MelanieMetzenthin
- Mitglied seit 27.07.2012
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MelanieMetzenthins Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)" von Martina Sahler
Katharina die Große gehörte schon immer zu jenen historischen Figuren, die mich am meisten faszinierten. Die Art, wie sie sich gegen die Widrigkeiten ihrer Zeit durchsetzte und das, was einer Frau als Schwäche ausgelegt wurde, zu ihrer Stärke machte. So war ich auch besonders gespannt, wie Martina Sahler sich dieser historischen Figur annähern würde und in welchen Kontext sie sie setzen würde.
Hier gibt es nun verschiedene Handlungsstränge und Perspektiven, um sich Katharina anzunähern, die es in dieser Weise bislang noch nicht in Romanform gab. Sahler bleibt der Historie eng verbunden, nutzt aber geschickt historische Lücken, um sie mit Fiktion zu füllen, die durchaus so hätte gewesen sein können. Das macht sie sehr geschickt, der Spannungsbogen bleibt somit durchgehend erhalten, auch wenn ein historisch versierter Leser ja schon glaubt, vieles zu wissen und die Geschichte zu kennen. Aber hier liegt die Stärke des Buches in der Charakterausleuchtung, die es zu einem Lesegenuss macht.
Bewertung zu "Der Horror der frühen Medizin" von Lindsey Fitzharris
Die Autorin beschreibt den Wandel in der modernen Medizin Anfang des 19. Jahrhunderts am Beispiel des Lebens des Arztes Joseph Lister, der schon früh auf wissenschaftliche Beobachtung und die Nutzung des Mikroskops setzte.
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Lister insofern einen Vorteil, da schon sein Vater sehr an der Mikroskopie interessiert war und sogar ein sehr gutes, brauchbares Mikroskop entwickelte. Der junge Lister wolle jedoch Chirurg werden.
Im Buch wird sehr anschaulich beschrieben, wie es um 1845 in England in den anatomischen Theatern zuging, als noch vor Publikum operiert wurde und es keine ausreichende Narkose gab. Auch die anatomischen Studien der Studenten werden beschrieben - damals, als die Leichname noch nicht wie heute in Formalin eingelegt wurden und man Schutzkittel und Handschuhe benutzt. Damals war noch nicht viel über die Übertragung von Krankheiten bekannt, die Chirurgen operierten in Straßenkleidung, die Studenten sezierten die Leichen ebenfalls in Straßenkleidung und waren bekannt für ihre schmutzigen Hemden, in denen man Leichenfasern, Blut und Eiter sowie andere unschöne menschliche Körperflüssigkeiten fand. Arzt war damals noch kein angesehener Beruf, Medizinstudenten hatten auch keinen guten Ruf und die Sterblichkeit in Krankenhäusern war höher als auf manchen Schlachtfeldern - nur arme Leute gingen ins Krankenhaus und starben an den unmöglichen unhygienischen Bedingungen, wenn sie nicht schon zuvor an den barbarischen Operationsmethoden zugrunde gegangen waren.
Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für die Geschichte der Medizin interessieren - informativ und unterhaltsam zugleich. Geschichte, die Spaß macht.
Bewertung zu "Die Charité: Hoffnung und Schicksal" von Ulrike Schweikert
Bewertung zu "Revolution im Herzen" von Claudia Beinert
In diesem Buch geht es um die Familiengeschichte Karl Marx aus der Perspektive des Dienstmädchens Lenchen, die später auch mit Marx eine Affäre hat und ein Kind von ihm bekommt.
Vor diesem verbürgten historischen Hintergrund versucht das Autorinnenduo, sich der Geschichte Lenchens anzunähern, die schon jung ihren Vater verliert und sich als Hausmädchen durchschlagen muss. Die erbärmlichen Umstände werden gut geschildert, auch das damalige Milieu und die Doppelmoral von Marx - der selbst sehr viele der negativen Eigenschaften besitzt, die er eigentlich in seinen Schriften anprangert - vor allem sein Umgang mit seiner Frau und mit Lenchen zeugt vom damaligen Verständnis, das Männer Frauen entgegenbrachten.
Ein großartiges und zugleich unterhaltsames Stück Geschichte, das sich sprachlich gut ins Zeitkolorit einpasst.
Bewertung zu "Der Mond des Vergessens - Die fünf Kriegerengel" von Brian Lee Durfee
Der Einstieg in die Geschichte ist spannend, aber man muss auch etwas Geduld aufbringen, um die verschiedenen Handlungsstränge zu verstehen und zu erkennen, wo sie sich sich schließlich zu einem ganzen Gebilde zusammenführen lassen. Die Struktur erinnert dabei an Game of Thrones - sowohl von der Vielschichtigkeit der Charaktere her als auch von der Art, wie zunächst parallele Geschichten erzählt werden, ohne dass man sofort alle Berührungspunkte kennt. Verbindend ist das Element der Religion durch die Heilligen Schrift Laijons - und hier kann man sowohl altbekannte Fantasy-Elemente finden, als auch interessante Parallelen zur Gegenwart - die Auslegung der Schriften - zum Teil bewusst falsch - führt zu einigen Problemen, um es mal salopp auszudrücken.
Das macht die Geschichte tiefsinnig und spannend und deshalb ist sie sowohl für den normalen Fantasy-Leser, der einfach nur eine spannende Geschichte in einer fantasievollen, gut ausgestalten Welt miterleben will, ein Genuss, als auch für Leute, die Spaß daran haben, die Tiefe darunter zu entdecken.
Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.
Dieses Buch entfaltet seine ganze Erzählkraft erst dann, wenn man sich den Hintergrund bewusst macht. Der Autor schrieb dieses Buch im Alter von 23 Jahren als er 1938 aus Deutschland emigriert war. Er beschreibt also die Verfolgung und Drangsalierung der Juden in Romanform zu einer Zeit, da man sich beim besten Willen noch nicht vorstellen konnte, zu welch grauenvollen Verbrechen sich diese Verfolgung nur wenige Jahre später ausweiten sollte. Dabei ist die Atmosphäre schon jetzt bedrückend genug - Silbermann, der Protagonist, erlebt all die Drangsal und falsche Freundlichkeit Juden gegenüber mit. Er macht sich mit einem Koffer voller Geld auf die Reise und erlebt dort ein Land am Abgrund. Insbesondere mit dem Wissen, was tatsächlich die spätere Geschichte bringen wird und noch dazu mit dem Wissen, dass der Autor es zu dem Zeitpunkt, als er das Buch schrieb, nicht wissen konnte, wird es umso gruseliger und bedrückender. Man erkennt den Abgrund und kann doch nichts dagegen tun. Ein sehr wertvolles Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte, als ich es erst einmal zu lesen begonnen hatte.
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