmstädter Mörderliebchen
AnnetteTraksvor 23 Tagen
Ein spannender historischer Roman vor dem Hintergrund der Deutschen Revolution 1848 / 1849

Im Juni des Jahres 1847 stirbt bei einem Brand Gräfin Emilie von Görlitz in ihren Gemächern. Sie ist die Gattin des Grafen Friedrich Wilhelm von Görlitz - hochdekorierter Geheimrat und Zeremonienmeister des Großherzogs von Hessen-Darmstadt. Bereits zweimal sei sie bei brennender Kerze eingeschlafen, erzählt man sich, jedoch sei es immer bei einem kleinen Zimmerbrand geblieben, der schnell gelöscht werden konnte.

Diesmal jedoch ist ihre Tür verschlossen und die Gräfin antwortet nicht. Handelt es sich wieder um einen tragischen Unfall, gar einen Fall von Selbstentzündung? Oder hat sie sich etwa eingeschlossen, weil sie Suizid begehen wollte? Mit ihrer Ehe soll es schließlich nicht zum Besten stehen, wie man hört. Ist sie eventuell gar nicht in ihrem Zimmer?

Man bricht schließlich die Tür auf und entdeckt die an Kopf, Brust und Ober-armen verkohlte Leiche der Gräfin.

Für den untröstlichen Gatten scheint es sich zweifellos um einen Selbstmord zu handeln; aufmerksamen Beobachtern allerdings kommt einiges an seinem Verhalten suspekt vor.

Der Fall der verstorbenen Gräfin erregt in der Darmstädter Gesellschaft Aufsehen und wird diskutiert.

Schließlich verhaftet man den Kammerdiener Johann Stauf wegen des Mordes an Emilie von Görlitz. Ein Verbrechen aus Habgier also? Seine Verlobte Christina ist fest von seiner Unschuld überzeugt – erfährt als „Mörderliebchen“ aber die Verachtung vieler Mitmenschen.

Während Johann auf seinen Prozess wartet, schließt sie sich einer Gruppe um Luise Büchner an, die für die Rechte von Frauen und deren Selbstständigkeit eintritt.

Als im Frühjahr 1848 die Revolution ausbricht, hofft Christina, dass ein gesellschaftlicher Umsturz sich positiv für ihren Verlobten auswirkt, und schließt sich den Radikaldemokraten an.

Vom Tod der Gräfin bis zum Beginn der Gerichtsverhandlung sollen gut 2 Jahre vergehen.

Resümee:

Die Romanhandlung basiert auf einem wahren Mordfall, der sich 1847 im Vorfeld der Deutschen Revolution (1848 / 1849) in Darmstadt ereignete und großes gesellschaftliches Interesse erzeugte:

Gräfin Emilie von Görlitz stirbt bei einem Brand in ihren Gemächern. In der Folge wird der Kammerdiener Johann Stauf des Mordes beschuldigt und inhaftiert. Ihm droht die Todesstrafe. Doch aufmerksame Beobachter hegen Zweifel an seiner Täterschaft, sie haben den Gatten in Verdacht, einige schließen sogar einen Suizid nicht aus.

Auch Johanns Verlobte Christina Born – sie existierte wie er ebenfalls real - glaubt fest an seine Unschuld. Beide haben eine gemeinsame Tochter, die bei Christinas Eltern wohnt. Ist ein uneheliches Kind zu damaliger Zeit an sich schon ein Skandal, so wird sie jetzt endgültig von der Gesellschaft verachtet und als „Mörderliebchen“ beschimpft.

Sie ist eine rebellische junge Frau, die für die Rechte und Unabhängigkeit des weiblichen Geschlechts kämpft – ebenso wie Georg Büchners Schwester Luise (1821- 1877). 1848 schließt sich Christina der Revolution an, deren Ziel außer der Abschaffung der Nationalstaaten auch eine Veränderung der dynastischen Strukturen und sozialen Ordnung ist. Dabei hofft sie auch, dass die gesellschaftliche und politische Neuordnung Johanns Freilassung herbeiführt.

Doch Johann muss mehr als 2 Jahre auf seinen Prozess warten. Er wird schließlich des Mordes an der Gräfin, des Raubes und Diebstahls, der Brandstiftung und des versuchten Mordes am Grafen angeklagt. Eindeutige Beweise fehlen jedoch, und so gilt das Verfahren als einer der ersten deutschen Indizienprozesse, in dessen Verlauf mehr als 100 Zeugen sowie Gutachter gehört werden, u. a. auch der Chemiker und Universitätsprofessor Justus von Liebig. Zu klären ist dabei vorrangig die Frage, ob es sich beim Tod der Gräfin um einen Unfall, Suizid oder Mord gehandelt hat.

Eine weitere Hauptfigur in diesem Roman ist der Doppelagent Peter Emig - einer der wenigen frei erfundenen Charaktere -, den wir bereits aus „Darmstädter Nachtgesänge“ kennen. Er gibt sich als Revolutionär aus, und wirkt dabei mit seiner Struwwelpeter-Mähne und seinem wilden Bart authentisch, denn diese sind das Erkennungsmerkmal der Radikal-Demokraten und Sozialisten.

Der „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1844 ist übrigens eine wohlmeinende Persiflage auf diese Revolutionäre.

Neben Peter Emig und der Familie Büchner tauchen in diesem aktuellen Roman noch weitere bereits aus „Darmstädter Nachtgesänge“ bekannte Akteure auf, die von der Autorin weiterentwickelt worden sind. Dennoch ist „Das Darmstädter Mörderliebchen“ nicht als eine Fortsetzung zu betrachten: Es liegen zwölf Jahre zwischen den Handlungen, Georg Büchner – um den sich im Wesentlichen der 1. Fall drehte - ist bereits 1837 im Alter von 23 Jahren gestorben, und die Protagonisten sind andere.

