"Kinder ihrer Zeit"
von Claire Winter
Claire Winter erzählt von den Zwillingen Emma und Alice, die gegen Ende des zweiten Weltkrieges auf der Flucht getrennt werden. Beide überleben, wachsen aber in komplett verschiedenen Gesellschaftssystemen auf. Beide leben dann im geteilten Berlin – eine im Westen, die andere im Osten. Das Wiedersehen gestaltet sich dementsprechend kompliziert.
Es ist eine fiktive Geschichte, aber sie wurde inspiriert durch zahlreiche Schicksale, die die Autorin im Rahmen ihrer genauen Recherche kennenlernte. Genau recherchiert wurden auch die historischen Fakten aus der Zeit von 1945 bis 1961. Politische Hintergründe, der Kalte Krieg, Berlin als Spionagehochburg werden ebenso thematisiert wie das alltägliche Leben in der geteilten Stadt, die systematischen Bespitzelungen im privaten und beruflichen Umfeld. Die Autorin schildert lebensnah, wie die Menschen damals den Alltag bewältigten.
Vor diesem Hintergrund agieren die sehr anschaulich charakterisierten Protagonisten – manche sehr sympathisch, andere extrem unsympathisch, sehr menschlich eben - und so erleben wir Geschichten über Betrug und Erpressung, über Spionage und Bespitzelung, aber auch über Liebe und Freundschaft, Hilfsbereitschaft und vor allem über das Finden und Wiederfinden der Zwillingsschwestern.
Die Autorin vermischt gekonnt historische Fakten mit fiktiven Geschichten. Sie ist eine Meisterin der Dramaturgie und ihr Schreibstil ist angenehm klar und schnörkellos. Resultat ist ein außergewöhnlich spannender und emotional berührender Roman, der von der ersten bis zu letzten Seite mitreißt und emotional fesselt und gleichzeitig aber auch über eine wichtige Epoche europäischer Geschichte informiert.
Leseempfehlung!