Bücher mit dem Tag "existenzialismus"

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66 Bücher

  1. Cover des Buches Der Prozess (ISBN: 9783596709625)
    Franz Kafka

    Der Prozess

     (1.085)
    Aktuelle Rezension von: blueberrymuffin

    Ich habe mich dazu entschlossen "Den Prozess zu lesen, da ich von der 0815 Lektüre in meinem Bücherregal gelangweilt war und etwas Herauforderndes lesen wollte.

    In dem Roman geht es um einen Prokuristen, der scheinbar aus dem Nichts verhaftet wird und dem im Laufe des Werkes ein undurchschaubarer und zum Teil auch willkürlicher Prozess gemacht wird. Mit dem Protagonisten Josef K. habe ich mich sehr schwer getan. In Gesprächen über das Werk habe ich ihn als "arrogant" und "selbstgefällig" bezeichnet. Meine Sympathie hatte er im voranschreiten des Werkes bekommen, seine Verzweiflung dem Prozess schutzlos ausgeliefert zu sein, habe ich geteilt. Vor dem Kauf oder vielleicht beim Lesen selbst, muss man sich bewusst sein, dass das Werk 100 Jahre alt ist und manche Darstellungen und Handlungen der Charaktere aus heutiger Sicht etwas gewöhnungsbedürftig sind.

    Dadurch, dass das Werk als nicht vollendet gilt, fehlt an manchen Stellen der rote Faden. Charaktere tauchen aus dem nichts mit einer dem Leser unbekannten Vorgeschichte auf und verschwinden fast sofort wieder. Obwohl mich diese Tatsache beim Lesen sehr verunsichert hat - ich hatte immer wieder das Gefühl, dass es an mir lag und nicht am Werk - bin ich mir nun sicher, dass das Buch dadurch abgerundet wird: Der rote Faden zieht sich genauso willkürlich wie der Prozess.

    Ich finde es fast Schade, dass das Buch nicht länger war und erwische mich nun dabei nach zusätzlichen Informationen zu suchen, was zwischen den Zeilen geschrieben sein könnte. So verwirrend ich die Lektüre fand und so schwer ich mich teilweise getan habe weiterzulesen, weiß ich, dass ich das Buch in ein paar Monaten oder Jahren nochmal lesen sollte.

  2. Cover des Buches Die Pest (ISBN: 9783499006166)
    Albert Camus

    Die Pest

     (517)
    Aktuelle Rezension von: Elektrifix

    Die Geschichte spielt in Oran, einer Stadt an der Küste Algeriens in den 40er Jahren (194+). Sie könnte aber jeder Zeit, überall genauso geschehen.


    Das “normale” Leben wird durch das Massensterben von Ratten zunächst nur oberflächlich gestört. Und auch als die ersten Menschen an einer geheimnisvollen Krankheit sterben, wird die “Sache” klein geredet, bzw. ignoriert.


    Erst als die Stadt hermetisch abgeriegelt wird, begreifen die Bewohner den Ernst der Lage.


    Der Erzähler beschreibt neben Dr. Rieux, einem Arzt, der bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung versucht zu helfen, um festzustellen, dass er “nur” noch der Verwalter der Kranken ist, einige weitere Charaktere sehr detailliert. 

    Diese Menschen versuchen dan zusammen mit dem Doktor, der Lage Herr zu werden.


    Große Themen sind: Die Trennung von liebenden Menschen, die Verhaltensveränderungen der Menschen in den verschiedenen Stadien der Epidemie, der Tod und die Vereinsamung.


    Die Erfahrungen mit Corona (COVID-19) machten mich beim Lesen sehr betroffen, so dass ich schon Mal ans Abbrechen dachte. Ich habe aber “durchgelesen” und es nicht bereut.



  3. Cover des Buches Der Ekel, Sonderausgabe (ISBN: 9783499235924)
    Jean-Paul Sartre

    Der Ekel, Sonderausgabe

     (276)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Da sitzt sie, die Melencolia, reglos, den Kopf auf ihre Hand gestützt, kann sich trotz ihrer Flügel nicht erheben, das Handwerkszeug um sich herum nicht ergreifen. 

    Hört sie das Läuten der Glocke über sich? Sieht sie die Jakobsleiter, die zum Licht mit seinem Regenbogen führt?

     

    Mehrmals hatte ich Jean-Paul Sartres "Der Ekel" angefangen zu lesen. Aber die Sichtweise seiner Hauptfigur, Antoine Roquentin, auf die Welt stieß mich zu sehr ab, verursachte einen Ekel in mir.

     

    Im Gegensatz zum Ich-Erzähler ergab ich mich nicht der Selbstreflexion in Form eines Tagebuchs, sondern forschte zunächst in der Entstehungsgeschichte des Romans, insbesondere in Sartres Biografie.

     

    In seiner Kindheit war Sartre einem Wechselbad von Bezugspersonen ausgesetzt. 

    Sein rechtes Auge erblindete nach und nach. Die visuelle Wahrnehmung erfolgte also fortan stärker über die rechte Gehirnhälfte, über die Gefühle. "Le petit homne", das Männlein, wurde er von seinen Freunden genannt, weil er nur 1,53 m groß war.

    Seine erste Liebe lernte er auf einer Beerdigung kennen. Die Treffen mit ihr frustrierten ihn. 

