Bewertung zu "Dracyr - Das Herz der Schatten" von Susanne Gerdom
Der Anfang war so vielversprechend, dass ich von einer 4-Sterne-Minimum-Wertung ausgegangen bin. Diese Meinung hat sich dann aber nach ungefähr der Hälfte drastisch geändert.
Die Welt wurde zu keinem Zeitpunkt thematisiert (War es historische Fiktion? Fantasy? Wer weiß, vielleicht ein Paralleluniversum, in dem Altgriechisch gelernt wird?)
Die Sprache war inkonsistent; beispielsweise die Anreden, die anscheinend ausgewürfelt wurden. Ein "Mylord" hier, eine "Mistress" da und zwischendurch eine "Jungfer" mit eingestreut ohne ersichtliches System. Das mag vielleicht kleinlich sein, so etwas zu kritisieren, aber Kleinigkeiten machen ein Buch, vor Allem ein Fantasybuch(?), eben aus. Dieses unentschlossene Schwanken bei Bezeichnungen hat das fehlende world-buildung noch verstärkt und es dem Leser erschwert, diese Welt als real anzusehen.
Unsere Helden haben außerdem Seelenfreundschaften mit Drachen. Das scheint aber eher unwichtig für sie, weil die Drachen nur als Vorwand für romantische Zusammenkünfte benutzt werden. Das führt natürlich auch dazu, dass man diese "treuen Seelengefährten" kein bisschen kennenlernt und ihre Charaktere flach und eindimensional bleiben, was sehr sehr sehr seeeeehr schade ist. Insbesondere Kay, die sich erst frisch mit ihrem Dracer verbunden hat, nutzt diesen unermüdlich aus und revanchiert sich - bis auf den gelegentlichen telephatischen Tätschler - mit Ignoranz und Gejammer über ihr Liebesleben.
Das führt mich auch gleich zum Hauptproblem: die Romanze. Einmal ganz unabhängig davon, dass der männliche Part von einem misshandeltem Misshandler besetzt wird, war die Liebesgeschichte viel zu dominant ab der Mitte des Buches. Der eigentliche Plott ist im Hintergrund verschwunden und wurde generell nur weiter ausgeführt, um das übliche und vorhersebare Drama in der Beziehung der Hauptfiguren zu sähen.
Insgesamt also eine Geschichte mit Potential, die nach ein paar hundert Seiten abstumpft und sich auf Teenager-Herzschmerz reduziert.