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JArbor

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Tinte und Knochen – Die Magische Bibliothek (ISBN: 9783453274181)

Bewertung zu "Tinte und Knochen – Die Magische Bibliothek" von Rachel Caine

Tinte und Knochen – Die Magische Bibliothek
JArborvor einem Jahr
Kurzmeinung: Spannend, aber in vielerlei Hinsicht nicht ganz leicht.
Spannend, aber in vielerlei Hinsicht nicht ganz leicht.

Fazit

Obwohl mich der ernste Ton und die Gewalt ein wenig geschockt haben, will ich dringend wissen wie es weiter geht. Zwar konnte ich mit dem Hauptcharakter Jess nicht richtig warm werden und andere Charaktere sind (noch) nicht vertrauenswürdig genug, um für mich ein Anker zu sein. Aber die überraschende Tiefe, die gut beschriebene Interaktion der Charaktere und viele Geheimnisse verlangen von mir, dass ich nicht aufgebe. Der Catcher sind aber wohl die Themen für mich. Die Rolle, die Bücher und Wissen in dieser Welt spielen, ein paar sehr machthungriger Menschen, bei denen ich noch nicht weiß, warum sie so handeln, und unterdrückte Magier, die auf Befreiung hoffen. Damit bekommt man mich fast immer und es muss schon sehr viel schief gehen, damit es keine 5 Sterne von mir gibt. Also: hier sind sie.


Für wen geeignet, für wen nicht

Das Buch ist keine entspannte oder lustige Geschichte wie der Untertitel „Die geheime Bibliothek“ andeutet. Ich habe gleich Assoziationen zu „Die Unsichtbare Bibliothek“ bekommen, fand diese andere Reihe aber trotz der deutlich älteren Hauptperson viel entspannter. Das lag für mich vor allem an der Gewalt in diesem Buch. Der Gewaltpegel ist zwischen den beiden Reihen vergleichbar, aber die Art und Weise wie Gewalt bewertet wird, ist eine andere.

Anzügliche Szenen kommen nicht vor, das höchste der Gefühle sind Küsse, aber die moralischen Dilematta fand ich bedeutend schlimmer. Schon relativ zu Beginn ist Jess indirekt für den Tod von Unbeteiligten verantwortlich. Die Tode nehmen die Jess zwar mit, aber es ist ein Aspekt, den Jess als unvermeidbaren Teil seines Lebens akzeptiert und der auch vor bekannteren Charakteren nicht halt macht. Zwar werden nicht absichtlich die grausamen Taten Einzelner oder das Leid bekannter Charaktere gezeigt, sondern „nur“ systemische Grausamkeiten an Fremden, wie die Folgen eines Krieges. Diese fand ich auf Grund des ernsten Tons und der gewählten Worte aber schon schlimm genug.

Gewalt wird hier also keinesfalls verherrlicht, aber es werden gebrochene Menschen gezeigt, die leiden, ihre Hoffnung verloren haben und nicht immer ein Happy End erfahren. Von solcher Hoffnungslosigkeit zu lesen ist zu gewissen Zeiten für mich zu viel, das muss also jeder selbst wissen.

Das unterscheidet meiner Meinung nach dieses Buch auch von der oben genannten Reihe um Irene Winters: dort wird alles ein wenig Unernst geschildert. Irene rennt mehr oder weniger überall unbeschadet durch und egal was passiert, irgendwie wird schon alles gut, selbst wenn es anders läuft als erhofft. Das ist hier anders. In schlechter Stimmung hätte ich dieses Buch also nicht lesen dürfen.

Also vielleicht für moralisch ausgereifte Jugendliche oder jung gebliebene Erwachsene, die gerne Urban Fantasy lesen, in der es auch mal ein wenig heftiger zugehen darf? Ja, das trifft für mich ganz gut den Punkt. Denn schlecht fand ich es ja nicht. Man sollte nur gute Laune haben.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache und für die Handlung nicht relevante Fakten verrate)


Geschichte/Handlung

Gleich der Einstieg hat mir gut gefallen. Ein actionreiches Rennen durch verwinkelte Londoner Gassen, bei dem ein wertvolles Buch vor Gardisten und Automaten beschützt werden muss. Schon dort bekommt man erste Hinweise auf die Gesellschaft in dieser alternativen Realität, in der der Wert einiger Originalwerke über dem eines Menschenlebens steht. Und mit dem Ende des Rennens wusste ich dann auch, dass „Tinte und Knochen“ nicht so viele übernatürliche Elemente enthält wie ich erwartet hätte, sondern vor allem ein gut durchdachtes „Was-wäre-Wenn-Szenario“ ist, das die menschlichen Abründe untersucht. Nicht im Kleinen, wie es viele Krimis tun, sondern im Großen.

Natürlich werden hier nicht so viele Intrigen gesponnen wie ich es von anderen Reihen kenne, aber für mich ging es bei dem Buch schon hauptsächlich um Vertrauen und Macht. Es war für mich eine positive Überraschung, weil ich mit einem leichten Buch gerechnet habe.

Trotz der angedeuten Intrigen ist dies aber kein verkopftes Buch. Unsere Hauptperson Jess ist ein Mensch der Aktion und das merkt man auch. Dadurch rennt er auch mal in offensichtlich vermeidbare Situationen, mit denen die Autorin mich aber versöhnen konnte. Einmal weil Jess trotzdem nicht als einfältig dargestellt wird, sondern seine ganz eigenen Talente entwickelt hat, die gerade auch aus seinen Schwächen entstanden sind. Und auf der anderen Seite, weil der Werdegang von Jess in den ersten Kapiteln gut geschildert wird und ich seine Handlungen so halbwegs nachvollziehen konnte.

Die Autorin hat mich auch immer wieder mit Informationsschnipseln über die Welt des Romans versorgt. Alexandria ist in dieser Geschichtsschreibung der große Gewinner, während Österreich gar nicht mehr existiert. Auch für unsere Geschichtsschreibung wichtige Personen wie Gutenberg bekommen so eine Geschichte, was „Tinte und Blut“ für mich greifbar gemacht hat.

All diese kleinen Informationsschnipsel ergeben mit den Erfahrungen von Jess zusammen ein relativ großes Bild, das auf viele weitere Seiten aus der Welt der Bibliothek von Alexandria hoffen lässt.

Wobei ich da noch kurz erwähnen kann, dass ich keine großen Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten über Bibliothken oder Bücher erkennen konnte. Als Autor ist es ein naheliegendes Thema und es freut mich, wenn es eine Autorin schafft, eine weitere Facette hinzuzufügen.


Charaktere

Die Hauptperson ist hier Jess, der zu Beginn eingeführt wird und die ganze Zeit den Erzähler darstellt. Zwischen den einzelnen Kapiteln werden jedoch Akten, Nachrichten oder andere Textschnipsel von bekannten und unbekannten Charakteren eingestreut, die einen weiteren Blick ermöglichen. Dies fand ich gut umgesetzt, gerade weil man so auch mal andere Charaktere näher kennenlernt.

Trotz der überraschenden Tiefe der Geschichte, fehlte jedoch der entscheidende Schritt zur Begeisterung und wahrscheinlich liegt es an mangelnden Identifikationsfiguren für mich. Außer Jess kann man eigentlich niemandem richtig trauen. Bei vielen kann man sich bereits denken, dass sie keine durch und durch schlechten Personen sind und ich habe sie sogar lieb gewonnen (Thomas zum Beispiel). Auf Grund von Jess´ zu oft verletztem Vertrauen bleibt allerdings immer eine Distanz, die verhindert hat, dass ich das Herz an die Charaktere verloren habe.

Trotzdem hatte ich oft das Gefühl, die Dynamik zwischen den einzelnen Charakteren war das, was ich mir für „The Atlas Paradoxon“ gewünscht hätte. Zwar werden die Charaktere nicht so tief beleuchtet, aber das Spiel zwischen Misstrauen und Vertrauen fand ich mitreißend.

Zu Beginn hatte ich gehofft, ich könnte mit Jess, wenn er schon nicht gerade meinem verkopften Charakter entspricht, zumindest die Liebe zum Lesen teilen. Allerdings kommt er auf Grund des Settings nicht wirklich zum Lesen, sondern scheint eher ein Liebhaber alter Bücher zu sein. Diese Geschichtsträchtigkeit kann bei mir ebenfalls eine Gänsehaut auslösen, aber es fehlte ein offensichtlich sanfter oder mitfühlender Zug an Jess. Natürlich, es wäre ihm teuer zu stehen gekommen, aber es wäre ein möglicher Identifikationspunkt gewesen.

Zum Ausgleich gibt es aber auch eine große Menge an spannenden Charakteren. Spannend sowohl, weil ich ihre Haltung nur vermuten kann wie bei der Obskuri Magnus, als auch, weil ich wissen will, warum sie so geworden sind, wie Santi oder der Artifex.

Ich hoffe anders als vorherige Bücher der Autorin, werden diese hier posthum noch vollständig übersetzt. Sonst muss ich mal wieder aufs Englische zurückgreifen, um zu erfahren, was all die Charakter noch so anstellen.

Cover des Buches Anfänge (ISBN: 9783608985085)

Bewertung zu "Anfänge" von David Graeber

Anfänge
JArborvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Eine echte Überraschung: mein Geschichtswissen einmal überarbeitet ... aber leider ziemlich durcheinander.
Sind wir Europäer zu ignorant?

Fazit

Dem rein (populär)wissenschaftlichen Anteil würde ich 5 Sterne geben, dem politischen Anteil jedoch eher 2. 

Die 5 Sterne ergeben sich daraus, dass die Erkenntnisse über unsere Vergangenheit für mich komplett neu waren und mir eine neue Sichtweise eröffnet haben. Wie glaubhaft diese Erkenntnisse sind,weiß ich nicht, ich habe die Quellen nicht überprüft, kann mir aber auf Grund unserer Kultur gut vorstellen, dass zuvor einiges absichtlich übersehen wurde und zumindest überdacht werden sollte. Es hat tatsächlich Spaß gemacht die Vergangenheit zu besuchen und festzustellen, dass auch unsere Vorvor…..fahren schon sehr reflektiert gewesen sind. Natürlich finde ich es schade, dass ich die Vorstellung von der utopischen Jäger und Sammler - Gesellschaft aufgeben muss, aber ich kenne lieber die Fakten und entwerfe mir auf Grund dessen eine neue Utopie (hehe (-;), als einfach den Teil zu ignorieren, der mir nicht gefällt. 

Die zwei Sterne für den politischen Anteil ergeben sich einmal aus der Art und Weise, wie er im Buch eingebracht wird. Man muss nämlich wirklich von einem Anteil reden, da die eigene Meinung der Autoren wild in den Text gemischt wird. Statt die eigene Meinung zu kennzeichnen und sinnvoll zu begründen, wird eher nach dem Motto gearbeitet, dass die sinnvoll wirkende Kritik an der mit der Historie beschäftigen Arbeit anderer Anthropologen und Archäologen, nahelegt, dass die Folgerung der Autoren für unsere aktuelle Zeit genau so gut belegt ist. Zwar handelt es sich bei der politischen Meinung eben um die eigene Meinung, sodass ich mir da kein Urteil erlaube, aber es fehlt mir an einer glaubhaften Begründung (was ich unten noch erläutere). Das ist schade, denn die Feststellung, dass es schon sehr früh große Städte gegeben hat, die dezentral organisiert waren und sozialen Wohnungsbau betrieben und trotzdem lange friedlich existiert haben, ist auch für die heutige Zeit sehr interessant.

Letztendlich halte ich die Vorteile des Buches (neue Sichtweise) für deutlich wichtiger als die Nachteile (schlecht eingestreute Politik), sodass ich auf gute 4 Sterne komme.


Für wen geeignet, für wen nicht

An sich würde ich behaupten, dass dieses Buch für jeden historisch Interessierten ein Gewinn ist, da es alte Funde durch die Vermischung von Anthropologie und Archäologie zu neuen Erkenntnissen verknüpft. Wenn die Erkenntnisse, die die Autoren gewinnen, tatsächlich korrekt sind, dann müsste auch der Schulstoff überarbeitet werden. Allerdings muss ich dabei hinzufügen, dass man auch mit der eingestreuten politischen Meinung zurecht kommen sollte, und diese halte ich in einiger Hinsicht für extrem, sodass viele daran Anstoß nehmen könnten. Wenn man die eingestreuten Hinweise jedoch überlesen kann um dann seine eigenen Schlüsse zu ziehen (die allerdings je nach Lesart wirklich jedem politischem Spektrum ein Argument in die Hand gibt), dann halte ich dieses Buch für wirklich wertvoll.


War es gut zu lesen

Ich habe mir das Ebook gegönnt und es auch nicht bereut. Es sind zwar zwei bis drei Karten im Buch enthalten, die in einem Ebook natürlich nicht so gut dargestellt sind, aber ansonsten fand ich es doch sehr viel besser lesbar als den Schinken, den das Buch im Hardcover darstellt. Die Anzahl der Seiten ist im Ebook jedoch variabel, was ich etwas seltsam finde. In Adobe Digital Editions hat das Buch 1000 Seiten, wobei die ersten 700 Seiten den eigentlichen Inhalt darstellen, auf meinem Ebook-Reader hat es > 1200 Seiten, von denen 900 den eigentlichen Inhalt darstellen. Auf jeden Fall habe ich mich gut gefühlt, dass ich die 900 Seiten in ein paar Tagen durch hatte (-;

Es fällt mir schwer dieses Buch zu beurteilen. Einerseits habe ich schon lange kein Sachbuch mehr mit einem solchen Tempo gelesen, weil ich immer wissen wollte, was es noch zu überdenken gibt. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass es keinen wirklichen roten Faden gibt und die Autoren vor allem gegen andere Wissenschaftler austeilen wollten.