    Ein Heiratsantrag, der einer anderen Frau galt, wurde abgelehnt.

    Nach Reisen am Anfang der dreißiger Jahre unterrichtete Sartre in Le Havre, wo die Wirtschaftskrise für eine gedrückte Stimmung sorgte.

    Seine Doktorarbeit über die Vorstellungskraft konnte er nicht beenden. Das Meskalin, das er sich spritzen ließ, linderte seine Depressionen nicht, sondern verstärkte sie begleitet von Wahn- und Panikphasen.

    Als das Manuskript seines Romans "Melancholia" 1936 abgelehnt wurde, war Sartre zwar enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. In der Fortsetzung seiner belletristischen Arbeit wurde er von seiner Lebenspartnerin Simone de Beauvoir bestärkt.

    1938 erschien das Buch schließlich unter dem Titel "La Nausèe" und wurde zum Erfolg.

     

    Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir der Zugang zum Buch viel leichter. 

     

    Der Historiker Antoine Roquentin lässt sich nach einer mehrjährigen Forschungsreise in der fiktiven Stadt Bouville nieder. 

    Er arbeitet nicht an seiner Doktorarbeit, sondern forscht über einen Adligen namens Marquis de Rollebon. Daneben beginnt er ein Tagebuch, weil ihn bestimmte Ereignisse und Veränderungen verstören.

     

    Gegenstände und Menschen lösen plötzlich eine Art Angst bei ihm aus. Ein Kieselstein, ein Stück Papier, selbst seine eigene Hand werden zu einer diffusen Bedrohung. "Ich sehe meine Hand, die sich auf dem Tisch ausbreitet. Sie lebt - das bin ich. Sie öffnet sich, die Finger spreizen und strecken sich. Sie liegt auf dem Rücken. Sie zeigt mir ihren fetten Bauch. Sie sieht aus wie ein umgefallenes Tier. Die Finger, das sind die Beinchen."

     

    Hier hörte ich Klänge von Franz Kafkas "Verwandlung". Zwei Seiten weiter, als Roquentin seine Hand mit dem Messer attackiert, erinnerte ich mich daran, dass Vincent van Gogh sein Ohr oder ein Teil davon abgeschnitten hatte.

     

    "Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielleicht: das ist der Ekel." Immer wieder spielen Farben eine Rolle im Roman. Eine Wirkung des Meskalins, wie ich nachgelesen habe.

     

    Im Stilmittel der Beschreibung werden Edmund Husserl und auch Martin Heidegger transparent, mit denen sich Sartre 1933 in Berlin beschäftigt hatte. Auch andere Denker schimmern in seinen philosophischen Überlegungen durch. Vor allem aber nimmt Sartre an diesen Stellen sein theoretisches Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" vorweg.

     

    "Es gibt jetzt also Leute, die mich erkennen, die denken, nachdem sie mich scharf angesehen haben: 'Der da gehört zu uns'", schreibt er auf Seite 107 im Roman. Fünf Jahre später heißt es: "Wenn es einen andern gibt, wer er auch sei, wo er auch sei, was immer seine Bezüge zu mir sein mögen, auch wenn er auf mich nicht anders als durch das bloße Auftauchen seines Seins einwirkt, ich habe ein Außen, ich bin eine Natur; mein Sündenfall ist die Existenz des anderen; und die Scham ist – wie der Stolz – die Wahrnehmung meiner selbst als Natur, wenn auch eben diese Natur mir entgeht und als solche unerkennbar ist."

     

    Auf Seite 159 erlebte ich, wie Sartre die Gedanken René Descartes und die von Martin Heidegger weiter vorantrieb beziehungsweise berichtigte.

    "Mein Denken, das bin ich: deshalb kann ich nicht aufhören. Ich existiere, weil ich denke ... und ich kann mich nicht daran hindern zu denken. Sogar in diesem Moment - es ist gräßlich, wenn ich existiere, so, weil es mich graut zu existieren. Ich bin es, ich bin es, der mich aus dem Nichts zieht, nach dem ich trachte ..."

     

    Als Roquentin schließlich im Park eine Wurzel erblickt, erkennt er die Sinnlosigkeit der Existenz: "Das Wesentliche ist die Kontinguenz. Ich will sagen, daß die Existenz ihrer Definition nach nicht die Notwendigkeit ist. Existieren, das ist dasein ... Alles ist grundlos, dieser Park, diese Stadt und ich selbst ... Wie lange dauerte die Faszination? Ich war die Wurzel des Kastinienbaums. Oder vielmehr, ich war ganz und gar Bewußtsein ihrer Existenz. Noch losgelöst von ihr - da ich mich ihrer ja bewußt war - und dennoch in ihr verloren, nichts anderes als sie."

     

    Dass Roquentin nach dieser Erkenntnis nicht mehr in der Schlammstadt sein Leben als Historiker fortsetzen wollte, konnte ich gut nachvollziehen. Am Ende (er)findet er sich neu als Romancier.

     

    Albrecht Dürers Melencolia und Sartres Roquentin sind gezwungen innezuhalten. Niedergedrückt, aber mit wachem Blick erkunden sie nun die Phänomene dieser Welt. Sie stellen Fragen und finden Antworten. Die Erde ist keine Scheibe mehr. Vor der Melencolia liegt eine Kugel. Ein großer Polyeder trennt Himmel und Erde. Eine Wurzel ist nicht mehr Funktion, sondern grundlos existent wie der Mensch. 

