Rezension zu "Tränen des Südens" von Sarah Lee Hawkins
South Carolina am Vorabend des Sezessionskrieges: Die junge, wunderschöne, aber mittellose, Deborah "Debby" fristet ein trauriges Dasein, nicht besser als das der Sklaven, als Küchenmädchen in einem vornehmen Haus im glanzvollen Charleston. Eines Tages jedoch bietet ihr der Besitzer einer Reisplantage, Matthew Johnsons, für den sie schon länger schwärmt, eine Stelle als Gesellschafterin an. Das Leben Debbys scheint sich zum besseren zu wenden, doch der vermeintliche Traum wird schon sehr schnell zu einem Albtraum. Deborah wird nicht besser behandelt als die Sklaven des Anwesens und hat unter der Fuchtel eines undankbaren streitsüchtigen Weibsbild zu leiden. Ein einziger Lichtblick scheint Matthew zu sein, der ihre Gefühle zu erwidern scheint. Doch als Deborah schwanger wird, sieht sie sich gezwungen, bei Nacht und Nebel die Plantage zu verlassen. Und nach der Geburt sieht das mittellose Mädchen keine andere Möglichkeit, als das Kind auf den Stufen des Herrenhauses abzulegen.
Also ich muss sagen, dass ich wirklich entsetzt bin. Ich hatte bereits ein anderes Buch der Autorin Magnolien im Sturm gelesen, und dieses für durchschnittlich befunden. Dementsprechend hatte ich zwar keine sonderlich hohen, aber dennoch gewisse Erwartungen. Die Geschichte ist platt und verleiht dem Leser wahrlich keinen Eindruck von Landschaft und Gesellschaft der damaligen Zeit. Schlimm fand ich auch, dass nicht einmal ansatzweise Spannung aufkam. Die Geschichte ist dermaßen flach und kurzatmig, dass Spannung einfach nicht aufkommen konnte. Die Autorin deckt auf knapp 300 Seiten beinahe 20 Jahre ab. Dabei verzichtet sie vollkommen auf die Erwähnung von historischen Ereignissen, wie beispielsweise Wahlen oder die Abschaffung der Sklaverei und der damit verbundenen Einführung des Wahlrechts für Afroamerikaner. Die Einbringung solcher Ereignisse muss nicht unbedingt notwendig sein, gibt mir persönlich aber einen Bezug zur Geschichte und dem historischen Kontext. Im allgemeinen kommt nicht die angespannte Situation vor und nach den Präsidentschaftswahlen 1860, und die darauffolgende Euphorie der Bevölkerung bei Kriegsbeginn herüber. Negativ dabei aufgefallen ist mir, dass immer wieder Dinge erwähnt wurden, die historisch gesehen absoluter Blödsinn sind. Wie beispielsweise auf Seite 142 "aber die ersten Versorgungsengpässe traten auf, als die Unionsarme den Charlestoner Hafen einnahm.", demnach der Hafen von Charleston 1861 und nicht 1865 eingenommen wurde, aber auch auf Seite 151 "Es war bei einem Kampf um eine Kleinstadt in Illinois, die die Rebellen eingenommen hatten." Meiner Meinung nach kam es nie zu Kampfhandlungen in Illinois. Wenn man von der größtenteils fehlenden, aber wenn vorhandenen Einbringung der Geschichte absieht, muss ich auch die Protagonisten kritisieren. Keiner der Charaktere, nicht einmal Deborah, scheint mehr als zwei Charakterzüge aufzuweisen. Sie scheint glücklich durchs Leben zu gehen, sieht in allem das Positive, hat auf der anderen Seite allerdings keine Existenzängste im Angesicht ihrer erbärmlichen Lebensumstände, oder scheint von anderen Sorgen geplagt zu werden. Auch schafft Deborah es nicht, ihr Verhalten zu reflektieren. So ist sie sich beispielsweise während ihrer gesamten Schwangerschaft durchaus darüber im klaren, dass sie ihr Kind nicht versorgen wird können, macht sich auf der anderen Seite aber keine Gedanken über die Zukunft des Kindes. So kommt ihr nicht in den Sinn, dass sie ihr Kind mittels einer Abtreibung mit einem Draht oder einer Stricknadel loswerden könnte. Dadurch hätte sie zwar Gewissensbisse, welche übrigens die ganze Geschichte über bei ihr kaum auftreten, würde aber einer Belastung und einem noch größeren sozialen Abstieg entgehen. Auf der anderen Seite zeigt Matthews Ehefrau keinerlei positiver Charakterzüge zu haben. Sie ist rachsüchtig, habgierig und undankbar. Im Großen und Ganzen will ich damit sagen, dass die Charaktere extrem weltfremd, unmenschlich und unauthentisch wirken. Des Weiteren ist mir noch aufgefallen, dass Deborah scheinbar keinem Alterungsprozess ausgesetzt ist. Die ganzen 18 Jahre über, in denen die Handlung stattfindet, scheint sich Deborah weder äußerlich, noch charaktermäßig verändert zu haben. Sie hat trotz Schwangerschaft, Mangelernährung, dem Verlust ihres Kindes und ihres Mannes und ihrem voranschreitendem Alter im Jahr 1870 immer noch den gleichen sonnigen Charakter und den gleichen perfekten und wunderschönen Körper, wie schon 18 Jahre zuvor. Der Moment, in dem ich wirklich die Augen verdrehen musste, war dann gekommen, wenn wieder einmal einer dieser kitschigen Momente gekommen war, in denen Zufälle geschahen, die dermaßen an den Haaren herbeigezogen waren, dass es krachte. Schwester findet ihre lang verschollene und totgeglaubte Schwester wieder, und so weiter und so fort. Da war es mir dann aber auch wirklich zu viel.
Letztendlich war das Buch für mich wahrlich ein Griff ins Klo, da mir das Buch einfach zu klischeehaft und unwahrscheinlich unauthentisch und unmöglich war. Vielleicht ist das Buch ja etwas für jemanden, der gerne seichte Liebe ohne viel Hintergrund möchte. Ich muss allerdings sagen, dass ich zu anspruchsvollerer Kost greife.