Rezension zu "Und führe mich nicht in Versuchung" von Julie Parsons
Dieses Buch hatte schon einige Jahre (2000) auf dem Buckel, als ich es geschenkt bekam. "Und führe mich nicht in Versuchung" ist das Erstlingswerk der Autorin Julie Parsons. Der Name dieser Autorin sollte man sich merken, denn ihr Schreibstil hat was.
Obwohl ich kein Krimi-Leser bin, konnte ich mit dem Lesen dieses Romans nicht mehr aufhören. Das ist kein normaler Krimi, bei dem ein Verbrechen geschieht und der Leser bis kurz vorm Ende fiebert, "wer war der Mörder?"
Doch nun zum Inhalt: Die Ärztin Margaret Mitchel kehrt mit ihrer 20jährigen Tochter Mary aus Neuseeland nach Irland zu ihrer alterschwachen und todkranken Mutter zurück. Mutter und Tochter leben sich ein und deren Alltag geht seinen fast normalen Gang. Bis eines nachts Mary, die Tochter von Margaret, nicht nach Hause kommt. Die Polizei wiegelt anfangs ab, als Margaret eine Vermisstenmeldung aufgibt. Immerhin sei ihre Tochter volljährig und dürfte sich aufhalten wo sie möchte. Das ändert sich, als durch Zufall die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, von der sich später herausstellt, dass es sich um Mary handelt. Bis dahin ein Krimi wie viele andere auch.
Doch von da an ändert sich das. Erzählt wird einerseits aus der Sicht der Mutter, ihre Trauer, Verzweiflung und wie sie es schafft jeden Morgen aufzustehen und den Tag durchlebt. Doch ein anderer Blickwinkel ergibt sich durch die Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Ermittlerfotos dieser misshandelte junge Frau lässt keinen der Beamten kalt und verlangt ihnen viel ab. Und da ist die Sichtweise des Mörders, der schon recht früh ins Spiel kommt und von Anfang an dem Leser bekannt ist. Es beginnt ein Katz und Maus Spiel. Dort wo andere Krimis aufhören, das wäre hier am Ende des 1. Teils, nimmt dieser Roman im 2. Teil so richtig Fahrt auf. Vieles was zuvor im Dunkel lag kommt nun ans Licht und der Roman nimmt eine ungeahnte Wendung, die es in sich hat.
Der Autorin gelingt es von Anfang an Spannung aufzubauen, obwohl ich ihren Schreibstil eher als ruhig und sachlich beschreiben würde. Ihr gelingt, das Leben in Irland mit klaren Worten einzufangen, so dass sich der Leser hineinversetzen kann. Die Verlogenheit, mit der man den äußeren Schein aufrecht hält. Eine außereheliche Affaire wird tolleriert, so lange es nicht zur Scheidung kommt. Denn eine offizielle Scheidung bedeutet glechzeitig das Ende der Karriere. Also bleiben Ehepaare zusammen, obwohl es für beide nur Qual bedeutet. All diese gesellschaftlichen Zwänge spielen in der Handlung eine Rolle.
Das Ende des Romans ist besonders spektakulär.