JuliaDrosten
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Bewertung zu "Die schwarze Taube von Siwa" von Julia Drosten
Bewertung zu "Die schwarze Taube von Siwa" von Julia Drosten
Sehr spannend trotz des enormen Umfangs. Sehr farbig und spannend geschrieben. Die Charaktere sind so gut ausgearbeitet, das man mit jeder einzelnen Figur mitlebt und mitleidet. Besonders deutlich wurde uns, wie schwierig es gewesen sein muss, in dem Deutschland jener Jahre zu überleben, sich selbst treu und ein Mensch zu bleiben. Schon kleinste Abweichungen erforderten ungeheuren Mut. Sehr gut gefallen hast uns, dass das dunkle Schicksal kranker und behinderter Menschen in Nazideutschland einmal angesprochen wurde. Manche Schilderungen der politischen Ereignisse fanden wir etwas zu ausschweifend. Schade auch, dass die Figur Walter sowie das Schicksal des jüdischen Arztes und seiner Familie unterwegs "verloren gingen". Dennoch ein großartiges Buch. Wir freuen uns schon auf Band drei.
Die junge New Yorkerin Andi ist schwer traumatisiert. Vor zwei Jahren ist ihr kleiner Bruder Truman von einem Auto überfahren worden. Daran gibt Andi sich die Schuld und ist seither völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Als ihr Schulabschluss in Gefahr ist, nimmt ihr Vater sie mit nach Paris, damit sie dort in Ruhe ihre Abschlussarbeit vorbereiten kann. Im Haus des Freundes ihres Vaters findet sie in einem alten Gitarrenkasten ein altes Tagebuch. Darin erzählt die junge Schauspielerin Alex, wie sie sich um den kleinen Dauphin von Frankreich bis zu seinem Tod während der französischen Revolution gekümmert hat.
Von da an spaltet sich die Geschichte in einen Gegenwartsstrang und einen 18. Jh.-Strang, Den Höhepunkt des Romans bildet Andis Zeitreise ins 18. Jh. und ihr erfolgloser Versuch den kleinen Dauphin zu retten. Am Ende hilft ihr das Ereignis jedoch, den Tod des kleinen Bruders zu verarbeiten. Sie kann wieder nach vorne schauen und findet sogar eine neue Liebe in dem Tunesier Virgil.
Wer Jennifer Donnelly kennt und mag wird diese sehr lebendige Geschichte gerne lesen. Donnelly weckt nicht nur Mitgefühl mit dem Leiden des "armen reichen Mädchens" Andi, sie schafft es auch für verschiedenste Musikstile zu begeistern und bringt das gefährliche Leben der Menschen im Paris der französischen Revolution nahe. Ein bisschen gestört hat uns, dass die Zeitreise erst gegen Ende des Buches kommt und die beiden Erzählstränge Gegenwart und Vergangenheit lange Zeit ohne größere erkennbare Verbindung nebeneinander her erzählt werden. Dennoch ein kurzweiliger Roman, besonders für Teenager.
Bewertung zu "Das Spiel der Nachtigall" von Tanja Kinkel
Das ist einmal ein anderes Mittelalterbuch. Keine Hebammen, keine Hexen, sondern ein Künstler und eine Wissenschaftlerin. Das hat uns sofort interessiert. Im Mittelpunkt dieses sehr umfangreichen Romans stehen Walter von der Vogelweide, einer der berühmtesten Sänger und Dichter des Mittelalters und die Frau seines Schicksals die Jüdin Judith, die eine erfundene Figur ist.
Walter und Judith begegnen sich als junger Mann und junge Frau am Hof des österreichischen Herzogs und sie sind sofort wie Feuer und Wasser oder wie zwei Magnete, die nicht wissen, ob sie sich anziehen oder abstoßen sollen. Eine turbulente Beziehung beginnt, die sich über viele Jahre und durch turbulente Zeiten zieht. Am Ende dieses sehr dicken Romans waren wir enttäuscht, dass es Judith nicht wirklich gegeben hat. Sie ist eine faszinierende Frau, wissbegierig, selbstständig, klug und stolz und Walter, dem scharfzüngigen ebenso klugen und stolzen Dichter, in jeder Hinsicht ebenbürtig. Über Walter von der Vogelweide ist kaum etwas bekannt, aber von seinen Liedern haben viele in unsere Zeit überlebt. Glücklicherweise hat Tanja Kinkel diese Lieder immer wieder in die Geschichte eingebunden und uns den Menschen Walter, wie er gewesen sein könnte so sehr viel näher gebracht. Überhaupt ist das Buch voll gepackt mit vielen historisch sehr interessanten Begebenheiten, z.B. der berühmten Medizinschule von Salerno in der auch Frauen ausgebildet wurden oder dem erbitterten Thronstreit zwischen Staufern und Welfen, der ein ganzes Land in Mitleidenschaft gezogen hat. Verblüfft hat uns auch mehrmals, dass man durchaus Parallelen zwischen der Intoleranz, Gier und Korruption der geschilderten Epoche des Mittelalters mit Ereignissen aus aktueller Zeit ziehen kann. Das war vermutlich von der Autorin beabsichtigt und lässt einen das Klischee vom "finsteren Mittelalter" überdenken. Uns hat es auf jeden Fall animiert, verschiedene Details über historische Personen und historische Ereignisse in Geschichtsbüchern nachzulesen.
Die Üppigkeit dieses lesenswerten Buches ist leider auch sein einziger kleiner Nachteil. Es gibt so viele Figuren und Handlungsstränge, dass wir zeitweise den Faden verloren haben und durcheinander gekommen sind. Aber wer einen Mittelalterroman lesen möchte, der fernab aller Klischees ist, sehr farbig, witzig und unterhaltsam, der ist hier bestens bedient.