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miriamB

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Kinder ihrer Zeit (ISBN: 9783453291959)

Bewertung zu "Kinder ihrer Zeit" von Claire Winter

Kinder ihrer Zeit
miriamBvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Claire Winter erzählt nicht nur überaus facettenreiche Geschichten, sie erzählt Geschichte! Besser und spannender gehts nicht!
Leben in einer besonderen Zeit

"Kinder ihrer Zeit"

von Claire Winter


Claire Winter erzählt von den Zwillingen Emma und Alice, die gegen Ende des zweiten Weltkrieges auf der Flucht getrennt werden. Beide überleben, wachsen aber in komplett verschiedenen Gesellschaftssystemen auf. Beide leben dann im geteilten Berlin – eine im Westen, die andere im Osten. Das Wiedersehen gestaltet sich dementsprechend kompliziert.

Es ist eine fiktive Geschichte, aber sie wurde inspiriert durch zahlreiche Schicksale, die die Autorin im Rahmen ihrer genauen Recherche kennenlernte. Genau recherchiert wurden auch die historischen Fakten aus der Zeit von 1945 bis 1961.  Politische Hintergründe, der Kalte Krieg, Berlin als Spionagehochburg werden ebenso thematisiert wie das alltägliche Leben in der geteilten Stadt, die systematischen Bespitzelungen im privaten und beruflichen Umfeld. Die Autorin schildert lebensnah, wie die Menschen damals den Alltag bewältigten.

Vor diesem Hintergrund agieren die sehr anschaulich charakterisierten Protagonisten – manche sehr sympathisch, andere extrem unsympathisch, sehr menschlich eben - und so erleben wir Geschichten über Betrug und Erpressung, über Spionage und Bespitzelung, aber auch über Liebe und Freundschaft, Hilfsbereitschaft und vor allem über das Finden und Wiederfinden der Zwillingsschwestern. 


Die Autorin vermischt gekonnt historische Fakten mit fiktiven Geschichten. Sie ist eine Meisterin der Dramaturgie und ihr Schreibstil ist angenehm klar und schnörkellos. Resultat ist ein außergewöhnlich spannender  und emotional berührender Roman, der von der ersten bis zu letzten Seite mitreißt und emotional fesselt und gleichzeitig aber auch über eine wichtige Epoche europäischer Geschichte informiert.

Leseempfehlung!


Cover des Buches Der Attentäter (ISBN: 9783404179039)

Bewertung zu "Der Attentäter" von Ulf Schiewe

Der Attentäter
miriamBvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Großartigerr historischer Thriller, perfekt recherchiert, spannend erzählt - ein Highlight!
Sarajevo, Juni 1914

Ein Thriller, der das Attentat von Sarajevo zum Thema hat?  Jeder weiß doch, was damals geschah! Kann man aus einem derart bekannten Stoff überhaupt einen Thriller schreiben?

Ulf Schiewe hat es geschafft.

Er erzählt die Geschichte der letzten Tage vor dem Attentat in einer Art Countdown bis zum tragischen Höhepunkt. Dabei vermischt er Fakten mit fiktiven Elementen, denn einige wenige der Hauptfiguren sind erfunden, aber sie passen perfekt ins Bild, das von jenen Tagen gezeichnet wird. Dabei verfälschen sie die Geschichte keineswegs, denn ansonsten hält sich der Autor akribisch genau an die geschichtlichen Vorgaben. So lernt der Leser einen Thronfolger kennen, der einerseits arrogant und herrisch auftritt, andererseits aber ein liebevoller Familienmensch ist. Und es wird klar, dass der Thronfolger keineswegs begeistert war von der Idee eines Krieges, dass er die Kriegstreiberei jener Tage strikt ablehnte. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sein Tod dann zu so einem grausamen Krieg führte.

Aber auch die Attentäter werden überaus menschlich dargestellt: sie sind nicht nur verblendete Fanatiker, die sich als Helden des serbischen Unabhängigkeitskampfes sehen, sondern auch verwirrte, lebenshungrige, junge Männer, die aber schwer krank sind und sich deshalb für die serbische Freiheit opfern wollen.  Es ist diese sehr differenziert menschliche Darstellung der Personen, die den Leser auch emotional fesselt.

