François-Henri Désérable

 4,2 Sterne bei 11 Bewertungen
Autorenbild von François-Henri Désérable (©privat)

Lebenslauf

Historisch angehauchte Romane aus Frankreich: Der 1987 geborene französische Autor ist ein ehemaliger Profi-Eishockeyspieler. Er hat Sprachen und Jura in Montpellier, an der Universität Picardie Jules-Verne und an der Universität Jean-Moulin-Lyon-III, wo er auch als Dozent tätig war, studiert. Im Jahr 2012 gewann er mit einer Geschichte über Dantons Tod den Preis junger Schriftsteller der französischen Sprache. Seinen Debütroman „Tu montreras ma tête au peuple“, der sich mit den letzten Momenten großer französischer Persönlichkeiten wie zum Beispiel Marie-Antoinette, Robespierre und Danton vor dem Tod durch die Guillotine beschäftigt, veröffentlichte der Enkel eines venezianischen Gondolieres im Jahr 2013. Der Roman wurde von der Académie française und mit dem Prix littéraire de la Vocation ausgezeichnet. 2015 schrieb er eine fiktive Biographie über den Mathematiker Évariste Galois. Erstmals in Deutschland trat der ehemalige Sportler, der einige Jahre seiner Jugend in den USA verbrachte, 2018 mit der Veröffentlichung des Romans „Ein gewisser Monsieur Piekielny“ (Original: „Un certain M. Piekielny“, 2017) in Erscheinung. Im Mittelpunkt des Romans steht ein Roman des französischen Schriftstellers und ehemaligen Piloten der Luftwaffe Romain Gary.

Alle Bücher von François-Henri Désérable

Cover des Buches Ein gewisser Monsieur Piekielny (ISBN: 9783406727627)

Ein gewisser Monsieur Piekielny

 (8)
Erschienen am 20.07.2018
Cover des Buches Mein Meister und Bezwinger (ISBN: 9783039730018)

Mein Meister und Bezwinger

 (1)
Erschienen am 18.07.2023
Cover des Buches Un certain M. Piekielny (ISBN: 9782072741425)

Un certain M. Piekielny

 (1)
Erschienen am 17.08.2017
Cover des Buches Évariste (ISBN: 9782070793471)

Évariste

 (1)
Erschienen am 01.09.2016
Cover des Buches Tu montreras ma tête au peuple (ISBN: 9782070459674)

Tu montreras ma tête au peuple

 (0)
Erschienen am 05.11.2014

Neue Rezensionen zu François-Henri Désérable

Cover des Buches Mein Meister und Bezwinger (ISBN: 9783039730018)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Mein Meister und Bezwinger" von François-Henri Désérable

Voltaire, Verlaine, Rimbaud, Vasco, Tina, Edgar - es wird niemals enden
aus-erlesenvor 9 Monaten

Da sitzt er nun der arme Kerl! Vor dem Untersuchungsrichter. Hat gar nichts getan. Und muss rede und Antwort stehen. Und einen Namen hat er auch nicht. Den braucht er auch nicht! Denn er weiß alles! Er kennt Vasco. Und er kennt Tina. Und Edgar. Aber den will er eigentlich gar nicht kennen. Und er weiß, was der Revolver von Verlaine und das Herz von Voltaire mit der ganzen Misere zu tun haben. Und er kann reden, schwelgen, fabulieren, faszinieren, verwirren.

Sein Gegenüber aber auch. Er wirft nicht die Flinte ins Korn, wenn die Ausführungen mal ausufern. Er kennt die Tricks und Kniffe der Literatur. Der Richter ist nicht minder belesen als sein Zeuge. Nur beim Thema Haiku hat er Nachholbedarf. Meister und Bezwinger? Nein, nein, nein. Der Titel dieses unfassbar eindrucksvollen Buches bezieht sich nicht auf Richter und Zeuge oder gar Richter und Angeklagten. Es ist ein Zitat aus einem Gedicht von Verlaine. Und da kommt auch der Revolver ins Spiel. Einst Tatwerkzeug, jetzt Museumsstück.

Vasco und Tina sind knallverliebt. Ineinander. Tina hat jedoch Edgar die Ehe versprochen. Nicht nur, weil sie die Mutter ihrer Zwillinge ist. Und nun ist alles im Umbruch. Der Bibliothekar mit der Liebe zu seltenen – und alten – Schriften und die Schauspielerin, die stundenlang Verlaine und Rimbaud (re)zitieren kann. Das ideale Paar? Das ideale Paar! Mit einer Wucht, die Ketten sprengen kann. Mit einer Gewalt, die Mauer zerbröseln lässt. Aber eben nur zusammen. Vasco sitzt allein in seiner Zelle. Und der Richter will verdammt nun endlich wissen, was da passiert ist!

Doch der Zeuge kann nur Fakten heranschaffen. Die Interpretation muss der Richter sich selbst erarbeiten. Und der Leser? Na der ist der Schlaueste von allen…

François-Henri Désérable schickt alle Beteiligten auf eine wilde Reise durch die Literatur. Die verhängnisvolle Liaison von Verlaine und Rimbaud als Bretter, die die Literaturwelt bedeuten sind die Planken eines wackligen Kahns, der teils schon gekentert ist. Die gischtpeitschende See der Eifersucht und Irrationalität ist glitschig und nicht zu zähmen. Es gibt keinen Bezwinger der Wellen, der sie meisterhaft in ruhige Fahrwasser leiten kann. Eine Dystopie? Ach, mit Analysen sollte man sich beim Lesen nicht beschäftigen. Denn hier werden auf gar wundersame Weise Altes und Neues in ein phantasievolles Korsett gesteckt, das sich im Winde wiegt wie ein zarter Grashalm.