Für den rein wissenschaftlichen Anteil würde ich volle 5 Sterne geben. Zwar habe ich selbst weder Vorwissen in der Archäologie noch in der Anthropologie und kann somit auch nicht beurteilen wie revolutionär die Ansichten wirklich sind. Mein Schulwissen entspricht allerdings dem, was die Autoren als überholt bezeichnen: Erst die egalitären Gruppen von Jägern und Sammlern, dann die neolithische Revolution mit der Entwicklung von Patriarchat, Monarchie und z.B. auch Sklavenhandel und am Ende die Entwicklung der Demokratie.

Auch wenn die Autoren selbst zugeben, nicht alle Interpretationsmöglichkeiten in Betracht gezogen zu haben, finde ich ihre eigene Interpretation der gegeben Artefakte sehr gelungen. Demnach gab es nie eine gerechte Ursprungsgesellschaft, sondern auch zu Zeiten der Jäger und Sammler schon viele verschiedene soziale Strukturen, die z.T. sehr gerecht waren, z.T. aber auch grausam und ungerecht. Das Jagen und Sammeln war dabei für die Menschen viel attraktiver als die anstrengende und zeitaufwendige Landwirtschaft, sodass die Einführung der Landwirtschaft keine Erfindung war, die sich in kurzer Zeit auf der Erde verbreitet hat, sondern sich über Jahrtausende entwickelte und z.T. selbst von landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften ganz wieder aufgegeben wurde. Außerdem begründen die Autoren glaubhaft, dass viele frühere Kulturen sehr wohl über ihre eigene Gesellschaft reflektiert haben und sich bewusst für oder gegen bestimmte Lebensweisen entschieden haben.

Ein Schwerpunkt der Autoren liegt auf den indigenen Gemeinschaften Nordamerikas, denn gerade dort zeigt sich, dass die Europäer eine sehr einseitige und überhebliche Sicht auf ihre eigene Kultur hatten (und haben). Natürlich konnten die Europäer, die ihre fleißige Eroberung damit begründet haben, sie müssten die Zivilisation verbreiten, nicht einsehen, dass die indigene Bevölkerung möglicherweise viel reflektierter und überlegter war als ihre eigene Bevölkerung. Und den wichtigsten Personen einer Monarchie fällt es wohl schwer einzusehen, dass eine gerechtere Gesellschaft sehr wohl möglich ist und keineswegs dazu führen muss, dass die Bevölkerung in den Zustand einer ungebildeten Affenhorde zurückfällt.

Aber auch unserer heutigen (westlichen?) Gesellschaft werfen sie vor, zu kurzsichtig zu sein, und absichtlich bestimmte Interpretationsmöglichkeiten von Funden zu ignorieren. Insbesondere führen sie dafür Beispiele für Städte auf, die durchaus demokratisch (nicht nur Griechenland mit ihrem hohen Anteil an Sklaven) oder sogar dezentral organisiert waren und über Jahrhunderte scheinbar friedlich existiert haben.

An genau dieser Stelle komme ich aber zu meinem größten Kritikpunkt: die Autoren vermischen meiner Meinung nach ihre eigene Haltung zu sehr mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Es hätte mich nicht gestört, wenn sie aus ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen Lehren für die heutige Zeit ziehen. Auch wenn ich mit ihrer eigenen anarchistischen Sichtweise nicht immer übereinstimme, wird wohl keiner behaupten, dass es nichts zu verbessern gäbe. Es passt sogar gut zum Buch, denn was ich vor allem mitgenommen habe, war, dass es nötig ist, seinen Horizont zu erweitern, sich selbst in Frage stellen zu können und Alternativen zumindest in Betracht zu ziehen. Allerdings kennzeichnen sie ihre eigene Meinung nicht, sondern nutzen scheinbar sogar die Kritik an anderen Archäologen oder Anthropologen dazu, ihre eigene politische (!) Meinung zu unterstützen (nach dem Motto: ich habe Ihnen jetzt diese grandiosen Erkenntnisse im Bereich der Archäologie geliefert, da muss meine Haltung zu aktuellen politischen Themen doch richtig sein).

Auch mit dem Inhalt dieser Meinung stimme ich nicht komplett überein. Ja, ich würde mich als eher „links-grün-versifft“ betrachten, denn ich halte Kapitalismus ganz und gar nicht für die Antwort auf alle Fragen und halte einen sozialen Staat für ganz und gar nicht überflüssig (Ausgleich von Nachteilen ist eben was anderes als Gleichheit). Auch wenn die eigene Meinung der Autoren nie explizit genannt wird, habe ich es doch so verstanden, dass sie unsere heutige Demokratie kritisieren (sind allerdings Amerikaner, ist ja noch was anderes als das deutsche System), weil sie einem die Freiheit nimmt und die falschen Personen an die Macht bringt. 

Schon mit dem Freiheitsbegriff der Autoren habe ich aber so meine Probleme. Die Autoren nennen drei Grundformen der Freiheit: die Freiheit sich zu bewegen, die Freiheit Befehle zu missachten und die Freiheit soziale Beziehungen neu zu organisieren. Ob das so stimmt sei mal dahingestellt, aber was sie meines Wissens nach nie erwähnt haben, ist, dass Freiheit grundsätzlich dadurch beschränkt ist, dass man nicht alleine auf der Welt ist und auch durch Umweltbedingungen (zum Beispiel Gene) in seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Wenn ich mir jetzt die einzelnen Aspekte der Freiheit der Autoren ansehe und ihre Beispiele in historischen Gesellschaften, dann fällt mir immer irgendein Punkt ein, an dem sich dies nicht eins zu eins auf unsere heutige Gesellschaft übertragen lässt. Denn dadurch, dass wir eine größere Anzahl an Menschen sind und zusätzlich noch viel stärker vernetzt sind, entstehen eben ganz andere Probleme. Vor allem die Aussage, dass die Entwicklung der Technik für die Entwicklung der Gesellschaft nachrangig ist, halte ich dabei für falsch. Das mag zum Beispiel für die Entwicklung der Abwassersysteme gegolten haben, die vor allem einen Komfort- und Gesundheitsvorteil geboten haben. Wenn ich mir aber die Entwicklung der Kommunikations- und Transportmittel ansehe, dann halte ich das sogar für essentiell, denn unserer heutiger Staat ist überhaupt nur möglich, weil wir so schnell über so weite Strecken kommunizieren können. Die Kulturen haben sich viel stärker aneinander angepasst und gleichzeitig fallen Kriege heute viel extremer aus. Die Anforderungen sind eben andere. 

Als Musterbeispiel für Freiheit werden die Wendat genannt, die sich scheinbar nicht bereit fanden, sich irgendeiner Macht zu unterwerfen, weder ihren eigenen Hauptleuten, noch ihren Vätern. Und es soll auch keine Strafe gegeben haben, der sie sich unterworfen haben. Auch die Wendat hatten allerdings ein Justizsystem, bei dem Missetäter dadurch bestraft wurden, dass die gesamte Sippe oder Familie eine Kompensation zu leisten hatte, sodass es bei den Familien und Sippen lag, die eigene Verwandtschaft unter Kontrolle zu halten. Wie das wiederum ablief wird nicht genannt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es immer perfekt funktioniert hat (auch damals wird es dominante und weniger dominante Persönlichkeiten geben haben). Allerdings stimme ich insofern mit den Autoren darin überein, dass heutzutage die persönlichen Beziehungen zu stark nachgelassen haben. Dass diese es sowohl einfacher machen, ein Justizsystem zu etablieren, das nicht vom unpersönlichen Staat geführt wird, wie auch präventiv zu arbeiten, kann ich mir gut vorstellen.

Dass die falschen Personen an die Macht gelangen, liegt meiner Meinung nach hingegen weniger am politischen System als an der Kultur, also daran, was die Menschen eines Landes glauben, was an einem Menschen bewundernswert ist. So hat Amerika, in dem scheinbar nichts so sehr verehrt wird wie finanzieller Erfolg, eben manchmal einen rücksichtslosen Geschäftsmann und Italien manchmal einen Macho an der Spitze (und die Deutschen humorlose Personen? … (-;).

Diesen Anteil des Buches würde ich eher mit zwei bis drei Sternen beurteilen, denn sie liefern meiner Meinung nach keine gute Analyse. 

Durch die Vermischung all dieser verschiedenen Anteile hat mir oft der rote Faden gefehlt und es entstanden einige Längen. Da ich den wissenschaftlichen Anteil für wichtiger halte, gibt es dennoch 4 Sterne.


Hat es meinen Erwartungen entsprochen

Auch wenn ich das Buch alles in allem nicht so gut geschrieben fand, weil es viele Dinge vermischt und nicht zum Punkt kommt, hat es meinen Erwartungen mehr als entsprochen. Ich wollte meinen Horizont erweitern und das hat dieses Buch auf jeden Fall geschafft. Das Buch ist allerdings sehr anspruchsvoll in der Hinsicht, dass man wirklich alles in Frage stellen muss, was man glaubt zu wissen. Bei mir ist dadurch zum Beispiel die Gewissheit verloren gegangen, dass die Menschen in bestimmten Situationen grundsätzlich friedlich miteinander umgehen. Zwar scheint es zu stimmen, dass für Jäger und Sammler Sklaven keinen Sinn hatten, aber ansonsten scheinen sie nicht unbedingt friedliebender gewesen zu sein als wir. Ich habe immer gehofft, dass es einen natürlichen Hang zu Frieden unter den Menschen gibt, was unter diesen Gesichtspunkten natürlich falsch ist. Allerdings hat es auch zu jeder Zeit Systeme gegeben, die um einiges egalitärer waren als unser System, was zeigt, dass es vor allem wichtig ist, selbst zu fördern, was man für wichtig und richtig hält.

Auch wenn das Buch insofern anspruchsvoll ist, ist es mehr als lohnenswert es zu lesen. Es erweitert die Möglichkeit auch unsere Zukunft zu gestalten um ein Vielfaches.

Cover des Buches Die Tochter des Magiers - Die komplette Trilogie (ISBN: 9783734161599)

Bewertung zu "Die Tochter des Magiers - Die komplette Trilogie" von Torsten Fink

Die Tochter des Magiers - Die komplette Trilogie
JArborvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Hatte leider nicht viel Magisches.
Wenn mir ein Buch so gar nicht gefällt:

Fazit

Das Buch hat mich enttäuscht, sodass ich Mitte des zweiten Bandes aufgehört habe zu lesen um noch kurz das Ende zu überfliegen. Für mich war es die richtige Entscheidung, denn die Geschichte dazwischen war genau so wie ich es erwartet hatte: kaum Magie oder grandiose Geheimnisse, dafür aber jede Menge Intrigen, die mich nur dann interessieren, wenn ich an den Charakteren hänge. Auch das war jedoch nicht der Fall, da die Erzählweise distanziert und die Charaktere entweder naiv oder unsympathisch waren, sodass ich das Gefühl hatte, dass in dem Teil, den ich übersprungen habe, nichts wichtiges passiert ist. Der Weltenbau war stimmig, aber sehr an (zum Teil historische Völker) unserer eigene Welt angelehnt, sodass es mich ebenfalls nicht sonderlich beeindruckt hat. Tatsächlich habe festgestellt, dass ich bereits den ersten und zweiten Band der „Feja-Trilogie“ gelesen habe, die er unter dem Pseudonym „Arthur Philipp“ veröffentlicht hat, und mir aus ziemlich genau den gleichen Gründen nicht gefallen hat. Für mich gibt es nur zwei Sterne und die feste Überzeugung, dass der Autor Torsten Fink nichts für mich ist.


Für wen geeignet, für wen nicht

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wem so etwas gefallen könnte, weil ich keinen Punkt an diesem Buch mochte. Ich werde wohl einfach mal auflisten, was man möglicherweise mögen muss:

- distanzierte/ unpersönliche Schreibweise

- viel Mythos bzw. Dinge, die nicht näher erklärt werden

- zu Beginn naive und wenig aktive Hauptperson

- hauptsächlich unsympathische Figuren (alle eher egoistisch und gewalttätig oder geheimnisvoll ohne je näher beleuchtet zu werden)

- Magie spielt keine große Rolle in der Welt

Wenn man es stattdessen mag, dass die Geschichte sich vor allem auf Intrigen fokussiert und dabei unberechenbar mit den Personen umgeht, dann könnte es durchaus etwas für Einen sein.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache und für die Handlung nicht relevante Fakten verrate)


Geschichte/ Handlung

Ich hatte etwas anderes erwartet. Wenn eine Geschichte „Tochter des Magiers“ heißt, dann erwarte ich auch Magie. Doch statt einen größeren Einfluss auf die handelnden Personen zu haben, wurde die Magie in dieser Geschichte vor allem dazu genutzt eine mystische Atmosphäre zu schaffen und für ein paar unberechenbare Twists zu sorgen. Da ich einen Teil der Geschichte nicht gelesen habe, kann ich das natürlich nicht wirklich beurteilen, aber die Tatsache, dass die Hauptperson die „Tochter des Magiers“ ist, scheint nur deswegen eine Rolle zu spielen, weil die Magie so selten ist, dass ihr Blut etwas besonderes ist, nicht weil sie dazu in der Lage ist, großartige Magie anzuwenden. 

Stattdessen begleitet die Hauptperson Maru den mehr als nur unsympathischen Tasil, weil sie seine Sklavin ist. Zu Beginn habe ich das noch nachvollziehen können. Sie ist eine Sklavin ohne Familie und hat als solche keine Chance darauf ein Leben ohne Besitzer zu führen. Zwar wird nicht erwähnt, ob man in den Städten oder Dörfern so etwas wie eine Bürgerurkunde braucht, aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach möglich ist eine Anstellung zu erhalten, wenn man nicht über Beziehungen verfügt. Außerdem scheint sie kaum über das Wissen zu verfügen, wie sie in dieser Welt zurecht kommt.

Spoiler zum Ende des ersten Bandes

Am Ende des ersten Bandes hat sich das jedoch geändert. Sie wird von Tasil zum Sterben in einer Grabkammer voller Schätze zurückgelassen und als sie sich befreien kann ruft sie ihn tatsächlich noch zurück um ihn zu begleiten. Dabei hätte sie mit ein wenig Mut in ihre alte Heimat zurückzukehren können und sich mit dem Dolch (das einzige Artefakt, dass sie bei ihrer Flucht aus der Grabkammer mitbekommt) dort ein Leben aufbauen können. Diesen Schritt habe ich überhaupt nicht nachvollziehen können, sodass ich beim zweiten Band mit noch weniger Begeisterung dabei war. 

Als ich dann noch kurz das Ende überflogen habe, hatte ich nicht das Gefühl, groß etwas verpasst zu haben.


Charaktere

Mit den Charakteren hatte ich ebenfalls so meine Probleme. Bis mindestens zur Mitte des zweiten Bandes erfährt man rein gar nichts über die beiden Hauptpersonen. Das, was man über Maru im ersten Kapitel erfährt, ist auch so ziemlich alles, was bis zur Mitte des zweiten Buches bekannt ist. Es kommen nur Informationen hinzu, die auch Maru über ihre eigene Vergangenheit nicht kannte. Dadurch ist sie für mich ausschließlich über ihren Umgang mit Tasil charakterisiert worden und das hat mir, wie ich ja schon erwähnt hatte, ebenfalls nicht gefallen. Ziemlich ähnlich ist es mit Tasil, bei dem ebenfalls nur Andeutungen gemacht werden. Eigentlich erhält keiner der Personen eine Vergangenheit, was sie natürlich mysteriös wirken lässt, aber ansonsten auch ziemlich trist.

Dazu trägt noch die distanzierte Erzählweise bei. Manchmal hatte ich das Gefühl der Autor würde seine eigenen Charaktere nicht mögen und dem Leser nur zeigen wollen, wie man es nicht machen sollte. Es hat mir einfach nicht gefallen, und das hat sich im ganzen Buch nicht geändert. Das Buch ist zwar gut lesbar, aber es hat mir nichts daran gefallen. Schade.

Cover des Buches Warum regst du dich so auf? (ISBN: 9783641219529)

Bewertung zu "Warum regst du dich so auf?" von Richard Davidson

Warum regst du dich so auf?
JArborvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Eine schöne Überraschung: Emotionen wissenschaftlich untersucht
... weil der Titel nicht so zum Buch passt

Fazit

Alles in allem hat mich das Buch positiv überrascht. Ich weiß nicht genau, was das Buch eigentlich darstellen sollte, denn der Titel ist eher ein Catcher als eine guter Hinweis auf den Inhalt. Stattdessen erhält man eine interessante Lebensgeschichte, anhand derer die wissenschaftliche Laufbahn des Autors zusammengefasst wird. Durch den Forschungsschwerpunkt des Autors ist das Buch eine Mischung aus populärwissenschaftlicher Literatur über Neurowissenschaften (denke ich, kenne mich da nicht aus) und Selbsthilfebuch. Mir hat es als solches gut gefallen, denn der wissenschaftlichere Unterbau hat selbst mich Skeptiker überzeugt, meine Gefühle ein wenig ernster zu nehmen, statt mich für meine Weinerlichkeit zu verfluchen.

Ich bin bei allem, was als esoterisch verschrien wird, selbst sehr skeptisch (Beweise und so). Trotzdem will ich nicht vollkommen ignorant sein, weswegen ich mich ab und zu damit beschäftige. Dieses Buch behandelt allerdings einen Bereich, der mittlerweile auch allgemein akzeptiert wird, nämlich Meditation (bei Yoga bin ich mir nicht mehr sicher). Dem Autor nehme ich dabei durchaus ab, dass er mit ein Grund dafür ist, dass es heute allgemein akzeptiert wird.

Alles in allem gibt es für diese Überraschung von mir 5 Sterne.


Für wen geeignet, für wen nicht

Für jeden der sich für seine Gefühle interessiert. Ok, oder genauer, für jeden, der gerne auf der Grenze zwischen Esoterik (hier im negativ konnotierten Sinn) und Wissenschaft balanciert, also ein interessierter Skeptiker ist. Oder auch nicht, denn esoterisch ist an Gefühlen und Meditation schon lange nichts mehr, woran der Autor sicher einen Anteil hat.


War das Buch gut zu lesen?

Die Sprache ist gut zu lesen und sowohl die Kapitel als auch die einzelnen Absätze haben einen sinnvollen Aufbau. Das Buch hat durchaus wissenschaftlichen Anspruch, denn für die Erkenntnisse von Richard Davidson werden seine eigenen oder auch fremde Studien angeführt und sowohl eine Quellenangabe als auch ein Register geführt. Allerdings hat es mich an meine damalige Facharbeit erinnert, die eine konkrete Fragestellung hatte und versucht hat möglichst prägnant zum gewünschten Ziel zu gelangen. Deswegen denke ich, dass es wissenschaftlich nicht anzuwenden ist, aber zumindest für mich viel Interessantes enthält. 

Hat es meinen Erwartungen entsprochen?

Ich bin auf das Buch durch einen Artikel in einer Zeitschrift über Psychologie aufmerksam geworden, der von den Stildimensionen handelte, wie sie Richard Davidson definiert hat. Solche Einteilungen der Persönlichkeit finde ich interessant, weil ich durch die Definitionen meist etwas über mich selbst lerne. Und als Fan von Beweisen hat es mich natürlich besonders beeindruckt, dass seine Persönlichkeitsmerkmale auf einer neurologischen Basis liegen sollten. Ich wollte eigentlich eine überzeugende Erklärung für die Entstehung der Persönlichkeit.

Die Erklärungen des Autors zu den Stildimensionen in diesem Buch haben mich allerdings nicht überzeugt. Natürlich erklärt er sowohl, wie er auf die Stildimensionen gekommen ist, als auch wo sie im Gehirn verortet sind, aber es entsteht meiner Meinung nach kein Ganzes. Warum kann man nicht eine weitere Stildimension hinzunehmen, wenn sie auf einem MRT nachzuweisen ist? Er erklärt im Kapitel 2 „Die Entdeckung des emotionalen Stils“ sehr ausführlich, wie er auf die einzelnen Dimensionen gestoßen ist, aber hätte es nicht auch weitere geben können, wenn er auch sie entdeckt hätte? Und zugegeben, ich habe das Kapitel 4 „Die neuronale Basis des emotionalen Stils“ nicht zu Ende gelesen, weil ich es mir ohnehin nie merken könnte, aber es wird nur untersucht, wo die bereits gefundenen Stildimensionen im Gehirn nachzuweisen sind, aber nicht, wie weitere Stildimensionen ausgeschlossen werden können. Vielleicht wirkt es für einen Neurowissenschaftler oder Psychologen ganzheitlicher oder sogar elegant, das weiß ich nicht. 

Ebenso hat mir das 3 Kapitel „Wie sie Ihren emotionalen Stil ermitteln“ gar nicht geholfen, weil die Fragen für mich viel zu speziell waren. Zum Beispiel gab es zur Resilienz die Frage „Wenn im Bad der Warmwasserboiler den Geist aufgibt, trübt das meine Stimmung nicht sonderlich , denn ich weiß ja, dass ich nur den Klempner rufen muss, um ihn reparieren zu lassen.“ Ich habe keinen Warmwasserboiler, werde also nie in diese Situation kommen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich wäre in dieser Situation, dann hängt meine Stimmung meiner Meinung nach zum Beispiel davon ab, ob ich es mir gut leisten könnte, den Klempner zu bezahlen, was aber gar nichts mit meiner Resilienz zu tun hat. Hilfreich war es also nicht.

Trotzdem fand ich dieses Buch wirklich gut. Ganz grundlegend behandelt es eigentlich die Schnittstelle zwischen den Neurowissenschaften und der Psychologie. Es geht darum, wie schwierig es die Emotionen es hatten wissenschaftlich ernst genommen zu werden. Wie wichtig es ist über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinauszusehen und wie spannend die Erkenntnisse sind, die man dadurch erlangen kann.

Der Autor hat Forschungen dazu betrieben, wie Emotionen entstehen und wie wichtig sie für uns Menschen sind. Er hat untersucht, wie viel unserer Persönlichkeit eigentlich von den Genen und wie viel durch die Umwelt geprägt ist. Er hat untersucht, wie Autismus und Depressionen entstehen. Er hat mit dem Dalai-Lama gearbeitet um den Einfluss von Mediation auf das Gehirn zu untersuchen.

Deswegen finde ich das Buch doch im Gesamten überzeugend, weil es Sinn macht die Persönlichkeit in bestimmte im fMRT messbare Dimensionen aufzuteilen um besser quantifizierbare Untersuchungen durchführen zu können. Nur durch objektiv messbare Werte scheint es mir möglich etwas Subjektives wie Emotionen wissenschaftlich untersuchen. 

Das Buch hat also meine Erwartungen eigentlich nicht erfüllt, sondern übertroffen. Viele Fakten, die mir zuvor bekannt waren, hat er hier für mich nachvollziehbar wissenschaftlich begründet, was ich gar nicht erwartet hatte. Es gab einen Einblick in seine Arbeitsweise, die mir die Psychologie doch viel wissenschaftlicher erscheinen lässt. Es hat mich davon Träumen lassen, mal einen Monat in einem stillen Bergkloster zuzubringen, obwohl ich gar kein so großer Fan vom Meditieren bin. Es hat mir eine Antwort auf meine ganz persönliche Frage gegeben, wie ich mich bedingungslos akzeptieren soll, wenn ich doch Eigenschaften habe, mit denen ich ganz offensichtlich Anderen schade. (Zur Erklärung: ich bin dauerhaft so gestresst, dass ich des Öfteren gereizt und schlecht gelaunt bin, was anderen zur Last fällt. Der Autor ist der Meinung, dass man nicht alles an sich akzeptieren muss, wenn es negative Folgen hat und man es ändern kann. Es tat gut zu hören, dass es nicht falsch ist, einen Teil von sich eben nicht zu akzeptieren. Das Buch liefert auch gleich die Erklärung dazu wie ich mich ändern kann und warum diese Änderung funktionieren wird.)

Das Buch ist also eine Mischung aus wissenschaftlichem Buch und Selbsthilfebuch und gerade deshalb für mich eine ziemliche Überraschung gewesen. Reine Selbsthilfebücher kaufe ich mir nicht mehr. Sie können meiner Meinung nach eine gute Hilfe dafür sein, die richtige Motivation zu finden und dabei zu bleiben, aber es hat für mich nie richtig „gefunkt“, sodass es dann raus geschmissenes Geld war. Dieses Buch basiert nicht auf der Überwindung eigener negativer Erfahrungen, sondern auf einer wissenschaftlichen Karriere, die durch die eigene positive Erfahrung mit dem Meditieren angestoßen wurde. Egal wie wenig wissenschaftlich das Buch letztendlich ist, es scheint der passende Anteil für mich gewesen sein, dass mich der Selbsthilfeanteil überzeugt. Dass die Persönlichkeit viel zu individuell ist um in irgendeiner Art und Weise quantifiziert zu werden, ist da unwichtig. Der Autor erklärt, warum er diese Aufteilung vorgenommen hat und wie er sie verwendet hat und als solches fand ich es nachvollziehbar und hilfreich. 


Nachtrag: um die guten Vorsätze umzusetzen hat es dann doch nicht gereicht, aber ich war auf jeden Fall näher dran (-;

Cover des Buches Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom (ISBN: 9783570312636)

Bewertung zu "Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom" von Jonathan Stroud

Lockwood & Co. - Das Flammende Phantom
JArborvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Gute Fortsetzung der Reihe, in der man endlich etwas mehr erfährt.
Und es geht weiter ...

Fazit

Mir hat dieses Buch gut gefallen. Vor allem, dass man endlich etwas mehr über die Hintergründe der Geistererscheinungen erfährt hat mir gefallen, denn dadurch hat mich der Autor überzeugt, dass das Buch doch durchdacht ist. Ansonsten gibt es wieder jede Menge der vorherigen Zutaten: sympathische Hauptpersonen, Geister und feine Fechtarbeit. Das gibt von mir 5 Sterne.


Sehr ausführliche Rezension, besser erst nach der Lektüre lesen.


Cover:

Mir gefallen die Cover der Reihe sehr gut. Oft sind die Cover von Büchern für jüngere Leser sehr bunt und überladen, was mir gar nicht gefällt. Hier sind jedoch gedeckte Farben und ein recht schlichtes Cover gewählt worden, was ich sehr ansprechend finde. Die Cover zeigen sowohl die Zusammengehörigkeit der Bücher, wie auch das Thema des einzelnen Buches. Das flammende Phantom finde ich dabei gut gestaltet, man kann Augen, Nase und Mund erkennen, es wirkt leicht bedrohlich und trotzdem besteht das ganze Gesicht nur aus Flammen. Da das flammende Phantom eine wichtige Rolle im Buch spielt, finde ich das Motiv auch gut gewählt.

Auf der Rückseite des Buches befindet sich der Klappentext, der hier jedoch nur aus einem Auszug aus dem Buch besteht. Das finde ich insofern schwierig, als dass man daraus gar nichts ablesen kann (vor allem für einen vierten Band in dem man die Schreibweise schon kennen sollte). So weiß man nicht, um welchen Band der Reihe es sich handelt und auch nicht, was in ihm passiert.

Die Inhaltsangabe befindet sich dann auf der vorderen Innenseite des Umschlags, wo man sie aber nicht lesen kann, wenn das Buch noch eingepackt ist. Dafür ist sie aber recht gut, weil sie einen noch einmal daran erinnert, was zum Ende des letzten Buches hin passiert ist (wäre also für den Klappentext sowieso nicht so passend gewesen). Auf der rückseitigen Innenseite wird dann der Autor vorgestellt, wie es mittlerweile Standard zu sein scheint.

Gestaltung (Hardcover):

Umschlag: der Großteil des Umschlags ist in mattem dunkelrot/braun gehalten. Er ist recht empfindlich für Risse und Fingerabdrücke, also als Schutzumschlag nicht besonders zu gebrauchen, wenn man wert auf das Cover in seinem Regal legt. Die Grafik in der Mitte besteht aus einer glänzenden Folie, die zum Rand hin leicht perforiert ist, wodurch ein guter Übergang zum matten Hintergrund geschaffen wird. Die Degen sind dabei mit einzelnen Details hervorgehoben, das Gesicht bildet nur eine Fläche. Der Schriftzug „Lockwood & Co“ ist in Gold hervorgehoben und lässt sich sogar nur durch tasten lesen, was ich sehr gut finde. Anders als bei anderen Goldprägungen war diese auch nicht so empfindlich und hat nicht abgefärbt.

Einband: Der Einband ist in braun gehalten, was ich eigentlich nicht so schön finde. Dafür war er weniger anfällig für Dreck und Kratzer als die Einbände anderer Bände der Reihe (keine Ahnung ob es von den Farben abhängt). Die Innenseite ist in knalligem Gelb gehalten, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Dafür ist das Papier sehr angenehm (ok erwischt, ich mag den Geruch von Papier einfach (-; ).

Sonstiges: wie auch bei den anderen Teilen der Reihe ist das Buch in mehrere Teile gegliedert, die eine durchaus aussagekräftige Überschrift haben. Die einzelnen Kapitel sind nur nummeriert, aber mit kleinen Bildchen versetzt, die sehr detailliert sind und auch mal Spoiler enthalten (was aber die Spannung nur steigert). Am Schluss befindet sich wie immer ein Glossar, das mit jedem Band anwächst und interessanter wird.

Geschichte/ Handlung:

Wenn mir die Geschichte nicht gefallen würde, hätte ich mir den 4ten Band sicher nicht angetan, bei dieser Reihe wird es mit jedem Band aber besser. Das liegt wohl daran, dass es ein Buch für jüngere Leser ist und deswegen nicht viel auf einmal erklärt wird um die Spannung hochzuhalten. Bei der Spannung konnte ich mich auf jeden Fall bei keinem Band beklagen, weil es immer spannende Fälle und Vorkommnisse gab und natürlich auch ein paar Geheimnisse, die man unbedingt wissen will. Genau das macht diesen Band dann auch besser, da man endlich etwas mehr erfährt. Während mich der erste Band sehr unbefriedigt zurückgelassen hat und ich noch am überlegen war, ob ich die Reihe überhaupt fortsetze, gab es hier endlich mal die richtige Mischung an neuen Geheimnissen und gelösten Rätseln. In den vorherigen Bänden wirkte alles noch ein bisschen unausgegoren auf mich, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob der Autor wirklich alles durchdacht hat. Auch jetzt wirkte noch nicht alles logisch auf mich, vieles wird auf Grund der Geschichte etwas zurecht gebogen, aber es entsteht wenigstens ein vollkommeneres Bild.

Zum Beispiel ist immer noch nicht geworden, wie es in anderen Ländern mit dem Geisterproblem aussieht. Es scheint zwar, auch aufgrund der Auflösung, so zu sein, dass das Geisterproblem nur in Großbrittanien zu finden ist, doch ist mir dann schleierhaft, warum alle Leute ihr Leben riskieren und ihre Freiheit aufgeben, statt einfach in ein anderes Land zu ziehen. Vielleicht sind die Engländer da einfach um Längen patriotistischer als ich und schicken die eigenen Kinder (in diesem Fall wirklich 8 jährige) auf lebensgefährliche Missionen um sich selbst im Haus zu verstecken. Da die eigentliche Zielgruppe des Buches aber Kinder sind, finde ich es nicht schlimm, dass die Erwachsenen alle ängstlich und dämlich sind, das muss so sein. Das Buch kann mit anderen Qualiäten eindeutig überzeugen.

Die Idee mit den Geistern ist unbestreitbar gut und die einzelnen Geister und ihre Geschichten sind immer wieder interessant. Einige Geschichten finde ich da etwas grausam für unter 12 jährige, aber ich glaube wenn man jünger ist, versteht man nicht alles was dahinter steht komplett, sondern interessiert sich eher für das gruselige Aussehen und die spannende Bekämpfung der Geister. Insofern bietet das Buch für ältere Leser noch einmal ganz andere Qualitäten, weil die Geschichten hinter den Geistern nicht weniger dramatisch und spannend sind.

Die Komplexität der Geschichte ist aber eindeutig eher für jüngere Leser gedacht. Man kann nicht unbedingt sagen, dass die Handlung vorhersehbar ist, wenn man davon absieht, dass es wahrscheinlich ein Happy End geben wird (ein großer Pluspunkt für mich). Das liegt aber eher daran, dass es ein Fantasybuch ist, wo es einfach ist, mit immer neuen Ideen aufzukreuzen. Auch das stört aber nicht weiter, weil man damit rechnet, wenn man ein Buch für das Alter liest.

Charaktere

Auch hier merkt man, dass es sich um Buch für Kinder handelt. Die Charaktere haben recht stereotype Eigenschaften, vor allem die älteren Personen. Auch das ist aber von Band zu Band besser geworden, weil die Charaktere mehr Zeit hatten sich zu entwickeln. Es gab zwar bei den Charakteren keine unglaublich großen Überraschungen, aber sie haben alle eine Entwicklung durchgemacht und lösen sich auch von Verhaltensweisen, die in früheren Büchern aufgebaut wurden, sodass nicht alles vorhersehbar war. Dabei ist meine gebildete Meinung über Charaktere natürlich auch stark von der Meinung von Lucy abhängig, weil man ihre Sich zu sehen bekommt.

Lucy

Sie gefällt mir als Hauptperson sehr gut. Sie ist stark und selbstständig und kümmert sich um die Leute, die ihr wichtig sind. Im Gegensatz zu Personen in anderen Büchern, die als taff bezeichnet werden, ist sie jedoch nicht dreist oder egoistisch und will auch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Sie handelt (im nachvollziehbaren Maße) überlegt, stellt sich nur im nachvollziehbaren Maße in den Mittelpunkt und schwärmt nicht übermäßig für jemanden. Trotzdem wirkt sie nicht perfekt und macht auch mal Fehler. Und auch wenn sie durch ihre ständigen Kämpfe ziemlich erwachsen wirkt, merkt man ihr ihr Alter doch an, z.B weil sie wenig selbstreflektiert und wenig (aktiv) weltinteressiert ist. In diesem Band merkt man mehr, dass sie etwas Besonderes ist und das auch weiß. Dabei bleibt sie aber trotzdem sympathisch, weil sie versucht an sich zu arbeiten.

Lockwood

Er ist ein sehr interessanter Charakter. Natürlich auch wegen seiner Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden, aber für mich auch aufgrund seiner wechselhaften Stimmungen, die immer extremer werden. Ich halte ihn nicht für perfekt, wie ich von anderen schon gelesen habe, aber wahrscheinlich macht da Lucys Sicht einen großen Teil aus, sodass man die negativen Eigenschaften eher ausblendet. Für mich hat er von Anfang an immer eher etwas instabil gewirkt, ein bisschen aufgedreht, was ihn für mich aber eher sympathisch hat erscheinen lassen. Zu Anfang hatte er auf Grund seiner Personenbeschreibung (groß, schlank, langer Mantel), seinem Wohnort (London), und auch seinem geheimnisvollen und wechselhaftem Verhalten viel Ähnlichkeit mit Sherlock Holmes. Das hat sich aber mit der Zeit gegeben, auch wenn es da immer noch ein paar Assoziationen gab.

George

Ein mir sehr lieber Charakter, auch wenn ich ihn niemals als Mitbewohner aushalten würde. Mit seiner Begeisterung für wissenschaftliche Theorien und für eigentlich alles Essbare (mir fällt jetzt nichts ein, was er nicht gegessen hätte), muss man ihn einfach mögen. Auf der anderen Seite trägt er mit seinem mangelnden Interesse für Äußerlichkeiten zu einem großen Teil zum Witz des Buches bei. Einige Beschreibungen von seiner Hygiene reichen vom Ekelfaktor an Geister mit Leichenvisage heran (nur übertroffen von Flo Bones). Auch er gewinnt in diesem Buch an Persönlichkeit dazu, weil man das erste mal richtig merkt, wie wichtig ihm Lucy ist. Alles in allem also ein wichtiger Charakter im Buch.

Holly

Sie würde ich auf jeden Fall für überperfekt halten (wenn man nicht Perfektion als Mangel einer Person ansieht, womit es dann keine perfekten Leute mehr geben würde … naja egal). Auch das ist wahrscheinlich wieder der Sichtweise von Lucy geschuldet, weil sie Holly zu perfekt findet (sie wird als übermäßig hübsch, einfühlsam, intelligent, selbstbewusst und kontrolliert beschrieben und wird in den letzten beiden Büchern auch noch mutiger und kann auch mal loslassen, also so ungefähr so, wie alle versuchen sich darzustellen). Wenn es eine Mary Sue gibt, dann sie. Aber ich mag sie und man weiß auch warum sie eingeführt wurde, also kann ich dem Autor da nichts vorwerfen.

Cover des Buches Die Geisterkönigin (ISBN: 9783764532116)

Bewertung zu "Die Geisterkönigin" von Sarah Beth Durst

Die Geisterkönigin
JArborvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Für einen Abschlussband einfach nicht überzeugend genug.
Die Geisterkönigin

Fazit

Wäre es der zweite Band der Reihe gewesen, wäre es für mich in Ordnung gewesen. Zweite Bände sind oft etwas schwächer (wie bei dieser Reihe auch schon), aber bei Abschlussbänden muss einfach noch eine Überraschung kommen. Da die Reihe meiner Meinung nach zwar viele gute Charaktere hatte, diese auf Grund der Menge an Charakteren einfach nicht so gut erklärt wurden, musste das Buch für mich an anderer Stelle glänzen. Das fehlte aber. Während der Weltentwurf im ersten Band noch sehr beeindruckend war, kam hier einfach nicht genügend Neues hinzu um für mich einen guten Abschluss zu bieten. Ebenso das Ende, welches für mich zwar die ein oder andere Überraschung parat hatte, aber nicht mehr so gut war wie im ersten Band.

Es fehlte für mich an allen Ecken und Kanten, sodass ich zwischen 3 und 4 Sternen schwanke. Da ich aber bei einem dritten Band die ersten beiden Bände mit einbeziehen würde, gebe ich 4 Sterne.

Ich weiß nicht, ob ich die von der Autorin weiter angekündigten Bücher lesen werde. Für die erste Trilogie muss ich das Fazit ziehen, dass sie die Vorteile von High Fantasy nicht genutzt hat und mich so weder die Charaktere noch den Weltentwurf wirklich beeindruckt haben. Wenn das nächste Buch nicht wirklich viele Informationen gibt, dann werde ich es nicht lesen.


Für wen geeignet, für wen nicht

Natürlich für alle Leser des zweiten Bandes. Wer beim zweiten Band aber schon skeptisch war und nicht darauf brennt weiter zu lesen, der kann auch auf dieses Buch getrost etwas länger warten.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache und für die Handlung nicht relevante Fakten verrate)


Geschichte/ Handlung

Es ist nicht so, dass ich die Handlung nicht gut gefunden hätte, aber in diesem Buch gab es das erste Mal Stellen, an denen ich überlegt habe das Buch abzubrechen. Der Weltentwurf war der Grund, warum mich das erste Buch so begeistert hat, aber nachdem weitere eineinhalb Bücher einfach keine Informationen mehr kamen, war ich schon ziemlich enttäuscht. Und auch bei den Charakteren ging es nicht wirklich voran. Es war zwar nicht so, dass nichts passiert wäre, aber es gab keine Charakterentwicklung, sodass für mich alles ziemlich offensichtlich war. Ab der zweiten Hälfte wurde es dann wieder besser, weil es voran ging, aber da hatte ich mir schon eine negativere Meinung gebildet, die das letztendlich sehr gute Ende dann nicht mehr herausreißen konnte.

In diesem Buch wird Aratay mal verlassen, d.h man lernt vor allem Semo neu kennen. Für mich war es nicht so beeindruckend wie Aratay, aber durchaus ein Besuch wert. Auch das andere System in Semo war durchaus interessant, hat sich mir jedoch letztendlich nicht ganz erklären können, weil vieles meiner Meinung nach übergangen wird.

Ich war ein bisschen enttäuscht, weil in dem Buch durchaus andere Länder erwähnt werden, sie aber letztendlich für die Handlung keinen Unterschied machen, sondern scheinbar die weiteren geplanten Bücher der Autorin vorbereiten. Deswegen hatte ich zwischendurch zu hohe Erwartungen und habe mit einer komplexen Überraschung in der Handlung gerechnet, die dann doch nicht kam. So war für mich das eigentlich gute Ende doch enttäuschend. Es ist für mich sogar der Gesamteindruck der Trilogie: eine sehr gute Idee, die aber nicht genau weiß wo sie hin will und sich deswegen verliert.


Weltentwurf

Diesen muss ich für dieses Buch extra erwähnen, weil er der Grund war, warum ich das erste Buch der Trilogie so gut fand. In diesem Fall handelt es sich aber um das dritte Buch einer Reihe, und trotzdem sind für mich noch jede Menge Fragen offen geblieben.

Geister werden an Land gebunden und sorgen dafür, dass in diesem Land Veränderungen stattfinden können, also Pflanzen wachsen können (und wahrscheinlich auch Mikroben). Da Pflanzen die Grundlage der Nahrungskette bilden, verstehe ich durchaus, warum das Land dann tot ist. Wenn Geister keine Königin haben, sind sie nicht an ihr Land gebunden und verändern ununterbrochen, sodass kein anderes Lebewesen dort leben kann. Haben Geister eine Königin kann diese lenken, wie die Geister handeln, sodass sich ein Habitat bilden kann, in dem Leben möglich ist. Das finde ich als grundlegende Annahme sehr gelungen. Aber wie all das jetzt zusammenspielt, das erschließt sich mir nicht, über vieles habe ich Vermutungen anstellen müssen. Wie viel Einfluss haben die Menschen auf ihre Umgebung? Können sie selbst den Lauf von Flüssen ändern, indem sie Erde verschieben, oder ist dazu immer eine Königin nötig? Es wird nie erwähnt, welche Geister Getreide wachsen lassen. Ich vermute Mal es sind auch Baumgeister dafür verantwortlich. Wahrscheinlich müssen die Menschen die Samen des Getreides aussähen und die Geister lassen diese dann wachsen, ebenso wie es auch der Fall ist, wenn ein neuer Baum wachsen soll. Braucht das Getreide dann überhaupt noch die Sonne? Es können in einer gigantischen Geschwindigkeit Bäume wachsen, warum kann sie die Nahrungsknappheit nicht auf dieselbe Art beheben? Bevor die Menschen verhungern, kann man doch wohl Teile des großen Waldes aufgeben um dort Getreide statt Birken wachsen zu lassen? Die Königin kann einerseits Blüten aus dem Nichts erschaffen, braucht aber andererseits eine Eichel um einen Baum wachsen zu lassen. Sind Samen jetzt nötig oder nicht?

Es scheint ganz normale Tiere zu geben wie Mäuse und Insekten, sie werden aber nur erwähnt, wenn es gerade für die Handlung wichtig ist (oft auch nicht einmal für die Handlung wichtig, sondern nur in Vergleichen). Wie viele solcher Tiere es gibt ist mir aber nicht klar geworden. Es werden Mäuse erwähnt, können sie von Erdgeistern unbehelligt einen Bau im Boden haben (an dieser Stelle finde ich die Trennung von Mensch/ anderen beweglichen Lebewesen sehr unlogisch)?Es soll auch Katzen geben, aber es gibt scheinbar kein einziges anderes Tier, das Menschen schaden könnte und klettern kann (obwohl Bären erwähnt werden und es bei uns auf der Erde durchaus Bären gibt die klettern können)?

Das sind nur Beispiele für eine ganze Menge Fragen, die mir geblieben sind. Viele sind nur Kleinigkeiten, die für die Handlung nicht relevant sind, aber die Frage, was genau Königinnen können (Getreide wachsen lassen?), finde ich für die Handlung sehr wichtig.

Letztendlich dachte ich, das Ziel der ganzen Trilogie wäre weniger die Entwicklung der Menschen, die ja recht distanziert beschrieben werden, sondern mehr eine Entwicklung des Weltentwurfs. Auch da ist einiges passiert, für mein Empfinden aber einfach nicht genug.


Charaktere

In der gesamten Trilogie gibt es eine Menge Charaktere, die alle mal als Protagonisten zu Wort kommen. Eigentlich finde ich das gut, weil man so eine Menge mehr über Charaktere erfährt. Mein Eindruck war aber, dass es zu viele Charaktere für die Länge der Handlung gibt, sodass kaum einer einen individuellen Charakter entwickeln kann. Alle stehen eher für einen wichtigen Teil der Handlung, der halt passieren muss und deswegen bestimmte Charaktere zur Folge haben muss. Das finde ich ja in Ordnung, wenn es dann trotzdem ein Ziel in der Handlung abseits der Charakterentwicklung gibt, welches ich hier aber nicht erkennen konnte.

Gerade das hat bei mir am Anfang auch zu viel Frustration geführt, weil Naelin, Daleina und Merecot so berechenbar handeln. Naelin liebt ihre Kinder mehr als alles andere, Merecot will schon seit mehreren Büchern immer das gleiche und Daleina versteht nicht, dass Merecot die ganze Zeit das gleiche will. Im Gegensatz zu anderen Personen wie Arin, Hamon und Ven machen sie zum Glück in der zweiten Hälfte durchaus eine Entwicklung durch, aber durch die distanzierte Erzählweise kam das bei mir nicht richtig an. Im ersten Buch war es nicht so schlimm, das die vorherige Freundschaft zwischen Daleina und Merecot nicht so richtig rüber kam, für dieses Buch wäre es jedoch sehr wichtig gewesen, denn vor allem Daleina wirkt so einfach nur naiv statt ein bisschen zu gut optimistisch. Auch war es im ersten und zweiten Buch nicht so wichtig, die Intention von Merecot zu kennen. In diesem Buch wird diese deutlich, aber nicht, wie lange Merecot schon weiß, dass ihr das möglich sein wird, was ja einen großen Einfluss auf die Interpretation von Merecots Charakter hat. (Eine genauere Erklärung meiner Frage wäre ein riesiger Spoiler). Es ist wie mit dem Weltentwurf auch. Wenn die Entwicklung der Charaktere nicht das Ziel der Geschichte ist, dann ist die distanzierte Erzählweise und nicht immer gut vorbereitete Handlungen der Charaktere kein Problem. Da es sich aber um das Ende einer Trilogie handeln soll, bei dem ich ein gewisses Gefühl eines Abschlusses erwartet hätte, hat es für mich einfach nicht gereicht.

Cover des Buches Die Tänzerin am Abgrund (ISBN: 9783453317697)

Bewertung zu "Die Tänzerin am Abgrund" von Brandon Sanderson

Die Tänzerin am Abgrund
JArborvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein wirklich schönes Buch, das aber Vorwissen aus den ersten vier Bänden der Sturmlichtchroniken benötigt.
Die Tänzerin am Abgrund

Fazit

Eine super schöne Geschichte mit allen Vorteilen, die Sandersons epische Werke haben (eine faszinierende, gut ausgearbeitete und fantasievolle Welt voller außergewöhnlicher Kulturen und Menschen), aber auch dem Vorteil, dass die Hauptperson zwar großartig (zumindest ist Lift davon überzeugt) aber nicht episch angelegt ist. Sie denkt nicht im Großen, lässt sich nicht auf politische Intrigen ein und schlägt keine Schlachten, sondern hilft der Welt im Kleinen. Sie ist irgendwie geheimnisvoll ohne es sein zu wollen und eine der wenigen Protagonisten, deren Eigensucht liebenswürdig und deren Verhalten absolut ehrlich wirkt. Sozusagen ein typisches Jugendbuch, aber mit einer Hauptperson, die mich nicht aufregt, und Sandersons genialer Fähigkeit zur Entwicklung einer komplexen und glaubhaften Welt.


Für wen geeignet, für wen nicht

Für Leser ohne Vorwissen sicherlich nicht geeignet und für begeisterte Leser der Sturmlichtchroniken ein Muss. Ein Vielleicht ist es höchstens für diejenigen, die zwar bis zum vierten Band mitgekommen sind, aber genervt von der Langatmigkeit waren, denn das ist dieses Buch auf gar keinen Fall. Es könnte sein, dass das Buch hier diese Leser entschädigen könnte, denn es ist wirklich unbeschreiblich schön.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache)


Format, Cover

Bei diesem Büchlein muss ich etwas dazu sagen, weil ich es schade finde, dass es nicht zum Rest der Reihe passt. Im Englischen ist die Novelle, die dieses Buch darstellt, soweit ich weiß mit anderen Novellen zum Kosmere zusammengefasst, die in Deutschland sonst gar nicht veröffentlicht wurden. Diese Novelle ist vom Verlag aber scheinbar dazu vorgesehen zur Reihe dazuzugehören und scheint auch erst im Nachhinein veröffentlicht worden zu sein, als feststand, dass die darin enthaltene Geschichte für den weiteren Verlauf wichtig ist. Im Bücherregal sieht es aber nicht so schön aus, wenn zwischen den dicken Hardcovereinbänden eine schmale Klappenbroschur in einem völlig anderen Format steht, auch wenn die Gestaltung zum Rest der Reihe passt. Da hätte ich es schöner gefunden, wenn das Buch mit weiteren Novellen in einem Band als Hardcover veröffentlicht würde (natürlich auch, weil ich die weiteren Novellen gerne gelesen hätte (-;). Aber ich will mich nicht beschweren, die Geschichte darin hat sich gelohnt.

Das Cover muss ich aber noch hervorheben, denn das Coverbild ist schöner gestaltet als die der Rest der Reihe. Das liegt vielleicht auch am Inhalt, der auf Grund der Hauptperson und der Handlung deutlich leichter ist als die Hauptreihe, die viele politische Intrigen und Schlachten enthält. Ich habe mir selten ein Cover so lange angesehen, weil ich immer wieder Details entdecken konnte.


Geschichte/Handlung

Ich habe sie geliebt, denn sie enthält alles, was ich an den Werken von Sanderson so gerne mag. Seine Weltentwürfe sind immer aufs genaueste durchdacht und gerade die Welt, in der die Sturmlichtchroniken spielen, sticht durch eine besondere Vielfalt hervor. Am Ende dieser Novelle wird auch noch eine Einordnung der Welt von Roschar in den Kosmeer vorgenommen, was der Welt noch eine faszinierenderen Aspekt gibt, weil sich Sanderson dann auch darüber Gedanken gemacht haben muss, welche physikalischen Phänomenen zu welcher Welt und welchen Kulturen geführt haben müssen. Denn auch die Kulturen mit ihren politischen Systemen, ihren moralischen Vorstellungen, aber auch ihrer Ernährung und ihrer Kleidung sind so vielfältig wie glaubhaft. Trotzdem war die Geschichte leichter als die Hauptreihe, weil Lift nun einmal ein Kind geblieben ist und sich weder in Schlachten noch politische Intrigen einbeziehen lässt. Es werden zwar ernste Themen behandelt, die aber nicht in epischen Ausmaßen stattfinden, sondern eine actionreiche Charakterentwicklung darstellen.

Natürlich kann sich die Geschichte nicht so entfalten, wie es die Hauptreihe kann. Man lernt zwar eine ganz neue Stadt kennen, die die Welt Roschar gut ergänzt, doch ohne das Vorwissen aus den Strumlicht-Chroniken selbst würde man deren Aufbau nicht verstehen. Auch die eigentliche Handlung profitiert von der Vorarbeit der Hauptreihe, sodass das Wissen um Sturmklingen, Himmelsstürmer, Herolde und die ganzen Namen der Splitter und Sprengsel vorausgesetzt werden. Das war für mich ein großes Manko, weil ich einen Teil wieder vergessen habe. Selbst der 6te Band ist bei mir schon ein bisschen her und mittlerweile ist der Weltentwurf so komplex geworden, dass ich mir nicht mehr alles merken kann. Wer jetzt genau die Herolde, die Götter, die Splitter, die verschiedenen Orden von Strahlenden und alle möglichen anderen legendären Personen waren hat bei mir noch kein gut verständliches Gesamtbild ergeben; vor allem aber der geschichtliche Zusammenhang zwischen ihnen ist nicht mehr präsent. Ich kann auch nicht mehr vollständig differenzieren, was im 3/4 oder 5/6 Band geschehen ist, sodass ich nicht sagen kann, ob es wirklich Sinn macht die Geschichte vor der Lektüre des 5ten und 6ten Bandes zu lesen, oder ob dann bereits Handlungen verraten würden. So weit ich mich erinnere ist es aber sinnvoll, denn es werden einige Charakterentwicklungen vorgenommen und auch anderes Wissen aus dieser Novelle ist sehr hilfreich zum Verständnis des 5ten und 6ten.

Damit würde ich eindeutig sagen, dass man die Novelle lesen sollte wenn man die Reihe weiter verfolgen will, denn sie gibt sehr viele Hintergrundinformationen. Einerseits Informationen, die nicht essentiell sind, aber nicht uninteressant, zum Beispiel was mit dem Rest des Kontinents während der Wüstwerdung geschieht. Das wird in der Novelle beispielhaft behandelt und gibt somit einen Eindruck für die folgenden Bände. Es gibt aber auch Wissen, dass ich für essentiell halten würde. Insbesondere wird die Handlung aus vielen Zwischenspielen zusammengeführt, was ich wirklich gut fand (und glaube ich auch im Deutschen bereits vor dem 5ten Band hätte geschehen sollen). Auch Sanderson kommt in einer Nachbemerkung zu Wort und erklärt, dass die Novelle nötig war, da Lift zu einem Hauptcharakter werden soll und auch andere eine Charakterentwicklung durchmachen, die erklärt werden sollte. Für mich war die Novelle vor allem eine Erinnerung daran, wie viel Spaß es machen kann die eigenen Lieblingsautoren zu lesen.

Ein bisschen schade fand ich, dass nicht mehr zum Kosmeer gesagt wurde. Ich habe darüber nur auf der Seite von Sanderson gelesen, es aber, weil ich in meiner Freizeit nicht gerne Englisch lese, nicht weiter vertieft (und weil Vieles glaube ich in der Kurzgeschichtensammlung erklärt wird). Deswegen weiß ich wohl, dass viele von Sandersons Werken zusammenhängen und kenne auch einige Zusammenhänge mit den Sturmlichtchroniken (Odium, die Klinge von Szeth, der Narr des Königs), doch das größere Ganze kenne ich noch nicht, sodass mir wohl der ein oder andere Aha-Moment entgeht. Neben einem Hinweis auf Roschar im Kosmeer wäre also eine Erklärung über das Kosmeer selbst sinnvoll gewesen.