Ella Theiss hat ein enormes Quellenstudium betrieben, von denen ein paar Highlights in dem spannenden Roman abgedruckt sind und ein interessantes Zeitzeugnis liefern.

Fazit: ein spannender historischer Kriminalroman vor dem Hintergrund der Deutschen Revolution 1848 / 1849


 

Cover des Buches Strandversprechen (ISBN: 9783734112256)

Bewertung zu "Strandversprechen" von Svenja Lassen

Strandversprechen
AnnetteTraksvor einem Monat
Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman

Grafikdesignerin Mia ist mit ihrer Tätigkeit in der Marketing-Abteilung einer Göttinger Agentur nicht zufrieden. Da kommt ihr ein Urlaub an der Ostsee gerade recht: Ihre beste Freundin Hanna, die sie schon seit Kindertagen kennt, heiratet nämlich in Glücksburg an der Flensburger Förde, und Mia ist ihre Trauzeugin. Um sich ein wenig zu akklimatisieren, wird sie schon ein paar Tage vor dem großen Ereignis anreisen.

So sehr Mia sich auf das Wiedersehen und die Hochzeit freut, so sehr steht es ihr auch bevor, denn auch ihr Ex-Partner Julius, ein Weggefährte des Bräutigams, ist mit seiner neuen Freundin eingeladen. Die Trennung erfolgte vor einem Dreivierteljahr unter sehr unschönen Umständen und macht Mia immer noch zu schaffen.

Kurz vor ihrem Aufbruch ruft Hanna sie an und bittet, ihren älteren Bruder Jonas mitzunehmen, der nach langen Auslandsaufenthalten gerade erst wieder nach Göttingen gezogen ist und noch kein eigenes Auto besitzt. Als Teenie hatte Mia für ihn geschwärmt, und die Erinnerung an einen Beinahe-Kuss-Moment ist ihr immer noch höchst peinlich. Aber für die Freundin springt sie über ihren Schatten … und muss feststellen, dass Jonas inzwischen ein sehr attraktiver Mann geworden ist.

Bei dieser Konstellation sind einige äußere und innere Konflikte vorprogrammiert.

Resümee: 

Standen im 1. Band der Küstenliebe-Reihe („Muschelträume“) Nora und Bent im Mittelpunkt, im 2. („Sonnenküsse“) Aline und Tom, und im 3. („Seesterntage“) dann Lara und Hendrik, so ist nun Mia die Protagonistin, die ihrem Ex-Freund Julius und ihrer Teenie-Liebe Jonas wiederbegegnet.

Da auch die Protagonisten aus den Vorgänger-Romanen wieder auftauchen, bedeutet dies für den Leser ein Wiedersehen mit alten Bekannten und ein Eintauchen in die bereits vertraute Umgebung um Flensburg und Glücksburg herum.

Daher kann man dieses Buch zwar problemlos auch unabhängig von den anderen der Reihe lesen, hat jedoch mehr von der Lektüre, wenn man die einzelnen Personen und ihre Beziehungen zueinander bereits kennt und deren Entwicklung mitverfolgt hat.

Auch dieser Roman ist wieder spannend: Mias und Julius' Trennung vor einem Dreivierteljahr erfolgte unter sehr unschönen Umständen, und sie hat sie immer noch nicht ganz verarbeitet. Nun werden sie sich bei Hannas und Chris' Hochzeit also wiedersehen – und ihr Ex bringt seine neue Freundin mit, während Mia nach wie vor Single ist.

Auch die Begegnung mit Hannas 2 Jahre älterem Bruder Jonas steht ihr bevor: Als Teenie war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt, und ein Beinahe-Kuss-Moment ist ihr immer noch hochnotpeinlich. Wie wird sich ihr Zusammentreffen gestalten?

Es gibt viele Wendungen … mal in die eine, mal in die andere Richtung, sodass nicht nur Mia, sondern auch der Leser ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Allerdings gibt es meiner Meinung nach im Laufe der Handlung zu viele Variationen ein und derselben Szenen, wenn es um die Begegnungen Mias mit Julius, seiner neuen Freundin und mit Jonas geht. Das nicht enden wollende Hin und Her nervt auf Dauer – und offensichtlich nicht nur mich, sondern auch die Freundinnen der jungen Frau, die ihr mehrmals gutgemeinter Weise ins Gewissen reden.

Auch hier geht es wieder um Liebe, Freundschaft, Akzeptanz, Stabilität von Beziehungen sowie um den Mut, loszulassen, um sich auf Neues einlassen zu können.

Fazit: mit geringen Abstrichen wieder ein unterhaltsamer Wohlfühlroman


 

Cover des Buches Faule Fische fängt man nicht (ISBN: 9783499011665)

Bewertung zu "Faule Fische fängt man nicht" von Christiane Franke

Faule Fische fängt man nicht
AnnetteTraksvor einem Monat
Ein spannendes Wiedersehen mit alten Bekannten

Auf dem Steffens-Hof in Neuharlingersiel findet unter Leitung des Hannoveraner Künstlers Conrad ein Mal-Workshop statt - mit Übernachtung und Verpflegung; viel Arbeit also für Mudder Steffens. Neun Teilnehmer sind angemeldet, darunter auch Rosa und Knöllchen-Karin, die aber kein Zimmer brauchen, weil sie quasi nebenan wohnen. 