Wichtig für die durchgehend hohe Spannung sind die Geschichten rund um die fiktiven Personen Markovic und Simon. Sie gehören dem Geheimdienst an und sind die einzigen, die die Warnungen vor einem Attentat ernst nehmen und sich auf die Suche nach den Tätern machen. In Wirklichkeit hat damals niemand die wenigen Warnungen tatsächlich ernst genommen. Die Sicherheitsvorkehrungen blieben nachlässig und chaotisch, so dass das Attentat fast passieren musste.

Der Stil des Autors ist sehr angenehm zu lesen: rasche Szenenwechsel, verschiedene Perspektiven und sehr detailgetreue Beschreibungen haben mich von der ersten Seite an begeistert. Die Erzählweise ist distanziert und objektiv, der Leser kann sich selbst ein Urteil über die einzelnen Personen bilden.

Der Autor erzählt eine bekannte Geschichte atmosphärisch dicht, psychologisch schlüssig, sehr spannend und gleichzeitig auch informativ – besser geht es eigentlich nicht!

Dieser historische Thriller gehört zu meinen Highlights des Jahres!

Cover des Buches Der Kinderzug (ISBN: 9783426282182)

Bewertung zu "Der Kinderzug" von Michaela Küpper

Der Kinderzug
miriamBvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine berührender Roman über ein Thema, das viel zu selten zur Sprache kam!
Kinderlandverschickung

Am 27.09.1940 wurde auf Führerbefehl Hitlers hin die KLV, die sog. Kinderlandverschickung angeordnet. Was Baldur von Schirach als „Revolution der Erziehung“ nannte und von der NSDAP als humanitäre Großtat gelobt wurde, hatte nicht nur zum Ziel, die Kinder vor Luftangriffen zu schützen, sondern vor allem, sie völlig unter den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie zu stellen.

In den Jahren 1940 bis 1945 wurden so mehr als 2 Millionen Mädchen und Jungen von ihren Familien getrennt in verschiedenste KLV-Lager geschickt. Die Leitung dieser Lager wurde meist einer Lehrkraft aus der Heimat übertragen. Diese waren dann oft für Wochen, Monate und manchmal Jahre für das Wohl der Kinder verantwortlich.

Das ist der geschichtliche Hintergrund für Michaela Küppers neuen Roman. Wir begleiten die junge Lehrerin Barbara und ihre Gruppe von Mädchen auf ihrer 819 Tage dauernden Odyssee quer durch das Deutsche Reich. War das erste Lager noch sehr angenehm, so verschlechtern sich die Zustände mit Fortdauer des Krieges drastisch. Hunger, Not, Kälte und niemand, der sich für diese Gruppe zuständig fühlt. Sie werden völlig alleine gelassen. Der Krieg rückt spürbar näher, sie erleben Zerstörung, Bomben und Flucht.

Der Stil der Autorin ist angenehm nüchtern - die Erlebnisse sind ja an sich schon dramatisch genug. Die gute Recherche der Autorin merkt man aber auch in vielen Kleinigkeiten, die den Alltag beschreiben - zum Beispiel bereits vorgedruckte Karten, die verschickt werden konnten oder auch wie allgegenwärtig der Führer war.

Michaela Küpper beschreibt die Ereignisse aus den verschiedensten Blickwinkeln – Barbara, Gisela, die kleine Edith und Karl kommen abwechselnd zu Wort. Auch bei den Kindern bzw Jugendlichen werden unterschiedlichen Standpunkte klar: während einige unter dem Heimweh leiden, eigentlich nur ihr normales Leben wiederhaben wollen, sind andere vom Drill der HJ geprägt, systemtreu und von der Ideologie begeistert. Es sind fiktive Figuren, aber sie stehen für zahlreiche Kinder, die tatsächlich unter schrecklichen Bedingungen und von ihren Familien getrennt aufwachsen mussten.

Fazit: eine berührende Geschichte über ein Thema, das nur selten zur Sprache kommt.

