Mia Couto

 4,3 Sterne bei 23 Bewertungen
Autor*in von Der Kartograf des Vergessens, Unter dem Frangipanibaum und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Mia Couto, geboren 1955 als Sohn portugiesischer Einwanderer in Beira, Mosambik, gehört zu den herausragenden Schriftstellern des portugiesischsprachigen Afrika. Mehrere Jahre war er als Journalist und Chefredakteur der Zeitungen Tempo und Notícias de Maputo tätig. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, Erzählungen und Gedichte. Für sein Werk wurde Couto mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2013 mit dem Prémio Camões, 2014 mit dem renommierten Neustadt-Literaturpreis und 2020 mit dem Jan-Michalski-Preis. Mia Couto lebt in Maputo.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Mia Couto

Cover des Buches Der Kartograf des Vergessens (ISBN: 9783293006119)

Der Kartograf des Vergessens

 (6)
Erschienen am 11.09.2023
Cover des Buches Unter dem Frangipanibaum (ISBN: 9783293305403)

Unter dem Frangipanibaum

 (6)
Erschienen am 10.10.2015
Cover des Buches Asche und Sand (ISBN: 9783293005693)

Asche und Sand

 (2)
Erschienen am 29.03.2021
Cover des Buches Imani (ISBN: 9783293208315)

Imani

 (2)
Erschienen am 18.03.2019
Cover des Buches Das schlafwandelnde Land (ISBN: 9783293408340)

Das schlafwandelnde Land

 (2)
Erschienen am 10.10.2015
Cover des Buches Das Geständnis der Löwin (ISBN: 9783293207295)

Das Geständnis der Löwin

 (3)
Erschienen am 09.02.2016
Cover des Buches Jesusalem (ISBN: 9783884234624)

Jesusalem

 (1)
Erschienen am 10.03.2014
Cover des Buches A Varanda do Frangipani (ISBN: 9789722110501)

A Varanda do Frangipani

 (0)
Erschienen am 01.01.1996

Neue Rezensionen zu Mia Couto

Cover des Buches Africa (ISBN: 9783822856215)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Africa" von Sebastião Salgado

Eine Hommage an Afrika
dunkelbuchvor 4 Monaten

Diese bemerkenswerte Sammlung aus über 30 Jahren fotografischer Arbeit vereint Sebastião Salgados kraftvolle Schwarz-Weiß-Bilder Afrikas in einem Band. Die Aufnahmen erzählen die Geschichte eines Kontinents, der von Unruhen verwüstet wurde und doch unermesslich reich ist an Geschichte und Kultur. Mit Verständnis und Demut zeigt uns Salgado einige sehr unterschiedliche Regionen, die im Angesicht ökologischer und humanitärer Krisen überleben. 

In zeitlosen schwarz-weiß Bildern zeigt uns Salgado, welche Macht Fotografie ausüben kann. 

Ein gewaltiges, aufwühlendes Werk.

Cover des Buches Der Kartograf des Vergessens (ISBN: 9783293006119)
kingofmusics avatar

Rezension zu "Der Kartograf des Vergessens" von Mia Couto

Auf der Suche nach (der) Wahrheit
kingofmusicvor 5 Monaten

„Poeten sind Propheten. Mein Mann ist ein vergesslicher Prophet. Erst hat er die Zeit vergessen. Dann hat die Zukunft ihn vergessen.“ Virgínia Santiago (S. 245)

Mia Couto – ein Name, der mir bisher nichts sagte. Nun, das wird sich nach dem Roman „Der Kartograf des Vergessens“ (erschienen im Unionsverlag in der Übersetzung von Karin von Schweder-Schreiner) wohl ändern (müssen), hat er mich doch nachhaltig beeindruckt.

Dabei gehört auch „Der Kartograf des Vergessens“ zu den Romanen in diesem Jahr, zu denen ich erst sehr spät Zugang gefunden habe, da die Geschichte weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat.

Der Ich-Erzähler Diogo Santiago kehrt in den Ort seiner Jugend zurück – in den mosambikanischen Ort Beira (dort wuchs auch Mia Couto auf). In der Vorbemerkung des Romans heißt es

„Dies ist die Geschichte eines arglosen portugiesischen Dichters und Journalisten, der Beweise für ein Massaker erhält, das die portugiesischen Truppen 1973 in Mosambik verübt haben. Dieser gute arglose Mann war mein Vater. […] In manchen weißen Vierteln verfielen die Menschen dem Wahnsinn. Damals wurde mir klar, dass Krankheit mitunter das einzige Heilmittel ist. Manche mussten vergessen können, was geschah, um Zukunft zu ermöglichen. Für andere war das, was geschah, schon die Zukunft. Diese fiktive Erzählung ist durch reale Personen und Ereignisse inspiriert. […]“ (S. 7)

Das genannte Massaker hat Einzug in den Roman gehalten und gehört inhaltlich zu den nachhaltigsten Szenen des gesamten Romans – an der ein oder anderen Stelle musste ich ob der geschilderten Grausamkeiten die Lektüre kurz unterbrechen. Auch an anderer (inhaltlicher) Stelle konnte ich das Buch nicht am Stück lesen, brauchte immer wieder eine Pause. Das lag jetzt nicht nur an der Geschichte selbst, sondern auch an dem allgemeinen Stil von Mia Couto, dem auch eine schriftstellerische Nähe zum sogenannten „magischen Realismus“ nachgesagt wird. Nun, das kann ich nach Ende der Lektüre insoweit bestätigen, als dass sich märchenhaft-mystisches mit knallharter Realität fließend die Klinke in die Hand gibt und man als Leser:in genau aufpassen muss, wo und wie die Grenzen verlaufen. (Literarische) Vorlieben für Gabriel Maria Marquez und ähnliche Autoren können also nicht schaden, wenn man sich auf Mia Couto einlässt bzw. einlassen will.

