… über ein ebenso außergewöhnliches Mädchen, dass ihre „Scheu“ ablegen muss, um das Leben kennen zu lernen.
Der Name des Romans Scheu des Autors Peter Koop ist definitiv Programm und passt zu der Thematik in diesem Buch, wie die Faust aufs Auge...
Inhalt:
Seit ihrer frühesten Kindheit hat Marie versucht, die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Nach außen hin angepasst, ist sie dabei innerlich zunehmend erstarrt. Immer wieder flüchtet sie in ihre Tagträume.
Als sie Hannah begegnet, kann sie ihr Leben nicht länger aufschieben. Zum ersten Mal liebt sie und wird geliebt. Mutig stellt sie sich ihren Ängsten und macht sich auf die Suche nach neuen Erfahrungen. Dabei gewinnt sie bald erste Freunde, begegnet aber auch ganz unmittelbar Gewalt und Obdachlosigkeit. Sie lernt verschiedene Spielarten des Sex kennen. Immer weiter wagt sie sich voran, aber immer wieder gerät sie bei dem Versuch, Hannahs Nähe zuzulassen, an ihre Grenzen…
Die Hauptcharaktere:
Marie:
Marie ist ein 19- jähriges Mädchen, dass zu Anfang der Geschichte, nach dem viel zu frühen Tod ihrer Eltern, in einem Hotel absteigt. Noch dazu in einer Stadt, in der sie niemand kennt. Warum das so ist, erfährt man erst nach und nach, denn Maries Vergangenheit war nicht immer einfach...
Sie beobachtet Menschen lieber aus der Ferne, als sich mit ihnen zu umgeben und verliert sich des Öfteren in ihren eigenen Tagträumereien. Erst mit der Zeit – und durch die Hilfe von Hannah – lernt sie ihre Scheu abzulegen und richtig zu leben...
Hannah:
Marie lernt Hannah in einem Sexshop kennen und es ensteht zwischen den beiden bald mehr, als nur eine enge Freundschaft. Hannah wird zu Maries erster fester Freundin. Sie „rehabelitiert“ Marie nach und nach und führt sie in das richtige Leben ein. Dabei geht sie sehr geduldig vor und hat unheimlich viel Verständnis mit Marie...
Kati und Flipper:
Katie und Flipper sind zwei der Obdachlosen, die vor der Bahnhofsmission leben und sind ein Paar. Während Kati liebend gerne zeichnet, ist Flippers Leidenschaft die Musik. Beide haben eine nicht ganz einfache Vergangenheit...
Die beiden werden bald gute Freunde von Marie und Hannah
Gorbi, Magda und Gisela:
Auch diese Drei gehören zu den Obdachlosen, die vor der Mission zu Hause sind. Alle haben sie ihre eigene Geschichte und versuchen deshalb auch auf verschiedene Art und Weise damit umzugehen...
Ewa:
Ewa ist eine Mitarbeiterin der Bahnhofsmission und kümmert sich teilweise sehr aufopferungsvoll um die Obachlosen auf dem Platz vor der Mission. Dennoch besitzt sie auch eine ganz andere Seite. Um diese ausleben zu können trifft sie sich regelmäßig mit Menzer in dem Hotel, in dem auch Marie wohnt...
Menzer:
Menzer ist ein durchtribener Mann, dessen einzige Aufgabe es zu sein scheint, die Menschen in seiner Umgebung so zu manipulieren, dass diese nicht wieder von ihm loskommen. Er scheint keinerlei Gefühlsregungen zu haben und weidet sich nur allzu gern am Unglück anderer...
Gregor:
Gregor hilft in der Mission aus, in der auch Ewa arbeitet und kümmert sich ebenfalls um Kati, Flipper und die Anderen. Im Gegensatz zu Menzer hat er ein unglaublich ruhiges und liebenswertes Wesen in sich und hilft anderen Menschen, wo er nur kann...
Meine Meinung:
Als ich anfing Scheu zu lesen, hatte ich nicht auch nur die geringste Ahnung, auf welche Reise ich mich begebe. Aber schon nach ein paar Seiten wurde mir klar, dass dies ganz sicherlich kein 0-8-15 Roman wird. Schön und zugleich fast poetisch beschreibt Peter Koop, die Geschenisse rund um seine Hauptprotagonistin Marie, die nicht nur nach und nach in ein normales Leben findet, sondern auch durch die Begegnung mit Hannah zum ersten Mal eine echte Freundin und die Liebe zu einem anderen Menschen kennen lernt...
Auch, wenn mir die Annährung zwischen Hannah und Marie definitiv etwas zu schnell ging, mochte ich das Zusammenspiel der Beiden unheimlich gerne. Die Vertrautheit, mit der beide füreinander umgehen ist fast schon rührend und einfach nur schön.
Selbst die Sexszenen zwischen ihnen sind nie abstoßend oder obzön beschrieben, denn auch hier behält der Autor seinen poetischen Erzählstil bei und macht das Ganze dadurch für den Leser greifbar und über alle Maßen nachvollziehbar...
Was ich ebenfalls sehr schön fand, ist die Tatsache das der Roman mit so wenig Figuren auskommt. Hier trifft das Sprichwort „Weniger ist mehr“, wohl auf jeden Fall zu.
Allerdings fiel mir das Lesen nach einiger Zeit immer schwerer, da es kaum Absätze gibt und auch die Wörtliche Rede (fast) nahtlos ineinander übergeht. So war es nicht immer ganz nachvollziehbar, wer gerade spricht...
Das ist aber meckern auf hohem Niveau meinerseits, denn dieses kleine Manko schadete der Geschichte nicht im Geringsten...
Mein abschließendes Fazit:
Ein außergewöhnliches Buch über ein Mädchen, dass ihre „Scheu“ erst ablegen muss, um das Leben kennen zu lernen...
Definitiv lesenswert...