Empfehlenswert – nicht nur für Geschichtsinteressierte

Cover des Buches Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit (ISBN: 9783958131750)

Bewertung zu "Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit" von Rebecca Michéle

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein berührendes Buch über ein fast vergessenes Kapitel katholischer Geschichte
Magdalen Laundries

Rebecca Michéles neuester Roman hat ein grausames und gerne vergessenes Kapitel katholischer Kirchengeschichte in Irland zum Thema: Magdalenen-Wäschereien. Katholische Besserungsanstalten für „gefallene Frauen“. Die Realität? Harte Arbeit, Hunger, Schläge, grausame Strafen, physische und psychische Folter wie auch Vergewaltigung durch Priester waren an der Tagesordnung. Tatsache ist, dass es solche Wäschereien von ung 1830 bis 1996 tatsächlich gab! Es waren allgemein anerkannte soziale Einrichtungen und die Vorgänge in den Heimen kamen nur selten ans Tageslicht. Die Rolle der katholischen Kirche durfte nicht in Frage gestellt werden.

Die Autorin erzählt die Geschichte von drei jungen Frauen, die sich in einer Magdalenen Wäscherei in Dublin kennenlernen, dort glücklicherweise fliehen können und sich dann noch am irischen Freiheitskampf beteiligen.

Es ist ein schonungsloser und oft wirklich schwer erträglicher Bericht über die Vorgänge in diesen Klöstern. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Autorin zwar die drei Frauen erfunden hat, aber keineswegs ihre Erlebnisse. Diese basieren auf gut recherchierten Tatsachen, die einen fassungslos zurücklassen. Eine Aufarbeitung dieses grausamen Kapitels katholischer Geschichte beginnt nur sehr zögerlich. Auch deshalb ist es positiv, dass durch dieses Buch, die Magdalen Laundries einer größeren Öffentlichkeit bekannt werden.

Rebecca Michéles Stil ist flüssig, gut lesbar, die einzelnen Charaktere lebendig und glaubwürdig gezeichnet. Ein Buch, das man nur schwer aus der Hand legt.

Warum also nicht die volle Punktzahl? Ungefähr 80% sind wirklich lesenswert. Das Ende passt allerdings meiner Ansicht nach überhaupt nicht zum Buch. Dies weiter auszuführen wäre ein ganz gemeiner Spoiler. Nur noch soviel: in der Leserunde war ich die einzige, die das so empfunden hat.

Jetzt – knapp eine Woche nach Beenden der Lektüre – hab ich das unpassende Ende bereits wieder verdrängt und übrig bleibt das Wissen um die Magdalen Laundries, um die „Maggies“, die es zweifelsohne verdienen, dass ihre Schicksale endlich bekannt werden!

 

Cover des Buches Mehr als die Erinnerung (ISBN: 9782919804313)

Bewertung zu "Mehr als die Erinnerung" von Melanie Metzenthin

Mehr als die Erinnerung
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine spannende und romantische Geschichte, die zu Herzen geht, viel Informationen über die Psychiatrie um 1920 - ein großartiges Buch!
Eine Gschichte, die zu Herzen geht...

Ich kannte vorher schon zwei Bücher der Autorin, die mich begeistert haben – „Die Stimmlosen“ und „Die Lautlosen“. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Buch.

Melanie Metzenthin hat mich nicht enttäuscht!

Sie erzählt hier eine vielschichtige Geschichte: wir erfahren von zwei Morden, deren Aufklärung durch Vorurteile erschwert wird, aber auch von Menschen, die große Geheimnisse mit sich tragen und natürlich spielen Freundschaft und Liebe eine wichtige Rolle. Es geht unter die Haut, die verschiedenen Schicksale zu verfolgen, so nach und nach einen Blick in verwundete Seelen zu werfen. Ein sensibles Thema, das von der Autorin, die selber ja Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist, einprägsam geschildert wird.

Die einzelnen Charaktere werden detailreich gezeichnet, der Handlungsverlauf ist realistisch , die Auflösung der Morde spannend und logisch. Der Roman ist manchmal dramatisch, manchmal tragisch, zwischendurch auch romantisch, ohne je kitschig zu werden. Soweit ein wunderschöner und berührender Roman.

Aber Melanie Metzenthins Bücher sind im allerpositivsten Sinne anders. Der Leser erfährt viel über die Psychiatrie um das Jahr 1920, die gängigen Behandlungsmethoden, den Stellenwert der sogenannten „Irrenkolonien“ und ihrer Ärzte. Es ist eine interessante Darstellung bzw Gegenüberstellung der verschiedenen Denkansätze in diesem Bereich der Medizin. Die Autorin kombiniert Fachwissen mit einem unglaublich fesselnden Schreibstil, denn Geschichten erzählen kann sie wirklich!

