Bewertung zu "Ich weiß nicht, was ich wollen soll" von Bas Kast
Seit nunmehr 10 Jahren beschäftigt sich der Psychologe und Autor Bas Kast mit psychologischen Themen, sowohl in zahlreichen (Fach-)Artikeln als auch in seinen Büchern. Das jetztige Buch ist umfangreich recherchiert und liest sich, wie immer bei Kast, sehr angenehm (man könnte den Schreibstil mit Alain de Bottons Büchern vergleichen). Nach den Themen Gehirn, Liebe, Intuition nun also das Glück, spezifischer: das Glück in der modernen, hochindustrialisierten Gesellschaft. Woher stammt unsere Unzufriedenheit? Woher diese Unruhe in uns und in unserer Gesellschaft? Kasts zentrale Frage lautet, ob es - analog zu körperlichen Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes - auch Zivilisationskrankheiten der Psyche gibt, in Form von Angst, Depressionen und Burn-out. Und was könnte man dagegen unternehmen? Wie sorgt man dafür, dass im Lärm der Welt die eigene Stimme noch zu hören ist? Dass man sich nicht vollständig in das erschöpfende Statusrennen verliert und am Ende nicht mehr das Leben lebt, das man eigentlich leben wollte? Beim Lesen von "Ich weiß nicht, was ich wollen soll" wurde mir erstmals richtig klar, dass es durchaus Gründe und Ursachen für ein gewisses "Unbehagen mit der Moderne" gibt, in der Ruhe und Muße mißachtet werden, wo nur Leistung und Geld wirklich zählen, wo es hauptsächlich um "Fortschritt, Fortschritt, Fortschritt!" geht, aber nicht mehr ganz so klar ist, was Fortschritt eigentlich heißt (materieller? psychischer?). Es ist heilsam, von dieser Bruttoinlandsprodukt-Denke ein Stückweit wegzukommen, hin zu einer Bruttosozialglück-Denke, wo der Mensch mit all seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht!