Ben Macintyre

 4,5 Sterne bei 130 Bewertungen
Autor*in von Der Spion und der Verräter, Agent Sonja und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ben Macintyre ist millionenfacher Bestsellerautor von zahlreichen Spionagebüchern. Er ist Kolumnist und stellvertretender Redakteur bei der Times und hat als Korrespondent der Zeitung in New York, Paris und Washington gearbeitet. Er moderiert regelmäßig BBC-Serien, die auf seinen hochgelobten Büchern basieren.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ben Macintyre

Cover des Buches Der Spion und der Verräter (ISBN: 9783458643906)

Der Spion und der Verräter

 (65)
Erschienen am 19.11.2023
Cover des Buches Agent Sonja (ISBN: 9783458643463)

Agent Sonja

 (60)
Erschienen am 30.10.2022
Cover des Buches Der Mann, der König (ISBN: 9783807710051)

Der Mann, der König

 (3)
Erschienen am 01.06.2005
Cover des Buches Zigzag (ISBN: 9783771643584)

Zigzag

 (1)
Erschienen am 01.02.2008
Cover des Buches Operation Mincemeat (ISBN: 9781408809211)

Operation Mincemeat

 (1)
Erschienen am 01.09.2010
Cover des Buches Agent Zigzag (ISBN: 9781408811498)

Agent Zigzag

 (0)
Erschienen am 04.08.2010

Neue Rezensionen zu Ben Macintyre

Cover des Buches Der Spion und der Verräter (ISBN: 9783458643906)
HansDurrers avatar

Rezension zu "Der Spion und der Verräter" von Ben Macintyre

Vom Denken des Kreml
HansDurrervor 16 Tagen

Wer eine realistische Vorstellung von dem Gerangel um Macht und Herrschaft, das wir uns auch als Politik schönreden, haben möchte, erfährt in diesem Buch Einiges, denn wovon wir in der Zeitung lesen, was wir im Fernsehen sehen, ist meist nichts anderes als PRopaganda. Das Entscheidende geschieht im Geheimen. Davon handelt dieses überaus erhellende Werk, das weit über die Spionage hinausgeht, und so recht eigentlich vor allem Aufklärung darüber leistet, wie der Mensch, diese wenig erfreuliche Erscheinung, und die von ihm kreierten Apparate ticken.

Ben Macintyre, Journalist bei der Times und Autor zahlreicher Spionagebücher, ist ein glänzender Menschenkenner und weiss, dass Spione oft ein Flair für das Element der Täuschung haben. „Der Federball, der in den letzten Sekunden seines Fluges langsamer wird, gibt dem Spieler die Möglichkeit, seinen Verstand einzusetzen und seinen Schlag im letzten Moment zu ändern.“, zitiert er den aus einer KGB-Familie stammenden Oleg Gordijewski, der vom sowjetischen System bitter enttäuscht, für den britischen Geheimdienst spionierte.

Doch Ben Macintyre erzählt nicht nur die Geschichte von Oleg Gordijewski, der „in einer engverbundenen, liebevollen Familie“ aufwuchs, „die von Doppelmoral geprägt war“, und die Briten mit der Denkweise des Kreml vertraut machte, er informiert auch ausgiebig darüber, was der KGB eigentlich ist und wie er operiert.

„Für den Westen war das Akronym der Inbegriff von Terror nach innen und Aggression und Subversion nach aussen, eine Abkürzung für die ganze Grausamkeit eines totalitären Regimes, das von einer gesichtslosen Beamtenmafia geführt wird. Aber der KGB wurde von denen, die unter seiner strengen Herrschaft lebten, nicht so gesehen. Sicherlich flösste er Angst und Gehorsam ein, aber er wurde auch als Prätorianergarde bewundert, als Bollwerk gegen westliche imperialistische und kapitalistische Aggression und als Beschützer des Kommunismus. Die Zugehörigkeit zu dieser elitären und privilegierten Truppe verschaffte Bewunderung und erzeugte Stolz. Wer dem Dienst beitrat, tat dies fürs ganze Leben. 'So etwas wie einen ehemaligen KGB-Mann gibt es nicht', sagte einmal der ehemalige KGB-Offizier Wladimir Putin.“

