nymphe--

Ja, ich bin ehrlich: Ich habe mir Babel wegen dem TikTok-Trend gekauft. Ich hatte schon länger Lust gehabt mal wieder Fantasy zu lesen und das Buch wurde so in die Höhe gepriesen, dass ich mir dachte, I give it try und ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwarten würde. Die Inhaltsangaben klangen für mich immer ein wenig abstrakt, deshalb habe ich quasi blind drauf losgelesen. Meiner 5-Sterne-Bewertungen kann man vermutlich entnehmen, dass ich das Buch sehr gut fand, aber das wäre noch gelinde ausgedrückt: Babel hat mich eingenommen, es hat mich umgehauen und das Ende hat mich zerstört.

Entgegen manchen Buchvorschlägen, die so auf BookTok kursieren ist Babel tatsächlich etwas für eine etwas anspruchsvollere Leserschaft. Der Anteil, in dem es wirklich um Magie geht, ist gering und in ein wissenschaftliches System eingebettet. Denn eines sollte man sich klarmachen: Die Geschichte spielt in Oxford an dem königlichen Institut für Übersetzung. Unsere Protagonist*innen sind Studierende, Gelehrt*innen. Ein großer Teil der Geschichte handelt von dem Leben als Studierende in Oxford. Aber gerade dieser Aspekt hat mich sehr abgeholt. Ich selbst studiere gerade und konnte mich gut den vier Protagonist*innen identifizieren. Auch habe ich in der Schule lange Latein und Griechisch gelernt, womit Ramy, Robin, Letty und Victoire auch viel abplagen müssen. Ich würde also sagen, ich habe ein gewisses Grundinteresse für das Setting und die Themen mitgebracht. Daher konnte mich schnell für die Geschichte begeistern. Für Leute, die wenig bis gar kein Interesse an Sprachforschung bzw. Linguistik oder wissenschaftliches Arbeiten haben, kann es zugegeben stückweise etwas langweilig werden.

Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass es anstrengend wäre, Babel zu lesen oder ich mich stark dafür konzentrieren muss. Babel hat für mich eine gute Balance gefunden zwischen einem Erzählstil, der einerseits zum Nachdenken anregt und es gleichzeitig einem ermöglicht flüssig die Geschichte zu verfolgen, sodass ich oft das Gefühl dafür verlor, wie viele Seiten ich eigentlich gelesen habe. 

Was das Lesen für mich ebenfalls angenehm gestalten hat, war, dass Babel viele Privilegien hinterfragt hat und sich kritisch mit der Kolonialisierung auseinander gesetzt hat. Natürlich war das zum Teil auch sehr schmerzhaft und brutal, aber es hat meine Horizont als weiße Person erweiternd mal einen Roman mit fast ausschließlich BIPoC-People als Hauptfiguren zu lesen. Die Figuren hatten zum Teil so ganz andere Hintergründe, Motive und Beziehungen zu einander. Repräsentation ist wichtig, nicht nur um die BIPoC-Community zu empowernd, sondern auch um Sichtbarkeit und Empathie innerhalb der weißen Community zu erzielen, denn auch wir (besonders wir) müssen uns mit Rassismus und den Folgen des Kolonialismus auseinander setzen.

Rund um kann ich also sagen, dass Babel ein grandioses Buch war, das viele verschiedenen Themen von darc acedemia, Sprachwissenschaft und Gesellschaftskritik in sich vereinen konnte. Lasst euch von den 730 Seiten nicht abschrecken: Die sind es wert!!