Jeder sollte zum Einstieg ein Bild mitbringen, das er besonders mag. Karin präsentiert ein gerahmtes Gemälde, das seit ewigen Zeiten in der Küche ihrer Oma hängt und einem Werk Van Goghs auffallend ähnlich sieht. Und so extrem sorgsam wie Kursleiter Conrad gerade dieses Objekt behandelt, könnte man meinen, er hält es tatsächlich für echt. Karin kann darüber nur lachen, denn schließlich waren ihre Großeltern beileibe keine Kunstkenner, und ihre Oma – der Opa ist schon gestorben - besitzt garantiert keinen original Van Gogh.

Am nächsten Tag bekommt Polizist Rudi einen Anruf von der Leitstelle: Ein Mann hat seine Frau tot im Sessel gefunden. Rudi kennt die genannte Adresse nur zu gut - es ist die von Karin! Der Arzt nimmt Herzversagen als Todesursache an, doch Rudi entgeht nicht die kleine Einstichstelle am linken Oberarm der Toten und ordnet eine Obduktion an.

Und tatsächlich: Knöllchen-Karin, die sich viele Feinde im Ort gemacht hatte, ist ermordet worden.

Dass kurz darauf auch Kursleiter Conrad plötzlich und unerwartet stirbt, kann nun aber wirklich kein Zufall sein! Dem muss auf den Grund gegangen werden – und das tun Rosa, Rudi und Henner.

Resümee: 

Dies ist nun schon der 11. Fall, den Rosa, Rudi und Henner gemeinsam lösen. Zwar nervt Rosa die beiden Männer gelegentlich, die gerne auch mal nur unter sich wären, aber letztlich sind die drei dicke Freunde und ermittlungstechnisch ein unschlagbares Trio. Spürnase Rosa reißt Polizist Rudi und Postbote Henner mit ihrem Elan mit und gerät zum Schluss auch diesmal wieder in Gefahr, als sie dem Täter sehr nahe kommt.

Apropos Täter: Auf ihn als Mörder deutet nichts hin, er wird mir am Schluss samt Motiv zu zusammenhanglos präsentiert. Man hat vorher keine Chance, ihn als Verdächtigen in die Spekulationen mit einzubeziehen. Obwohl: Isoliert gesehen, ist die Erklärung schon logisch.

Die gesamte Handlung ist wie gewohnt spannend mit vielen Überraschungen und Wendungen, und der Leser kann miträtseln, ob und wie die Todesfälle von Karin und Conrad zusammenhängen. Als es eine weitere Leiche gibt, scheint die Lösung klar, doch dann … siehe oben.

Mit den Protagonisten begegnet man wieder alten, lieb gewordenen Bekannten, die der Stammleser mittlerweile so gut kennt, dass ich manchmal schon ahnte, was jemand in einer bestimmten Situation denken, gleich sagen bzw. tun würde. Es ist wirklich eine tolle Leistung des Autorenduos, diese Authentizität über 11 Bände durchzuhalten.

Und auf dem Steffens-Hof, dem Treffpunkt der Großfamilie, zu der auch Rudi und mittlerweile Rosa gehören, fühlt man sich einfach nur wohl. Dazu tragen natürlich auch Mudders Koch- und Backkünste bei – die Rezepte gibt es wieder im Anhang des Buches.

Fazit: Am Ende gibt es eine Vorausdeutung – Band 12 scheint einiges an Konfliktpotenzial zu bergen


 

Cover des Buches Sie sagt. Er sagt. (ISBN: 9783442774661)

Bewertung zu "Sie sagt. Er sagt." von Ferdinand von Schirach

Sie sagt. Er sagt.
AnnetteTraksvor 2 Monaten
Das Stück regt zum stillen Nachdenken und Diskutieren an.

Katharina Schlüter (48), bekannt als engagierte und renommierte Fernsehjournalistin, steht als Klägerin vor einem Berliner Landgericht. Sie bezichtigt ihren ehemaligen Geliebten, Dr. Christian Thiede (59), zur Zeit der Tat Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns, der Vergewaltigung.

Beide lernen sich im Rahmen einer von Katharina Schlüter moderierten TV-Sendung kennen, an der Thiede als Gast teilnimmt. Ca. einen Monat danach nimmt sie seine Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen an, verliebt sich in ihn, und beide beginnen eine 4 Jahre dauernde Affäre, die laut ihrer Aussage immer inniger wird. Ihre nahezu wöchentlichen Zusammenkünfte finden stets in Hotels statt.

Da beide verheiratet sind und Kinder haben, müssen sie ihre Familien laufend belügen. Diese Situation wird für sie zwar immer belastender, sie haben aber nicht den Mut, ihre Ehepartner zu verlassen.

Nach einem wie immer intensiven Beisammensein beenden sie daher ihre Affäre: einvernehmlich, wie Katharina Schlüter sagt, auf seine Initiative hin, wie Christian Thiede später zu Protokoll geben wird.

Obwohl sie sehr unter der Trennung leidet, haben Schlüter und Thiede keinerlei Kontakt mehr, bis es nach 4 Monaten zu einem zufälligen Treffen auf der Straße kommt. Sie geht mit Thiede in seine Wohnung, die alte Anziehung ist sofort wieder da, es kommt zu zunächst einvernehmlichem Geschlechts-verkehr, bei dem sie aktiv mitmacht. Erst nachdem er bereits in sie eingedrungen ist, wird ihr, laut Aussage klar, dass es falsch sei, dass sie nicht noch einmal unter einer erneuten Trennung von ihm so leiden wolle. Sie fordert ihn mehrmals vergeblich auf, aufzuhören, aber erst im Moment der Ejakulation gelingt es ihr, ihn von sich zu stoßen.

