Julia von Lucadou

 3,9 Sterne bei 107 Bewertungen
Autorin von Die Hochhausspringerin, Tick Tack und weiteren Büchern.
Autorenbild von Julia von Lucadou (©Maria Ursprung)

Lebenslauf

Meisterhaftes Debüt aufs Parkett gelegt: DIe 1982 geborene deutsche Autorin hat Filmwissenschaften studiert und nach ihrer Promotion als Regieassistentin, als Redakteurin beim Fernsehen und als Simulationspatientin gearbeitet. Ihr Debüt als Schriftstellerin gab sie 2018 mit der Veröffentlichung des Romans „Die Hochhausspringerin“. Erzählt wird die Geschichte der plausiblen wie bitterkalten Welt der Hochhausspringerin Riva, die für ein Millionenpublikum immer perfekt funktionieren muss. Als sie sich weigert, zu trainieren, bekommt die junge Hitomi den Auftrag, Riva zur Vernunft zu bringen. Sollte es ihr misslingen, droht ihr der Ausschluss aus der Gesellschaft. Julia von Lucadou lebt abwechselnd in Biel, New York und Köln.

Alle Bücher von Julia von Lucadou

Cover des Buches Die Hochhausspringerin (ISBN: 9783446260399)

Die Hochhausspringerin

 (82)
Erschienen am 23.07.2018
Cover des Buches Tick Tack (ISBN: 9783446272347)

Tick Tack

 (22)
Erschienen am 14.03.2022
Cover des Buches Die Hochhausspringerin (ISBN: 9783442719730)

Die Hochhausspringerin

 (0)
Erschienen am 13.04.2021
Cover des Buches Wie wir schreiben wollen (ISBN: 9783446276758)

Wie wir schreiben wollen

 (0)
Erschienen am 22.08.2022
Cover des Buches Wie wir schreiben wollen (ISBN: 9783446274891)

Wie wir schreiben wollen

 (0)
Erschienen am 22.08.2022
Cover des Buches Tick Tack (ISBN: 9783864847509)

Tick Tack

 (3)
Erschienen am 30.03.2022

Neue Rezensionen zu Julia von Lucadou

Cover des Buches Tick Tack (ISBN: 9783446272347)
-Leselust-s avatar

Rezension zu "Tick Tack" von Julia von Lucadou

Zwischen Verschwörungstheorien, Radikalisierung und einem normalen Teenagerleben.
-Leselust-vor 2 Jahren

Kurzmeinung: 

Tick Tack von Julia von Lucadou war eines des Bücher, auf die ich mich im Frühjahr am meisten gefreut habe. Doch leider konnte es meinen hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Es werden viele aktuelle und sehr interessante Themen wie Radikalisierungsprozesse und das Eintauchen in Verschwörungstheorien, sowie der Einfluss der sozialen Medien behandelt. Die Umsetzung zeigt in meinen Augen jedoch Schwächen und unter der Themenfracht mussten Handlung und Charaktere leiden. Insgesamt ist Tick Tack für mich immer noch ein gutes Buch, aber leider kein Highlight.

 

Meine Meinung:

Der erste Roman von Julia von Lucadou "Die Hochhausspringerin" war eines meiner Lesehighlights 2018. Dementsprechend gespannt war ich auf ihr neues Buch, aber dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen. Und das ist natürlich immer kein leichter Start für ein Buch. Doch die Themen klangen sehr vielversprechend: Hochbegabung, psychische Gesundheit, Verschwörungstheorien, Radikalisierung und der Einfluss der sozialen Medien, das Leben in der realen und digitalen Welt als Digital Native. Das hat mich alles sehr angesprochen. Und der Anfang der Geschichte hat mich dann auch gleich ziemlich überzeugt und schon bald war ich abgetaucht in die Geschichte. 