Auch wer nicht zwingend die Tragik hinter dem Herzen Voltaires versteht und die Affäre zwischen Verlaine und Rimbaud kennt, kommt beim Lesen schnell auf den Geschmack welch Freude es bereiten kann umzublättern.

Cover des Buches Ein gewisser Monsieur Piekielny (ISBN: 9783406727627)
Giselle74s avatar

Rezension zu "Ein gewisser Monsieur Piekielny" von François-Henri Désérable

Eine Spurensuche
Giselle74vor 5 Jahren

"Wenn du dann bedeutenden Männern begegnest, versprich mir, dass du ihnen sagen wirst: In der Großen Pohulanka Nr. 16 in Wilna lebte ein gewisser Herr Piekielny..."

Dieses Zitat stammt aus dem Roman "Frühes Versprechen" des französischen Schriftstellers Romain Gary. Es handelt sich dabei um eine weitgehend fiktive Autobiographie des als Roman Kacew 1914 in Vilnius in Litauen geborenen Autors.
Désérable nun schreibt über eine fiktive Spurensuche nach ebendiesem Herrn Piekielny, ausgeführt von einem jungen Mann, der diesem Buch sein Abitur verdankt.
Wer ist nun also dieser mysteriöse Herr Piekielny? Offensichtlich ein Nachbar Garys, aber ein erfundener oder ein realer? Das ist die Ausgangsfrage, und sie führt uns direkt in das jüdische Leben in Vilnius um 1920 herum.
Désérable gelingt es ganz leise und unaufdringlich eine verlorene Welt für kurze Zeit wieder auferstehen zu lassen. Bis 1941 werden in Litauen 80 000 Juden ermordet, etwa 45 000 werden als Zwangsarbeiter in Ghettos verbracht. Die lange und reiche jüdische Kultur Litauens ist damit unwiederbringlich vernichtet.
Doch wie sah es vorher aus? Wie und wo könnte Herr Piekielny gelebt haben? Und wenn er den Holocaust überlebt hätte, wie sähe sein Leben jetzt wohl aus?
Anhand einer Person wird die Geschichte eines Volkes erzählt, eindringlich und kenntnisreich.
Dabei handelt es sich trotz allen Ernstes um ein durchaus leichtfüssiges, mitunter humorvolles Buch.
Auf der Suche nach Herrn Piekielny durchwandern wir auch die Stationen von Romain Garys Leben und Wirken. Ich persönlich mag es sehr, wenn Bücher Türen öffnen in mir noch unbekannte Lesewelten. Gary war mir zwar dem Namen nach nicht unbekannt, aber gelesen habe ich bisher keines seiner Werke.
"Ein gewisser Monsieur Piekielny" ist laut Klappentext, "eine Hommage an Romain Gary und das Schreiben, an die litauischen Juden und nicht zuletzt an die Nebenfiguren, die Unscheinbaren und Kleinen der Weltliteratur." Und treffender hätte man es wahrhaftig nicht formulieren können.

Cover des Buches Ein gewisser Monsieur Piekielny (ISBN: 9783406727627)
TochterAlices avatar

Rezension zu "Ein gewisser Monsieur Piekielny" von François-Henri Désérable

Auf der Suche nach der verlorenen Figur
TochterAlicevor 5 Jahren

Die litauische Hauptstadt Vilnius sowie ein rätselhafter Mann, eben  Monsieur Piekielny, weckten mein Interesse für diesen Roman, der sich schließlich in einer Suche nach einem Autor aus vergangenen Zeiten, nämlich Romain Gary verlor.

Der Ich-Erzähler: das ist wirklich der Autor dieses Romans, der junge Francois-Henry Désérable. Als Leser weiß man aber nie, ob er auch Wahres berichtet, denn er hat seine Ausführungen hinter der Klassifizierung "Roman" verschanzt.

Ich in meiner Naivität habe mir, als ich zu diesem Buch griff, nicht bewusst gemacht, dass hier eigentlich dem Autor und Träger des Prix Goncourt Romain Gary nachgespürt wird, der mich - wie viele andere Träger dieses durchaus anerkannten Preises - nicht die Bohne interessiert. Dabei kannte ich ihn bereits seit meiner Kindheit, war ich doch begeisterte Leserin des Bertelsmann-Bandes "Autoren in Wort und BIld", den meine Eltern als einen Quartalskauf besorgt hatten und den ich mindestens einmal in der Woche zur Hand nahm.

Inzwischen weiß ich etwas mehr: jüdischer Abstammung aus Litauen, ein Zeitgenosse und Freund von Albert Camus, Autor einiger bekannter Romane, vor allem von " Frühes Versprechen", Schullektüre in Frankreich, das hier nicht nur einmal zur Sprache kommt. Eine dort erwähnte Figur, nämlich dieser Monsieur Piekielny, ist es, der den Spürsinn des Autors Désérable weckt, als er in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, zufällig vor das ehemalige Wohnhaus von Romain Gary gerät.

Auch wenn eine Eloge die nächste jagt - mich konnte das Buch nicht begeistern. Ich muss vielmehr ständig an das Prinzen-Lied "Alles nur geklaut" denken und das nicht nur deswegen, weil mich Stil und Art der Auseinandersetzung des Autors mit dem Thema nicht nur einmal an Modianos "Ein junger Hund" erinnert. Ausgerechnet Modiano, den Désérable nicht nur einmal erwähnt und trotz des errungenen Nobelpreises nicht gerade  mit Lorbeeren umkränzt.

Nun ja, meine Meinung ist eine überaus subjektive - vielleicht werden Sie ja den vielen Lesern folgen können, die ein begeistertes Loblied singen.

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Zusätzliche Informationen

François-Henri Désérable wurde am 06. Februar 1987 in Amiens (Frankreich) geboren.

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