    Roquentin ergreift am Ende die Feder, um seiner Existenz einen Sinn zu geben. Ob es der Melencolia mit ihrem Zirkel gelingen wird, einen Kreis um die geteilte Welt zu ziehen, um so Himmel und Erde zu versöhnen?

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

  4. Cover des Buches Homo faber (ISBN: 9783518471845)
    Max Frisch

    Homo faber

     (3.269)
    Aktuelle Rezension von: SM1

    Der Roman "Homo Faber" erzählt die Geschichte von Walter Faber, einem Ingenieur, der stets rational denkt und handelt. Auf einer Flugreise muss er in einer Wüste notlanden, anschließend reist er durch den Urwald und wieder zurück New York. Auf einer Schiffsreise über den Atlantik macht er eine Bekanntschaft, die sein Leben verändert und Erinnerungen an seine Vergangenheit zurückbringt.

    Ein sehr lesenswerter Klassiker der Weltliteratur.

  5. Cover des Buches American Psycho (ISBN: 9783462312065)
    Bret Easton Ellis

    American Psycho

     (421)
    Aktuelle Rezension von: Aboutmandyreads

    Ich musste das Buch ja lesen, nachdem ich den Film und die Idee dahinter immer sehr faszinierend fand. Man muss schon sagen, man muss sich mit dem Schreibstil anfreunden bzw. entweder kommt man damit klar oder nicht. Ich weiß gar nicht, was ich von dem Buch so richtig halten soll. Schlecht ist es nicht, sonderlich in meinen Geschmack, rein wegen des Schreibstils, passt es allerdings auch nicht. Dennoch würde ich es unfair finden weniger als 4 Sterne zu vergeben. Dafür ist mir „American Psycho“ zu skurril und detailliert in faszinierenden Bereichen. Es hat mich auf eine seltsame Art und Weise einfach in den Bann gezogen.

  6. Cover des Buches Der Mythos des Sisyphos (ISBN: 9783644026612)
    Albert Camus

    Der Mythos des Sisyphos

     (121)
    Aktuelle Rezension von: tristannolting

    Albert Camus stellt existentielle Fragen. Das ist eine der vielen Dinge, die ihn als Philosoph auszeichnen. Und damit hilft er auch anderen Menschen, die wichtigen Dinge des Lebens neu einzuordnen. 

  7. Cover des Buches Nichts (ISBN: 9783423625173)
    Janne Teller

    Nichts

     (1.065)
    Aktuelle Rezension von: Libby196

    Das Buch handelt sehr eindringlich von der Frage der Bedeutung im Leben/dem Sinn des Lebens. Lohnt sich das Leben gar nicht, weil am Ende Nichts eine Bedeutung hat?

    Der genaue Inhalt wurde ja schon hunderte Male besprochen. Ich persönlich fand die Entwicklung der Kinder zu extrem. Natürlich kann man sich fragen, ob der Inhalt so krass im Gedächtnis bleiben würde, wenn sich die "bedeutungsvollen" Dinge nicht immer weiter gesteigert hätten. Nur Sandalen oder Fahrräder wären wohl auch zu profan. Aber dass Siebtklässler (!) auch vor Vergewaltigung, Verstümmelung und sogar zweifachem Mord nicht zurückschrecken - und auch zwischendurch gerne mal gewalttätig sind - kommt mir doch sehr drastisch vor.

    Vielleicht liest man das Buch (ähnlich wie bspw. "Herr der Fliegen") eher wie eine Art Parabel. Wie weit würden Menschen gehen, um dem vermeintlich sinnlosen Leben Bedeutung beizumessen?

  8. Cover des Buches Fabian (ISBN: 9783038820086)
    Erich Kästner

    Fabian

     (324)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Karikatur der Zustände Deutschlands, vorwiegend Berlin zur Zeit der Weimarer Republik. Der junge Jakob Fabian streift  durch Berlin und ist meist ein ironischer Beobachter des unmoralischen Leben. Dabei schaut er mit Pessimismus der Zukunft entgegen (politische Polarisierung der Kommunisten und Nationalsozialisten) und in dieser Zeit verliert er seinen besten Freund Labude (Suizid aufgrund eines dummen Scherzes).

    Seine grosse Liebe zu Cornelia löst er auf da diese sich mit einem reichen Filmdirektor einlässt - der Karierre wegen.

    Ursprünglich hiess der Roman "der Gang vor die Hunde" und war eine Warnung vor dem nahenden Abgrund.


    [Die große Arbeitslosigkeit, die der wirtschaftlichen folgende seelische Depression, die Sucht sich zu betäuben, die Aktivität bedenkenloser Parteien das waren Sturmzeichen der nahenden Krise. Und auch die unheimliche Stille vor dem Sturm fehlte nicht - die einer epidemischen Lähmung gleichende Trägheit der Herzen. Es trieb manche, sich dem Sturm und der Stille entgegenzustellen. Sie wurden bei Seite geschoben] ..[man lief den Rattenfängern nach, hinein in den Abgrund, in dem wir nun mehr tot als lebendig angekommen sind und uns einzurichten versuchen als sei nichts geschehen. Das vorliegende Buch das Großstädtische Zustände von damals schildert ist kein Poesie - und Fotografie Album sondern eine Satire. Es beschreibt nicht, was war, sondern es übertreibt. Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Die Karikatur, ein legitimes Kunstmittel, ist das Äußerste was er vermag. Wenn auch das nicht hilft dann hilft überhaupt nichts mehr.