Wer also eine tolle Geschichte mit viel Fachinformationen lesen will, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es ist unbedingt lesenswert!

Ach ja… im Herbst kommt das nächste Buch von Melanie Metzenthin. Ich hab es schon mal vorbestellt...

Cover des Buches Der dunkle Bote (ISBN: 9783809027034)

Bewertung zu "Der dunkle Bote" von Alex Beer

Der dunkle Bote
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein toller historischer Krimi - unbedingt lesenswert!
Emmerich und Winter ermitteln wieder

Der dritte Fall für August Emmerich und seinen Assistenten Ferdinand Winter. Diesmal werden sie mit mehreren grotesk inszenierten Leichen konfrontiert. Es gilt einen Serientäter zu stellen. Außerdem müssen sie  ihre Position innerhalb der Abteilung „Leib und Leben“ festigen und Emmerichs private Probleme warten auch noch auf eine Lösung, denn Luise und die Kinder sind nach wie vor in der Gewalt von Xaver Koch. Die Suche nach ihnen ist beschwerlich, aber Emmerich gibt natürlich nicht auf.

Alex Beer hat wieder einen großartig spannenden Krimi geschaffen. Sogar mehr als das! Sie zeichnet ein authentisches Bild des Lebens im Jahre 1920, wo Armut, Hunger herrschten, Bandenkriminalität und Schwarzmärkte den Alltag prägten. Politische Strömungen der Zeit werden ebenso thematisiert wie der steigende Hass gegen Juden.

In diesem düsteren und hoffnungslosen Wien lässt die Autorin die beiden Kommissare bekannt einfallsreich, unkonventionell und respektlos ermitteln. Überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch. Immer wenn ich dachte, den Täter identifiziert zu haben, musste ich erkennen, dass ich mich nur wieder auf eine falsche Spur habe locken lassen. Der Schluss ist überraschend, logisch und passend gelöst!

Besonders gut gefallen hat mir natürlich wieder die Sprache. Genau das richtige Maß an Dialektausdrücken lässt die Atmosphäre noch lebendiger werden, zeigt auch immer wieder den Wiener Schmäh, der in diesen schrecklichen Zeiten überlebensnotwendig war.

Fazit: ein starker Krimi – für mich sicher einer der besten der letzten Jahre! Glücklicherweise lässt das Ende auf eine Fortsetzung hoffen! Wirklich empfehlenswert!

Cover des Buches Der Gesang der Bienen (ISBN: 9783404177776)

Bewertung zu "Der Gesang der Bienen" von Ralf H. Dorweiler

Der Gesang der Bienen
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Historische Fakten und fiktive Schicksale - eine gelungene Mischung!
Spannend!

Der Gesang der Bienen

Ralf H. Dorweiler nimmt uns in seinem neuen Roman mit ins Jahr 1152. Der einfache Zeidler Seyfried hat nur 2 Wochen Zeit um das Leben seiner Frau zu retten. Damit beginnt für Seyfried und auch für den Leser eine abenteuerliche Reise, die zu Hildegard von Bingen und sogar auf den Hof des Königs Friedrich I. führt.

Vorausschicken möchte ich, dass mir der Autor bis jetzt nicht bekannt war. Das Buch war aber für mich interessant, weil ich historische Romane, die nicht nur reine Fiktion sind, sehr schätze.

Der Autor zeichnet ein authentisches Bild einer Zeit mit strengen gesellschaftlichen Hierarchien, Normen und Gesetzen. Das mittelalterliche Leben wird anschaulich dargestellt. Auch die Beschreibungen der Zeidlerei (eine Form der Imkerei) sind informativ und niemals langweilig.

Alle Protagonisten werden facettenreich und vor allem sehr menschlich beschrieben: mit Sorgen, Ängsten, Wünschen und vor allem mit Geheimnissen, die einerseits die Spannung noch erhöhen und andererseits Hintergrundinformationen liefern, die das Verständnis der einzelnen Personen nur noch erhöhen.

