Tran-Nhut

 3,1 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Hinter dem Nachnamen Tran-Nhut stehen die beiden 1962 und 1963 in Vietnam geborenen Schwestern Thanh-Van und Kim. 1968 wanderten sie mit ihren Eltern in die USA aus, drei Jahre später zog die Familie nach Frankreich. Nach dem Abitur studierten sie Maschinenbau bzw. Physik. Die Kriminalromane rund um den Mandarin Tân schreiben sie gemeinsam.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Das schwarze Pulver von Meister Hou (ISBN: 9783293204799)

Das schwarze Pulver von Meister Hou

 (7)
Erschienen am 18.02.2010

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Cover des Buches Das schwarze Pulver von Meister Hou (ISBN: 9783293204799)
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Rezension zu "Das schwarze Pulver von Meister Hou" von Tran-Nhut

Exotik ohne echte Exotik
Louisdorvor 8 Jahren

Deutschsprachige Historienbücher über Südostasien im 17. Jahrhundert sind nicht gerade häufig. Krimis wohl noch viel weniger. Insofern ist dieses Buch alleine durch die Thematik ein echter Hingucker: Der vietnamesische Mandarin Tân löst, in seiner Eigenschaft als Dorfrichter, Kriminalfälle in einer sehr spannenden Epoche einer sehr schillernden Region: dem vietnamesischen Königreich kurz vor Anbruch der Kolonialepoche.

Dabei ist das Buch eigentlich der dritte Teil einer auf französisch erschienenen Serie, die insgesamt schon mehr als ein halbes Dutzend Teile zählt. (Warum genau ausgerechnet dieser Band übersetzt wurde, war nicht herauszufinden.) Vielleicht ist das wiederum der Grund, warum der Mandarin selbst etwas blass als Person bleibt: Er ist offenbar sehr jung, sehr sportlich, sehr neugierig, verliebt sich leicht, und hat sich einen Ruf als kriminalistischer Spürhund erarbeitet. Aber so richtig reicht das nicht, um ihn zu einer interessanten Person zu machen. Das ist die eine Schwäche des Krimis. Die andere Schwäche ist, dass keine rechte Exotik aufkommen will. Das liegt zum einen an der Übersetzung der Namen: Neben Tân haben nur sehr wenige Personen vietnamesische Namen, stattdessen wurden einige Namen eingedeutscht ("Frau Eisenhut", "Frau Libelle"), andere offenbar direkt aus dem Französischen übernommen ("Doctor Porc") und wieder andere tragen europäisierte Namen ("Eunuch Clemens"), während ausgerechnet der einzige echte Europäer, ein Jesuit, einen chinesischen Namen trägt. Das ist zum einen verwirrend, zum anderen störend. Auch zahlreiche andere Begriffe passen einfach überhaupt nicht in die Region ("der Graf", "der Kapaun"), und stören den Lesegenuss. Ohnehin erfährt man im Grunde recht wenig über die Zeit, mal abgesehen davon, dass es noch Mandarine gibt, und dass die ersten europäischen Missionare durchs Land ziehen. Aber ein Bild mag sich nicht so recht im Kopf einstellen. Der einzige wirklich starke Lichtblick sind einige Diskussionen über Philosophie, über Taoismus, über Konfuzianismus, über Mystik, zum Teil im direkten Vergleich mit dem Christentum.

Das alles aber wird durch einen seltsamen Slapstick zunichte gemacht, indem zum Beispiel Personen sich einer Horde Angreifer entziehen, indem sie den Berg hinterrollen und ähnliche absurde Szenen. Das soll offenbar witzig wirken, für mich fiel es aus der ansonsten zum Teil eher düsteren Szenerie heraus und durchbrach die (ohnehin schon geringe) Immersion. Überhaupt wird anfangs erst einmal gar nicht klar, wie stark sich der Roman ins Phantastische vorwagt: Es laufen zum Beispiel Leichen durch die Gegend, und bis weit über die Hälfte hinaus muss der Leser glauben, dass es sich um echte Leichen handelt, so zumindest lässt es die Wortwahl schließen. Ein Kriminalfall, der sich dadurch auflöst, dass Tote aus den Gräbern steigen, wäre für mich jedenfalls unbefriedigend. Zum Glück kommt es dann auch nicht so weit, und, tatsächlich, ist dann alles ganz anders, und der mystische Spuk wird in bester Sherlock-Holmes-Manier entzaubert. (Man kann das hier verraten, ohne dass es das dies zu viel verraten würde). Tatsächlich ist der eigentliche Kriminalfall sogar recht pfiffig, es werden am Ende ganz viele Fäden von zuvor scheinbar zusammenhangslosen Ereignissen verknüpft und bilden tatsächlich ein in sich logisches und durchaus schlüssiges Motiv und Konzept. Aber bis es so weit ist, musste sich der Leser zuerst durch sehr viel überzeichnete Personen, Slapstick, gepaart mit trocken-nüchternen Passagen und einem großen Sammelsurium an Ratlosigkeit herumschlagen.

Insgesamt: Exotik, ohne dass exotische Stimmung aufkommen will, zusätzlich erschwert durch eine sehr mühsam holprige Sprache, die nicht recht vorankommt und die insgesamt wirklich absolut gruslige deutsche Wortwahl und Namensgebung. Hätte was ganz besonderes sein können - war es aber dann nicht. Keine Empfehlung. Und nur ein ganz klein wenig Neugier, ob die anderen Bände (im Original?) einige dieser Schwächen ausbügeln.

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