    Dass überhaupt nichts hilft, ist - damals wie heute - keine Seltenheit.

    Eine Seltenheit wäre es allerdings wenn das den Moralisten entmutigte. Sein angestammter Platz ist und bleibt der verlorene Posten. Ihn füllt er, so gut er kann, aus. Sein Wahlspruch heisst immer und heisst auch jetzt: Dennoch!"

    Erich Kästner


    Leseempfehlung.


  9. Cover des Buches Das Orangenmädchen (ISBN: 9783570907399)
    Jostein Gaarder

    Das Orangenmädchen

     (564)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Ich will das Buch grundsätzlich nicht schlecht machen, denn das ist es nicht. Die Idee rund um das Orangenmädchen verdient auch einen Bonuspunkt. Nicht nur, weil der Vater dem Sohn in der Zukunft einen Brief schreibt, sondern auch wegen der Liebesgeschichte. Aufgrund dieser Beschreibung des Buches habe ich mich auch bewusst dafür entschieden dieses Buch zu lesen. Für mich muss in einem Buch auch nicht unbedingt viel passieren. Ich mag „ruhige Bücher“ aus denen man etwas positives mitnehmen kann.
    Das Buch wird aus zweierlei Sicht erzählt: Einmal aus Georgs Sicht und einmal aus der Sicht in Briefform seines Vaters. Dadurch, dass Georg zum Geschehen Kommentare einwirft, Fragen beantwortet, die ihm sein Vater stellt, ist es auch manchmal eine Art Dialog zwischen den Beiden. Es ist schon ein recht dynamisches Buch. Georgs Vater erzählt nicht nur seine eigene große Liebesgeschichte, sein Leben, sondern streut immer wieder seine Gedankengänge ein - ähnlich wie sein Sohn. Trotzdem finde ich beide Hauptpersonen total unsympathisch. Der Vater wird als Mann mit lauter, dröhnender Stimme vorgestellt, womit ein angenehmer Eindruck von dieser Person für mich leider sogleich ausgeschlossen wird. Nachdem er von seiner unheilbaren Krankheit erfahren hat, beschliesst er den Brief zu schreiben, in dem er zwar zunächst von der Suche des Orangenmädchens berichtet, aber auch immer wieder abschweift zu Themen, die zur grundsätzlichen Geschichte bzw. Grundthematik überhaupt nichts beitragen und auch dem Sohn recht wenig bringen dürften. Letztendlich läuft bei dem Vater alles nur darauf hinaus, dass es seiner Meinung nach eigentlich besser gewesen wäre gar nie auf die Welt gekommen zu sein, wenn man alles, was man liebt, hinter sich lassen muss. Da frage ich mich, wie dieses Buch als „Ode an das Leben“ bezeichnet werden kann. Die abschliessende Frage des Vaters, nachdem er seinen Sohn viele Seiten lang vollgejammert hat, ist ob er es sinnvoll findet auf der Welt zu sein. Sein Sohn entscheidet sich zwar dafür, doch richtig begründen, warum er das will, kann er nicht. Letztendlich frage ich mich da auch, wie man nach so einem depressiven Brief bzw. so einem depressiven Schluss des Briefes auf so eine positive Antwort kommen kann? Und warum legt man einem 15 Jährigen, noch dazu seinem eigenen Sohn, so ein schweres Laster auf? Georg war mir aber genauso unsympathisch. Der interessiert sich nämlich weder für seinen Vater, noch für die eigentlich sinnvolle Geschichte seiner Entstehung, sondern eher für das Hubble-Weltraumteleskop, für dass im Buch mindestens 20 Seiten geopfert wurden, obwohl das Ding überhaupt nichts zur Geschichte beiträgt. Nach dazu verhält er sich gegenüber seinen noch lebenden Familienmitgliedern und hauptsächlich gegenüber seiner Mutter total unliebevoll und emotionslos. So kam für mich ja auch der Vater schon rüber. Deswegen kann ich aus diesem Buch leider so gut wie gar nichts sinnvolles mitnehmen, was wirklich sehr schade ist. Die Story hätte wirklich viel Potenzial geboten.

  10. Cover des Buches Das Sein und das Nichts (ISBN: 9783499133169)
    Jean-Paul Sartre

    Das Sein und das Nichts

     (35)
    Aktuelle Rezension von: nickido
    Man muss es einfach verschlungen haben!!! Mehr kann man dazu nicht sagen! Wer Existenzphilosophie mag der wird vor Sartre niederknien.
  11. Cover des Buches Camus (ISBN: 9783499628016)
    Iris Radisch