Neben der Aufarbeitung des erwähnten Massakers lernen die Leser:innen auch viel über die mosambikanische Kultur; das gelingt Couto hervorragend durch die „Einarbeitung“ von einheimischen Charakteren in die Handlung, die jeweils verschiedene Eigenschaften und Traditionen versinnbildlichen.

Darüber hinaus gibt es Ausflüge in die Kolonialgeschichte Mosambiks, die durch (fiktive) Protokolle, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen etc. dargestellt werden und im Wechsel mit den Gegenwartsabschnitten stehen. Letztlich erhält die geneigte Leserschaft viel Inhalt für gut angelegtes Geld.

Wer also einen gut 300-seitigen Roman mit Anspruch lesen will, der trotz aller Ernsthaftigkeit aber auch humoriges zu bieten hat, dem empfehle ich eindringlich die Lektüre dieses Romans, der von mir 5 verdiente Sterne bekommt!

©kingofmusic

Cover des Buches Der Kartograf des Vergessens (ISBN: 9783293006119)
lesehorizonts avatar

Rezension zu "Der Kartograf des Vergessens" von Mia Couto

Das Wechselspiel von Erinnern und Vergessen
lesehorizontvor 6 Monaten

Mia Couto war mir schon länger im Begriff, ich las vor "Der Kartograf des Vergessens" bereits zwei andere Werke dieses mosambikanischen Autoren. Dennoch habe ich Mosambik bislang kaum literarisch bereist und weiß wenig über die Geschichte des Landes und das düstere Kapitel der Kolonialzeit. Ich war gespannt auf das neueste Werk von Couto. Couto gewann einige literarische Preise, u.a. erhielt er 1991 zusammen mit Ungulani Ba Ka Khosa den Nationalpreis der mosambikanischen Schriftstellervereinigung AEMO. Couto wird eine Nähe zum lateinamerikanischen Magischen Realismus nachgesagt. Wer seine Werke lesen möchte, muss bereits sein, sich auf eine ungewohnte Erzählstimme einzulassen; eine, die beispielsweise von einem anderen Umgang mit Zeit geprägt ist und in der Grenzen zwischen Leben und Tod fließend sind. Lässt man sich auf Coutos neuestes Werk mit seiner besonderen Erzählstimme ein, wird man reich belohnt mit tiefen Einblicken in die koloniale Vergangenheit Mosambiks. Möglicherweise ist das Werk biografisch inspiriert, denn es gibt im Leben Coutos einige Parallelen zu dem des Protagonisten Diego. 

Worum geht es also im Kartograf des Vergessens? Es geht im Allgemeinen um eine Vermessung Mosambiks anhand der Kolonialgeschichte und dessen Wunden sowie der Nachwirkungen und Folgen in spätere Generationen hinein. Im Mittelpunkt stehen Diego, Sohn eines berühmten Schrifstellers und Liana, die ihm auf einer Lesung begegnet und ihm Material über seine Familie anbietet. Es geht um Dokumente, die Verhörung von Diegos Vater durch ihren Großvater betreffend. Sie selbst spürt ebenfalls der eigenen Familiengeschichte nach; möchte Klarheit über ihre Mutter gewinnen. Beide begeben sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Äußerlich liegt eine beklemmende Atmosphäre in der Luft: es wurden vermehrt tote schwarze Vögel gefunden und ein Zyklon zieht auf. Doch nach innen hin birgt der Ausflug in die Vergangenheit den beiden Protagonistinnen die Chance, in ihrem Inneren zur Ruhe zu kommen und durch das Erinnern des Vergessenen und die Auseinandersetzung damit, neu in die Zukunft starten zu können...

Ich habe mich gerne auf die ungewohnte Erzählweise eingelassen. Auch wenn ich sicher nicht alles verstanden habe, bin ich doch sehr fasziniert von der Stimme Coutos. Der Ausflug in die mosambikianische Vergangenheit war sehr lehrreich, in Bezug auf die zeitgeschichtlichen Umstände einerseits, aber auch im Hinblick auf Rassismus und dessen Folgen. Einige Textpassagen haben mich zutiefst bewegt, insbesondere dass man sich mit der eigenen Geschichte, eigener Haltung in Rassismusfragen auseinander setzen muss, um selbst ein Mensch sein zu können. Auch wenn es im Roman um Mosambik geht, kann man auch für selbst Erkenntnisse gewinnen - zumal in Deutschland die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit als Kolonialmacht verschwindend gering ist. Es braucht Werke wie Coutos, um Kolonialismus und dessen bis in die Gegenwart hineinreichenden Folgen zu verstehen. Es kann nie genug Werke darüber geben. Coutos neuer Roman ist auch in dieser Hinsicht sehr empfehlenswert. Unbedingt lesen!

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks