BellaElla

Eine wundervolle Geschichte ganz ohne viel Tam-Tam
"Seeherzen" von Marga Lanagan ist der Versuch ein Märchen mit einem Roman zu verbinden und heraus kommt eine wunderbare Geschichte, die strak in Richtung Jugendbuch bzw. "All Ager" tendiert. Es geht um große Themen wie Liebe, Hass, Akzeptanz und Begehren.
Miskaella ist anders als die restlichen Bewohner von Rollrock Island und findet darin keinen Platz. Sie wird ausgegrenzt und muss mit Ablehung und Angriffen klarkommen, die sie auch verändern. Mit ihrer Andersartigkeit geht auch eine Macht einher, die sich irgendwann Bahn bricht. Mit ihrem Tun verändert sie das Leben aller auf der Insel.

Margo Lanagan schafft es einen märchenhaften Schreibstil und Thematik mit emotionaler Tiefe und der Vielschichtigkeit eines Romans zu verbinden. Der eher ruhige und teilweise fast flache Schreibstil, große und kleine Zeitsprünge und die zeitlose Umgebung und Thematik schaffen eine märchenhafte Atmosphäre in die sich das Seelenleben und die Konflikte der Inselbewohner einbetten. Zwar ist diese Art zu schreiben gewöhnungsbedürftig, aber sie verzaubert auch sehr leicht und entführt den Leser in diese windige, zerklüftete Inselwelt, die das Leben der Bewohner widerspiegelt.

Dieses Buch ist tatsächlich ein bisschen mehr als eine Geschichte, sondern die Geschichte vieler und lässt sich wie auch ein Märchen übertragen in die Wirklichkeit. Der "geübte Leser" ist meiner Meinung nach eine etwas ünglückliche Formulierung, aber man muss tatsächlich ein kleines Faible für die Mystik des Romans mitbringen und sich auf diesen Stil einlassen.

Insgesamt fand ich diese Verbindung wirklich sehr gelungen und ich konnte diese zauberhafte Geschichte gar nicht mehr aus der Hand legen!

Zum Inhalt: In 18 Stories schreibt Christine Grän über Golf. Golf und Liebe, Golf und Mord, Golf und Sex, Gold und Geld, Golf und Ehrgeiz, Golf und Leben & Tod. Es geht einmal quer über den Erdball zu verschiedenen Plätzen und Spielern, jeder mit einer eigenen Geschichte, Herkunft und Plänen. Auf dem Golfplatz entscheidet es sich: Hier wird um Männer gespielt und um Geld gefeilscht, Hochzeiten aufgelöst und Morde geplant. Auf jeden Fall wird nicht nur Golf, sondern das Spiel des Lebens gespielt. 

Meine Meinung in knapp: ein echt witziges Golfbuch! Weder golfe ich, noch interessiere ich mich in irgendeiner Form für Golf, das gebe ich gerne zu.  Dieses Buch war ein Tipp einer Freundin, also habe ich es mal angelesen. Und dann auch gleich weitergelesen. Statt mich durchzuquälen habe ich es  mit Vergnügen und einem Schmunzeln genossen. Es spielt ein bisschen mit den typischen Klischees, die man so über Golfer hat, aber in einer witzigen ansprechenden Weise und mit einem Augenzwinkern, daher haben sowohl Pro- als auch Kontra-Golfer was davon. Und die Idee das Buch in „18 Löchern“, also 18 Geschichten aufzuziehen, fand ich total gelungen. Schön fand ich auch, dass man die Figuren wieder getroffen hat. Da hatte man gleich eine Fortsetzung mit drin.

Und es ist einfach so: ich stehe auf diesen Humor! Insgesamt also eine echt lesenswerte Runde!

Zum Inhalt: In Berlin-Charlottenburg wird Anfang der 20er Jahre der ehemalige türkische Staatsführer Talât Pascha ermordet aufgefunden. Das Motiv: Rache. Denn Talât Pascha ist einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern sechs Jahre zuvor und nun nimmt sich die Terrororganisation Tage der Nemesis die Verantwortlichen von damals vor. Kommissar Andreas Eckert verstrickt sich bei seinen Ermittlungen immer tiefer in den politischen Irrungen und Wirrungen eines erschütterten Europas und versucht verzweifelt sich selbst und seine Ermittlungen zu retten.

Tage der Nemesis hat mich überrascht. Es ist mehr drin als nur ein guter Krimi. Wir haben einen Ermittler, der selbst ziemlich mit sich kämpfen muss, einen unheimlich spannenden historischen Hintergrund – nämlich Europa zwischen den beiden Weltkriegen – und eine Terrororganisation, die nach Rache giert. Je mehr Kommissar Eckart ermittelt, desto gefährlicher wird es natürlich für ihn.

Nicht nur die Geschichte hat mich immer mehr in ihren Bann gezogen (Ich lese sonst kaum Politthriller, aber dieser historische Hintergrund hat es total spannend gemacht) auch die Sprachwahl und Beobachtung des Autors fand ich sehr gelungen. Auch wenn dieses Buch etwas komplexer ist als meine sonstigen Griffe ins Krimiregal, mich hat Tage der Nemesis überzeugt.

Ein kleiner Tipp für die Franken unter euch: am 11.04. könnt ihr den Autor persönlich kennenlernen im Zeitungscafe der Stadtbibliothek Nürnberg