    Camus

     (22)
    Aktuelle Rezension von: UteSeiberth
    Mit großem Interesse habe ich diese Biografie von Iris Radisch gelesen,bei der man deutlich merkt,dass sie Camus und seine
    Bücher sehr gut kennt.Es ist eine schöne Würdigung zum 100.
    Geburtstag von Camus und zeigt sein Leben,das in einer armen Gegend in Algerien beginnt bei einer Mutter,die nicht sprechen kann
    um in Paris Sartres Gegenspieler zu werden.Camus ist mir noch sympathischer geworden durch seine philosophischen und moralischen Ansichten,die ich so genau nicht gekannt hatte.
    Schade,dass er so früh verstorben ist !Wer weiß,was er noch
    alles geschrieben hätte!
  12. Cover des Buches Die Mandarins von Paris (ISBN: 9783498004361)
    Simone de Beauvoir

    Die Mandarins von Paris

     (41)
    Aktuelle Rezension von: ninchen1809
    Ein Meisterwerk! Simone de Beauvoir gelingt in ihrem Roman eine perfekte Verknüpfung von Zeitgeschichte (politische Entwicklung in Frankreich nach dem 2. Weltkrieg) und privater Schicksale. Der Roman spielt größtenteils in Paris, zwischendurch aber auch in den USA, Portugal oder Mexiko. Die Charaktere sind perfekt und äußerst real herausgearbeitet. Auf knapp 800 Seiten kommt aufgrund wunderbarer, zum Nachdenken anregender Dialoge und einer lebendigen Erzählweise auf keiner einzigen Seite Langweile auf. Besonders beeindruckend sind die zwei verschiedenen Erzählebenen: Zum einen die des Journalisten Henri in der dritten Form und der Psychologin Anne in der Ich-Form. Diese beiden Protagonisten führen in die Welt der Pariser Intellektuellen. Bei der Geschichte um Henri wird der Zerfall der durch die Résistance verbundenen Pariser Intellektuellen und der Niedergang des französischen Kommunismus aufgegriffen. Sein vergeblicher Kampf um die Zeitung „Espoir“ steht für ihn im Vordergrund. Die Schicksale dreier Damen, Paule, Josette und Nadine, und deren Liebe zu Henri sind in diese Geschichte verwoben. Anne, die Ehefrau einer Hauptfigur der „Mandarins“, ist nicht unmittelbar in die politischen Diskussionen einbezogen. Die Suche nach persönlichem Glück und eine schöne Liebesgeschichte spielen in Annes Leben eine weitaus größere Rolle. Sie verliebt sich in Chicago in einen Schriftsteller namens Lewis, der mit ihr sein Leben verbringen möchte, sie aber ihr „altes“ Leben in Paris nicht aufgeben will. Insgesamt eines der besten Bücher, das ich gelesen habe. 100% empfehlenswert!!!
  13. Cover des Buches L'étranger (ISBN: 9782070453177)
    Albert Camus

    L'étranger

     (77)
    Aktuelle Rezension von: berenstein

    Ein Mann lebt in den Tag hinein, gleichgültig, leidenschaftslos. Eines Tages begegnet er einem Araber am Strand. Es gab eine Vorgeschichte, die die beiden verbindet, doch ist das von Belang, von Interesse? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der Mann erschießt den Araber, es wird nicht klar, ob in Notwehr oder nicht.

    Meursault heißt der Mann, der unvermittelt (unmotiviert?) zum Mörder wurde, der mit ein paar Schüssen das Leben eines anderen auslöschte und deshalb hingerichtet werden soll. Seine Geschichte spielt im Algerien der 30er Jahre, er selbst ist französischer Abstammung. Seine Mutter wurde vor kurzem beerdigt, er beginnt eine Affäre mit einer Frau, er lässt sich von einem mutmaßlichen Zuhälter einspannen – doch warum geschieht das alles, geschieht es ihm, Meursault, das alles?

    No reason. No reason? Vielleicht.

    „Der Fremde“ ist Albert Camus‘ erster Roman und nimmt auf eindrückliche Weise vorweg, was die Philosophie des Absurden, die von Camus stark geprägt wurde, ausmachen wird. Der Roman ist äußerst sparsam und karg in seiner Sprache, rätselhaft in seiner Handlungsführung. Er bietet keine zu lösende Kriminalgeschichte, er psychologisiert nicht, er hat keine Antworten, keine (Er-)Lösungsansätze. Nichts dergleichen.

    Kein Wort zu viel, die Dinge geschehen. Und am Ende – ja, und am Ende.

  14. Cover des Buches Ende gut (ISBN: 9783462000276)
    Sibylle Berg

    Ende gut

     (86)
    Aktuelle Rezension von: BrittaRoeder

    Ende gut, verspricht uns Sibylle Berg mit ihrer Dystopie. Aber man mag ihr eigentlich nicht glauben. Denn nichts, aber auch rein gar nichts, ist gut in dieser Welt, die sie ihrer Leserschaft mit jeder einzelnen Zeile entgegen schleudert.
     Man muss schon Masochist sein, um dieses Buch bis zum Ende durchzuhalten. Nicht etwa, weil dieser Roman schlecht wäre. Im Gegenteil. Er ist verdammt gut. Er ist so verdammt gut, weil er so verdammt gnadenlos ehrlich ist. Jeder von Bergs Sätzen gleicht einem Messerstich, der tief unter die Haut geht. Alles geht den Bach runter. Niemand kommt gut weg. Das ist eines von den Büchern, von denen man sich nach der Lektüre erst einmal erholen muss. Und nach Finnland will man reisen, um nachzuschauen, ob dort wirklich das Paradies liegt. Ob die Finnen wirklich so weise sind, weil sie sich einfach selbst nicht so ernst nehmen. Vielleicht sollten wir das alle mal tun, uns einfach nicht so ernst nehmen. Die Welt könnte ein besserer Ort sein. Dann wäre vielleicht wirklich das Ende gut. Danke, Frau Berg.


