Es gibt von meiner Seite aus viel zu dem Buch zu sagen, leider hauptsächlich Negatives. Im Buch erscheinen seitenweise Berichte über Dinge, bei denen man sich fragt, inwiefern sie jetzt unmittelbar mit der Handlung zu tun haben. Da wäre zum Beispiel die gesamte nachkoloniale Geschichte Äquatorialguineas, die erst interessant wird, nach der Zeit, in der das Buch geschrieben wurde. Oder die genaue Funktionsweise des Weltraumliftes. Es ist zwar sicherlich interessant, dennoch hätte es der Erzählweise gut getan, sowas erstmal außen vor zu lassen oder in einem Lexikon/Glossar für Interessierte hinten dran zu hängen. So kommen auch die 1300 Seiten zu Stande, für die man sehr viel Ausdauer braucht.
Dann hat mich immer wieder überrascht, wie die Helden scheinbar zufällig auf die richtige Spur kommen. Das beginnt schon sehr früh im Buch, doch möchte ich hier nicht zu viel spoilern. Die Rolle des Zufalls ist schon sehr groß und ich hab häufig gedacht: "Mann, haben die gerade Schwein gehabt.". Man hätte die Helden vielleicht auch etwas unauffälliger zu den Bösen führen können (wie gesagt, aus Angst vor Spoilern kann ich hier nicht konkreter werden).
Dann hat mich sehr überrascht, wie lapidar mit dem Tod umgegangen wird. In den Szenen, in denen es wirklich zur Sache geht, sterben einige, und nur selten wird danach um sie getrauert. Ich möchte nicht in einer Zukunft leben, in der der Tod selbstverständlich ist...
Kommen wir nun zu den positiven Anmerkungen. Schätzing hat ganze Arbeit geleistet und viel recherchiert und in der Tat mutet die Zukunft sehr realistisch an, auch wenn aus dem Zerfall Nordkoreas nach dem Tod Kim Jong-Ils nichts geworden ist. Somit ist die ganze Geschichte faktisch eigentlich unmöglich geworden, aber ich hatte ja versprochen: Keine Spoiler....
Dass es irgendwann eine einfachere Möglichkeit gibt, auf den Mond zu fliegen, denke ich, liegt auf der Hand. Ob da das Interesse mitschwingt, Helium-3 abzubauen, das es übrigens wirklich gibt, kann ich nicht sagen. Vom Stil her und der Art, wie er die Zukunft zeichnet, gebührt Schätzing Respekt. Es soll ja auch irgendwann ein Film rauskommen. Ich denke, da dürften die ellenlangen Beschreibungen fehlen, was ein Grund wäre, sich ihn anzusehen.
untillnow
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Ich hatte zufällig vorher ein Buch über die Freimaurer (von einem Freimaurer) gelesen, deren Anhänger Lessing ja bekanntlich war. Darin findet sich eine interessante Interpretation dieses Stoffes. Ziel Lessings sei nicht die Förderung der Toleranz und das Überbrücken der Unterschiede zwischen den verschiedenen Religionen, sondern die vollkommene Abschaffung der drei dargestellten Weltreligionen, da alle Beteiligten sich über die Grenzen ihrer Religionen hinwegsetzen (die Freimaurerei verfolgt ja sowas wie die Wahnvorstellung, alle Weltreligionen in einer Universalreligion zu vereinen). Gewagte Hypothese. Ich hab das Buch außerdem nicht in der Schule gelesen, wie viele hier, kenne allerdings die wichtige Rolle, die Lessing und auch das Buch selbst für die Aufklärung gespielt haben, und denke trotz allem, dass es kulturhistorisch wichtig ist und auch heute noch einen Leitfaden zu einer toleranteren Welt. Ich denke auch, dass Unterschiede wichtig sind und zum Leben einfach dazugehören. Ansonsten brilliant geschrieben, mit einigen überraschenden Wendungen.
