Rezension zu "Als der Wolf den Wald verließ" von Rosanne Parry
"Als der Wolf den Wald verließ" ist mein zweites Buch der Autorin Rosanne Parry und ich muss zugeben, es hat mir sogar noch einen Ticken besser gefallen als das vorherige ("Als das Meer bebte").
Die ebenso interessante Geschichte wurde dieses Mal aus der gut eingefangenen Sicht des Wolfes Flink erzählt. Ich persönlich liebe ja Storys, welche aus der Perspektive von Tieren erzählt werden. Allerdings unter der Voraussetzung, dass diese nicht (zu) vermenschlicht werden.
Aber nun nochmal kurz zum Inhalt: Als der junge Wolf Flink von seinem Rudel getrennt und aus seinem Revier in den Wäldern vertrieben wird, begibt er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Auf seiner gefahrvollen Reise begegnet er Jägern, Waldbränden, einem "schwarzen Fluss" voller "Krachmacher" und dem Hunger - aber auch einem freundlichen Raben und der Schönheit der Natur.
Die fast schon poetische Erzählung bedient sich einem einfachen und verständlichen Schreibstil, welcher sich erfreulicherweise auch dem Sprachgebrauch von Flink anpasst. Dinge wie Autos werden hier beispielsweise als "Krachmacher" bezeichnet, das hat die ganze Handlung noch realitätsgetreuer dargestellt.
Ich habe selten ein Kinderbuch in der Form gelesen, dass so an die Emotionen des Lesers appelliert. Traurig und warmherzig zugleich nimmt die Geschichte ihren Lauf. Ich habe mit Flink zusammen gebangt, gehofft und habe ihn auf seiner Reise quer durch den Bundesstaat gespannt begleitet. Die abenteuerlustige, neugierige und fürsorglich Art von Flink mochte ich hierbei am allermeisten.
Auch in diesem Buch werden wieder viele Informationen über die jeweiligen Tiere - hier die Wölfe - vermittelt, zum Beispiel über das Jagd- und Rudelverhalten, Soziale Bindungen, Rituale usw.
Der amerikanische Wolf Oregon 7 bzw. Journey, diente übrigens als Vorbild für dieses Buch. Über ihn erfährt man mitunter noch mehr im Informationsteil des Buches, welcher sich ganz am Ende befindet und sehr interessant ist.
Ich muss aber auch noch kurz die wirklich wunderschönen und detaillierten schwarz-weiß Illustrationen von Monica Armino in den Vordergrund rücken! Die Tiere wirken wahnsinnig echt und verleihen der Geschichte dadurch eine tolle Atmosphäre. Ich habe es sehr genossen, die kleinen realistischen Kunstwerke zu bewundern.
Für mich eine tolle Mischung aus Sach- und Kinderbuch mit einer wichtigen Thematik, sowie ernsten (unterschwelligen) Botschaften, die dieses Buch noch eine Spur trauriger als das erstgelesene machen. Hier gibt es kein großes Beschönigen, trotzdem wird man nicht mit hoch erhobenem Zeigefinger belehrt.
Die stimmige Story mir realistischem Hintergrund ist demnach ein Buch für die ganze Familie und erinnert ein wenig an "Als die Tiere den Wald verließen", eine Serie, die ich damals total gerne angeschaut habe.
Vielleicht hilft dieses Buch auch, den Blickwinkel vieler Menschen auf den großen bösen Wolf zu mildern. Denn wenn schon die ganz Kleinen dieses lehrreiche Grundwissen über Wolf und Natur haben, kann das bestimmt helfen, diese besonderen Tiere und die Umwelt besser zu verstehen.