Éric Vuillard

 4,2 Sterne bei 59 Bewertungen
Autor von Die Tagesordnung, Ein ehrenhafter Abgang und weiteren Büchern.
Autorenbild von Éric Vuillard (©privat)

Lebenslauf

Innovation und Schärfe: Der französische Autor und Filmemacher Éric Vuillard, wurde 1968 in Lyon geboren. Sein unstillbares Interesse an der Weltgeschichte wird deutlich, sobald man eines seiner erfolgreichen Werke, liest. Auf einer originellen Art und Weise, erzählt er bedeutende geschichtliche Ereignisse in kompakter Version neu. Literarische Mittel setzt er gezielt ein und begründet mit dieser genannten Vorgehensweisen ein Genre neu. "Die Tagesordung", für den er den Prix Goncourt bekam, ist eine zusammenfassende Darstellung der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 bis zur Einverleibung Österreichs im Jahre 1938. Fünf Jahre in 124 Seiten zu packen ist für den talentierten Autor nicht unmöglich. Für seine Werke wurden ihm diverse renommierten Auszeichnungen, wie dem Prix de l’Inaperçu und dem Franz-Hessel-Preis, verliehen.

Alle Bücher von Éric Vuillard

Cover des Buches Die Tagesordnung (ISBN: 9783957579072)

Die Tagesordnung

 (32)
Erschienen am 03.06.2020
Cover des Buches Ein ehrenhafter Abgang (ISBN: 9783751809085)

Ein ehrenhafter Abgang

 (9)
Erschienen am 02.03.2023
Cover des Buches Der Krieg der Armen (ISBN: 9783957578372)

Der Krieg der Armen

 (7)
Erschienen am 06.03.2020
Cover des Buches 14. Juli (ISBN: 9783957575197)

14. Juli

 (5)
Erschienen am 29.03.2019
Cover des Buches Kongo (ISBN: 9783957576781)

Kongo

 (3)
Erschienen am 31.08.2018
Cover des Buches Ballade vom Abendland (ISBN: 9783957576484)

Ballade vom Abendland

 (1)
Erschienen am 31.08.2018
Cover des Buches Traurigkeit der Erde (ISBN: 9783751801010)

Traurigkeit der Erde

 (0)
Erschienen am 29.04.2021
Cover des Buches Die Tagesordnung (ISBN: 9783940018502)

Die Tagesordnung

 (1)
Erschienen am 29.03.2018

Neue Rezensionen zu Éric Vuillard

Cover des Buches Ein ehrenhafter Abgang (ISBN: 9783751809085)
renees avatar

Rezension zu "Ein ehrenhafter Abgang" von Éric Vuillard

Höher-Schneller-Weiter
reneevor 12 Tagen

In seinem Buch "Ein ehrenhafter Abgang" erklärt Éric Vuillard hervorragend was westliche Wirtschaftsinteressen, menschliche Gier und Politik tun, was sie bewirken, wie unsere postkoloniale Welt funktioniert. Dies alles wird anhand dem Beispiel Indochina erklärt, ist aber problemlos auch auf andere Gebiete anwendbar. Kein schönes Buch. Eher eine Aneinanderreihung von Schrecklichkeiten. Keine Wohlfühllektüre. Eher ein interessanter Blick auf das Raubtier Mensch. Aber eine wichtige Lektüre. Denn dies sollte man wissen. Denn wir in der westlichen Welt können nicht vollkommen unbeteiligt tun und anklagend mit dem Finger darauf zeigen.

Natürlich sind wir alle in der westlichen Welt an diesem Geschehen beteiligt. Sind ein Teil in diesem kapitalistischen Rädchen. Aber das heißt ja nicht, dass wir machtlos sind. In unserer Kaufkraft nämlich steckt ein wichtiges Mittel zur Regulierung von manchen Prozessen. In dem wir uns genau überlegen, welches Produkt in unserem Einkaufswagen landet, haben wir eine Möglichkeit einzugreifen. Eine kleine Möglichkeit, wenn man uns als Einzelne betrachtet, aber eine große Möglichkeit, wenn wir als größere Gruppe agieren. Proteste bewirken Aufmerksamkeit, sind ein probates Mittel. Aber ein Überdenken unseres Konsums greift dieses System aus Gier und Profit noch drastischer an. Denn mal ehrlich, brauchen wir wirklich ständig etwas Neues? Oder kann man sich dieses Belohnungssystem in uns nicht auch neu überdenken? Andererseits wieder kann man sich die Frage stellen, was will man denn sonst. Denn unser System hat für uns auch viele Annehmlichkeiten, auf die man vielleicht ungern verzichtet. Letztlich ist das immer eine Frage der Abwägung verschiedener Interessen und damit sind wir wieder in der Beteiligung. Ja, schwierig. So einfach kann man nicht sagen ihr seid die Bösen. Denn die Bösen sind wir alle, eben weil wir Menschen sind.

