Lydia Sandgren

 4,4 Sterne bei 57 Bewertungen

Lebenslauf

Lydia Sandgren, als älteste von sieben Geschwistern 1987 geboren, studierte Psychologie, Literaturwissenschaften und Philosophie in Göteborg, wo sie als praktizierende Psychologin noch heute lebt. Mit Anfang zwanzig begann sie, ihren Debütroman zu schreiben. Zehn Jahre später eroberte ihr preisgekrönter Roman die Herzen des internationalen Publikums im Sturm.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lydia Sandgren

Cover des Buches Gesammelte Werke (ISBN: 9783866486614)

Gesammelte Werke

 (56)
Erschienen am 12.10.2021
Cover des Buches Das Bild meiner Mutter (ISBN: 9783453426740)

Das Bild meiner Mutter

 (1)
Erschienen am 13.09.2023

Neue Rezensionen zu Lydia Sandgren

Cover des Buches Gesammelte Werke (ISBN: 9783866486614)
L

Rezension zu "Gesammelte Werke" von Lydia Sandgren

Am Ende lohnt es sich doch noch…
LeeLouvor einem Jahr

Ist es fair, als nicht schriftstellerisch tätige Person einen Debütroman zu kritisieren? Immerhin hat Lydia Sandgren 874 Seiten veröffentlicht und ich noch keine einzige.

Trotzdem: Dieser Roman mit unendlich vielen schwärmerischen Rezensionen ist überbewertet. Er stellt keine Hommage an die Literatur und Kunst dar - wieso schreiben das eigentlich immer alle? Im Roman geht es um Literatur und Kunst, das stimmt. Alle sind wahnsinnig literaturaffin oder künstlerisch oder beides. Aber praktisch nichts von dem, was den Hauptfiguren des Romans ständig in den Mund gelegt wird, besitzt Tiefe. Gespräche triefen vor pseudoklugen Stellungnahmen voller Bewertung. Das kann allerdings auch jemand sagen oder schreiben, der sich ein paar philosophische Werke mittels Blinklist  und einer Google-Hintergrundrecherche reinzieht. Die meisten Dialoge werden dann auch oftmals auf locker-flockige, sehr abrupte Weise in der Luft hängengelassen. Das passiert auch bei diesen absurden und völlig nutzlosen ständigen Interviewsegmenten. Bitte, wofür?? Irgendwann hat mich das sehr genervt. Nichts wurde wirklich durchdrungen. So viele Szenen und Beschreibungen wirken vertraut, wie schon viele Male gelesen und gesehen - weil sie vor Klischees triefen. Genau so stellt man sich die Wohnung eines Künstlers vor, eine nächtliche Strassenszene in Paris, eine überarbeitete, überehrgeizige Intellektuelle in ihrer „klosterhaft anmutenden Wohnung“. Sie selbst sieht natürlich aus wie eine magere und sehr blasse russische Prinzessin im Fuchspelz. Klar.

Ich hatte als Grund für diese spürbare ständige Hohlheit zwei Szenarien im Kopf: Entweder ist Lydia Sandgren sehr klug und weitsichtig und nimmt diese ganze Szene auf die Schippe - grosse Klappe, wenig dahinter. (Natürlich sind trotzdem alle erfolgreich. Passt ja zum heutigen Zeitgeist.) Oder sie wollte unbedingt einen „grossen amerikanischen Roman“ schreiben (denn amerikanisch liest er sich), ohne selbst irgendetwas wirklich verstanden oder durchlebt zu haben. Da findet man so viel Abklatsch und leider nicht mal gut gemacht oder mit Augenzwinkern. Einfach so: Wird schon keiner merken, dass ich mich da mangels eigener Erfahrung oder nur oberflächlicher Recherche durchschummle. Sie war sehr jung beim Schreiben. Das erklärt auch, warum sich die Figuren im Lauf der Jahrzehnte kaum oder wieder sehr klischeehaft weiterentwickeln. Aus dem im Grunde seines Herzens konservativen,  immer im Schatten des begabten Freundes stehenden Martin wird ein angepasster, überbehütender und zwanghafter Vater, der grosse Maler landet selbstverständlich im Suff und die schwedische Schönheit, die 5 Sprachen spricht und überhaupt alles kann, verdreht in der Fremde jüngeren Männern den Kopf, die dann natürlich einen Roman über ihr Davonlaufmuster schreiben. 

Nichtsdestotrotz: Vom Schreibstil her liest sich “Gesammelte Werke“ gut. Ich mag, wie beispielsweise Roth und Franzen schreiben - und Lydia Sandgren schwimmt auf dieser Welle mit. Lang nicht so vielschichtig und smart, aber immerhin. Ausserdem mag ich Rakel, Martins Tochter, wirklich gern - wegen ihr habe ich das Buch auch zuende gelesen. Die letzten Seiten haben es dann auch geschafft, mich wirklich und tief zu berühren. „Gesammelte Werke“ ist eine Hommage, ja. An die Liebe. An ein Leben, in dem man der Liebe nicht den Stellenwert gibt, den sie verdient hat. An ein Leben, in dem man sich nicht traut, Liebe zu sein. Und: Es gibt einige Stellen, da spürt man: In der Autorin steckt mehr. Von daher wünsche ich mir in 10 Jahren wieder ein Buch von ihr.

