Rezension zu "V-Wars – Die Vampirkriege" von Jonathan Maberry
Manche Bücher springen zwischen mehreren Protagonisten hin und her. Am Anfang fand ich das störend, aber sie waren interessant und ich dachte mir, dass irgendwann die Figuren zueinander finden würden, um den Spannungsbogen zum Explodieren zu bringen. Wahrscheinlich hätte ich bis zum Ende darauf gewartet, hätte man mich im Netz nicht aufgeklärt, dass das hier kein Roman ist.
Es ist eine Anthologie von mehreren Autoren, deren Name ich auch nur auf der letzten Seite entdeckt habe, was ziemlich hinterhältig ist. Ich hätte das Buch nicht angefasst, hätte ich geahnt, was die Autoren da für einen Scheiß drehen.
Ja, die meisten Kurzgeschichten waren interessant. Sie sind alle mit Michael Fayne verbunden, Patienten Null mit dem aktiven Virus I1 V1, und ich finde die Idee, Vampirismus wie eine Krankheit zu behandeln, immer noch großartig. Doch diese Kurzgeschichten erwähnen Fayne ein oder zwei Mal, ohne auch nur einmal mit dem Protagonisten zu kreuzen.
Und Fayne fand ich verdammt interessant. Er ist ein ekel, ein richtiges Arschloch, aber sobald er merkt, was mit ihm passiert, wird er so unglaublich menschlich, dass ich ihm gern gefolgt bin. Er war der Grund, warum ich mir diese Anthologie angetan habe, weil ich unbedingt wissen wollte, wie seine Geschichte endet. In der letzten Szene greift er die Reporterin an und ist völlig außer sich. Das war so eine starke Szene und ein Moment, in der die ganze Vorarbeit vor meinen Augen explodiert ist. Ich wollte alles über ihn wissen, wie es endet, was passiert, wohin sein Weg läuft, aber das gönnen mir diese Autoren nicht. Nach der Szene verschwindet er aus dem Buch und das ist wohl die größte Frechheit, die mir diese Autoren antun konnten.
Einige Kurzgeschichten sind interessant, andere total langweilig, manche habe ich auch einfach übersprungen, weil ich mir das nicht antun wollte. Doch sobald ich das Buch durch hatte ... Pardon ... sobald ich die Anthologie durchhatte, fühlte ich mich regelrecht verarscht.
Ich finde immer noch den Ansatz gut, die Vorarbeit war grandios, einige Figuren habe ich beim Lesen regelrecht geliebt, aber jede Figur kriegt nur einen kleinen Teil des Kuchens und verschwindet einfach so aus dem Buch, ohne seine Rolle gänzlich zu erfüllen.
Dennoch bleibt es dabei: Die Autoren haben mich reingelegt. Sie haben ein verstecktes Spiel getrieben und die Buchbeschreibung gefälscht. Sogar auf dem Cover ist nur ein Name abgebildet und das mit der schamlosen Absicht, mich bis zum Schluss reinzulegen, um dann die Namen von irgendwelchen Schrottautoren zu präsentieren, die sich wahrscheinlich für total clever gehalten haben. Sollte ich jemals einen Namen dieser Autoren auf einem Buch sehen, werde ich einen Rückwärtssalto davor machen, um so schnell wie möglich davor zu verschwinden.