Rezension zu "L'Assassin habite au 21" von Stanislas-André Steeman
In London geht ein Serienmörder um. Er nennt sich Mr. Smith, das erfährt man von den „Visitenkarten“, die er bei seinen Opfern hinterlässt, nachdem er ihnen den Schädel eingeschlagen und die Brieftasche geraubt hat. Der Killer schlägt nachts und im Nebel zu und wählt seine Opfer offenbar vollkommen willkürlich aus. Die Polizei jedenfalls tappt zunächst gänzlich im Dunkeln.
Doch durch eine glückliche Fügung kommen sie dem Täter schließlich auf die Spur: Ein Zeuge beobachtet zufällig einen der Morde und schafft es sogar dem Täter in diskretem Abstand zu dessen Behausung zu folgen.
Das scheint der erhoffte Durchbruch zu sein. Leider erweist sich die vermeintliche Adresse des Mörders als Pension wo etwa ein Dutzend zahlende Gäste residieren.
Um den Mörder, durch Überwachung des Hauses nicht zu verschrecken, überlegt die Polizei jemanden dort einzuschleusen. Da kommt ein neuer Gast, ein Archäologieprofessor aus Paris gerade recht, man will ihn überzeugen, den Ermittlern zu helfen indem er die Augen offen hält und Informationen über seine Mitbewohner sammelt. Doch bei Scotland Yard hat man Mr Smith unterschätzt, der mit teuflischer Cleverness auf seine Notsituation reagiert.
Stanislas-André Steeman war neben Georges Simenon der erfolgreichste Krimiexporteur Belgiens. Seinen ersten Detektivroman schrieb er aus Jux und wollte ihn als Parodie auf das Genre verstanden wissen. Doch dadurch schien er erst auf den Geschmack zu kommen, jedenfalls veröffentlichte Steeman im Folgenden zahlreiche Kriminalromane und Thriller, von denen die meisten dem Muster des klassischen Rätselkrimis folgen. Manche seine Werke wurden verfilmt, wie auch der vorliegende Roman vom französischen Regisseur Henri-Georges Clouzot.
Steeman hat hier einen früher Beitrag zum heute so selbstverständlichen Subgenre des Serienkiller-Thrillers abgeliefert, der sich auch gut acht Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch erstaunlich unterhaltsam liest. Vor allem der geniale Schlusstwist hat es wirklich in sich. Als kleiner Kritikpunkt lässt sich lediglich anmerken, dass einem keine der Romanfiguren wirklich ans Herz wächst, bzw., hätte man die Charaktere vielleicht etwas interessanter Gestalten können. Auch so ist dieser Roman aber einen Blick und Autor Steeman eine Neuentdeckung wert.