Wirklich gelungen finde ich die Tatsache, dass hier das Schicksal von fiktiven Personen mit jenem historischer Persönlichkeiten zu einem überaus spannenden Roman verwoben wird. So erfährt der Leser ganz nebenher auch viel über das Leben von Hildegard von Bingen. Auch wenn sie vielleicht nicht die sympathischste Person war, so war sie doch zweifelsohne eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit.

Die Sprache ist flüssig, der Erzählstil fesselnd - Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Es stört auch nicht, dass der Zufall vor allem gegen Ende hin, eine große Rolle spielt.

Fazit: eine tolle Mischung aus Fiktion und historischen Fakten, spannend und informativ geschrieben – knapp 470 Seiten sind viel zu schnell gelesen. Leseempfehlung!

Cover des Buches Der weiße Ahorn (ISBN: 9782919806270)

Bewertung zu "Der weiße Ahorn" von Mina Baites

Der weiße Ahorn
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Toller Auftakt der Breitenbach-Saga!
Aufbruch nach Amerika im 19 Jh

„Der weiße Ahorn“ ist der erste von zwei Teilen der Breitenbach-Saga.

Vorausschicken möchte ich, dass ich mich für dieses Buch nicht wegen der Inhaltsangabe, sondern wegen der Autorin entschieden habe. Ich wurde auch nicht enttäuscht, denn Mina Baites alias Iris Klockmann hat es geschafft, mich für ein Thema zu interessieren, das mir bislang eigentlich komplett gleichgültig war: die Auswanderer nach Amerika im 19. Jh.

Die Lage der Auswanderer wurde gut recherchiert und in allen Facetten lebensnah geschildert. Man meint fast, mitten zwischen diesen Menschen auf dem Schiff zu sein, ihre Hoffnungen und Ängste zu teilen, ihren Mut und auch ihre Zweifel mitzuerleben.

Es ist die fiktive Familie Breitenbach, die der Leser in Berlin und  auf der Reise nach Amerika bzw in Amerika begleiten darf. Mina Baites lässt die sympathischen Breitenbachs dabei aber unter anderem auch auf zahlreiche historisch belegte Persönlichkeiten treffen. Und rein um eine erstaunliche Dame wie Mary Fields kennenzulernen, zahlt es sich aus, dieses Buch zu lesen. In einem kurzen Nachwort erklärt die Autorin auch noch, welche Personen des Buches tatsächlich historisch belegt sind.

Während über weite Strecken die einzelnen Handlungselemente langsam aufgebaut werden, überschlagen sich im letzten Viertel die Ereignisse ein wenig zu sehr für meinen Geschmack. Die einzelnen Schicksale müssen zu einem Ende gebracht werden – manches davon erscheint mir etwas übereilt, vieles vorhersehbar. Leider, denn ich hätte noch locker 100 Seiten mehr lesen mögen  und das ist doch eigentlich ein Kompliment für die Autorin.

Fazit: gute und informative Unterhaltung - lesenswert! Ich freue mich schon auf den zweiten Teil und damit auf eine Wiederlesen mit der Familie Breitenbach

Cover des Buches Eine Melange für den Schah (ISBN: 9783740805227)

Bewertung zu "Eine Melange für den Schah" von Sabina Naber

Eine Melange für den Schah
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein toller Krimi aus dem Wien der 1960iger Jahre - witzig, kompliziert, spannend und mit vielwiener Schmäh.
Nostalgischer Krimi

Kommissar Fodor und seine Assistenten werden im Wien des Jahres 1965 mit mehreren Morden an Mitgliedern einer linken Studentengruppe konfrontiert. Ein politisches Motiv? Oder ist der Mörder doch im privaten Umfeld zu suchen? Und welche Rolle spielt der Besuch des Schahs in Österreich?

Es wurde eine sehr spannende und abwechslungsreiche Mörderjagd und ich gebe gerne zu, dass ich bis zum Schluss völlig ahnungslos war, was den Täter angeht. Die Autorin versteht es, den Leser immer wieder auf falsche Spuren zu führen und zu verwirren. Die Ermittler selber sind keineswegs coole Superhelden, sie haben Ecken und Kanten und an vielen Aussagen merkt man deutlich, dass sie Kinder ihrer Zeit sind.