 Dieses Geschehen hier in diesem Buch gibt es ständig und überall, auch jetzt. Wir brauchen nicht weit zu schauen. Und dazu kann man nur sagen, ist dieses Geschehen in Ordnung? Oder finden wir es einfach nur schrecklich? Nun denn Leute. Wir können im Kleinen handeln. In unseren politischen Entscheidungen. In unserem Konsumverhalten. In unserer Nachhaltigkeit. Ob dies nun großartige Veränderungen hervorbringt, keine Ahnung. Aber man selbst fühlt sich dadurch vielleicht etwas wohler und kann vielleicht etwas fröhlicher sein Konterfei im Spiegel betrachten. Vielleicht. Maybe.

 

Cover des Buches Ein ehrenhafter Abgang (ISBN: 9783751809085)
franzosenlesers avatar

Rezension zu "Ein ehrenhafter Abgang" von Éric Vuillard

Eine außergewöhnliche literarische Geschichtsdarstellung
franzosenleservor 8 Monaten

»Ein ehrenhafter Abgang« ist kein Roman im klassischen Sinn, sondern eine Form von literarischer Geschichtsdarstellung und kommt ohne einen menschlichen Protagonisten aus. Ganz im Stil seiner vorherigen Werke hat sich Vuillard erneut ein Schlüsselereignis aus der Vergangenheit gegriffen und es mit beeindruckender Faktenfülle zu einem packenden literarischen Erlebnis verwoben. In seinem neuesten Werk widmet er sich dem Zusammenbruch der französischen Kolonialbesatzung in Indochina, in Vietnam.

Die Art wie Vuillard die Geschichte erzählt, ist außergewöhnlich: Eine Vielzahl vermeintlich isolierter Szenen – sei es auf Kautschukplantagen, auf dem Schlachtfeld oder im französischen Parlament – fügen sich am Ende harmonisch zu einem Gesamtbild der Vorkommnisse zusammen. Indem Vuillard die Geschichte aus der Sicht der Besatzer erzählt, gelingt es ihm, die Hintergründe und Ursachen dieser tragischen Ereignisse in ihrem komplexen Kontext zu beleuchten. Wir als Leserinnen und Leser werden Zeugen einer unvermeidlichen Niederlage der Besatzer. Dabei vermittelt Vuillard auf exzellente Weise, fast genüsslich, die Struktur des Niedergangs, der nach 10 Jahren Krieg mit dem Abzug der Franzosen endet. Die Kriegsgräuel werden das Land noch weitere 20 Jahre erschüttern und erst mit dem Abzug der Amerikaner enden.

Vuillards Erzählstil ist von einer eindrücklichen Intensität geprägt, die uns tief in die Gedankenwelt, die Hintergründe der Geschehnisse eintauchen lässt. Durch seine präzisen Beschreibungen von Orten, Menschen und Begebenheiten zeichnet er ein lebendiges Bild vor unseren Augen. So werden die Kautschukplantagen zu einem quälenden Symbol für die Ausbeutung und das Leid der Menschen, das Schlachtfeld zum Schauplatz verzweifelter Versuche der Besatzer, die schwindende Macht zu retten, das Parlament zum Schauplatz von politischem Geplänkel und strategischen Entscheidungen und die Vorstandssitzungen in der Banque de l’Indochine zum Synonym von menschenverachtendem, gierigen Kapitalismus.

Die Idee eines »ehrenhaften Abgangs« in dieser Geschichte scheint nahezu unerreichbar, auch wenn die Verantwortlichen diesen Begriff anders interpretierten. Ihre Absichten waren keineswegs von Moral geprägt, sondern von einem militärischen Sieg, bevor sie die Kolonie freigeben wollten. Vuillard demontiert den Mythos des »ehrenhaften Abgangs« mit eindringlicher Präzision und enthüllt stattdessen die schmerzhafte Realität dahinter.