Drei Tage später zeigt sie Thiede wegen Vergewaltigung bei der Polizei an.

Während des gesamten Prozesses schweigt Christian Thiede; ganz am Schluss jedoch entschließt er sich überraschend zu einer Aussage, in der er vor allem den Sex in seiner Wohnung komplett anders schildert.

Und auch von seiner Noch-Ehefrau, mit der er in Scheidung lebt, gibt es eine unerwartete Aussage.

Ergo: Das Gericht muss erneut in die Beweisaufnahme gehen - es ist wieder alles offen.

Resümee:

Ferdinand von Schirach ist Autor und Jurist, der u.a. als Strafverteidiger in den Berliner Mauerschützenprozessen bekannt geworden ist. Dieses ist sein 4. Theaterstück, das sich unter dem Aspekt der Urteilsfindung mit dem Thema Vergewaltigung auseinandersetzt. Bei Gericht steht dabei oft Aussage gegen Aussage, und nur die Beteiligten wissen, was wirklich geschehen ist.

In diesem Theaterstück herrscht folgende Situation:

Sie (Katharina Schlüter) sagt: Christian Thiede hat mich vergewaltigt.

Er (Christian Thiede) sagt: bis zum Ende des Prozesses nichts, entschließt sich aber dann spontan zu einer Aussage, die von der seiner Ex-Geliebten extrem abweicht.

Basis für die Urteilsfindung an diesem Strafprozesstag ist also die Aussage des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers Katharina Schlüter, in der es zunächst um Beginn, Verlauf und Ende der Beziehung zu dem Angeklagten Christian Thiede geht. Es folgt dann ihre Schilderung der Ereignisse in seiner Wohnung 4 Monate später nach einem zufälligen Treffen, in deren Folge sie ihn nach 3 Tagen wegen Vergewaltigung anzeigt.

Dabei wirft die Aussage des mutmaßlichen Opfers viele Fragen auf, vor allem folgende:

. Handelt es sich im rechtlichen Sinne um eine Vergewaltigung? Das heißt, ist der zunächst absolut einvernehmliche Geschlechtsverkehr in eine Vergewaltigung übergegangen, als Thiede kurz vor der Ejakulation, als sein Penis bereits in ihr war, das mehrmalige Nein seiner bis dahin aktiv beteiligten Ex-Geliebten ignorierte? Die Klägerin gibt selbst zu Protokoll, den Sex anfangs gewollt zu haben, sich daher nicht sicher zu sein, ob sie nicht auch schuld habe, ob es falsch war, mit ihm ins Bett zu gehen, wo dann bei ihr plötzlich „ein Schalter umgelegt“ wurde.

. Welches ist also das Motiv für ihre Anzeige des Mannes, mit dem sie 4 Jahre lang eine angeblich innige Beziehung hatte, zu dem sie bei dem zufälligen Treffen 4 Monate nach deren Ende sofort wieder die alte Anziehung gespürt hat? Späte Rache wegen verletzter Gefühle, weil die Trennung entgegen ihrer Behauptung doch nicht einvernehmlich war, wie Thiede später aussagt? Kaum vorstellbar, zumal der versierten TV-Journalistin bewusst war, dass sie sich dadurch privat, beruflich und durch öffentliche Schmutzkampagnen erheblichen Schaden zufügen würde. Ergänzend bestätigt ihre engste Freundin, dass Rachegelüste der Klägerin völlig wesensfremd seien, sie sogar lange mit sich gerungen habe, den Ex-Geliebten anzuzeigen. Sie gibt als Motiv an, dass sie sich in dem Moment nicht mehr ganz, nicht mehr als jemand, der über seinen Körper bestimmen kann, also benutzt gefühlt habe.

. Hat sich Christian Thiede also etwas genommen, was ihm nicht zustand? Aber war Sex nicht 4 Jahre lang das dominierende Merkmal ihrer Affäre? Ein gemeinsames Leben fand nur in beider Phantasie statt.

. Warum schweigt der mutmaßliche Vergewaltiger so beharrlich während des Prozesses, wenn sich die Ereignisse in seiner Wohnung angeblich ganz anders zugetragen haben, es demnach zweifelsfrei keine Vergewaltigung gab? Das heißt, warum lässt er unter dieser Voraussetzung zu, dass er als Täter verurteilt wird?

. Wie aber kommen auf Grundlage seiner Schilderung dann seine Sperma-spuren auf das Kleid, das Katharina Schlüter am Tag der Tat getragen hat? War die Kleiderauswahl Zufall, die Spuren alt? Die dazu gehörte Rechtsmedizinerin sagt, dass das Alter von Sperma auf der Kleidung nicht bestimmt werden kann. Aber letztlich ist es auch nur ein Beweis dafür, dass Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, nicht aber für eine Vergewaltigung. Meiner Meinung nach wird daher über die Maßen viel Gewicht auf dieses Beweisstück gelegt.

Das Theaterstück greift weiterhin folgende Probleme auf, mit denen das Gericht gerade in einem Vergewaltigungsprozess oft konfrontiert ist:

. Kann es bei Vergewaltigungen eine zweifelsfreie Beweislage, eine lücken-lose Wahrheitsfindung geben? Kaum, denn in der Regel gibt es dafür keine Zeugen, sodass nur die Beteiligten wissen, was sich wirklich zugetragen hat.

