Olivia ist aufgeregt - sie darf auf ein Internat! In Gedanken malt sie sich schon all die Abenteuer aus, die sie dort erleben wird, ganz wie in den Romanen von Enid Blyton. Im Internat in Lagos, Nigeria, angekommen ist aber alles anders als gedacht, es herrscht ein System der Unterdrückung.
Nachdem Olivia ihre Zeit im Internat hinter sich gebracht hat, macht sie sich nach Deutschland auf, um dort ihr europäisches Abenteuer zu erleben. Doch sie muss erkennen, dass auch dort nichts so ist, wie sie es sich vorgestellt hat.
In "German Calendar No December" erzählen die nigerianische Autorin Sylvia Ofili und die Hamburgerin Birgit Weyhe die Geschichte eines Mädchens, das auf schmerzhafte Weise lernen muss, dass Fantasie und Realität oft sehr verschiedene Dinge sind. Und sie erzählen die Geschichte einer jungen Frau, die sich in einer Welt behauptet, die sich in keinster Weise offen für Pluralität zeigt.
Wieder einmal hat mich Birgit Weyhes Art, zu zeichnen, sehr begeistert. Ich liebe ihre klaren Linien und bewundere sie dafür, wie sie es schafft, auch die fantastischsten Gedanken in Bilder zuverwandeln. Auch die Farbgebung im Comic fand ich sehr gelungen. So wurde Sylvia Ofilis Geschichte zum Leben erweckt und ich konnte mir das Gelesene richtig gut vorstellen.
Die Protagonistin hat im Comic sehr zu kämpfen. Sie sieht sich mit den verschiedensten Formen von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert. Während sie in Nigeria gemieden und gemobbt wird, weil sie zu weiß ist (ihr Vater ist Nigerianer, ihre Mutter Deutsche), fällt sie in Deutschland aufgrund ihrer Hautfarbe dem Alltagsrassismus zum Opfer. Trotzdem findet Olivia Rückhalt: bei ihren Freund_innen. Diese unterstützen sie, halten zu ihr und geben ihr neuen Mut.
Die beiden Autorinnen haben es mit diesem Comic geschafft, zugleich auf ein sehr ernstes Thema hinzuweisen und die Leser_innen dafür zu sensibilisieren und dabei auch zu unterhalten. Für mich sehr gelungen!