Seine Sprache ist von einer knappen, aber eindringlichen Eleganz geprägt, die es ihm ermöglicht, sowohl die Fakten als auch die emotionale Tiefe der Ereignisse zu vermitteln. Ich würde sie als dicht, detailreich und faktengetrieben beschreiben. Vuillard zeichnet sich durch die außergewöhnliche Fähigkeit aus, historische Ereignisse in ihren kleinsten Nuancen zu erfassen und uns Leserinnen und Leser in die Atmosphäre und Stimmung jener Zeit eintauchen zu lassen.
Die präzise Wortwahl ermöglicht es, die komplexen Zusammenhänge der Geschichte klar und verständlich zu vermitteln. Man sollte sich jedoch in der französischen Geschichte des 20. Jahrhunderts gut auskennen oder bereit sein, den einen oder anderen Namen der französischen Finanzaristokratie zu googeln, was ich auch tat. Dann erschließt sich ein außergewöhnlich aufbereitetes Stück französischer Geschichte.

Fazit

»Ein ehrenhafter Abgang« von Éric Vuillard ist mit seiner historischen Akribie, der präzisen Sprache und der eindrucksvollen Atmosphäre zweifellos ein literarisches Meisterwerk, das Leserinnen und Leser mit seiner Tiefe, Genauigkeit und eindringlichen Darstellung in den Bann zieht. Das Buch bietet einen tiefen Einblick in die Epoche des ersten Vietnamkrieges und regt dazu an, über die Bedeutung und Lehren der Geschichte nachzudenken. Es ist eine Lektion über die Tragik der Verflechtung von Wirtschaftsinteressen und Kriegen und ein aufrüttelnder Aufruf, aus geschichtlichen Gegebenheiten zu lernen. Vuillard entfaltet ein beeindruckendes Panorama historischer Ereignisse und macht dabei deutlich, dass der Weg des Zerfalls oft von den Illusionen der Macht und wirtschaftlichem Egoismus gepflastert ist.

Cover des Buches Die Tagesordnung (ISBN: 9783957579072)
A

Rezension zu "Die Tagesordnung" von Éric Vuillard

Unkonventioneller Roman über Täuschungen und Wegschauen unter dem Nazi-Regime
aktionskuenstlervor 8 Monaten

Éric Vuillard erzählt vom Aufstieg der Nationalsozialisten. Er erzählt diesen auf eine ungewöhnliche Art und Weise, er wählt insbesondere zwei zentrale Ereignisse als Themen seines Romans. Erzählt wird vom Treffen der führenden Industrievertreter mit Adolf Hitler am 20. Februar 1933, rund einen Monat nachdem dieser zum Reichskanzler ernannt wurde. Und er erzählt vom Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938, wobei diese Erzählung den weitaus größeren Teil des Buches einnimmt. Das Buch erzählt diese historischen Ereignisse nach, schmückt sie mit Details aus. Es verwendet diese beiden Ereignisse als Aufhänger, um immer wieder auch andere dazugehörige Themen anzusprechen, die Ereignisse aus der heutigen Perspektive einzuordnen, immer wieder werden beispielsweise die Nürnberger Prozesse einbezogen.


Inhaltlich ist das wenig Neues. Doch Vuillard gelingt es, dieses Thema grandios aufzubereiten. Seine sprachlichen Bilder sind grandios und lassen den Roman und seine Figuren durchweg plastisch erscheinen. Das Treffen der Industriellen mit Hitler passiert so geräuschlos, so banal. Der Roman erzählt die Geschichte eines Wegsehens. Und er erzählt die Geschichte eines großen Bluffs und eines Nachgebens, veranschaulicht durch den Anschluss Österreichs. Die Nationalsozialisten setzen die österreichische Regierung gibt bei allen Forderungen irgendwann nach. Die Erzählung offenbart die große Inszenierung, die dahinter steckt. Mit Propaganda, mit Drohungen, mit vorgetäuschten Militärmanövern bei gleichzeitig dysfunktionaler militärischer Austattung.


Ein brillanter Roman über den Aufstieg Hitlers. Ganz am Ende schlägt noch einmal den Bogen in die Gegenwart und erklärt, man falle zwar nicht zwei mal in den gleichen Abgrund, aber man falle immer auf die gleiche Art und Weise, in einer Mischung aus Lächerlichkeit und Entsetzen. Genau deswegen ist dieser Roman wichtig.

Gespräche aus der Community

LovelyBooks lädt auch im Jahr 2020 zu spannenden Challenges ein.

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Zum Thema
948 Beiträge
Dajobamas avatar
Letzter Beitrag von  Dajobamavor 3 Jahren

Ertauscht.... Aber mach dir keinen Kopf, ist nicht so schlimm! Kann ich sicher tauschen!

Zusätzliche Informationen

Éric Vuillard wurde am 04. Mai 1968 in Lyon (Frankreich) geboren.

Community-Statistik

in 82 Bibliotheken

auf 15 Merkzettel

von 7 Leser*innen aktuell gelesen

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