Julianerk

Zu Beginn möchte ich das wunderschöne Cover dieses Buches loben, welches mich direkt in seinen Bann gezogen hat. 

Im ersten Abschnitt geht es um Veronique Roux und den französischen König Ludwig XV. Veronique, die bis dahin ein ärmliches Leben geführt hat ist von den Vorteilen eine königliche Mätresse zu sein begeistert. Das Lesen dieses Abschnittes fiel mir relativ schwer, da die Mädchen natürlich viel zu jung gewesen sind, um Geliebte zu sein. Außerdem haben einige ausschweifende Beschreibungen sowie das ständige Wechseln der Erzählperspektiven den Lesefluss gestört.

Im zweiten Teil geht es um die junge Marie-Louise, die zu einer Hebamme ausgebildet wird. Dieser Teil hat mich mehr in seinen Bann gezogen, da man hier viel über das gemeine Volk gelernt hat, und wie vor allem die Frauen die französische Revolution erlebt haben. Zudem fieberte ich die ganze Zeit mit, ob es wohl zu einer Begegnung zwischen den beiden Frauen kommen würde.

Vor allem Liebhaber historischer Romane, die etwas über Versailles im 18. Jahrhundert lernen wollen, kommen in diesem Buch auf ihre Kosten.

Als der frischgebackene Familienvater Jules die junge Krankenschwester Charlotte zum Tausch seines kranken Neugeborenen gegen ein Gesundes zwingt, verändert sich das Leben dreier Familien drastisch. „Jules und Charlotte hatten ins Schicksal eingegriffen, die Karten neu gemischt und anders verteilt, als es vorgesehen war. Das Schicksal würde sie verfolgen.“

Für beide war diese Entscheidung eine Entscheidung aus Liebe. Jules versucht seine Frau Louise zu schützen, da diese bereits mehrere Fehlgeburten erlitten hat, und Charlotte will ihren Pflegesohn Antoine nicht verlieren. Beide hadern im Nachhinein mit der Entscheidung. Während Charlotte sich mit Antoine aber ein neues Leben aufbaut, leidet Jules Beziehung zu sich selbst und seiner Frau stark unter seinem Geheimnis. Ungefähr zwanzig Jahre später trifft Jules eine Entscheidung, die das Leben der beiden Familien erneut auf den Kopf stellen wird.

In dem Buch geht es darum, aus jeder Entscheidung im Leben das Beste zu machen. Es beschreibt, dass die verschiedenen Stationen des Lebens  durch das Schicksal festgeschrieben sind, dass aber jeder Mensch individuell die Macht hat, das Beste aus seiner Situation herauszuholen und zu seinem eigenen Glück zu finden. Im letzten Drittel des Buches wird auch der Untertitel „ein Roman über das Ankommen“ thematisiert. Die Charaktere im Buch beginnen ihre Lebensweise zu hinterfragen und gehen ungewohnte Wege.

Der Einstieg in das Buch ist mir trotz des ungewohnten Schreibstils recht einfach gefallen. Clara Maria Bagus verwendet eine sehr bildhafte Sprache, in die viele Lebensweisheiten mit eingebunden werden. Es sind viele Textpassagen dabei gewesen, die mir sehr gut gefallen haben und die mich zum Nachdenken über mein eigenes Leben angeregt haben. Allerdings waren diese Passagen leider im Überfluss vorhanden, sodass ich unbewusst immer wieder ganze Abschnitte nur überflogen habe, weil einfach nichts passiert ist.

Insgesamt kann ich das Buch auf jeden Fall denjenigen empfehlen, die gerne Bücher mit einer schönen und bildhaften Sprache lesen und die gerne von der Autorin zum Nachdenken über das eigene Glück angeregt werden wollen. Wer allerdings eine eher kritische Ansicht zum Thema Schicksal hat, könnte sich an einigen Textstellen stören.