„Fake News“ und gezielte Desinformation gehören genauso zu den Waffen des KGB wie das Rekrutieren feindlicher Agenten sowie nützlicher Idioten wie etwa den späteren Labour-Chef Michael Foot. Zudem werden viele Illegale in fremde Länder eingeschleust, die in Wirklichkeit KGB-Offiziere sind, jedoch als Journalisten und Handelsvertreter arbeiten.

Dieses Buch zu lesen, bedeutet auch, ein paar Illusionen zu verlieren. Ich jedenfalls konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Westen gegenüber den Russen von beispielloser Naivität ist. Sicher, Spione fliegen immer mal wieder auf, doch das bedeutet vor allem, dass es wohl nicht wenige gibt, die nicht auffliegen. Der Spion und der Verräter legt die Vermutung nahe, dass der Westen wesentlich intensiver unterwandert ist, als wir gemeinhin annehmen. Die wenigen Fälle, die bekannt wurden, sind kaum mehr die Spitze des Eisbergs.

Die Welt der Spionage ist eine Welt der Angst. Ständig muss man davon ausgehen, überwacht und denunziert zu werden, Niemanden ist zu trauen. Das ist in allen totalitären Staaten so. Wie kam es also, dass ein KGB-Mann wie Gordijewski die Seiten wechselte? Nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil er das Regime verachtete und dabei die Achtung erlangte, nach der er sich sehnte.

So erlebte er die KGB-Zentrale in London. „Gordijewski fand sich in einem stalinistischen Miniaturstaat wieder, in einer abgeschotteten Welt voller Misstrauen, kleinlicher Eifersüchteleien und Verleumdungen.“ Es war ein Ort, an dem die Paranoia herrschte. Die Russen wähnten sich all überall ständig beobachtet, die Tatsache, dass sie keine Hinweise dafür fanden, bestätigte sie noch darin! Von sich auf andere zu schliessen, ist keine besonders gute Art, durch die Welt zu gehen.

Der KGB, lerne ich aus diesem Buch, ist viel fehlerhafter, ungeschickter und ineffizienter, als man sich das gemeinhin vorstellt. Und die russische Weltsicht ist paranoid – das hat auch der Angriff auf die Ukraine gezeigt. „1982 heizte sich der Kalte Krieg bis zu einem Punkt auf, an dem der Atomkrieg wirklich möglich erschien. Gordijewski enthüllte, dass der Kreml – fälschlicherweise, aber ernsthaft – glaubte, der Westen stehe kurz davor, den Atomknopf zu drücken.“

Liest man, was die Russen für Indizien für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff der USA und der Nato hielten – „Wenn die Zahl der in Schlachthöfen getöteten Rinder stark zunähme, könnte dies ein Hinweis darauf sei, dass der Westen vor dem Armageddon Hamburger hortet.“ – , bestätigt wieder einmal, dass die Welt von Idioten regiert wird (ich gehe nicht davon aus, dass das westliche Führungspersonal geistig gesünder unterwegs ist) und wir es grossem Glück zu verdanken haben, dass die Welt nicht schon längst in Schutt und Asche liegt.

„Die psychologische Befriedigung aller nachrichtendienstlichen Arbeit besteht darin, mehr zu wissen als die Gegner, aber auch mehr als die Verbündeten. In der allumfassenden, globalen Sichtweise von Langley besass die CIA das Recht, alles zu wissen, was sie wissen wollte.“ Und so kam sie Gordijewski auf die Spur und trug in der Folge dazu bei, dass ... doch ich will dem Buch hier nicht die Spannung – und es wird noch sehr spannend! – nehmen ...