. Muss also bei der Urteilsfindung der Grundsatz „in dubio pro reo“ (im Zweifel für den Angeklagten) angewendet werden? Das heißt ist der Angeklagte freizusprechen, wenn Aussage gegen Aussage steht, kein Geständnis vorliegt? Der Jurist von Schirach sagt, es gibt keine Regel, dass dies geschehen muss. Denn wenn eine genaueste Prüfung aller Aussagen des Opfers und deren Bewertung unter verschiedenen Aspekten erfolgt sei und diese glaubhaft sind, dann steht einer Verurteilung nichts im Wege.

. Die Öffentlichkeit, v.a. auch die sogenannten Informations- und sozialen Medien, wirken oft im Vorfeld eines Prozesses meinungsbildend in Bezug auf die Schuldfrage. Dabei kommt es durch vorgefasste Meinungen, Sympathien / Antipathien, (Rollen-)Klischees usw. zu Vorverurteilungen, obwohl die Informationen aus dritter Hand stammen.

. Hängt die Urteilsfindung auch von Sympathien / Antipathien der Jurist(-innen) für mutmaßliches Opfer und Täter ab, nicht zuletzt auch von ihrer eigenen Geschlechterrolle? Können sie immer vorurteilsfrei Recht sprechen oder lassen sie sich auch von Klischees und Statistiken leiten?  Heißt: Kann es ein objektives Urteil geben? Die Ausführungen der psycho-logischen Sachverständigen in diesem Theaterstück und die Plädoyers des Verteidigers und der Verteidigerin geben einen Einblick in die Problematik.

Fazit: Das Stück regt sowohl zum stillen Nachdenken als auch zum Diskutieren an – Letzteres idealerweise mit Personen gleichen sowie anderen Geschlechts. Dabei wird die Problematik in ihrer gesamten Komplexität und mit ihren zahlreichen Facetten deutlich.


 

Cover des Buches Mörderfinder - Stimme der Angst: Max Bischoff 4 (ISBN: B0CQT8DQPM)

Bewertung zu "Mörderfinder - Stimme der Angst: Max Bischoff 4" von Arno Strobel

Mörderfinder - Stimme der Angst: Max Bischoff 4
AnnetteTraksvor 2 Monaten
Wieder ein spannender Strobel-Thriller!

Als Max Bischoff vom Tod seines geschätzten Mentors, Fallanalytiker Professor Bormann, erfährt, ist es für ihn selbstverständlich, zu seiner Beerdigung zu gehen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Er kennt kaum einen der anderen Anwesenden, doch plötzlich sieht er eine etwa 30-jährige Frau, die seiner großen Liebe Jenny, die vor 5 Jahren auf tragische Weise gestorben ist, zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Frau guckt immer wieder zu ihm hin, als würde er ihr bekannt vorkommen.

Max glaubt zunächst, dass die Situation am Grab ihn möglicherweise so getriggert hat, dass die Erinnerung an die dramatischen Ereignisse vor 5 Jahren wieder mit Macht über ihn hereinbricht. Damals ist Jenny brutal ermordet worden, und während die Bilder vor seinem inneren Auge vorbeiziehen, fühlt er wieder eine große Schuld.

Als sich die Beerdigungsgesellschaft auflöst, spricht er die Fremde an, die wenig überrascht zu sein scheint und sich mit Dominique Klauber vorstellt.Sie meint zwar, dass auch Max ihr bekannt vorkomme, jedoch können sie keine wie auch immer geartete Beziehung zueinander feststellen. Dennoch gehen sie noch zusammen in ein Café und tauschen sich aus, bis Dominique plötzlich nervös wird und hektisch aufbricht.

Kurz darauf wird eine Max nahestehende Person schwerst verletzt gefunden, eine andere verschwindet spurlos. Hat es erneut jemand darauf abgesehen, Max die Menschen zu nehmen, die ihm viel bedeuten?

Spielt Dominique, das Ebenbild von Jenny, eine Rolle bei den aktuellen Ereignissen? War ihre Begegnung bei der Beerdigung doch nicht zufällig?  

Resümee:

Dieser 4. „Mörderfinder“- Fall ist von Anfang bis Ende ein spannender Pageturner. Man fragt sich, ob das Zusammentreffen von Max Bischoff und Dominique Klauber auf der Beerdigung wirklich zufällig geschieht. Wer ist diese Frau, die seiner verstorbenen großen Liebe Jennifer wie ein Ei dem anderen gleicht – sowohl im Aussehen als auch in Bewegungen, Gestik und anderen Eigenheiten?

Die Begegnung wühlt Max auf, lässt die dramatischen, 5 Jahre zurückliegenden Ereignisse wieder mit Vehemenz lebendig werden. Noch immer gibt er sich die Schuld an Jennys Tod und hatte sich schon damals geschworen, dass nie wieder ein Mensch seinetwegen sterben soll.

Doch genau das scheint jetzt jemand zu beabsichtigen: Kurz nach der ominösen Begegnung mit Dominique auf dem Friedhof wird eine Person aus seinem direkten Umfeld schwerst verletzt aufgefunden, ein anderer ihm sehr nahe stehender Mensch verschwindet spurlos. Ist auch seine Schwester Kirsten in Gefahr?

Welches Motiv hat offensichtlich jemand, ihm dies anzutun? Und ist Dominique möglicherweise in die Ereignisse verwickelt? Wo ist der Bezug zu Jenny? Zwischendurch glaubte ich mal, die Zusammenhänge vage zu erahnen, … lag aber komplett falsch. Erst am Schluss entrang sich mir ein: „Oh nein, das darf nicht wahr sein“, das mich die Luft anhalten ließ … und die schlimmsten Vermutungen wurden wahr.

