Im Düsseldorf Ende der 20er Jahre spielen vier Jungen und ein Mädchen; Mala, Boddas, Knöres und Silli anderen Bewohnern der Stadt gerne Streiche. Doch eines Tages finden sie im Lesebuch einen Zettel vom Roten U. Die Bande soll verschiedenste Aufgaben erfüllen, wie zum Beispiel einer armen Großfamilie zu einem Sonntagsbraten verhelfen. Tun sie das nicht, wird das Rote U alles verraten, was sie bisher angestellt haben. Die Bande fügt sich und hat zunehmend Spaß an den immer gefährlicher werdenden Aufgaben. Doch dann wird ein Junge aus ihrer Klasse entführt. Die Bande ermittelt auf eigene Faust. Habe die ehemaligen Häftlinge, die sie für das Rote U beschatten sollten etwas damit zu tun? Und wer ist eigentlich dieses geheimnisvolle Rote U? Gemeinsam lösen sie den Fall und finden die zum Teil sehr überraschenden Antworten auf all ihre Fragen.
Erzählt wird die Geschichte vom Ich Erzähler, der sie im Auftrag von Herrn Behrmann, Chefredakteur der hiesigen Zeitung für die Nachwelt festhalten soll. Herr Behrmann ist einer der wenigen Erwachsenen, den die Kinder im Laufe der Geschichte ins Vertrauen ziehen und um Hilfe bitten.
Auffällig ist die Sprache, in der die Geschichte verfasst wurde. 1932, das Jahr, in dem die Geschichte erstmals erschien, hätte man sie als modern und die Dialoge als umgangssprachlich bezeichnet. Für heutige Leser wirkt sie dagegen sehr altmodisch und zum Teil schwer zu verstehen, da immer wieder Begriffe auftauchen, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden und deren Bedeutung sich nicht einfach aus dem Zusammenhang erschließen lässt.
Thematisch ist diese Geschichte für junge Leser ab 10 Jahren eine gute Wahl. Damals wie heute faszinieren die Kinder Geschichten voller Abenteuer, Freundschaft, Zusammenhalt und Gefahr garniert mit einem guten Ende. All das bietet das Rote U. Nur die Sprache wird vielen jungen Lesern Schwierigkeiten bereiten. Daher ist diese Geschichte eine gute Gelegenheit mal wieder gemeinsam mit den Kindern zu lesen und über alte Gepflogenheiten und Ausdrücke ins Gespräch zu kommen. Fesselnd und spannend ist diese Geschichte auch für die Großen.
Der Autor versteht es Spannung aufzubauen und zu halten, ohne die jungen Leser zu überfordern oder zu verschrecken. Er verabreicht wohldosierte Gänsehaut, ohne Alpträume.
Auch historisch betrachtet, ist diese Geschichte ein Juwel. Wilhelm Matthießen beschreibt das Düsseldorf Ende der 20er Jahre mit seinen alten Bauwerken, den Arbeitervierteln und dem Schulalltag dieser Zeit. Er beschreibt sehr lebendig, wie der Alltag der Kinder damals aussah und junge Leser erleben, dass Abenteuer nicht nur über Computer und Fernsehen erlebt werden können.
(Wilhem Matthießen: „Das Rote U“ Eine Detektivgeschichte. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München. 172 Seiten. 6,95€)