Das Hörbuch "Jetzt, wo Du mich verläßt, liebe ich Dich mehr denn je" präsentiert die Malerin Frida Kahlo von innen.
Was die große mexikanische Malerin Frida Kahlo (1907-1954) in ihrem "beschissenen Leben alles mitgemacht hat", zeigen vor allem ihre international geschätzten Bilder und Ausstellungen. Doch der Audio Verlag hat zusammen mit dem Hessischen Rundfunk einen weiteren Zugang zum Verständnis der passionierten Künstlerin aufbereitet. Einen in Worten. Aus persönlichen Briefen, Notizen, Gedichten und anderen Texten entstand so das wunderbare Hörbuch "Jetzt, wo Du mich verläßt, liebe ich Dich mehr denn je".
In Frida Kahlo loderte oft ein unerhört leidenschaftliches Feuer. Was sie tat, hatte Temperament im Kern und wirkt entsprechend aufrichtig. Egal ob sie malte, sich politisch engagierte, liebte, lernte, litt oder verachtete. Ihre ausgeprägte Erfindungskraft und Tiefe, die man in Farbe und Form aus Kahlos Bildern kennt, kommen in ihren Worten noch einmal ganz anders zum Ausdruck. Der blanke Zorn brach aus ihr wie aus einer Göttin, die Melancholie wie aus der Grimm'schen Sterntaler-Märchenfigur, und Bitten brachte sie mit so viel Honig zu Papier, dass wohl kein Adressat eine abschlagen konnte.
Frida Kahlos rauschhafte Sprache ist geprägt von Egozentrik. Klar, wer sein Leben lang Schmerzen hat, kommt auch gedanklich wohl eher schwer von sich los. Mit extravaganter Grobheit schildert sie das Ertragen ihrer Krankheit und die Folgen des schweren Unfalls – Schicksalsschläge, die sie immer wieder zu Operationen und monatelangem Liegen zwangen. Doch die Kahlo war eine Kämpferin: "Jedenfalls bin ich wie eine Katze. So schnell bringt mich nichts um.", heißt es an einer Stelle.
Bisweilen dringen Jammertöne durch, die aber ein Licht zum Weitermachen schon wieder in sich tragen: "Ich besitze nichts als meine Arbeitskraft". Also arbeitet sie weiter. Doch wenn es um ihre erste Pariser Ausstellung geht, die wohl nur unter desaströsen Bedingungen stattfand, wünscht sie gar gleich einmal eine ganze Kunstrichtung an den Pranger: "Breton und die Surrealisten sind Kakerlaken und Scheißkerle!" Zärtlich bis zur Selbstaufgabe klingen wiederum Kahlos Briefe an verschiedene Affären, die sie bisweilen unterhielt. Selbst Schriften an ihre erste Liebe aus der Schulzeit sind enthalten.
Über ihren späteren Mann Diego Rivera ließ die Malerin rein gar nichts kommen, selbst, als dieser mit ihrer Schwester ein Verhältnis hatte, heißt es noch: "Diego ist mein Augenstern." Auch Briefe an Ärzte und Mäzenen sind in das sorgsam aufbereitete Hörbuch eingegangen. Man erfährt zudem von Fehlgeburten, Gewissensbissen, Reisen und sehr viel Einsamkeit. Kurzum: Das Audiobook präsentiert ausgewählte O-Töne, ja Innenansichten einer großen Persönlichkeit, die es definitiv zu hören lohnt.
Das Audiobook "Jetzt, wo Du mich verläßt, liebe ich Dich mehr denn je" besteht aus vier CDs und hat eine Laufzeit von 307 Minuten. Ein feuriger Querschnitt, wärmende Worte bis kurz vor der Verbrennung – nicht zuletzt sorgen dafür die beiden glänzenden Sprecherinnen Suzanne von Borsody und Ursula Illert. Ihr lebendiger stimmlicher Einsatz rückt den Mythos der Frida Kahlo noch ein Stück weiter in die Gegenwart. Rauh und sanft, hinreißend beseelt und dann wieder gestochen vernünftig – von Borsody und Illert bescheren dem Hörer ein echtes Vergnügen.