Ein Hochstapler fliegt auf. Mord, Betrug, Täuschung. Schwere Vergehen, denen Clark Rockefeller alias Christian Karl Gerhartsreiter überführt und angeklagt wird. Walter Kirn war ein Freund von Rockefeller. Sie lernen sich vor mehr als einem Jahrzehnt kennen, als Kirn einen Hund für Rockefeller nach New York transportiert. Sofort ist er fasziniert von seinem Gegenüber, lässt sich einlullen und schmeicheln. Doch immer ist irgendetwas komisch an seinem Freund, richtig an ihn heran kommt er nie. Und auch das Gegeninteresse scheint gering.
„Ein brilliant geschriebener, hypnotischer Thriller über den Hunger nach Aufstieg, die Macht des Geldes und den schmalen Grat zwischen Lüge, Illusion und Wirklichkeit.“ Mit diesen Worten wird das Werk Walter Kirns beworben. Hochtrabende Worte, die mich aufhorchen ließen, mein Interesse weckten. Doch halten konnte das Buch nur wenig.
Kirn beginnt mit dem Kennenlernen, welches über drei Kapitel hinausgezögert wird, angereichert mit Anekdoten, über einen Hund und dessen Transport nach New York. Ein Unterfangen, was dann doch simpler war, als das man dafür 60 Seiten dieses Buches hätte füllen müssen. Die übrigen Kapitel fokussieren den losen Kontakt beider Protagonisten und die Gerichtsverhandlung, der Walter Kirn nach Rockefellers Überführung beiwohnt. Ein Gerichtsverfahren, in dem einzelne Menschen zu Wort kommen, die Gerhartsreiter und seine alter Ego kannten. Kirn zählt nicht einmal zu diesen Befragten. Angereichert mit Selbstreflexionen - wie konnte er nur so blind sein - nur im gleichen Moment zuzugeben, dass immer etwas komisch an Rockefeller war, das er log und Kirn sich dessen bewusst war. Die simple Schlussfolgerung Kirns: Man wollte ihm halt glauben.
Was soll ich nun dazu sagen. Ich habe schlichtweg etwas anderes erwartet. Mehr Hintergründe zu Gerhartsreiter, die schon irgendwie da waren, aber so fragmentiert, dass sie im Wust von Kirns Selbstreflexion untergehen. Hinzu kommt die einfallslose Dramaturgie - chronologisch mit einige Sprüngen in die Vergangenheit - Tausende Namen, die einfach untergehen (ein Namensverzeichnis wäre ein leichtes gewesen) und dann wieder diese ermüdende Selbstreflexion. Als Kirn dann auch noch versucht Gerhartsreiter psychologisch auf die Schliche zu kommen - die literarischen Vorbilder und Anleihen aus dem Film Noir - aufzählt, Filmhandlungen wiedergibt usw, da war das Buch für mich komplett verloren.
Fazit: Ein dröge, langatmige, dramaturgisch furchtbar gestrickte, wahre Geschichte eines Hochstapler, die nur ein müdes Gähnen hervorrufen konnte. Leider nicht zu empfehlen.