Rezension zu "Der Romantiker" von William Boyd
Cashel wächst die ersten Jahre seines Leben in Irland auf, immer in dem Glauben, seine Mutter sei seine Tante und er sei Waise. Als beide später nach England ziehen und er die Wahrheit erfährt, und auch dass er der uneheliche Sohn eines Adeligen ist, nimmt er Reißaus und versucht sein Glück in der Welt. Eine turbulente Lebensgeschichte beginnt.
Einfach nur wow! Vorab: ich musste einfach bei einigen von Cashels Lebensabschnitten Pause machen, weil mich die Geschichte emotional sehr berührt hat und ich erst mal wieder runterkommen musste.
Cashel wird 1799 geboren und erlebt echt richtig viel während seines Lebens. Er sieht sehr viel von der Welt: Waterloo, Indien, Italien, Amerika, Afrika… Teilweise erinnern seine Reisen sehr an Forest Gump, denn auch Cashel trifft immer wieder berühmte Persönlichkeiten wie Mary Shelley oder Lord Byron oder ist Teil an geschichtsträchtigen Ereignissen. Dabei wird er immer von seinen Emotionen geleitet, was teilweise gut ist und teilweise in einer Katastrophe endet.
Außerdem zieht sich auch eine tragische Liebesgeschichte durch den Großteil der Geschichte, die mich zum Ende hin wirklich emotional durcheinander gebracht hat. Aber auch generelle Beziehungen Cashels haben mich fast in den Wahnsinn getrieben, weil er sich nicht binden kann. Er hat zwei enge Freunde und seine Familie, mit denen er regelmäßig in Kontakt ist. Ansonsten lernt er viele Leute kennen, hat auch intensive Beziehungen zu denen, aber lässt sie schließlich zurück und macht mit seinem Leben weiter. Er kann keine Beziehungen/Freundschaften pflegen.
Besonders gut hat mir an der Geschichte gefallen, dass man die Entwicklung des 19. Jahrhunderts richtig schön sehen kann. Anfangs haben wir lang Reise- und Kommunikationswege, dann kommt die Eisenbahn, das Telegramm wird erfunden, zuletzt haben wir Toiletten mit Wasserspülung und Aufzüge… Das gleiche geschieht bei der Beleuchtung. Über Kienspäne, Kerzen, Gaslampen bis hin zum elektrischen Licht.
Eine Lebensgeschichte mit vielen Aufs und Abs, aber sehr emotional ergreifend. Fünf Sterne.