Fallanalytiker Max Bischoff setzt alles daran, die verschwundene Person zu finden, Licht in die Ereignisse zu bringen, und noch Schlimmeres zu verhindern. Unterstützt wird er wieder von dem Psychologen Marvin Wagner, den wir bereits aus Band 2 und 3 kennen. Dieser entspricht in Bezug auf sein Aussehen und seine Art ganz und gar nicht dem gängigen Bild eines Wissenschaftlers, und die Dialoge mit ihm lassen einen oft schmunzeln. Er ist in jeder Hinsicht eine echte Bereicherung.

Ich habe zufälligerweise gerade den allerersten Fall von Max Bischoff gelesen („Im Kopf des Mörders, Tiefe Narbe“ von 2017), der noch nicht im Rahmen der „Mörderfinder“-Reihe erschienen war. Er hat die 5 Jahre zurückliegenden Ereignisse und den Tod von Jenny zum Inhalt. Insofern knüpfte dieses Buch nahtlos daran an, jedoch ist es auch ohne dieses Wissen absolut verständlich, da Arno Strobel die Zusammenhänge im Rahmen der Handlung erklärt, sofern erforderlich.

Fazit: wieder ein spannender Strobel-Thriller


 

Cover des Buches Grenzfall – In den Tiefen der Schuld (ISBN: 9783596708192)

Bewertung zu "Grenzfall – In den Tiefen der Schuld" von Anna Schneider

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
AnnetteTraksvor 2 Monaten
Ein neuer, spannender Grenzfall

Chefinspektor Bernhard Krammer vom LKA Tirol ist in großer Sorge: In den letzten Tagen gab es zwei Anschläge auf seine Kollegin Roza Szabo, die sie glücklicherweise unbeschadet überstanden hat. Am gestrigen Abend jedoch hat sie die Dienststelle Hals über Kopf verlassen und ist seit-dem spurlos verschwunden. Krammer begibt sich zu ihrer Innsbrucker Adresse, in der Hoffnung, sie dort anzutreffen. Doch als er Roza Szabos Wohnung betritt, ist er geschockt: 

Ein penetranter süßlicher Geruch steigt ihm in die Nase, und im Wohnzimmer liegt eine männliche Leiche. Das Gesicht ist mit einer Tauchermaske bedeckt, auf deren Visier mit Lippenstift eine Botschaft geschrieben ist. Der Kopf des mit einem dunklen Anzug bekleideten Toten liegt auf einem pinkfarbenen Kissen; um seinen Körper herum sind weiße Lilien angeordnet.

Von seiner Kollegin jedoch fehlt jede Spur.

Krammer ist ratlos und hat keine Idee, was das Arrangement zu bedeuten hat. Was ist geschehen, das sie veranlasst hat, überstürzt ihr Büro zu verlassen, ohne den Mantel, ihre Tasche, ihr Handy und Ausweispapiere mitzunehmen und die Kollegen zu informieren? Vor wem ist sie geflüchtet? Wo hält sie sich auf?

Als Oberkommissarin Alexa Jahn von der oberbayerischen Polizeistation Weilheim erfährt, dass Bernhard Krammers Mitarbeiterin spurlos verschwunden ist, begibt sie sich zusammen mit ihrem Kollegen Florian Huber sofort zwecks Unterstützung nach Innsbruck.

Doch wo sollen sie mit den Ermittlungen beginnen? Ohne ihr Handy ist die Vermisste nicht zu orten und ihr Auto befindet sich in der Werkstatt. Immerhin finden sie heraus, dass Roza Szabo zuletzt am Walchensee gesehen worden ist … dort verliert sich jedoch ihre Spur.

Allen wird immer klarer, dass es bei der Suche um Leben und Tod geht.

Resümee:

In dem Fall um Bernhard Krammers verschwundene Kollegin Roza Szabo arbeiten der Chefinspektor vom LKA Tirol und seine Tochter, Oberkommissarin Alexa Jahn von der oberbayerischen Polizeistation Weil-heim, wieder zusammen. Mit von der Partie ist auch ihr Kollege Florian Huber.

Es stellen sich für die Ermittler wie für den Leser viele Fragen zum Ver-schwinden von Roza Szabo: Warum hat sie die Dienststelle fluchtartig ohne ihre persönlichen Sachen und ohne jemandem Bescheid zu sagen verlassen? Hat sie einen erneuten Anschlag auf ihr Leben befürchtet? Stecken berufliche oder private Motive dahinter? Wo gibt es irgendeinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort?

Und nicht zuletzt: Wer ist der Tote in Rozas Wohnung? Hat sie ihn getötet? Was hat das Arrangement um die Leiche herum zu bedeuten?

Die Maske auf deren Gesicht führt die Kommissare an den Walchensee, wo die Gesuchte kürzlich im Streit mit einem Bootsbesitzer gesehen worden ist. Doch die Spur verliert sich dort.

Nach und nach gibt es winzige Hinweise, durch die klar wird, dass jemand Roza Szabo jagt und ihr nach dem Leben trachtet. Doch um wen handelt es sich? Will sich jemand rächen, mit dem sie in einem alten Fall zu tun hatte? Liegen die Motive in ihrer beruflichen oder privaten Vergangenheit?

Je mehr Einzelheiten die Ermittler herausfinden, desto größer wird die Spannung und desto klarer wird, dass die Zeit gegen sie spielt, denn ein offensichtlich zu allem entschlossener Killer kommt der Vermissten immer näher. Dem Leser wird dies zunehmend durch eingeschobene, kursiv gedruckte Rück-blenden klar.

Am Ende kommt es zu einem dramatischen Showdown.