Charaktere

Ich war erst skeptisch, ob ich das Buch gut finden würde, denn Lift ist für mich ein schwieriger Charakter, weil sie so jung (geblieben) ist und Charakter für mich dann oftmals zu egozentrisch und stur wirken. Ich mochte sie in den kurzen Auftritten in der Hauptreihe durchaus, weil sie eine so erfrischende und praktische Sicht auf die Welt hat, irgendwie stur ist, es ihr dabei aber nicht an Empathie fehlt. Zum Glück ist das auch in diesem Buch so. Sie bleibt zwar das Kind, das nicht erwachsen werden will (was in diesem Buch sehr schön vertieft wird), doch merkt man, dass sie sehr empathisch ist und gerade so viel Selbstreflexion besitzt, dass sie nicht mit kindlichem Egozentrismus auf die Nerven geht. Sie bleibt ein wenig naiv und sehr praktisch veranlagt, ist jedoch keineswegs dumm oder vollständig blind vor der Welt. Selbst Sanderson erwähnt in seinem Nachwort, dass Lift einer seiner Lieblingsfiguren der Reihe ist.

Auch ihr Sprengsel fand ich sehr sympathisch. Er ist der totale Gegensatz zu Lift, sehr nachdenklich, ruhig und gebildet, aber gerade dadurch bilden sie ein gutes Team. Auch er wird in diesem Buch besser charakterisiert, selbst wenn ich mir nicht ganz vorstellen kann, wie man in Schadesmar Stühle anbauen kann. Faszinierend.

Ich hatte bei Sanderson bisher noch keinen Charakter, der sich wirklich für mich unverständlich dumm verhalten hat und auch das macht seine Bücher für mich so gut. Es gibt Charaktere mit sehr kruden Moralvorstellungen, was durchaus böse wirken kann, doch kein (menschlicher) Charakter ist durch und durch böse. Auch einige der Charaktere in diesem Buch fallen unter die Kategorie, was es für mich spannend macht zu lesen.


Nachwort

Ok, ich habe es mit der Schwärmerei wirklich übertrieben, aber ich freue mich jedes Mal wieder von meinen Lieblingsautor(inn)en zu lesen. Meistens verstehe ich gar nicht, wie andere für ein Buch so schwärmen können, aber in diesen Momenten habe ich dann doch das Gefühl einen ganz normalen Geschmack zu haben (-:

Cover des Buches Die Krone der Dunkelheit (ISBN: 9783492705264)

Bewertung zu "Die Krone der Dunkelheit" von Laura Kneidl

Die Krone der Dunkelheit
JArborvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Gut zu lesen, für ein Lieblingsbuch fehlte für mich jedoch ein Tick Komplexität und Innovation
Die Krone der Dunkelheit

Fazit

Das Buch hat mich wirklich positiv überrascht, denn es handelt sich tatsächlich um richtige High Fantasy und nicht um Romantasy. Um ein Lieblingsbuch zu werden fehlte noch die entscheidende Menge Komplexität und Innovation. Außerdem ging es öfter ein bisschen zu glatt und an einigen Stellen habe ich gedacht, dass sich die Hauptpersonen (gerade die beiden weiblichen) ein bisschen zu ähnlich sehen.

Doch am Ende bin ich sehr zufrieden. Ich habe ein großartiges Land mit liebgewonnenen Charakteren besucht, neue Magie erlernt und bin in die ein oder andere politische Intrige gerutscht. Eine gute Mischung also was für mich zu einem Buch geführt hat, das weder negativ noch positiv hervorstach.


Für wen geeignet, für wen nicht

Das kann ich gar nicht so genau beschreiben, denn den typischen High-Fantasy Leser gibt es wohl nicht. Da gibt es  wohl die, die es sehr langatmig mögen, die, die Schlachten und Blut brauchen, die, für die nichts besseres als Intrigen gibt, die, die es hoffnungslos romantisch brauchen und noch eine ganze Menge mehr Vorlieben. Ich halte dieses Buch für eine sehr gute Mischung (ok, Schlachten und Blut gab es hier nicht und dafür bin ich sehr dankbar). Wer es also in einer Richtung gerne extrem hat (auch was die Komplexität betrifft), oder auf der Suche nach einer richtig innovativen Geschichte ist, der wird hier wahrscheinlich nicht glücklich werden. Gerade deshalb ist es aber wohl für eine breite Masse (an Fantasylesern) tauglich.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache und für die Handlung nicht relevante Fakten verrate)



Vorgeschichte

An dieser Reihe bin ich zuvor schon oft vorbei geschlichen, habe aber immer wieder davon Abstand genommen, weil ich mir in Erinnerung gerufen habe, dass die Autorin ebenfalls Romance schreibt und ich mit Lovestorys schnell ein Problem habe. Nicht, dass Autoren nicht vielseitig schreiben könnten, aber es gab eben genügend andere interessante Bücher, die dann letztendlich Vorrang hatten.

Vor ein paar Wochen war ich jedoch auf der Frankfurter Buchmesse und ich muss sagen die Erfahrung war schrecklich. Ich hatte mir vorgenommen ein Buch zu kaufen (nur ansehen ist ja auch langweilig), doch nachdem ich am Samstag mindestens 20 Minuten am Eingang zu Halle 3 festgesteckt habe, bin ich dazu übergegangen, die Bellistrik sausen zu lassen und mir andere Hallen anzusehen. Von den wissenschaftlichen Vorträgen in Halle 4.2 war ich zugegeben auch begeistert und das Basteln eines Zauberstabs war sehr entspannt und interessant, aber versöhnt hat mich letztendlich eine Lesung von Laura Kneidl am Sonntag. Denn da bin ich irgendwann mittags in den Eingang zum Messegelände von Halle 4.1 rein spaziert und sehe prompt die kleine Lesung einer Autorin, die ich schön des öfteren mal auf ihren Internetseiten besucht hatte und sehr sympathisch fand. Der sympathische Eindruck hat sich für mich in live nur bestätigt und ihre Lesung fand ich auch sehr gut, sodass ich mich dann doch entschloss die Chance zu nutzen und mir das Buch ohne eine riesige Schlange (da war ich doch sehr überrascht, eben weil ich schon so oft im Internet auf das Buch gestoßen war) zu kaufen und signieren zu lassen (war aber der zweite Teil). Im Nachhinein muss ich mich wohl bei Laura Kneidl entschuldigen (die das hier wohl nie lesen wird, und sich wahrscheinlich nicht einmal daran erinnert, aber ich hab‘s immerhin versucht (-; ), denn ich habe sie gefragt, ob es auch nicht zu romantisch ist. Erstens war ich durch den ständigen Schlafentzug und die viel zu vielen Menschen ziemlich gestresst und deswegen wohl nicht allzu freundlich, aber vor allem ist es wohl für eine Autorin schwierig, diese Frage zu beantworten. Meine eigene Schreiberfahrung erstreckt sich auf ein nicht einmal einer handvoll Kurzgeschichten, aber auch da konnte ich schon merken, dass ich, egal wie gerne ich analysiere, warum mir ein Buch gefällt oder auch nicht, nicht in der Lage bin meine eigenen Geschichten zu analysieren. Als veröffentlichte Autorin hat man das sicherlich gelernt, doch die Frage wird wohl noch schwieriger zu beantworten sein, wenn man sein eigenes Buchbaby der Kritik von anderen aussetzt. Denn wahrscheinlich ist es alles zugleich: die am perfektesten ausbalancierte Lovestory überhaupt (muss es für einen selbst wohl sein um sich überhaupt an die Öffentlichkeit zu trauen) und gleichzeitig ganz furchtbar (weil es immer irgendwelche Leser geben wird, die es nicht mögen werden). Deswegen entschuldige ich mich für diese Frage, denn sie ist wohl genau so wenig beantwortbar wie die Frage danach, ob das Wetter morgen gut wird: sie lautet für jeden anders.

Aber ich wurde gebeten, meine Meinung dazu mitzuteilen, und auch wenn die Autorin das wohl nur so dahingesagt hat, eine Rezension schreibe ich trotzdem gerne. Deswegen:


Geschichte/Handlung

Sehr spannend und durchaus komplex, manchmal hatte ich aber das Gefühl es würde alles zu glatt laufen. Bei einigen Handlungen kann ich mir später noch vorstellen, dass sie Konsequenzen haben, bei anderen Handlungen hätte ich mir gedacht, dass die Konsequenzen schlimmer ausfallen müssten. Für mich wirkt es dadurch ein wenig unglaubwürdig, aber es hat den Vorteil, dass es nicht unnötig grausam und hoffnungslos wirkt, was ich auch sehr schön finde. Bei anderen Geschichten habe ich dann oft Angst vor der weiteren Handlung, hier war das nicht der Fall, da war ich nur gespannt. Das ist meiner Meinung nach eine schmale Gratwanderung und wohl auch sehr viel Geschmackssache, denn einerseits geht dadurch ein bisschen Spannung verloren, andererseits habe ich auch schon Bücher abgebrochen, weil sie mir zu "realistisch" erschienen (Game of Thrones war für mich so ein Fall; allerdings ist Realismus da wohl sehr relativ, da hatte ich eher das Gefühl, dass es möglichst blutig ausfallen sollte und weniger realistisch).

Ich habe schon deutlich komplexere Geschichten gelesen, aber ich finde, dass man diese Geschichte auch gar nicht damit vergleichen muss. Dies ist keine Fantasy-Geschichte für Leser, deren sonstige Lektüre in den 20-bändigen Epen liegt, sondern eher für solche, die von hauptsächlich romantischer Fantasy mittlerweile gelangweilt sind (womit ich jetzt nicht verallgemeinern will, da gibt es auch sehr gute Ausnahmen … ok, also habe ich doch verallgemeinert). Ein oft genannter Vergleich war „Das Reich der 7 Höfe“ von Sahra J. Maas, aber ich finde da gibt es bei der Handlung wirklich keine Ähnlichkeit. Das genannte Buch bestand meiner Meinung nach nur aus der Lovestory und hatte mal ein paar interessante Aspekte nebenbei. Den zweiten Teil habe ich dann auch nie gelesen, weil ich das Gefühl hatte alles würde sich auf der Stelle bewegen und das erste Buch war meiner Meinung nach keine High-Fantasy sondern Romantasy (obwohl ich die genaue Definition von Romantasy nicht kenne, wahrscheinlich ist die Bezeichnung also falsch). Das ist bei „Die Krone der Dunkelheit“ ganz anders. Ich denke man kann es zwar auch lesen, wenn man sehr gerne Lovestorys mag, denn es ist nicht so, als würde das keine Rolle spielen, aber es ist eben nicht die gesamte Handlungsmotivation und das fand ich sehr gut (also ja, die richtige Dosis, auch wenn mir weniger auch gefallen hätte). Dafür bekommt man ein interessantes Magiesystem, eine schön beschriebene Welt und eine komplexe Handlung, die, wenn man nicht wirklich sehr erfahren im Fantasybereich ist, überraschen kann.

Ich hoffe allerdings, dass man über das Magiesystem noch mehr erfährt, ich habe noch nicht wirklich verstanden, was wem möglich ist.


Charaktere

Eigentlich waren es gar nicht so viele handelnde Personen, aber bei ähnlichen Namen vertausche ich manchmal den ein oder anderen. Hier war es mit Leigh und Larkin der Fall, und das war in dem Moment, in dem es aufgetreten ist ziemlich verwirrend. Außerdem fand ich die Namen zum Teil etwas seltsam, weil sie für mich eine Mischung aus exotisch und englisch waren. Vielleicht kamen auch alle Namen aus dem englischen Sprachraum, aber es passte für mich nicht immer in die altmodischere Welt, teilweise irgendwie zu modern. Wirklich gestört hat es mich aber letztendlich nicht.

Ansonsten fand ich die Charaktere sehr gut. Alle Charaktere waren im richtigen Maß sympathisch und selbst Eigenschaften von Personen, die mir schnell aufstoßen, traten dann nicht so dominant zu Tage, dass es mich genervt hat. Vielleicht lag das auch daran, dass die Fehler nicht die von mir erwarteten Konsequenzen hatten, denn beide weiblichen Hauptpersonen haben Dinge getan, die nicht besonders schlau waren und haben dabei nicht auf den Rat anderer gehört und trotzdem sind sie relativ harmlos davon gekommen. Aus diesem Grund hatte ich aber auch das Gefühl die beiden weiblichen Hauptpersonen würden sich ähnlich sehen, denn beide waren eben ziemlich stur und haben nicht auf den Rat anderer gehört. Die eine ein bisschen mehr als die andere, aber da das ein sehr dominanter Charakterzug ist, fand ich es ziemlich auffällig. Eigentlich hatte ich das Gefühl bei allen Hauptpersonen, sodass keiner sonderlich hervorsticht. Klar, alle haben einen unterschiedlichen Hintergrund und handeln deswegen anders, aber das Gefühl, dass sie bei mir auslösen war das gleiche. Auch hier gilt für mich also: gut zu lesen, für mich aber einen Tick zu vereinfacht.


Schreibstil

Auch hier würde ich sagen, dass das Buch für eine breite Masse tauglich ist. Der Schreibstil ist weder sehr poetisch (was meist eine langsame Handlung zur Folge hat), noch sehr hastig. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass jeder Szene genau eine mittlere Länge zugesprochen wurde, und die Wort- und Satzbauwahl genau in der Mitte zwischen altertümlich und modern/verständlich lag. Während des Lesens ist mir das gar nicht weiter aufgefallen, aber direkt an dieses Buch anschließend habe ich einen Debütroman mit einem wirklich schrecklichen Schreibstil gelesen, und demgegenüber ist es mir sehr positiv aufgefallen.