Bewertung zu "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" von Alex Capus
Ungewöhnliche Erzählweise. Ich hatte schon von Leon & Louise gehört, doch eine Leseprobe erschien mir ein wenig zu überladen mit ländlicher Romantik. Daher war ich anfangs auch eher skeptisch. Das Treffen der drei Hauptpersonen am Anfang wird ein wenig zu wichtig genommen, denn es spielt nur auf wenigen Seiten zu Beginn des Buches eine Rolle. Ansonsten war ich angenehm überrascht, wie viel Fantasie man zwischen historisch recherchierten Daten walten lassen kann. Anfangs war ich bei dem Handlungsstrang von Emile Gilleron sehr verwirrt, warum es plötzlich um seinen Vater ging, was sich aber bald gelegt hat, nachdem ich dessen Motive verstand, ohne die man das Verhalten des Sohnes auch nicht verstehen kann. Ein Kritikpunkt bleibt aber dennoch. Dafür, dass die Zeit zwischen den Weltkriegen beschrieben wurde, war der Zweite Weltkrieg in wenigen Seiten am Ende abgehandelt. Alex Capus schien da etwas unter Zeitdruck gestanden zu haben, was schade ist, weil sich das Buch echt schnell liest und die 200 Seiten fast etwas zu wenig sind.
Das hier war mein erstes Buch, das ich komplett auf meinem neuen E-Book-Reader gelesen habe. Ich habe es mir auf Englisch gekauft, weil es a) billiger war und ich mir b) dadurch mehr Spannung erhoffte. Ob das wirklich geklappt hat, darauf komme ich gleich zurück.
Professor Langdon ist mal wieder im Einsatz, diesmal ohne Tweed-Jacke, aber mit einer Extra - Portion Gefühle, jagt er einem extremistischen Vordenker der Transhumanismus - Bewegung (die es tatsächlich gibt) hinterher. Bei den letzten Büchern habe ich es ein wenig vermisst, aber diesmal kommt auch seine emotionale Seite ein wenig zum Vorschein.
Anfangs denkt man, dieses Buch ist mal wieder in ein Schema F gepresst worden: Langdon deckt eine Verschwörung auf und wird dabei von einer Geheimorganisation gejagt, die er selbst auffliegen lässt, immer in Begleitung einer hübschen, jungen Dame. Doch etwa der Mitte des Buches schlägt das etwas um, denn diesmal ist er nicht nur in einer Stadt unterwegs, sondern gleich in drei. Offensichtlich hat der Charme von Florenz nicht ausgereicht.
Es wird ein unglaublicher Spannungsbogen aufgebaut, der sich selbst allerdings auf eigentümliche Weise zerstört. SPOILER: Fast alle Geheimnisse werden aufgedeckt, bevor Langdon in Istanbul ankommt, und er entdeckt, dass es zu spät ist, etwas dagegen zu machen - so kommt zwar alles ans Licht, aber es bleibt so, wie es war - die Katastrophe ist angerichtet. Dass der Unheilstifter Langdon selbst auf die Fährte führt, ist zugleich irritierend wie unerklärlich.
Die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen am Ende, sodass man nicht mehr weiß, ob ein weltweit verbreiteter Virus der Menschheit hilft oder ihr schadet. Teilweise könnte man sogar meinen, der Autor teilt die Meinung des Bösewichtes.
Nichtsdestotrotz fand ich diesen Teil besser als den dritten Part. Er war spannender und man findet sich auch problemlos wieder hinein, wenn man mal ein paar Tage keine Zeit hatte zum Lesen. Das ist nicht immer ein Kompliment für ein Buch, jedoch schadet es einem Buch mit einem Symbologieprofessor als Titelfigur nicht.
Zuletzt noch: Die englische Version beinhaltet zwar ein paar Fachtermini, die man sich aus dem Zusammenhang nicht erschließen kann, das macht sie aber durch die von mir erwartete höhere Spannung (vor der Selbstzerstörung des Spannungsbogens) wieder wett.
P.S.: Sollten Sie das Buch gelesen haben, achten Sie mal auf das allerletzte Wort.