Stellenweise ist dieses Werk übrigens auch sehr lustig: So erfährt man etwa, dass „Baron Moore of Wolvercote, CCB, GCVO, CMG, QSO sowie oberster Hüter der Geheimnisse der Königin“, nach seiner Pensionierung als Privatsekretär der Königin zum Permanent Lord-in-Waiting ernannt wurde.

Der Spion und der Verräter zeigt eindrücklich, woher die grösste Gefahr für unsere Welt droht: Der Fähigkeit des Menschen, jeden Unsinn zu glauben – und dann Belege dafür zu finden. Man denke etwa an die angeblichen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein. Es grenzt an ein Wunder, dass es die Zivilisation, trotz all der Durchgeknallten in Führungspositionen und der bereitwillig jeden Schwachsinn Ausführenden, nach wie vor gibt.

Fazit: Wer Russland und das Denken des Kreml verstehen will, sollte diesen packenden, unterhaltsamen, informativen und hervorragend geschriebenen Non-Fiction-Thriller lesen!

Cover des Buches Der Spion und der Verräter (ISBN: 9783458643906)
L

Rezension zu "Der Spion und der Verräter" von Ben Macintyre

Das wahre Leben. Ein Thriller!
lesemaus9821vor 2 Monaten

Ich habe hier eigentlich mit einem trockenen Sachbuch über Oleg Gordijewskis Leben gerechnet, stattdessen war ich komplett von der Geschichte eingenommen und konnte sie kaum zur Seite legen.
Ben Macintyre ist meiner Meinung nach nicht umsonst millionenfacher Bestseller-Autor geworden. Er hat diese Lebensgeschichte so unglaublich greifbar verfasst, dass ich einstweilen das Gefühl hatte, dass mir die Geschichte von Oleg selbst erzählt wird.
Olegs Lebensgeschichte selber ist wirklich einzigartig und voller Verwicklungen, Courage und Mut. Wie die meisten Heldengeschichten, ist auch diese nicht ohne ihre Portion Herzschmerz.
Ich war wirklich dankbar, dass im Epilog noch einmal aufgegriffen wurde, was aus den Leben der involvierten Personen geworden ist.
Insgesamt war es ein wirklich unglaublich packendes Leseerlebnis und ist wirklich an jeden True Crime Fan zu empfehlen.

Cover des Buches Der Spion und der Verräter (ISBN: 9783458643906)
N

Rezension zu "Der Spion und der Verräter" von Ben Macintyre

Eine Schlüsselfigur des kalten Krieges
Nici_Beckervor 2 Monaten

 Ich hatte von dem Autor bereits „Agent Sonja“ gelesen und bin seitdem vom Schreibstil dieses Mannes total beeindruckt. Man muss sich nun auch bei diesem Buch immer wieder klar machen, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt.

Ich liebe es, mir die Quellenverweise, Angaben und Bilder anzuschauen. Diese machen dieses Werk nur umso faszinierender.

Es ist super interessant und paranoid das „Spiel“ der Doppelagenten mitzuverfolgen und tiefer darin einzutauchen.

Besonders faszinierend fand ich die Erläuterung der selbsterfüllenden Prophezeiung (in Bezug auf die Arbeit der Geheimdienste und insbesondere innerhalb des KGB) und die Ausarbeitung des Notfallplans um ggf. den Spion aus  Moskau rauszuholen.

Man muss sich immer wieder bewusst machen, was man da liest. Eine wahre Geschichte eines echtes Menschen.

Cool fand ich auch den Kommentar, dass nach Veröffentlichung des Original sich ehemalige Agenten bei dem Autor gemeldet haben. Stellt euch das mal vor. 

Dieses Buch zeigt auch wieder einmal auf, wie nah die Welt in dieser Zeit vor einem  3. Weltkrieg  stand. Inkompetenz gepaart mit Paranoia ist eine ganz schlechte Kombi. Dieses Buch war von vorne bis hinten ein absoluten Highlight und durchweg faszinierend interessant.

        

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