Deswegen ist es ähnlich wie beim ganzen Rest des Buches: ich kann gar nicht viel dazu sagen, es war schlicht nicht auffällig, weder negativ noch positiv. Was dann wiederum gut für eine breite Masse an Lesern ist, weil es auch nichts gibt, was schnell abschreckt.

Cover des Buches Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019 (ISBN: 9783608115635)

Bewertung zu "Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019" von C. L. Polk

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
JArborvor 4 Jahren
Ein sehr wechselhaftes Erlebnis

Fazit

Ich weiß nicht genau was ich von dem Buch halten soll. Ich war zuvor bereits ein wenig skeptisch, weil ich das Cover zwar sehr gut fand und so eine sehr atmosphärische und ruhige Geschichte erwartet habe, was mir gefällt, das Buch aber auch mit queere Fantasy betitelt war und ich befürchtet hatte, dass es vom Lovestorygehalt gleichbedeutend mit Romantasy sei, welche ich absolut nicht gerne lese.

Am Anfang war ich gefangen von der Geschichte und wollte unbedingt wissen wie es weitergeht.

Die Atmosphäre war eine Abwechslung, der Schreibstil ein wenig poetisch, aber gerade das hat mich mehr von der Handlung erwarten lassen, als sie gegeben hat. Und mit der Lovestory hatte ich ebenfalls ein Problem, weil gleich die erste Begegnung nach dem Schema F verlaufen ist und die Hauptperson anschließend des öfteren in Schwärmereien verfallen ist. Zum Ende hin gefiel mir die Lovestory gut, dezenter irgendwie, dafür ließ die Handlung erheblich nach, weder spannend noch atmosphärisch. Ich war mir am Ende nicht sicher, ob ich die Erklärungen einfach falsch verstanden hatte, oder ob die Erklärungen schlicht so schwammig war, dass es nicht viel zu verstehen gab.

Erstaunlicherweise konnte mich die Geschichte trotz allem unterhalten, ich war nur für einen wirklich kurzen Moment genervt und wollte unbedingt die Auflösung wissen, und deswegen bekommt sie 4 Sterne.


Für wen geeignet, für wen nicht

Ja, das weiß ich nicht so genau. Der Anfang ist eher für Leser, die es gerne ein ruhiger mögen. Man braucht ein wenig Geduld, bis man richtig in der Welt angekommen ist und vieles muss man bis zum Ende einfach hinnehmen. Das Ende ging mir hingegen zu schnell. Bei der Lovestory könnte ich mir vorstellen, dass sie vielen gefällt, weil sie zwar wichtig für die Handlung ist, aber nicht die gesamte Handlungsmotivation darstellt.

Somit kann ich nur sagen, dass das Buch auf jeden Fall nichts für Leser ist, die es gerne rasant mögen, denn die werden nicht weit kommen. Für alle anderen ist es ein Versuch wert, wahrscheinlich wird es für die meisten weder enttäuschend sein noch das neue Lieblingsbuch werden.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache und für die Handlung nicht relevante Fakten verrate)


Geschichte/Handlung

Eigentlich hatte ich mich auf das Buch gefreut, denn das Cover sah nicht nach der typischen Fantasy aus. Eher ruhig und mysteriös als dramatisch, und oft gefällt mir das gut. Doch letztendlich hätte mir die Anzahl der Seiten wohl ein Hinweis sein können, denn meiner Meinung nach braucht Fantasy Zeit um sich zu entwickeln, und diese Zeit wurde der Geschichte offensichtlich nicht gelassen.

Angefangen hat alles in einem langsamen Tempo, das mir gut gefallen hat. Die Atmosphäre war schön, irgendwie gleichzeitig friedlich und etwas düster-mysteriös. Die Welt hatte ihre Eigenheiten und gerade das Fahrradfahren fand ich sehr sympathisch. Es gab ein paar Dinge, die ich nicht verstanden habe, beispielsweise den Begriff „Gesternter“, den ich immer mit der Betonung „Gestern-ter“ statt „Ge-stern-ter“ gelesen habe, sodass ich mich gefragt habe, ob es vielleicht doch um Zeitreisen geht, oder ob es sich um jemand Altmodischen handelt, der sprichwörtlich aus dem Gestern kommt? Das hat sich für mich erst ziemlich spät aufgeklärt, weswegen ich über mein Brett vor dem Kopf lachen musste. Auch habe ich lange nicht verstanden, dass die Hauptperson, Miles, Andeutungen über ihre eigene Vergangenheit macht. Ich hatte wohl verstanden, dass er im Krieg war, und auch, dass es ihn mitgenommen hat, aber dass seine Geschichte auch vor dem Krieg nicht gewöhnlich war, habe ich lange nicht verstanden. Was natürlich auch zur Ursache hatte, dass ich nicht verstanden habe, dass Magie ein solches Geheimnis darstellt und er sich deswegen nicht nur versteckt, weil er als Magier zum Sklaven würde, sondern weil Magier in der niederen Gesellschaft an sich nicht vorkommen. Weswegen ich seinen Umgang mit Hexen auch völlig falsch verstanden habe und so eine weitere Andeutung in eine ganz andere Richtung gedeutet habe.

Für mein Gefühl begann das Buch, baute sich sehr langsam auf, und dann, ganz plötzlich, fielen alle Andeutungen in sich zusammen und das Buch war zu Ende. Vielleicht war der Grund für das Gefühl einfach, dass ich viele Andeutungen falsch verstanden habe und so in meinem Kopf aus den kleinen Andeutungen eine epische Geschichte geflochten habe, die dann natürlich nicht kam.

Aber gerade weil das Buch sich so langsam aufgebaut hat, hat es noch relativ viele Sterne bekommen, denn enttäuscht hat es mich erst am Ende, nachdem ich mir schon die Meinung gebildet hatte, dass es zwar nicht super aber doch gut lesbar ist. Für dieses Buch ist es gut, dass es schwierig ist einmal getroffene Meinungen wieder zu ändern (-:


Charaktere

Zu Beginn mochte ich Miles gerne. Er wirkt reif und erwachsen, macht sich Gedanken um seine Umwelt, sorgt sich um seine Mitmenschen und versucht seine schlechte Vergangenheit durch gute Taten zu vergessen, was ihn mir sehr sympathisch gemacht hat. Ich konnte seine Handlungen gut nachvollziehen, und das trotz der Tatsache, dass ich so viele Andeutungen nicht verstanden habe. Ich hoffe einfach mal, dass ich seine Handlungen nicht genau deswegen gut verstanden habe, denn dann hätte ich das Buch wohl doch schlechter bewerten müssen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass seine Vergangenheit lange geheimgehalten wurde. Dabei geht es mir nicht um die dramatischsten Situationen, denn dass er die verdrängt hat kann ich gut verstehen. Dass bei ihm aber keine einzige noch so kurze Assoziation aus dem Krieg aufkommt (die er dem Leser gegenüber auch schildert), obwohl er mit so viele Personen in einer ähnlichen Situation arbeitet und mit ihnen doch eigentlich auch über ihre Vergangenheit reden sollte, das fand ich nicht wirklich glaubwürdig. Er wirkte mir irgendwie geistig zu gesund für das, was ihm passiert ist, wenigstens ein paar Andeutungen hätten da kommen müssen. So hatte ich irgendwie das Gefühl er ist als Ich-Erzähler nicht ehrlich zum Leser und das hat bei mir Distanz aufgebaut. Außerdem hat es dem ganzen die Dramatik genommen, weil der Krieg weit weg wirkte. Ja, in dem Hospital waren all die verletzten Menschen, aber die einzigen Verletzungen, von denen ich in Erinnerung habe, dass sie wirklich geschildert werden, sind die für einen Krieg ungewöhnlichen. So wirkte es eher wie eine normale psychiatrische Einrichtung, was zwar nicht weniger traurig ist, aber eben den Krieg als zentrales Handlungselement in weite ferne rückt, obwohl er nicht unwichtig ist. Ich kann es höchstens noch als ein Zeichen dafür sehen, dass Krieg makaber ist, weil in der Ferne solche Grausamkeiten stattfinden und in der Heimat alles schlechte verdrängt werden soll, aber das hätte man meiner Meinung nach besser rüber bringen können.

Ein wenig unglaubwürdig fand ich auch, dass er sich so lange versteckt halten konnte. Nicht unbedingt, dass ihn keiner erkannt hat, sondern dass er es geschafft hat sein Leben so dermaßen radikal hinter sich zu lassen. Es wird nicht beschrieben, dass ihm seine Schwester in der Vergangenheit etwas Schlechtes angetan hätte, ihre Haltung von früher wirkt höchstens zu wenig kritisch ihrem Vater und seinen Handlungen gegenüber (was man einer unreflektierten weil jüngeren Person, nicht unbedingt zum Vorwurf machen kann). Aber dass er ihr deswegen nicht schreibt, dass sie sich keine Sorgen machen braucht (für mich noch eher nachzuvollziehen, weil er Angst vor seinem Vater hat), aber auch nicht ein einziges Mal heimlich nachsieht wie es ihr geht, das finde ich nicht nachvollziehbar, vor allem für jemanden, der dermaßen gefühlsgesteuert reagieren kann, wozu ich jetzt kommen werde.

Denn jetzt komme ich zum letzten Punkt, den ich schon die ganze Zeit vor mir herschiebe (wer da gar keine Informationen drüber haben will sollte hier abbrechen *Spoiler*): der Lovestory. Da ich gehofft hatte keine Romantasy vor mir liegen zu haben und der Anfang über einen längeren Zeitraum gut war, hatte ich bereits gedacht, dass meine Befürchtungen sich nicht mehr bewahrheiten könnten. Wenn schlechte Lovestory, dann meist gleich zu Beginn. Hier kommt der Moment, der mich so gestört hat, aber später, nämlich als der Loveinterest seine Tarnung kurz aufgibt und seine überirdisch schöne Ausstrahlung zum Vorschein kommt, denn von einem auf den anderen Moment verknallt sich Miles. Damit meine ich nicht, dass das möglicherweise Magie ist, denn gerade dann hätte Miles sich mehr wehren müssen statt immer wieder an das Aussehen zu denken (das meine ich mit gefühlsgesteuert). Er führt sich zwar immer wieder vor Augen, dass er das nicht tun sollte, aber nicht, weil er es wirklich nicht will, sondern weil er glaubt, dass das nicht gut ausgehen würde. Er nimmt von der Beziehung zu Beginn nicht deswegen Abstand, weil er sich gerne selbstbestimmt von dem Charakter überzeugen will, sondern weil er mal gehört hat, dass Amarantine von ihren Partnern schnell gelangweilt sind. Da die Beziehung der beiden vor allem von Miles Seite scheinbar mit dem Gedanken beginnt, dass das gute Aussehen (also eine vor allem sexuelle Beziehung?) völlig ausreicht, solange er selbst durch die Beziehung keinen Schaden bekommt, konnte ich das nicht mehr wirklich ernst nehmen.

Was mir an den Gedankengängen von Miles hinsichtlich seiner Beziehung gut gefallen hat, war, dass bei ihm nie der Gedanke auftrat, er könne die Beziehung nicht eingehen, weil es sich um einen Mann handelt. Gerade durch diese Selbstverständlichkeit wird Homosexualität meiner Meinung nach normal, nicht weil es immer wieder hervorgehoben wird.

Da sich die beiden mit der Zeit besser kennen gelernt haben, hat mir am Ende auch die Lovestory ganz gut gefallen. Sie hat die Geschichte meiner Meinung nach nicht besser gemacht, aber auch nicht schlechter.

Cover des Buches Der fünfte Magier: Schneeweiß (ISBN: B079W9N9QB)

Bewertung zu "Der fünfte Magier: Schneeweiß" von Christine Weber

Der fünfte Magier: Schneeweiß
JArborvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Spannung, Fantasie, Leichtigkeit, aber für mich zu unglaubwürdig und nervige Hauptperson
Spannend, hatte aber so meine Schwierigkeiten

Fazit

Ein schönes Buch, aber eher für jüngere Leser, oder solche, die auf der Suche nach leichten Geschichten sind. Wäre ich noch jünger gewesen, hätte mir dieses Buch sicherlich gefallen, denn zu der Zeit waren Spannung, Fantasie und eine gewisse Leichtigkeit für mich das Wichtigste, und damit glänzt das Buch. Mittlerweile habe ich etwas andere Ansprüche, es muss für mich episch, aber vor allem auch glaubhaft sein und das hat diese Geschichte nicht geschafft. Für mich liegt der Fokus zu sehr auf dem Humor, als dass es für mich glaubhaft wäre, denn über ernste Themen, die in der Geschichte durchaus vorkommen, werden viel zu schnell abgehandelt. Das schadet aus meiner Sicht auch der Glaubwürdigkeit der Charaktere und der erschaffenen Welt. Außerdem kann ich mit dickköpfigen Hauptpersonen gar nichts anfangen

Obwohl es also eher ein Fehler meinerseits war (die Anzahl der Seiten hätten einen Hinweis geben können) und die Geschichte für Andere sicherlich perfekt ist, von mir bekommt sie nur 3 Sterne. Ich hoffe dann also, dass ich mit meiner Rezension dazu beitragen kann, dass die Geschichte nur noch die richtigen Leser findet (-;

Für wen geeignet, für wen nicht

Wer gerne leichte und lustige Bücher liest, und auch mit Teenagern als Hauptperson (und allen daraus resultierenden Charakterschwierigkeiten) gut zurecht kommt, der wird hier eine spannende und fantasievolle Geschichte erleben.