Wir verfolgen die Teenagerin Mette (eigentlich Almette. Die Story der Namensgebung ist eine coole Anekdote im Roman), die nach ihrem gescheiterten Suizidversuch zu einer Therapiesitzung geht, aber mit ihrer abgebrühten Art und ihrer Schlagfertigkeit und Hochbegabung alle auf Abstand hält und sehr darauf bedacht ist, niemanden zu nah an sich ran zu lassen. Als Tochter einer Ärztin und eines feministischen Bloggers ist sie sehr privilegiert aufgewachsen. In Rückblicken erfahren wir, wie es dazu kommen konnte, das Mette sich auf die U-Bahnschienen legte. Gleichzeitig wird die Geschichte in der aktuellen Zeitebene weitererzählt. 

Zunächst dreht sich viel um ein "normales" Teenagerleben: es geht um Leistungsdruck in der Schule, Freundschaft, erste Liebe, Konflikte mit und Abgrenzung von den Eltern. Mette fühlt sich allein, abgekoppelt von ihren Eltern, den Klassenkamerad*innen auf der schicken Privatschule und vor allem von ihrer besten Freundin Yagmur. In dieser vulnerablen Phase, auf der Suche nach sich und ihrem Platz in ihrem Umfeld trifft sie auf Jo, den 10 Jahre älteren Bruder einer Mitschülerin und unterliegt seiner Anziehungskraft. Er schenkt ihr Aufmerksamkeit, stärkt ihr Selbstvertrauen und manipuliert sie. So gerät Mette in einen Sog immer tiefer in den Strudel aus Verschwörungstheorien und Radikalisierung.

Das war am Anfang auch noch interessant zu verfolgen. Irgendwann nimmt die Geschichte aber eine wirklich krasse Wendung und spätestens ab da habe ich mich schwer getan mit dem Buch. Die Geschichte wirkte für mich zu gewollt, zu konstruiert und dadurch sehr unglaubwürdig. Ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte zu viele Themen vereinen und einen Schockeffekt erzielen. Für mich persönlich hat das nicht gut funktioniert und ich habe zwischendurch das Interesse an der Geschichte verloren. Ich hatte den Eindruck, die Charaktere sind dem Plot zum Opfer gefallen. Ich fand sie irgendwann nicht mehr authentisch und habe mich als Leserin auch nicht mehr nah an ihnen dran oder ihnen verbunden gefühlt. Dabei hat die Autorin durchaus interessante Aspekte beleuchtet. Sie schreibt darüber, wie man sich trotz (oder gerade wegen) hoher Followerzahlen einsam fühlen kann. Wie man trotz hoher Intelligenz manipuliert und in Verschwörungstheorien hineingezogen werden kann. Sie schreibt über aktuelle Themen: über Radikalisierung während der Pandemie und darüber, wie schnell große Kluften in unserer Gesellschaft haben entstehen können. Vieles davon hat mir gut gefallen. Und das Ende hat mich auch wieder mehr mit der Geschichte versöhnt. Aber insgesamt konnte mich das Buch einfach nicht so begeistern und ich finde, die Autorin hat da Potential verschenkt.

In der Form allerdings fand ich den Roman sehr interessant. Die Geschichte wird in abwechselnden Kapiteln aus der Sicht von Jo und Mette dargestellt. Dabei sind Mettes Kapitel Followerzahlen, Likes und Beitragszahlen einer social Media Plattform vorangestellt. Jos Kapitel sind wie in einem Internetforum geschrieben.  



Fazit:

Tick Tack von Julia von Lucadou ist ein Roman, der viele aktuelle Themen behandelt. Dabei werden spannende Fragen aufgeworfen und es gibt viele gute Ansätze und Ideen in dem Roman. Auch die Form des Romans ist ausgefallen, aber gelungen. Doch im Verlauf verliert die Handlung für mich an Glaubwürdigkeit und die Charaktere an Kontur. Sehr schade, da dieses Buch so vielversprechend begonnen hat. Für mich ein insgesamt durchwachsenes Leseerlebnis.

Cover des Buches Tick Tack (ISBN: 9783446272347)
leseleas avatar

Rezension zu "Tick Tack" von Julia von Lucadou

Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
leseleavor 2 Jahren

Da hatte ich mich auf einen modernen Roman gefreut, der in die Fußstapfen des wirklich guten Debütromans der Autorin tritt und eine Geschichte darüber erzählt, wie die digitalen Welten unsere sozialen Wirklichkeiten mehr und mehr durchdringen, wenn nicht gar ersetzen und bekomme das: Eine auf simpelster Küchenpsychologie basierende und im gekünstelten Gen Z-Slang vorgetragene Story über zwei Außenseiter, die sich in Verschwörungstheorien verlieren und zum Posterboy bzw –girl der Querdenkerbewegung mutieren.

