Die Menschheit hat sich auf den Weg gemacht, den Mars zu besiedeln. Ein Team von 120 Wissenschaftlern, Forschern und Ärzten aus allen Teilen der Welt hat sich in der Mars-Endeavour-Mission zusammengefunden, um das Unmögliche, möglich zu machen. Nach dem Aufbau der Station bleiben sie zehn Jahre, um das Leben zu erforschen und eine dauerhafte Besiedlung zu ermöglichen. Plötzlich bricht auf der Erde ein Atomkrieg aus und die Forscher sind auf sich gestellt. Doch der Krieg, der Zwist und das Misstrauen der Völker scheint auch auf den Mars zu schwappen und die ersten Todesfälle sorgen für Aufregung und Feindseligkeit.
Das Cover zeigt die Astronautin Liz in ihrem Raumanzug. Versonnen blickt sie auf die rötlich schimmernde Marsoberfläche. Ihr Gesicht, halb verdeckt von ihrem Schutzvisier steht über der Szenerie. Auf mich wirkt das Coverbild einsam und zugleich voller Mut und Hoffnung. Auch ohne den Klapptext gelesen zu haben, zog es mich zu dem Buch hin, da es mich neugierig gemacht hat.
Peter Cawdron hat einen wahnsinnig interessanten, spannenden und nervenaufreibenden Schreibstil, der unter die Haut geht. Von Beginn an hält er den Spannungsbogen straff gespannt und hält dieses sehr hohe Niveau dank unvorhersehbarer Wendungen permanent am Leben. Der Autor schildert die Stimmung zwar gespannt, da jeder Fehler in dieser lebensfeindlichen Umgebung tödlich sein könnte, aber auch voller Hoffnung, da Leben auf dem Mars möglich ist. Die Freude der Forscher schwappt auch auf mich über und ich staunte ob der Beschreibungen und ließ mich auf das Abenteuer - Besiedlung eines weit entfernten Planeten - gerne ein. Oft musste ich schmunzeln, da die vier Module mit vielen Klischees bedient worden sind: Die Überheblichkeit der Amerikaner, die sich als Helden der Welt ansehen; die Bedachtheit der Asiaten, die nach außen lächeln und innen toben; der trinkfeste und laute Russe und der Eurasier, der es jedem irgendwie recht machen will. Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen und das ist in einer Gemeinschaft auch gut so, dass es jeden Menschen zu etwas einzigartigen macht! Allerdings scheint das auch in Krisensituationen so zu sein; die 120 Menschen sehen sich nicht als Marsianer, sondern immer noch als Erdenvolk und somit ist der Streit zwischen den Modulen vorprogrammiert. Nur eine kleine Gruppe von ihnen glaubt an das große Ganze und versucht, Frieden zu stiften und Vertrauen aufzubauen. Denn wer auf der Erde den Knopf gedrückt und einen Krieg ausgelöst hat, ist egal. Sie sitzen alle zusammen auf dem roten Planeten fest. Ohne Hilfe von außen!
Ich muss gestehen, dass ich lange Passagen des Buches felsenfest davon überzeugt gewesen war, dass die Nachricht des Atomschlags nur eine Falschmeldung war, um die Reaktionen der Marsbevölkerung zu testen und zu erforschen. Dann dachte ich wieder, dass es ein Terrorakt war, nur um gleich wieder um zuschwenken und irgendeinem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Peter Cawdron säht Zweifel, wo er nur kann und reizte meine Neugierde damit ins Unerträgliche. Gepaart mit den Vorkommnissen auf dem Mars, schwankten meine Schuldzuweisungen hin und her! Natürlich konnte ich das Buch erst weg legen, als das Rätsel gelöst war.
Die Charaktere haben mir ausgesprochen gut gefallen. Sie wirkten alle menschlich, authentisch und lebensnah, so dass ich schnell eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Die Reaktionen sind eine Mischung aus antrainiertem Verhalten, dass sie als Astronauten eingetrichtert bekommen haben, Erziehung und gesundem Menschenverstand. Allerdings spielen oft auch Gefühle eine Rolle, was sich mal als gut, mal als schlecht erweist. Alle Protagonisten ruhen in sich selbst und kennen ihre Fähigkeiten. Sie sind stark, unbeugsam und doch menschlich und individuell. Während die einen an der Situation wachsen, verzweifeln die anderen; Helden werden geboren, andere gehen unter.
Im Vordergrund steht Liz. Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und ich darf sie während ihrer Mission begleiten. Wie ein kleines Kind gemeinsam mit ihr staunend den Mars erforschen, Trinkspiele im chinesischen Modul machen, lieben, lachen und in Panikstarre nach den Anschlägen verfallen. Ich bewundere diese starke Frau, die mich begeisterte. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass das Buch aus einer anderen Sicht auch ein Bestseller hätte werden können, oder es gar eine Fortsetzung geben könnte. Ich für meinen Teil wäre gerne mit dieser außergewöhnlichen Gruppe auf dem Mars geblieben!
Mein Fazit
Ein Buch über den Traum der Menschheit, der in Erfüllung gehen könnte. Aber auch vom Scheitern, von Freundschaft und Mut. Eine beeindruckende Mischung, die das Buch zu etwas besonderem macht!