Wer es gerne episch und ausführlich mag und viel Wert darauf legt, dass alles glaubhaft wirkt, der wird hier wahrscheinlich enttäuscht werden. Auch wer viel Romantik sucht ist hier falsch, was aber eine erfrischende Abwechslung ist.


Ausführliche Rezension (da sehr ausführlich besser erst nach der Lektüre lesen auch wenn ich nur Andeutungen mache)

Vorwort

Vor über einem Jahr war ich gerade auf der Suche nach einem neuen Buch. In der Zeit davor hatte ich ständig Fantasy erwischt, die gut begann (interessante Welt, interessante Magie, gute Hauptperson) und dann furchtbar wurde, sobald der Loveinterest hinzukam. Hatte ich mal ein Buch erwischt, auf dem nichts von einem Loveinterest in der Inhaltsangabe stand, gab es jede Menge Gewalt, Sex und Pessimismus. Ich war ohnehin schon ziemlich deprimiert und brauchte so dringend eine Geschichte, die optimistisch war, in der die ganze Hoffnung aber nicht im Mann der Träume liegt. Ein paar Ausnahmen hatte es gegeben, doch was ich brauchte war ein neues Lieblingsbuch, was mich so gefangen nehmen würde, dass es mir neuen Mut geben würde (so etwas wie "Der Name des Windes", das ich aber eben schon zu oft gelesen hatte). Ich war also gerade dabei mich durch Lovelybooks zu wühlen, als ich auf dieses Buch stieß. Ein total schönes Cover, das eindeutig nicht nach Gewalt aussah, und kein Loveinterest weit und breit. Ich fand es nur eine Stunde bevor die Bewerbung für die Verlosung ablief (hielt es fast für so etwas wie Schicksal (-; ) und siehe da, ich hatte das Glück es lesen zu dürfen. Ich habe mich riesig gefreut, es passte so viel zusammen, aber wie man vielleicht an der Bewertung sehen kann, war es nicht das Buch, das ich gesucht habe. Ich habe sehr lange noch sehr kindliche Bücher gelesen, eben weil sie den Fokus nicht auf eine Lovestory legen, aber diese Geschichte war es, die mich endgültig davon überzeugt hat, dass ich aus dem Alter vielleicht doch raus bin. Und so habe ich es gelesen, war aber enttäuscht, weil es nicht das war, was ich so dringend gesucht habe. Aus diesem Gefühl heraus wollte ich keine Rezension schreiben, und deswegen komme ich jetzt erst nach dem zweiten Lesen, anderthalb Jahre später, dazu, diese zu verfassen. Allerdings ist es für das Buch auch wohl nicht einfacher mich zu überzeugen, wenn es ohnehin nicht ganz meinen Geschmack trifft und ich es schon kenne, sodass es auch so nur 3 Sterne bekommen wird, obwohl es mehr verdient hätte.

Also auch, wenn das Buch letztendlich nicht das war, was ich gesucht habe, es hatte einen riesigen Einfluss auf mich, denn ich weiß jetzt, was ich nicht mehr lesen werde. Und ich habe festgestellt, dass ich wohl nicht mehr bei Buchverlosungen teilnehmen werde, dafür kenne ich meinen Geschmack wohl nicht gut genug. Ich mag es nicht schlechte Bewertungen zu geben (was man dann aber muss, wenn man versprochen hat eine Rezension schreiben), auch wenn mir selbst die schlechten Bewertungen am meisten sagen ("langatmig" ist z.B. so etwas, bei dem ich mir denke, das könnte doch was für mich sein (-; ). Also mal sehen. Jetzt aber zu eigentlichen Bewertung.


Schreibstil/ Erzählweise

Normalerweise stelle ich den Schreibstil nicht vor die Handlung, weil er mir bei einem Buch, das mir gut gefällt, kaum auffällt. Aber ich glaube für dieses Buch ist der Punkt mit am relevantesten, denn es war einfach nicht meins. Nicht, dass die Autorin schlecht schreiben könnte. Ich konnte die Geschichte flüssig lesen, wusste immer, worum es gerade ging und hatte auch Interesse weiterzulesen, aber die Erzählweise war nicht das Richtige für mich. Ich mag es ausführlich, sodass man das Gefühl hat bei der Situation dabei zu sein, aber hier fehlten einfach zu viele Informationen für mich. Vielleicht liegt das an meiner eigenen Wahrnehmung. Ich beobachte gerne und nehme meist auch viel wahr (in unübersichtlichen Situationen überfordert es mich schon mal), sodass es sich für mich einfach nicht real anfühlt, wenn alles nur knapp beschrieben wird. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur die nötige Fantasie um aus einer knappen Beschreibung im Buch eine zauberhafte Welt in meinem Kopf zu erschaffen.

Am Wahrscheinlichsten ist jedoch, dass ich instinktiv Abstand zu den Hauptpersonen genommen habe.


Charaktere

Ja, mit ihnen hatte ich so meine liebe Mühe. Es gab viele Personen, die an sich interessant und liebenswürdig waren, aber die Hauptperson ist leider:

Sorak

Ja, ich habe ihn nicht sonderlich lieb gewonnen. Er hat mich ein bisschen an Harry Potter vom Anfang des fünften Bandes erinnert (der fast mein Lieblingsband geworden wäre, weil man so viel über die Zauberwelt erfährt, Harrys Pubertät hat es aber leider zerstört). Er scheint nur wenig Empathie zu haben, nicht nachzudenken und hält sich für den Wichtigsten. Ja, vielleicht merkt man das, ich war in der Pubertät das genaue Gegenteil, was zwar auch nicht besser ist aber auch dazu führt, dass ich mit Sorak einfach gar nicht mitfühlen kann. Bei Harry konnte ich wenigstens noch nachvollziehen, warum er ist, wie er ist, er hatte eine schwierige Phase und wurde damit alleingelassen. Bei Sorak wird man einfach mitten reingeworfen. Wenn er sich wie ein tollpatschiger Arsch aufführt, dann finde ich das nicht spannend oder lustig, sehe es noch nicht einmal als eine interessante Charakterschwäche, sondern einfach als nervig. Ich mag es nicht, wenn die Hauptpersonen über nichts reflektieren, denn dann sind viele Probleme, die in einer Handlung auftauchen einfach zu leicht vermeidbar. Und statt dass bei mir Spannung aufkommt bin ich genervt. Wahrscheinlich hätte eine andere Hauptperson, mit der ich hätte mitfühlen können, über alle Probleme des Buches hinwegsehen lassen. So aber hatte ich bereits einen schlechten Start.

Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel seine Einstellung zu Drachen. Erst hasst er sie, was er auf wirklich extreme Weise gleich zu Beginn zeigt. Dann muss er sich damit arrangieren, was ich noch nachvollziehen konnte, bei dem was er erlebt. Aber nur kurze Zeit später kann er dann überhaupt nicht verstehen, warum jemand anderes Drachen nicht mögen könnte. Und statt zu vermitteln und zu erzählen, wie er seine eigene Ablehnung überwunden hat, bringt er die Personen nur noch mehr auf. Ja, sie verhalten sich schlecht, aber Sorak hat sich ebenso schlecht verhalten, er ist mit einem bestimmten Drachen zu Beginn deutlich schlechter umgegangen, nur weil er geglaubt hat, Drachen wären böse. Er führt sich auf als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen und deswegen das alleinige Recht über die anderen zu urteilen. Alle sind entweder auf seiner Seite oder böse.

Es gibt eine Situation zwischendurch, bei der es erst so scheint, als würde er jetzt völlig durchdrehen. Und dass ich ihm das echt abgenommen habe, hat mir meine Meinung über ihn ziemlich deutlich gemacht.

Smaragd

Eigentlich mag ich Drachen, aber Smaragd gefiel mir irgendwie gar nicht, er ähnelt Sorak viel zu sehr. Es ist nicht so, als hätte er keinen guten Willen (oder als hätte er es mit Sorak so einfach, da habe ich eigentlich schon Mitleid mit ihm), aber auch er scheint einfach gar nicht zu reflektieren. Im Gegensatz zu Sorak hatte ich das Gefühl er sei lernfähig, und würde eher versuchen mit der Situation umzugehen als über sie zu meckern. Er macht selbst ein paar Fehler, aber diese kann ich viel besser nachvollziehen als Soraks. Ok, vielleicht mag ich Smaragd doch ganz gerne. Aber Sorak hat eindeutig einen schlechten Einfluss auf ihn.

Nebenfiguren

Von den Erwachsenen konnte ich irgendwie keinen für voll nehmen. An sich ist es ja kein Problem, wenn Erwachsene Charakterschwächen aufweisen, es macht sie sympathischer. Hier konnte ich ihren Charakter aber einfach nicht ganz nachvollziehen. Gerah fand ich noch am Besten charakterisiert, aber alle anderen wechselten irgendwie ihre Charaktereigenschaften zu schnell. Vielleicht lag es an Soraks Sichtweise, denn wie ich oben schon beschrieben habe, gibt es für ihn selbst entweder nur gut oder böse und sobald dann jemand einen Fehler macht ist er von einem auf den anderen Moment böse. Für mich hat das nur dazu geführt, dass ich mich noch mehr distanziert habe.

Die anderen Kinder/Jugendlichen (oder wie auch immer, vom Verhalten her konnte ich das nicht immer ganz bestimmen) fand ich besser charakterisiert, vielleicht einfach, weil diese eben naiver sind und so schneller mal ihren Gemütszustand wechseln. Wäre Rianka die Hauptperson geworden, dann hätte die Geschichte wohl eine gute Chance bei mir gehabt. Nicht als Lieblingsbuch, wie gesagt, dafür ist sie etwas zu knapp, aber als nette Geschichte.


Geschichte/Handlung

Die Handlung konnte mich gefangen nehmen, ich war selbst beim zweiten Lesen nicht gelangweilt (bei dem ich die einzelnen Handlungspunkte zwar noch grob wusste, aber die Zusammenhänge nicht). Deswegen wollte ich auch unbedingt mehr Sterne geben, aber es gab dann letztendlich doch zu viel, was mich gestört hat. Einmal war der Schreibstil natürlich ein Problem, aber auch die Handlung hatte für mich ein paar Schwierigkeiten.

Das Schwerwiegendste war wohl, dass für mich alles zu hastig wirkte. Ich kam kaum irgendwo an, und schon ging es weiter, was letztendlich dazu geführt hat, dass mir das Kopfkino fehlte. Ich wollte zwar wissen wie es weiter geht, wollte die Geheimnisse lüften, aber es hat mich nie so richtig mitgenommen. Ich weiß nicht, ob es mir zu anstrengend war, oder ob letztendlich doch meine Problem mit den Charakteren Schuld sind, aber irgendwas fehlte halt.

Auch war für mich zu oft der Zufall am Werk. (Beispiele dafür werde ich wohl unten drunter mit einem Spoilerhinweis anbringen). Das ist natürlich sinnvoll, wenn man es kurz halten will, denn so bringt man die Handlung schnell voran, aber es wirkt eben nicht realistisch.

Das gilt auch für viele andere Handlungselemente, die für mich viel zu schnell aufeinander folgen, um natürlich zu wirken. Zum Beispiel bemängelt Sorak, dass ihm keiner seine Fragen beantwortet, aber ich habe irgendwie auch nur eine einzige Szene in Erinnerung, in der er Fragen gestellt hat, die nicht beantwortet wurden, und das war direkt als er die Personen kennen gelernt hat. Ich habe da das Gefühl, dass das Problem gar nicht war, dass seine Fragen nicht beantwortet wurden, sondern dass zu keinem Punkt eine etwas ruhigere Szene gab in der er Fragen stellen konnte. Das mag vielleicht ein geschicktes Handeln der Personen sein, aber dann hätte es offensichtlicher gemacht werden müssen (zum Beispiel durch abruptes Weggehen oder Ändern des Themas, nicht einfach durch die Beendung der Szene). So wirkte es so, als wäre in der ganzen Zeit, in der Sorak zum Beispiel Magie lernt, einfach nichts passiert. Als hätte er nicht mal eine ruhige Minuten gehabt, in der er sich um Antworten hätte bemühen können. Wenn die dann nicht gekommen wären, in Ordnung, aber so wirkte es für mich, als sei er selbst Schuld.


Spoiler
Beispiele für zu viel Zufall:

Zum Beispiel als er den Turm findet. Er geht das erste Mal durch das Schloss und prompt landet er an einem wichtigen Punkt (zumindest vermute ich, dass er später noch wichtig wird).Oder, dass er durch die Stadt läuft und nach langer Suche ganz zufällig in das eine Restaurant geht, in dem das Kind etwas Besonderes ist. Klar, zu essen bekommt er eben nur weil dieses Kind etwas Besonderes ist, aber dass er dort reingeht ist purer Zufall.Oder, dass Feyli genau an dem Zeitpunkt entführt wird, an dem sie herausgefunden hat, dass mit Smaragd etwas nicht stimmt, nur Sekunden bevor sie das Problem benennen kann. An einigen Stellen kann das Mal vorkommen, es gibt Zufälle im Leben, aber die Menge an Situationen, in denen es völliger Zufall ist, was passiert, kommen einfach zu häufig vor (zum Beispiel auch die Heilung von Smaragd: es wird viel Drama drum gemacht, weil Feyli entführt wird, und dann landen sie zufällig genau dort wo ihnen geholfen werden kann).


PS.: ich habe mein Glück letztendlich in Büchern von Brandon Sanderson gefunden. Da sieht man vielleicht auch, warum dieses Buch keine Chance bei mir hatte, denn Sanderson schreibt sehr ausführlich und hat ganz andere Charaktere und es war genau das Richtige für mich.


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