Isabel Allende schreibt Briefe an ihre Tochter Paula über die Zeit nach deren Tod. Beginnend mit dem Verstreuen der Asche der Verstorbenen, über die kleinen und großen Wendungen des Lebens, hin zu dem Moment, wo die Autorin dieses Buch für jetzt beendet. Ind immer ist die Autorin mittendrin im Geschehen, manchmal aufgedrängt, manchmal gewollt, letztlich passiert nur wenig ohne sie.
Isabel Allende ist die Meisterin des Erzählens, und ihre vielköpfige Familie bietet einen reichen Fundus an unglaublichen Geschichten. Liebschaften und unverhoffte Trennungen spielen eine Rolle, ebenso wie zwei lesbische buddhistische Nonnen, die sich wie selbstverständlich eines elternlosen Säuglings annehmen, oder ein stoischer Buchhalter, der sich auf Befehl seiner chinesischen Mutter auf die Suche nach einer Ehefrau macht. Mit Wärme, Humor und ihrem handfesten Sinn dafür, wie sich dem Leben in all seinen Formen begegnen läßt, erzählt Isabel Allende von den schwierigen Zeiten nach dem Verlust ihrer Tochter Paula und von den erfüllten Tagen im Zentrum einer überaus farbigen Großfamilie, von ihren eigenen Problemen, Sorgen und Nöten und dem Glück nicht allein zu sein. Der Schreibstil in Briefform, in dem sie direkt an ihre verstorbene Tochter schreibt, ist zuerst ungewohnt, aber schon nach kurzer Zeit nicht mehr störend. Allendes Art sich in alles einzumischen ist nicht ungewöhnlich in Hinsicht auf ihre chilenische Nationalität, stößt aber sicherlich nicht nur im erweiterten kalifornischen Umfeld ab und an auf Unverständnis, sondern auch für den Leser ist es manchmal eher eigenartig. Aber gerade diese Ehrlichkeit und das manchmal etwas skurrile Geschehen machen auch den Charme des Buches aus.
Mein Fazit: Das die Autorin erzählen kann, brauchte sie mir nicht mehr beweisen, aber das sie es versteht, über sich selbst und das Leben um sie herum hinauszuschauen und den Blick für das Wesentliche am Ende nicht zu verlieren, nämlich die Liebe zu ihrer Familie, konnte sie mit diesem Buch mehr als verdeutlichen. Mir persönlich wäre eine derartige Großfamilie und Lebensweise zu viel, aber ich habe sehr gerne durch das Loch im Zaun geschaut und mich an der bunten Vielfalt von Allendes Erzählungen erfreut.