Nicht nur die berufliche Zusammenarbeit, sondern auch die erst vor Kurzem festgestellte Vater-Tochter-Beziehung von Krammer und Jahn gestaltet sich weiterhin schwierig, doch beide haben den Vorsatz, daran zu arbeiten und lösen den Fall schließlich gemeinsam.

Fazit: spannende Unterhaltung


 

Cover des Buches Romeos Tod (ISBN: 9783453274389)

Bewertung zu "Romeos Tod" von Sabine Thiesler

Romeos Tod
AnnetteTraksvor 3 Monaten
Ein im wahrsten - und positiven - Sinne wahnsinniges Buch!

Nach 10 Jahren Haft wird Mona Russo aus dem Gefängnis entlassen. Ihre alte Wohnung gibt es ebenso wenig wie Familienmitglieder oder Freunde, zu denen sie gehen könnte. Da sie nichts in Berlin hält, beschließt sie, mit der Bahn nach Italien zu reisen, um ihren höchstwahrscheinlich in Florenz abgetauchten Ex-Mann Vincenzo und ihre Kinder zu finden. 

Im Zug lernt sie Dorothea Jespig kennen, die auf dem Weg nach Gernersburg bei München ist. Sie will ihren Sohn Jan überraschen, der im dortigen Theater den Hamlet spielen wird.

Als die Zugfahrt sich um unbestimmte Zeit verzögert, mieten beide Frauen einen Wagen, eins kommt zum anderen, und Mona besucht schließlich zusammen mit Dorothea die „Hamlet“-Premiere. Jan Jespik brilliert in seiner Rolle, ist der Star auf der anschließenden Feier, auf der der Exzentriker auch Mona kennenlernt. Beide verlieben sich Hals über Kopf ineinander, können fortan nicht mehr voneinander lassen.

In langen Nächten, nach heißem Sex, erzählt Mona Jan die erschütternde Geschichte ihrer Ehe, die in einer Verzweiflungstat und schließlich im Gefängnis endete. Von ihrem Mann und den Kindern hat sie seitdem nichts mehr gehört. Jan ist tief betroffen vom Leid, das diese wundervolle Frau ertragen musste und verspricht ihr, sie zu rächen.

Allerdings ist es ihm sehr wichtig, nach dem Hamlet erst noch die Hauptrolle im „Lenz“ von Georg Büchner spielen. Mona hingegen möchte nun endlich nach Florenz weiterreisen, um ihre Familie aufzuspüren. Sie freut sich, als Dorothea ihr anbietet, sie zu begleiten und bei den Recherchen zu helfen.

Nach langer Suche finden sie Vincenzo schließlich – die Bühne für Jan Jespiks Auftritt ist bereitet.


Resümee:

Als Genre wird bei diesem Buch zu Recht „Roman“ angegeben. Denn die Handlung ist zwar durchaus spannend, es werden Verbrechen verübt und es geschieht sogar ein Mord, dennoch fehlen die für Thriller bzw. Krimis typischen Merkmale, wie z.B. polizeiliche Ermittlungen rund um Tatmotiv und Tätersuche – beide sind dem Leser bekannt.

Im Fokus der Handlung stehen abwechselnd Mona und Jan. Viel Wert hat Sabine Thiesler dabei auf das Herausarbeiten der psychischen, ja zum Teil psychotischen Verfassung der Protagonisten gelegt. Diesbezüglich tun sich unheilvolle Abgründe auf, wenn vor allem Jan Jespik wie unter Zwang seine mentale Disposition ausleben muss und dabei oft dem Wahnsinn nahe ist. Dabei ist er manipulierbar, was Mona geschickt für ihre Zwecke auszunutzen weiß.

Die Handlung ist quasi in 3 Akten aufgebaut, die in verschiedene Szenen unterteilt sind:

. Sie entwickelt sich in der Exposition, in der die Protagonisten in ihren Grundzügen dargestellt werden: Mona Russo lernt Dorothea und Jan Jespik kennen, zu denen eine Beziehung entsteht. Dies entspricht der Phase, in der Jan Jespik den Hamlet spielt.

. Es folgt die Peripetie, in der die Handlung sich weiterentwickelt, eine Wende nimmt und es schließlich zur Konfrontation kommt: Dorothea und Mona fahren nach Florenz, wo sie deren Ex-Mann und die Kinder suchen. Als die Recherchen Erfolg haben, kommt Jan nach – sein Engagement als „Lenz“ in Büchners gleichnamiger Erzählung ist beendet.

. Das Geschehen endet in einer Katastrophe, Jan reist wieder nach Deutschland, kehrt in seinen Alltag zurück und nimmt die Rolle des Romeo in „Romeo und Julia“ an, bevor Mona ihm folgt.

Doch damit ist der Roman noch nicht beendet: Es folgt noch ein fulminanter Paukenschlag.

Die Sprache wirkt stellenweise primitiv. Das ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber den Protagonisten auf den Leib geschrieben – ein anderer Stil wäre nicht authentisch.

Fazit: ein im wahrsten – und positiven - Sinne wahnsinniges Buch


 

Cover des Buches Töchter des Aufbruchs. Das Pensionat an der Mosel (ISBN: 9783453428553)

Bewertung zu "Töchter des Aufbruchs. Das Pensionat an der Mosel" von Marie Pierre

Töchter des Aufbruchs. Das Pensionat an der Mosel
AnnetteTraksvor 3 Monaten
Ich freue mich schon jetzt auf die Folgebände.