  15. Cover des Buches Der Fremde (ISBN: 9783644026216)
    Albert Camus

    Der Fremde

     (612)
    Aktuelle Rezension von: Drachenbuecherhort

    „Der Fremde“ ist ein Klassiker, der Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Moral und Gerechtigkeit aufwirft. Albert Camus, ein Vertreter des Absurdismus, zeigt uns die Welt aus der Perspektive eines Menschen, der sich von der Gesellschaft entfremdet hat und wegen eines Mordes zum Tode verurteilt wird.

    Von Camus‘ „Der Fremde“ hatte ich mir mehr Tiefe erhofft, etwas, das mich an seine Größe heranführen und mich sein ganzes Werk lesen lassen würde. Schließlich war dieses Buch sein Durchbruch. Bedauerlicherweise war das nicht der Fall.

    Stilistisch ist es schwierig, dem Inhalt zu folgen, da man immer wieder aus dem Lesefluss gerissen wird. Die Erzählform macht den Grund für die einzelnen Handlungen nicht verständlicher. Auch beim Lesen zwischen den Zeilen wird die Frage nach dem Warum und Wieso nicht beantwortet. So wird der Leser an ein Rätsel gestellt, das er selbst zu lösen hat. Er wird herausgefordert, seine eigenen Werte und Urteile zu hinterfragen und sich mit der Absurdität des Menschseins auseinanderzusetzen. Ob sich dies so gut mit der Handlung vereinbaren lässt, sei dahingestellt.

    Bei dem Protagonisten Meursault handelt es sich um einen abgestumpften, passiven und äußerst gleichgültigen Menschen. Er nimmt sein Schicksal widerstands- und hoffnungslos hin und zeigt weder Reue noch Empathie für seine Tat. Das macht die Geschichte frei von Sinneswandel oder Wendung. So sind die Dinge. Es geschieht, wie es geschieht. Es ist die Beschreibung eines Lebens ohne Sinn und ohne Ziel.

    Gegen Ende habe ich gehofft, dass es noch eine Wendung gibt. Etwas, das wirklich für einen Überraschungseffekt sorgt, aber stattdessen geht die Geschichte geradlinig weiter. Und genau das macht das ganze Buch so unglaublich langweilig. Es mag ein Klassiker sein, aber warum eigentlich?

    Trotz meines Bemühens, mich diesem Werk kritisch, aufgeklärt und mit Sinn für große Literatur zu nähern, ist es mir nicht gelungen zu verstehen, warum „Der Fremde“ als eines der bedeutendsten Werke der Geschichte bezeichnet wird. Aus diesem Grund kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

  16. Cover des Buches Im Café der verlorenen Jugend (ISBN: 9783423142748)
    Patrick Modiano

    Im Café der verlorenen Jugend

     (146)
    Aktuelle Rezension von: Faidit

    Ich habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. Der Autor Patrick Modiano betrachtet das Leben einer Café-Bekanntschaft aus dem Blickwinkel von drei männlichen Gästen eines Cafés in Paris und der observierten jungen Frau selbst. Modiano schlüpft dabei jeweils in die Rolle seiner Protagonisten als Ich-Erzähler, wie dies viele französische Autoren tun. Tatsächlich hat mir das Kapitel, als er die junge Frau Louki selbst ihr Leben erzählen lässt, am besten gefallen, weil es wenigstens etwas Gefühl transportierte. 

    Im Großen und Ganzen bleibt der Autor an der Oberfläche und seine Erzählung geht nicht unter die Haut. Die Protagonisten und ihre Handlungen haben keinerlei Tiefgang und scheinen einzig ihre Lebenszeit totschlagen zu wollen. Der Freiheitsdrang Loukis ist nichts anderes als ein Weglaufen vor Beziehung. Alle Protas sind Egoisten ohne Interesse an ihren sogenannten Freunden. Die Beschreibung von Paris beschränkt sich auf die Benennung von Straßen, Plätzen und Metrostationen. Ich konnte nur graue Pflastersteine, dunkle Straßenecken und nachtschwarze Häuserfassaden vor meinem inneren Auge sehen. Zu Nebel gewordene Gefühlskälte und verschwendete Jugend. Der Autor scheint selbst den "Schnee" eingeatmet zu haben und zu keinen großen Gefühlsregungen fähig zu sein. Denn am Ende des Buches fragt man sich, weshalb es überhaupt geschrieben wurde.  

  17. Cover des Buches Die Arbeit der Nacht (ISBN: 9783446243798)
    Thomas Glavinic

    Die Arbeit der Nacht

     (190)
    Aktuelle Rezension von: paperdragon

    Ich bin gleich abgetaucht in die eigenartige Stimmung der Geschichte. Mehr oder weniger subtile Spannung von Beginn an und Neugier darauf, wie die Ereignisse aufgelöst werden. Aber zunehmend wurde es für mich immer deprimierender und das Ende war für mich kein solches. Einfach nicht mein Ding. Als psychologisches Gedankenexperiment interessant und wem offene Enden gefallen.. 