Bewertung zu "Otherland - Meer des silbernen Lichts" von Tad Williams
Ich muss sagen, dass ich das Buch mit gemischten Gefühlen begonnen hatte, zu lesen, weil sich das bombastische Ende von Band 3 kaum noch toppen ließ. Doch diese Befürchtungen bestätigten sich nicht. Anfang und Mitte des Buches sind unglaublich spannend und man wartet auf ein noch viel größeres Finale als das des dritten Bandes. Wenn man allerdings das Ende des Spannungsbogens erreicht hat, ist man ein bisschen enttäuscht. Natürlich stellt Tad Williams im Otherland - Netzwerk wieder unglaubliche Sachen an, aber im Speziellen hatte ich mir das Ende der Geschichte um Dread ein wenig anders vorgestellt. Auch die Tatsache, dass man sich als Leser während der Geschichte schweren Herzens von Charakteren trennt, die am Ende irgendwie alle wieder leben, hat mir nicht ganz so gut gefallen.
Dem muss man allerdings entgegenhalten, dass Tad Williams, wie er bereits in den anderen Teilen bewiesen hat, sich ausgezeichnet darauf versteht, den Leser bei der Stange zu halten und es immer wieder spannender macht (vor allem, weil man nicht weiß, wann der spezielle Handlungsstrang wieder aufgenommen wird). Da kann man auch mal verschmerzen, dass das fast 100-seitige Nachwort ziemlich lang ist und den Leser in Bezug auf manche Fragen im Unklaren lässt.
Mein Fazit: Anfang und Mitte ausgezeichnete Weiterführung des Otherland - Stoffes, das Ende an einigen Stellen ausbaufähig.
Bewertung zu "Otherland - Berg aus schwarzem Glas" von Tad Williams
Der dritte Band des Otherland - Vierteilers. Man hätte Otherland gar nicht spannender fortsetzen können. Bei der Verarbeitung von Homers 'Ilion' würde dieser einmal applaudieren und sich einmal im Grabe umdrehen. Applaudieren, weil Tad Williams ein genauer, fast schon penibler Kenner dieses Epos zu sein scheint. Umdrehen, weil der Krieg vor Trojas Toren eine unerwartete Wendung nimmt. Mehr will ich dazu nicht sagen. Einzigartig. Das Finale spürt sich so an, als wäre es der letzte Teil, doch einer kommt noch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tad Williams noch einiges in petto hat....
Bewertung zu "Reise durch das Sonnensystem" von Jules Verne
Gutes Buch. Eine Gruppe von Menschen findet sich auf einem Meteor wieder, der wohl irgendwo in Nordafrika eingeschlagen sein soll. Besonders bemerkenswert sind dabei allerdings nicht sonderlich die Figuren, die mehr oder weniger Stereotypen entsprechen, sondern die exakte und detaillierte Darstellung von Verne, was passieren würde, wenn man sich an den Rand unseres Sonnensystems begeben würde.
Durch den Schluss jedoch leidet die Glaubwürdigkeit, vielleicht entlarvt sich Verne selbst als Träumer...
Bewertung zu "Otherland - Stadt der goldenen Schatten" von Tad Williams
Grandioser erster Teil des Vierteilers. Am Anfang versteht man noch nicht wirklich, wie die verschiedenen Geschichten zusammenpassen, aber nach und nach fügt sich das. Tad Williams erschafft eine Zukunft, die unter anderem auch auf seinen Nachforschungen beruht. Ob sie wirklich so kommen kann, sei mal dahingestellt. Die Erzählung beginnt in der Realität, verliert sich dann aber immer wieder in virtuellen Welten, nach jedem Kapitel muss man sich fragen: Wo bin ich gerade, weil viele unterschiedliche Geschichten gleichzeitig erzählt werden. Ob das Sinn hat, werde ich noch sehen, schließlich bin ich erst beim dritten Teil. Freue mich aber auf jeden Fall auf den Film
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