Der Roman spielt im Jahr 1910 im Reichsland Elsaß-Lothringen: gebildet aus Teilen der Landschaften Elsaß und Lothringen, und nach der Abspaltung von Frankreich als Verwaltungsgebiet des Deutschen

Reiches seit 1871 dem Deutschen Kaiser unterstehend. Das Verhältnis der aus Deutschen und Franzosen bestehenden Bevölkerung ist von Spannungen gekennzeichnet, Orte haben meist einen deutschen und einen französischen Namen. So auch die Garnisonsstadt Diedenhofen / Thionville an der Mosel, wo die aus Metz stammende Lehrerin Pauline Martin ein Pensionat für höhere Töchter leitet.

Die Einrichtung wird wegen seines guten Rufs nicht nur von Mädchen aus dem Elsaß und Lothringen, sondern auch aus Luxemburg, Preußen sowie vereinzelt auch aus Frankreich und sogar Bayern besucht.

Neben der Vermittlung von Wissen ist es Pauline Martins Anliegen, ihre Schützlinge mit Verständnis und Liebe, aber auch der nötigen Strenge nicht nur zu ehrenhaftem Verhalten zu erziehen, sondern aus ihnen auch selbst-bewusste Frauen zu machen, die selbststständig ihren Weg gehen können.

Zu ihren Schülerinnen gehört auch Suzette Manseaux, die Tochter ihrer Cousine aus Avignon. Sie ist mit ihrem ungestümen Temperament ein richtiger Hitzkopf und kann sich nur schwer an Regeln halten. Das bekommt Pauline Martin wieder einmal zu spüren, als die Jugendliche auf einem Sonntagsspaziergang den preußischen Leutnant Hermann Krüger kennengelernt und sich gleich in ihn verliebt hat. Beide wollen sich nun am Samstag erneut treffen. Ein Vorhaben, das die Institutsleiterin auf gar keinen Fall dulden kann – sie verbietet Suzette rigoros den Umgang mit dem Mann. Diese jedoch schleicht sich daraufhin heimlich aus dem Pensionat … und kommt nicht wieder zurück.

In größter Sorge bittet Pauline Martin entgegen aller Konventionen den Vorgesetzten Hermann Krügers, Hauptmann Erich von Pliesnitz, um Unterstützung bei der Suche nach ihrer Schülerin. Dem „Capitaine impitoyable“, dem Hauptmann Gnadenlos, widerstrebt die Zusammenarbeit mit einer Frau zwar außerordentlich – aber hier geht es schließlich auch um das Ansehen seiner Truppe.

Dies ist jedoch nicht die einzige Sorge der Lehrerin: Als eines Tages ein gewisser Vincent Lehmann bei ihr auftaucht und seine Dienste als Handwerker und Gärtner anbietet, stellt sie ihn ein. Bald mehren sich allerdings die Anzeichen dafür, dass er ein düsteres, möglicherweise sogar gefährliches Geheimnis mit sich herumträgt.

Und Suzettes Zimmergenossin Louise scheint eine schwere Last mit sich herumzutragen, über die sie jedoch aus Angst vor Repressalien mit niemandem redet.

Resümee: 

Der Roman ist streckenweise so spannend wie ein Krimi, denn auch der Leser ist in großer Sorge um die verschwundene Suzette, ahnt er doch bald, dass Leutnant Hermann Krüger keine lauteren Absichten hegt. Mit fortschreitender Handlung verdichten sich die Verdachtsmomente, und man hofft, dass sein Vorgesetzter und die Lehrerin über alle Konventionen und Ressentiments hinweg zusammenarbeiten, die Schülerin wohlbehalten finden und ein Unheil verhindern können.

Und was verbirgt Louise? Was für ein Geheimnis trägt sie mit sich herum, mit dem Suzette sie immer wieder erpressen kann? Erst gegen Schluss vertraut sie sich der Pensionatsleiterin an.

Vincent Lehmann, den Pauline Martin als Handwerker und Gärtner eingestellt hat, benimmt sich so verdächtig, dass sogar der Wäschejunge Thomas davon überzeugt ist, dass er keine reine Weste hat. Durch Andeutungen, die die Autorin – ihr Klarname ist übrigens Maria W. Peter - einfließen lässt, muss man auch von dieser Seite Unheil fürchten.

Stehen letztlich der gute Ruf und gar die Existenz der Einrichtung auf dem Spiel?

Diesem historischen Roman, ich würde ihn sogar als historischen Kriminalroman bezeichnen – muss eine enorme Recherchearbeit vorausgegangen sein, die sich aber 100 %-ig gelohnt hat. So ist die Handlung in die historischen Gegebenheiten von Elsaß-Lothringen um 1910 eingebettet, die die Autorin dem Leser in dem Maße vermittelt, wie es fürs Verständnis der Handlungsproblematik nötig ist. Eine längere zusammenhängende Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Region kann man in einem Nachwort lesen.

Das der damaligen Zeit entsprechende Agieren der Protagonisten – alle in ihren Wesensmerkmalen klar konturiert - und die Einschübe in französischer Sprache verleihen dem Ganzen die Authentizität.

Sehr hilfreich sind außer einem Übersichtsplan, der die Stadt Diedenhofen / Thionville um 1910 zeigt, eine vorangestellte Liste mit den Akteuren des Romans sowie die nachgestellten Glossare mit Fachbegriffen und den verwendeten französischsprachigen Ausdrücken.

Passagen aus Victor Hugos Werk „Les Miserables“ („Die Elenden“), das Pauline Martin im Unterricht behandelt, durchziehen den Roman und weisen Parallelen zu dessen Inhalt auf.

Fazit: Ich freue mich schon auf die Folgebände!


 

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