Cover des Buches Gesammelte Werke (ISBN: 9783866486614)
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Rezension zu "Gesammelte Werke" von Lydia Sandgren

Gesammelte Werke
Co_Wintersteinvor 2 Jahren

📚 Gesammelte Werke 📚

Lydia Sandgrens Buch "Gesammelte Werke" handelt von Martin Berg, einem 50jährigen Verleger, der mit seiner Frau Cecilia, die als verschwunden gilt, zwei Kinder (Rakel und Elis) hat. Das nur mit einem hinterlassenen Abschiedsbrief und ansonsten unangekündigte Verschwinden der Ehefrau und Mutter hat ein tiefe Wunde in der Familie hinterlassen. Doch nicht nur diese Tatsache, sondern auch der nicht gelingende Roman, den Berg seit Studienbeginn zu schreiben versucht, verstärken seine Midlife Krise. Und auch das Verhältnis zu seinem besten Freund Gustav Becker, einem berühmten Maler, ist in den letzten Jahren etwas abgekühlt. Martins Tochter Rakel, die Bücher für seinen Verlag übersetzt, findet in einem Roman eine Figur, die ihrer verschwundenen Mutter ähnelt und stellt Nachforschungen an ...

Die Erzählstruktur ist geschickt gewählt. Die Gegenwart der Protagonisten wechselt mit Rückblenden ab, so verdichtet sich das Erzählte zu einem großen Kosmos um die miteinander verwobenen Leben von Martin, Cecilia und Gustav.

Die Figur Martin Berg hat mir gut gefallen, ebenso die in einem langen Abschnitt beschriebene Studienzeit von Martin (Philosophie), Cecilia (Ideengeschichte) und Gustav (Kunst). Die philosophischen Diskurse, die die drei führen (z.B. über das Verhältnis von Sprache und Wahrnehmung aus philosophischer Sicht, dass die eigenen sprachlichen Ausdrucksmittel das Erleben diverser Phänomen beeinflussen) fand ich sehr interessant. 

Toll fand ich auch die besondere Frauenfigur Cecilia, die ihre Kinder und ihren Mann verlässt, um ihr Leben ganz der Wissenschaft zu widmen. Solche Frauenfiguren gibt es, glaube ich, nicht so oft in der gegenwärtigen Literatur.

Die Ausführung über Gustav, den Künstler, schien mir ein bißchen an Kippenbergers Leben angelehnt. Die gleichen Alkoholexzesse, sich abwechselnde Phasen von innerem Eremitentum, dann wieder ausgelassene Parties, ein ähnlicher Schaffensdrang und der frühe Alkoholtod. Ein sehr lebendige Figur.

Sandgrens Debütroman liest sich wie eine Liebeserklärung an Kunst, Literatur und Geisteswissenschaften, ans Lesen und Schreiben, große Empfehlung für Fans dieser Gebiete!


Cover des Buches Gesammelte Werke (ISBN: 9783866486614)
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Rezension zu "Gesammelte Werke" von Lydia Sandgren

900 Seiten die sich lohnen
Ellinorliestvor 2 Jahren

Ohne die vielen positiven Rezensionen bei Instagram wäre ich wahrscheinlich nicht auf diesen Wälzer aufmerksam geworden. Auf fast 900 Seiten begleiten wir den Verleger und Fast-Autor Martin Berg und seine Familie. Sehr ausführlich wird von Martins Kindheit und Jugend und später seinen Studienjahren berichtet. Er lernt seine Frau Cecilia kennen, hat mir ihr zwei Kinder. Als das jüngere der beiden noch sehr klein ist, verschwindet sie plötzlich spurlos. Jahre später glaubt ihre Tochter Rakel sie im Roman eines Berliner Schriftstellers erkannt zu haben und begibt sich auf ihre Spuren.
Zu Beginn des Buches brauchte ich ein bisschen, um mich in der Erzählstruktur zurechtzufinden: Martins Lebensgeschichte wird erzählt, immer wieder unterbrochen von Teilen eines Interviews. Im Anschluss erfolgt ein Sprung in die Gegenwart bevor es mit Martins Geschichte weitergeht. Sobald ich aber mit diesem Muster vertraut war, fand ich mich sehr gut zurecht. Ich fand das Buch sehr gut leserlich geschrieben und die Figuren hervorragend gezeichnet. Einige sind ein wenig exzentrisch, was aber keineswegs stört. Es gab auch keine Figur, die ich nicht gemocht hätte oder deren Handlungsweise ich nicht - zumindest ansatzweise - nachvollziehen konnte.
Sehr gelungen fand ich die Mischung zwischen realen und fiktiven Schriftstellern und Künstlern. Als große Literaturliebhaberin mag ich Bücher die im Literaturmilieu spielen sehr. Sehr schön fand ich auch, die Darstellung, dass es immer zwei Seiten einer Geschichte kennt und man oft nur die halbe Wahrheit kennt. Auch das Ende des Buches war hervorragend ausgedacht.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich das Buch im mittleren Teil, besonders beim Studium in Paris ein wenig in die Länge zieht. Dort hätte man ein wenig kürzen können, ohne der Geschichte weh zu tun.
Insgesamt gibt es eine große Leseempfehlung von mir. Ich muss mich noch stärker bei den kleinen Verlagen umsehen, um mehr solche Texte zu entdecken!

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