Rezension zu "Gefallene Engel" von Seppo Jokinen
Anfänglich habe ich etwas gebraucht um Herr zu werden angesichts der ungewohnten finnischen Namen und Orte. Aber die Geschichte des Buches hat es wett gemacht.
Erstmal zur Story :
Ein Toter wird gefunden, abgelegt zwischen 2 Containern, seine Identität wird schnell herausgefunden, hat er soch ein besonderes Merkmal - er war querschnittsgelähmt.
Kommissar Koskinen ermittelt mit seinen Team in einem Umfeld, dass ihnen weitestgehend unbekannt ist, denn die Spur führt in das Wohnheim für Behinderte 'Wolfsstube'.
Der Tote lebte in dieser Einrichtung und war ein sehr unsympathischer Zeitgenosse. Doch wer ist so kaltblütig einen Menschen mit starker Einschränkung zu töten? Welches Motiv treibt den Mörder an?
Koskinen macht sich große Gedanken, denn es bleibt nicht bei diesem einen Mord.
Kommissar Koskinen - das finnische Pendant zu Barbarotti, Mankell und Co.
Er hat es nicht leicht, kämpft er doch an vielen verschiedenen Fronten.
Gegen die Frauen die er liebt und schätzt, gegen die Kollegen um seine Vorgesetztenstellung zu behaupten, gegen internes Mobbing und besonders gegen seinen eigenen Schweinehund, der ganz gerne mal wütend wird und aus der Haut fährt.
Zum Glück trägt er meistens einen Windanzug, bei uns auch Fahrradfahrermontur genannt, der ihn schützt vor dem miesen Wetter und seiner eigenen Laune.
Sein Stressausgleich ist das Laufen, er joggt gerne mitten in der Nacht und als Nicht -Autobesitzer radelt er so manche Strecke ab.
Ein guter Mensch - ein besserer Kommissar.
Seine Ermittler-KollegInnen sind ein bunt gemischter Haufen, die ständig um mehr Unterstützung beten aber gewissenhaft arbeiten.
Milla, die Sekretärinanwärterin ist mein persönlicher Favorit in dieser Truppe. Obwohl Koskinen sich ein wenig vor ihr fürchtet und vieles komplett falsch interpretiert.
Die Ermittlungsarbeiten sind sehr explizit erklärt, wer tut was, wann und warum.
Die Suche nach dem Motiv des Mörders bringt so nebenbei noch manch anderen Kriminalfall ans Tageslicht.
Die Einbindung der körperlich Schwerstbehinderten ist dem Autor auf eine sehr menschliche Art gelungen. Die Arbeiten in dem Wohnheim, wie auch die damit verbundenen 'Probleme'. Es wird nichts verschönt aber auch nichts verharmlost. Durch Koskinen und die Geschichte wird einem bewusst das vieles für selbstverständlich genommen wird, dass andere nicht (mehr) haben oder können.
Der Krimi ist einer der leisen Art, trotz der Morde, der bedächtige Einstieg steigert sich im Laufe des Buches und macht neugierig auf Umstände und die Frage nach dem Tätermotiv.
Lediglich die regelmäßigen Querelen innerhalb der Ermittler haben mich etwas gestört.
Gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen.
c ) K.B. 07/2015