  18. Cover des Buches Der Mensch in der Revolte (ISBN: 9783644485310)
  19. Cover des Buches Das Café der Existenzialisten (ISBN: 9783406814396)
    Sarah Bakewell

    Das Café der Existenzialisten

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    In “Das Café der Existenzialisten: Freiheit, Sein und Aprikosencocktails” von Sarah Bakewell wird die faszinierende Geschichte des Existenzialismus und der Phenomenologie auf lebendige Weise erzählt. Die wichtigen Aspekte dieser philosophischen Bewegung werden gut verständlich dargestellt, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Aber das eigentliche Highlight des Buches ist die Darstellung des Lebens und Denkens der Existenzialistinnen und Existenzialisten.

    Es fällt auf, dass das Buch Jean-Paul Sartre in dieser Gruppenbiografie ein wenig zu sehr in den Mittelpunkt rückt und er scheinbar über jede Kritik erhaben ist. Dieser Fokus auf Sartre kann für einige Leserinnen und Leser möglicherweise etwas überwältigend sein. Es hätte spannend sein können, mehr über andere bedeutende Existenzialisten wie Albert Camus unabhängig von Sartre zu erfahren. Simone de Beauvoir, die eine bedeutende Rolle spielte, wird zwar erwähnt und ihr Werk “Das andere Geschlecht” wird erklärt, aber oft in Beziehung zu Sartre. Hier hätte ich mir eine eigenständigere Betrachtung gewünscht.

    Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hat mir die Lektüre viel Spaß gemacht und ich habe tatsächlich Neues über den Existenzialismus gelernt. Sarah Bakewell hat es geschafft, die Existenzialistinnen und Existenzialisten zum Leben zu erwecken und ihre Gedanken verständlich zu vermitteln. Am Ende des Buches stelle ich mir die Frage, wie Intellektuelle wie Sartre Sympathien für den Kommunismus hegen konnten, während sie die Gräueltaten von Stalin, Mao Tse Tung und Pol Pot ignorierten oder tolerierten. Dies regt zum Nachdenken an und zeigt, dass selbst Genies wie Sartre nicht frei von Fehlern und Blindstellen waren.

  20. Cover des Buches Der Existentialismus ist ein Humanismus (ISBN: 9783499227134)
    Jean-Paul Sartre

    Der Existentialismus ist ein Humanismus

     (10)
    Aktuelle Rezension von: LadyLou
    Sartre lehrt einen Verantwortung für sein Handeln, seine Entscheidungen, generell für sein Leben zu übernehmen. Es gibt weder Gott, Pech, noch andere externe Faktoren die unser Handeln bzw. unsere Entscheidungen rechtfertigen oder relativieren können. Durch das Buch lernt man sich selbst mehr kennen. Außerdem hört man auf Floskeln wie "Ich hatte leider Pech..." oder "Ich konnte nicht, weil..." zu benutzen und steht zu seinen guten und schlechten Entscheidungen.
  21. Cover des Buches La Peste (ISBN: 9782070349579)
    Albert Camus

    La Peste

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Das Zeitalter von Seuchen und Unglück.. die Aussichtlosigkeit der Menscheit im Kontrast zu Heldentum und Irrsinn
  22. Cover des Buches Das Buch der Illusionen (ISBN: 9783499257896)
    Paul Auster

    Das Buch der Illusionen

     (140)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Der amerikanische Literaturprofessor David Zimmer verliert seine Familie bei einem tragischen Flugzeugabsturz. Um nicht aus Verzweiflung verrückt zu werden, stürzt er sich in die Arbeit über die Recherche zu einem Stummfilmkomiker, der 1929 plötzlich von der Erdoberfläche verschwunden scheint. Unvermittelt tauchen jedoch verschollen geglaubte Filme von ihm überall auf der Welt auf. Nachdem er seine Biografie über diesen Hector Mann Anfang der 80iger Jahre veröffentlicht hat, erhält er Post von einer Frau, die behauptet, dass er noch lebe, versteckt auf einer Farm in New Mexico und dass er mit ihm in Kontakt treten möchte. Zunächst hält er dies für einen schlechten Scherz. Doch als eine junge Frau vor seiner Tür auftaucht und diese Fakten bestätigt, schiebt er alle Zweifel und auch seine Flugangst von sich und macht sich von Neugier getrieben auf die Reise.

    Die junge Frau erzählt ihm auf dem Weg die Geschichte, was dieser Hector Mann die vergangenen über 50 Jahre so getrieben hat. Es hört sich an wie eine fantastische Raserei eines durchgeknallten Autors. David Zimmer möchte sich selbst ein Bild davon machen und aus dem eigenen Mund des Hector Mann hören, was sich zugetragen hat. Doch die Zeit drängt, denn Hector Mann liegt im Sterben.....

    Fazit:  Mein erstes Buch von Paul Auster. Sicherlich nicht mein letztes. Eine ganz schön verrückte Geschichte, die er uns da auftischt. Aber mit Genuss zu lesen. Eine Mischung zwischen Psycho-Krimi und historischem Roman mit philosophischen Anklängen. Auster scheint gut recherchiert zu haben und lässt die Stummfilmzeit nochmals kurz aufleben.

