Broken Lands ist ein historischer Jugend-Fantasy-Roman, der im New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielt. Obwohl das Setting es durchaus zuließe, ist es erfreulicherweise weder Steampunk, noch Vampirgeschichte. Stattdessen erwarten einen Feuerwerk, Kartentricks und Kreaturen, die sich ihrer ganz eigenen Magie bedienen. Über diese Kreaturen hätte ich im Laufe der Geschichte gerne mehr erfahren, über die Springer und Großen Läufer, die Headcutter, Wanderer und Fangshi. Leider ist die Autorin in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend, um nicht zu sagen: Man erfährt in den meisten Fällen kaum mehr als die Namen.
Die Handlung stützt sich zum Teil stark auf christliche Mythologie, und die Logik hinter manchen Plänen konnte ich zum Teil nicht ganz nachvollziehen. Auch wirkten manche Ereignisse zu gestellt, und die Zufälle waren mir insgesamt einfach zu viele. Dennoch hat die Geschichte ihren ganz eigenen Charme, der junge Leser sicher verzaubern kann.
Historische Begebenheiten und Daten werden geschickt in die Erzählung eingeflochten, sodass man ohne Absicht sogar noch etwas lernen kann. Ausserdem enthält Broken Lands eine Reihe historischer Figuren, deren Kurzbiografie sich im Glossar am Ende des Buches findet.
Obwohl die Autorin im Nachwort ihren Roman vor allem als Abenteuerroman verstanden wissen möchte, und nicht als Kommentar zu sozialen Missständen, so kann man diese Missstände doch kaum übersehen. Neben allgemeinem Rassissmus gegen Italiener, Iren, Farbige und Chinesen finden sich zahlreiche kaum versteckte Andeutungen auf Menschenhandel, Zwangsprostitution und sexuelle Gewalt gegen Frauen. Und über all dem liegt der traurige Umstand, dass der Amerikanische Bürgerkrieg zum Zeitpunkt der Geschichte kaum mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt.
Im krassen Kontrast dazu stehen die beiden Protagonisten, die trotz der harten Welt, in der sie leben, geradezu unglaublich gute Menschen geblieben sind. Tatsächlich sind sie so höflich, vernünftig, reif und selbstlos, dass ich es nicht ganz glauben konnte. Ein paar Ecken und Kanten hätten hier und da sicher nicht geschadet.
Was mich zu den Charakteren bringt. Genau wie bei den Fantasy-Aspekten der Geschichte bleibt für mich hier vieles zu oberflächlich. Eine tragische Kindheit ersetzt keine ausgefeilte Persönlichkeit, und so kommt es, dass viele Personen zwar nett, aber unauthentisch auf mich wirkten.
Am Ende hat mich Broken Lands gut unterhalten und nie gelangweilt, so richtig mitgerissen hat es mich aber nicht.
Aufmachung
Das Cover ist genau so schön, wie ich erwartet hatte, und das ganze Buch ist geschmackvoll in gut aufeinander abgestimmten Grün-, Weiß- und Rottönen gehalten. Der Einband unter dem Schutzumschlag kontrastiert in sattem Rot, das Kapitalband ist ein leuchtendes Smaragdgrün.
Das Vorsatzpapier ist mit einer fein gestalteten, in Grüntönen gehaltenen Karte von New York bedruckt, auf der die Handlungsorte markiert sind. Das Besondere an diesem Buch sind jedoch die ganzseitigen schwarz-weiß Illustrationen, die sehr stimmig das Geschehen an bestimmten Punkten des Romans wiedergeben.
Die Typografie könnte schöner kaum sein. Gelungener Schriftmix, ausgefallene Initiale, Mediävalziffern, gut lesbare Brotschrift und ein durchgängiges Konzept schenken dem Buch eine innere Harmonie, sodass man es kaum aus der Hand legen möchte.