Auf der einen Seite haben wir Almette, Mette, eine übergewichtige Einserschülerin, die ihre beste Freundin an die coole Neue in der Klasse verliert und daher nur einen Ausweg kennt: Selbstmord, im 21. Jahrhundert natürlich öffentlichkeitswirksam über TikTok gestreamt, was schließlich auch ihre Rettung ist. Auf der anderen Seite gibt es Jo, der von der Uni geflogen ist, keine Freundin findet, das Trauma eines prügelnden Vaters in sich trägt und deswegen gemeinsam mit seinen Incel-Freunden gegen die linksversiffte Meinungskultur kämpft und die Coronadiktatur der deutsche Bundesregierung stürzen will. Letzterer überredet erste dazu, als Anti-Influencerin auf TikTok gegen Political Correctness, die Lügenpresse und Maskenpflicht vorzugehen und am Ende fliegt beinahe ein Impfzentrum in die Luft. Und die Moral von der Geschicht? Hätte Papa weniger geprügelt, wäre Mama aufmerksamer gewesen und die beste Freundin loyaler, wäre das alles nicht passiert. Zu wenig Liebe führt zu Radikalisierung.

So platt? Leider schon! Julia von Lucadou verleiht ihren Protagonisten leider so überhaupt keine Tiefe, sondern lässt sie die trotzigen, verunsicherten und überkompensierenden Teenager sein, die sie nun einmal sind. Natürlich will ich nicht in Abrede stellen, dass soziale Vernachlässigung und frühkindliche Traumata zu einer Radikalisierung bei Jugendlichen führen können und Social Media dem ganzen noch zusätzlichen Feuer gibt, doch die Charakterisierung der beiden Figuren ist – wie oben hoffentlich deutlich wird – so klischeehaft, wie es nur sein kann. Es fehlt eigentlich nur, dass Jo Killerspiele zockt, damit noch einmal besonders deutlich wird, woher seine Gewaltbereitschaft kommt; stattdessen schaut er sich Selbstmordvideos im Internet an, was ihn dann vollkommen zum Freak macht.

Die Handlungsebene gibt auch nichts her. Mette radikalisiert sich auf einmal knapp 250 Seiten, nur um dann wieder einen Rückzieher zu machen. Dazwischen macht sie Hausaufgaben und schaut TikTok-Videos, Jo sitzt eh nur vor seinem PC, ernährt sich von Fastfood und plant die Übernahme der Weltherrschaft. Ab und zu wird mit den Eltern gestritten und Mette muss noch zur Therapie. Flott liest sich das Ganze eigentlich nur wegen der Sprache, wobei die Autorin hier auf einen schmalen Grat wandert und dabei mehr als einmal über die Linie tritt! Ich gebe zwar zu, dass gerade die Kapitel von Mette in ihrem überdrehten Denglisch-Talk, gespickt mit Jugendwörtern noch etwas Witziges und Verspieltes haben, bei Jo (ach ja, das Buch ist strukturell immer in Kapitel eingeteilt, die abwechselnd einen den beiden Figuren zu Wort kommen lassen) versucht sich Julia von Lucadou dann aber an einer eigenwilligen Computersprache. Das Endergebnis ist leider zu drüber, zu gekünstelt. Das hat nichts mehr mit heutiger Jugendsprache zu tun, das ist literarischer Manierismus.

Bleibt am Ende die Frage, warum ich eigentlich sogar noch 2 Sterne gebe. Ich habe tatsächlich hier und da mal gelacht und mochte Klischee-Mette trotz allem ganz gerne. Die Story hatte auch durchaus potential und Julia von Lucadou schafft es zumindest herauszuarbeiten, wie abhängig unsere Diskurse und Handlungen von der digitalen Welt sind: Viele verstehen das Internet immer noch als Add-On der wirklichen Welt, doch die jüngste Generation – und damit die Chef:innen, Wähler:innen, politischen Führer:innen etc. von morgen – zieht keine Grenzen mehr zwischen Analog und Digital. Erwähnte ich außerdem, dass ich das Debüt wirklich sehr, sehr gerne mochte? Ich weiß doch, dass Julia von Lucadou es eigentlich besser kann! Tick Tack ist trotzdem der Flop des Jahres!