  23. Cover des Buches Der Fall (ISBN: 9783644485211)
    Albert Camus

    Der Fall

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dieser im Jahr 1957 veröffentlichte schmale Band enthält die Lebensgeschichte des Pariser Anwalts Johannes Clamans. Im Stil eines Gesprächs gibt er sich in einem Zeitraum von fünf Tagen einem fiktiven Dialogpartner im Amsterdamer Hafenviertel zu erkennen. Geschildert werden der kometenhafte Aufstieg des jungen Mannes in der Pariser Gesellschaft, begünstigt durch ein Wesen, dass durch Eigenliebe, Opportunismus und einen Mangel von Empathie gekennzeichnet ist. Durch seine Zeugenschaft bei einem Suizid einer jungen Frau gerät sein Welt- und Selbstbild ins Schwanken. Er verlässt den eingeschlagenen Weg und hält nun mit Hilfe seiner Selbstanklage den Menschen den moralischen Spiegel vor. Doch ist diese Veränderung nicht durch Läuterung gekennzeichnet, sondern von dem Versuch, sich selbst zu ent- und den Gesprächspartner zu belasten, sodass dieser gezwungen wird, seine eigene Lebensbeichte abzulegen. Camus schafft es, auf knapp 120 Seiten eine große Menge von Themen anzusprechen. Liebe, Glaube und Gemeinschaft bilden hier die Pfeiler der Argumentation, welche den Leser nachdenklich und betroffen zurücklässt. Dass der Autor hierfür den Nobelpreis erhielt, ist mehr als nachvollziehbar. Ein Muss für jeden, der sich für die Triebfedern menschlichen Handelns und des "Pudels Kern" der Gesellschaft interessiert.
  24. Cover des Buches Glamorama (ISBN: 9783462318951)
    Bret Easton Ellis

    Glamorama

     (70)
    Aktuelle Rezension von: Babscha
    Die story:

    Victor Johnson, der sich selbst Victor Ward nennt, ist Mitte der Neunziger der gekürte „boy of the moment“. Seine äußeren Vorzüge öffnen ihm sämtliche Türen in der amerikanischen Club- und Modelszene, einer Welt aus Drogen und Dekadenz, die er in vollen Zügen genießt. Selbst völlig mittellos, träumt er von einem eigenen Restaurant in Manhattan und einer Filmrolle in Hollywood. Liiert mit einem der weltweit angesagtesten Supermodels hat er keinerlei Probleme, dieses nach Strich und Faden mit sämtlichen Frauen zu betrügen, die er in die Finger kriegen kann. Bis er auf seinem Egotrip dann irgendwann den Bogen überspannt und sich mit einflussreichen Größen der Szene anlegt. Ein dubioser Mann tritt auf den Plan und bietet ihm einen hohen Geldbetrag, wenn er sich nach London begibt und von dort ein Mädchen, das er noch aus seiner Collegezeit kennt, zurück nach New York holt. Mangels Alternativen und ohne jede weitere Information willigt er in den Deal ein. Und damit beginnt der Horror.

    Meinung:

    In der ersten Hälfte dieses äußerst umfangreich geratenen Buches wird der Leser entführt in die fragile Blendwelt und die Exzesse der Reichen und Schönen der Musik-, Film- und Schönheitsindustrie. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und zeitweise geradezu diebischer Schadenfreude führt der Autor hier eine Gesellschaft durchgeknallter, labiler, lebens- und geldgeiler Individuen vor, denen Genuss und Selbstdarstellung über alles geht. Allen voran seine insofern gut gelungene Figur Victor, ein schwacher, zutiefst verängstigter Charakter, der außer seinem Körper absolut nichts in die Waagschale zu werfen hat und mittels permanenter Drogenzufuhr krampfhaft versucht, in der von ihm vergötterten Schickeria irgendwie Fuß zu fassen. Was ihm anfangs auch ganz gut gelingt.
    Dieser Teil des Buches ist -trotz der vom Autor bewusst und unablässig eingestreuten Namen wirklich sämtlicher Promis der Neunziger- insgesamt gut gemacht und kurzweilig zu lesen.

    Ab dem Zeitpunkt von Victors Abreise nach Europa gerät die Geschichte dann leider aus den Fugen und wirkt auch auf den konzentrierten Leser irgendwie nur noch konfus. Die eigentliche aus der Perspektive des Victor erzählte Handlung wird eingebettet in das endlos wiederholte Szenario eines fiktiven (nur in seinem Kopf agierenden) Filmsets, an dem diese komplett aufgezeichnet wird. Der Sinn dessen hat sich mir nicht erschlossen, für den Lesefluss ist es jedenfalls reichlich störend. Die verschiedenen Handlungsstränge einschließlich diverser neu hinzukommender, jedoch nicht ausreichend erklärter Figuren werden zunehmend unglaubwürdig. Obwohl man natürlich weiß, welchen Autor man liest, erstaunen außerdem die ganzen expliziten Sex- und vor allem grenzwertigen Gewaltdarstellungen. Völlig überzeichnet und im Grunde für die Geschichte selbst ohne Belang. 

    Und wie sich dann nach über 800 Seiten der Kreis schließt, ist für ein Werk dieses Umfangs nach meinem Empfinden auch irgendwie zu dünn und zu konstruiert.

    Ein Buch mit einigen Stärken, aber leider noch mehr Schwächen. Aus meiner Sicht insgesamt knappe 3 Sterne. 

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