Rezension zu "Leben und Schicksal" von Wassili Grossman
Grossman reiste mit der Roten Armee zur Schlacht in Stalingrad und war anwesend bei der Befreiungen von Ausschwitz. Seine Beschreibungen von diesen Orten leben von authentischem Material. Der Autor geht aber weit über die Beschreibung des Kriegsendes hinaus. Stattdessen baut er einen Handlungsbogen auf, der die Handelnden des Naziregimes den Sowjets gegenüberstellt. Erschrocken stellt der Leser fest, dass beide Systeme denselben Grad an Menschenverachtung an den Tag legt. Dies geht nicht nur aus den Szenen in den Kriegsgefangenenlager hervor, sondern auch der Wissenschaftler Strum gerät im heimatlichen Moskau sogar nach dem Krieg unter existenziellen Druck. Kein Wunder, dass das Werk damals nicht erscheinen durfte. Auf abenteuerlichen Wegen wurde es aus Sowjetrussland herausgeschmuggelt. Ein Glück für uns, denn hier erhalten wir ein authentisches und gewaltiges Bild der Epoche von einem denkenden Zeitzeugen, das seine Leser nachhaltig erschüttert.