Cover des Buches Tick Tack (ISBN: 9783446272347)
Booklove91s avatar

Rezension zu "Tick Tack" von Julia von Lucadou

Tick Tack
Booklove91vor 2 Jahren

Meine Meinung und Inhalt

" Du bist wie diese Thermomix-Hipster, die, seit Greta ihnen schlechtes Gewissen macht, jeden Tag stolz mit ihrem holländischen Lastenrad in den Unverpacktladen radeln und ihren drei Kindern auf dem Weg die Augen zuhalten, wenn ihnen jemand mit Alditüte entgegenkommt. Das ist die schlimmste Sorte, weil sie tief im Innersten davon überzeugt sind, dass sie gute Menschen sind. Dass sie wirklich etwas ausrichten in der Welt der brennenden Kängurus." (ZITAT)

Bevor sie sich auf die U-Bahngleise legt, kündigt Mette, 15, in TikTok-Videos ihr Vorhaben an. Niemand reagiert – gerettet wird sie trotzdem. Der Selbstmordversuch verwirrt ihr privilegiertes Umfeld: Bislang hat sie professionell die Leistung des hochbegabten Kindes abgeliefert – Mettes Strategie, um unter dem Radar einer Welt zu bleiben, deren Verlogenheit sie frustriert.

"Tick Tack" wird aus der Perspektive von Mette geschildert, die einen Selbstmordversuch überlebt hat und nun gezwungen ist, eine Psychotherapie zu machen. Wie schon von ihren Eltern und Lehrern, über die sie nur abfällig denkt und nicht ernst nimmt, hält sie auch von der Psychologin wenig. Sie flüchtet sich lieber in ihre Social Media-Accounts, die sie auf diversen Plattformen unter mehreren Pseudonymen pflegt, so dass sie offiziell nur ihre harmlose Seite zeigt.


Dann lernt sie Jo kennen, zehn Jahre älter, brillant und voller Wut, ein Verbündeter. Als Anti-Influencer hat er sich ein Following aufgebaut und rekrutiert Mette für den Kampf gegen den Mainstream.  

Die Kapitel des 26-jährigen Ex-Studenten Jo unterscheiden sich stark von denen Mettes. Er schildert in aggressiven Forumsbeiträgen seine Sicht auf die Welt. Die Texte sind durchzogen mit sprechenden Hashtags, Dateinamen und fiktiven Links – auch hier öffnen sich zahlreiche Metaebenen.

Leider konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Die Botschaft kommt an, sprachlich wurde ich mit "Tick Tack" nicht warm. Die Wandlung, welche die Protagonistin im Laufe des Buches entwickelt, habe ich mit mit Interesse verfolgt und mich durchaus der Meinung, dass die Autorin dieses brisante, gesellschaftliche Thema eindrücklich verarbeitet hat. 


Meisterhaftes Debüt aufs Parkett gelegt: DIe 1982 geborene deutsche Autorin hat Filmwissenschaften studiert und nach ihrer Promotion als Regieassistentin, als Redakteurin beim Fernsehen und als Simulationspatientin gearbeitet. Ihr Debüt als Schriftstellerin gab sie 2018 mit der Veröffentlichung des Romans „Die Hochhausspringerin“. Erzählt wird die Geschichte der plausiblen wie bitterkalten Welt der Hochhausspringerin Riva, die für ein Millionenpublikum immer perfekt funktionieren muss. Als sie sich weigert, zu trainieren, bekommt die junge Hitomi den Auftrag, Riva zur Vernunft zu bringen. Sollte es ihr misslingen, droht ihr der Ausschluss aus der Gesellschaft. Julia von Lucadou lebt abwechselnd in Biel, New York und Köln.

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