Ich lernte in den letzten Wochen Uschi Hammes wundervolle Gedichte auf Facebook kennen und hielt gestern erstmals ihr offizielles Lyrikdebüt in den Händen. Das schmale Bändchen hat es "in sich" und war rasch verschlungen...
Die Morgendämmerung schenkt der Autorin Worte, die Dämmerung, der Zwischenbereich der Visionen.
Uschi Hammes bleibt bei aller Offenheit bei sich, da ist nichts von Holprigkeit, ihre Gedichte fliessen dahin....Mit dem Metrum wird frei gespielt, die Verse sind alle feierlich, wenn nicht meditativ und Zeilenumbrüche sorgen immer wieder für Abwechslung.
Philosophieren und Naturbetrachtungen gehen ineinander über, zwangslos, die Natur wird nicht ins Metaphernkostüm gezwängt. Die Gedankengänge folgen einem Faden, sorgen aber immer wieder für Überraschungen. Sie sind deshalb leicht zu lesen, diese Texte, wie wenn sie eben erst entstanden wären...
Die Titelzeile "Eingefroren im Dämmerlicht" stammt aus dem melancholischen Gedicht "Januar". - Die Gedichtzeile zuvor nennt, was hier eingefroren ist: "Zeit". Und genau dies ist die Aufgabe von Gedichten. Eine Pause vom Alltagsstress wird geboten, die Zeit wird verlangsamt, bis sie still zu stehen scheint und noch nie Gedachtem und Gefühltem Platz gibt, so dass Schweres leicht wird und Leichtes einen zusätzlichen Glanz erhält.
Das Gedicht ist offensichtlich ein Format, welches dieser Autorin ausgesprochen liegt, das sie mit "sanfter Macht" in ihrem sehr persönlichen Stil zu gestalten weiss.
Zum Schluss noch eine Textprobe, eins meiner Lieblingsgedichte:
Ich habe es gesehen
Man sagt
Es ist doch nicht schlimm wenn die Kinder
weinen
Sie verstehen doch nichts vom Leben
Man sagt
Es ist doch nicht schlimm wenn die Alten
weinen
Ihr Leben ist doch schon vorbei
Man sagt
Es ist doch nicht schlimm wenn die Tiere
weinen
Sie haben doch keine Gefühle
Aber was
Wenn die Steine weinen?
Was sagt ihr dann?