Der Stil ist sehr angenehm zu lesen.  Mit typisch wienerischem Witz und Charme zeichnet Sabina Naber nämlich einüberaus interessantes Bild der 60iger Jahre: bunte Mode und lange Haare waren in Wiens Straßen keineswegs üblich, sondern eher ein Skandal. Geraucht wurde immer und überall, Handys gab es noch keine – beim Telefon musste man sich mit einem Viertelanschluss begnügen, im Radio hörte man Beatles oder Drafi Deutscher und Fernsehprogramm gab es noch lange nicht rund um die Uhr. Nationalistisches Gedankengut war allerdings noch immer weit verbreitet und im Alltag durchaus toleriert, die Gleichberechtigung der Frau noch weit, weit entfernt. Es ist nicht immer ein angenehmes Bild, das die Autorin uns präsentiert – die 60iger Jahre sind in vielen Bereichen ein unbekanntes Jahrzehnt! Also Zeitgeschichte in einen spannenden Krimi verpackt.

Fazit: ein lesenswerter Krimi mit Tiefgang und viel historischen Informationen und ich hoffe, bald wieder von diesem Ermittlerteam zu lesen!

Cover des Buches Stella (ISBN: 9783446259935)

Bewertung zu "Stella" von Takis Würger

Stella
miriamBvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein heikles Thema, ein moralisches Dilemma und ich habe keine Ahnung, warum der Autor dieses Buch geschrieben hat. Aber es ist lesenswert!
Ein geschichtlich heikles Thema wird mit einer fiktiven Liebesgeschichte vermischt - darf man das?

Die Geschichte wird in einer Art Rückblende aus der Sicht des zeitweise unglaublich naiven Protagonisten Friedrich erzählt: aufgewachsen in der Schweiz in finanziell wohlhabenden Verhältnissen wird er von der Mutter emotional völlig vernachlässigt, eigentlich sogar misshandelt, weil er nicht in der Lage ist, ihre Träume zu erfüllen. Dieser schüchterne junge Mann hat ausgerechnet im Jahre 1942 die Idee, Berlin zu besuchen. Dort begegnet er der faszinierenden Kristin, die ihm später gesteht, eigentlich Stella zu heißen und Jüdin zu sein. Soweit wäre es eine Liebesgeschichte in einer grausamen Zeit. Aber Takis Würger hat nicht irgendeine Stella zur Protagonistin seines Romans gemacht: es ist Stella Goldschlag, die tatsächlich gelebt hat und als „Greiferin“ und Nazi-Kollaborateurin traurige Berühmtheit erlangte.

Nach einer Art Einführung, die die Kindheit Friedrichs beschreibt, ist das Buch in 12 Kapitel, die den 12 Monaten des Jahres 1942 entsprechen, eingeteilt. Jedes Kapitel beginnt mit Ereignissen, die damals in der Welt bzw in Deutschland passierten – egal ob Fußballspiele oder Goebbels Gebote, die Gründung der „Weißen Rose“ oder die Geburt von Paul McCartney. Sie bilden einen zeitgeschichtlichen Rahmen. Dann folgt die Geschichte von Friedrich und Kristin/Stella. Als Abschluss jedes Kapitels liest man Auszüge aus Gerichtsakten, die den Fall Stella Goldschlag behandeln. Es ist eine seltsame Ordnung in den Kapiteln.

Takis Würgers Stil ist stark reduziert, einfach und klar. Er beschreibt ohne Pathos, fast schon emotionslos das Leben von Friedrich und Stella. Vielleicht war das der Grund, dass ich selber keineswegs so distanziert bleiben konnte. Wollte der Autor eine menschliche Seite von Stella zeigen? Eine junge Frau, die lebenshungrig und unpolitisch, nur ihren Traum, Sängerin zu sein, leben will? Kann man in Gut-Böse einteilen? Aber auch das wird relativiert, denn es ist nie wirklich klar, was Fiktion und was nun Realität ist. Dem Leser bleibt viel Raum zur Interpretation (für mich vielleicht ein wenig zu viel!). Der Autor deutet vieles nur in Nebensätzen an und auch am Schluss bleibt noch einiges offen.

Diese 219 Seiten sind zwar rasch gelesen, wirken indessen lange nach und geben viel Stoff zum Nachdenken, werden ja auch aktuell kontrovers diskutiert.

Aber auch wenn mich diese Geschichte ein wenig ratlos zurücklässt, so finde ich sie dennoch lesenswert!

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