Bücher mit dem Tag "kalkutta"
12 Bücher
- Khaled Hosseini
Tausend strahlende Sonnen
(1.269)Aktuelle Rezension von: JoennaTausend strahlende Sonne von Kahled Hosseini
In diesem Buch geht es um die Geschichte zweier afghanischer Frauen. Mariam lebt mit ihrer Mutter abgeschieden. 1 x wöchentlich besucht sie ihr Vater. Mariam ist ein uneheliches Kind. Ihre Mutter hat sie ledig bekommen und ihr Vater hat schon drei Frauen. Aber er schaut zu ihnen bringt ihnen Essen aber der Preis ist das sie wie Emeriten leben müssen. Mit 15 Jahren wird Mariam mit Raschid verheiratet er ist dreißig Jahre älter und lebt in Kabul. Ob Mariam will oder nicht steht nicht zur Diskussion. Als Mariam eine Fehlgeburt nach der anderen hat. Wird ihr Mann immer böser und schlägt sie.
Laila ein Mädchen aus der Nachbarschaft von Mariam hat erlebt eine traurige Kindheit. Ihre Mutter ist stark depressiv. Bei einem Bombenangriff kommen die Eltern von Laila um. Und somit holt Raschid Laila auch in sein Haus und macht sie zur zweiten Frau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila enge Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gehen Raschids Brutalität und planen eine Flucht....
- Carlos Ruiz Zafón
Der Mitternachtspalast
(237)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationMan kann sich seine Familie nicht aussuchen, darin liegt wohl das Dilemma eines Jeden. Die beiden lernen sich kennen, lernen sich lieben. Kalkutta als ferne Welt, bildgewaltig beschrieben. Die Geschichte geht gut aus, das Abenteuer ist mitreißend.
Ich liebe die Sprache, die jede noch so kleine Situation zum Leben erweckt. Carlos Ruiz Zafon schafft mit seinen Büchern eine eigene Welt aus Gut und Böse, aus Angst und Freude. Natürlich muss das Gute siegen. Ist auch ein Teil der Märchenwelt, die hier aufgebaut wird!
- Abir Mukherjee
Ein angesehener Mann
(57)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchEine bildreiche Geschichte aus dem alten Kalkutta (heute Kolkata).
Intrigen und Verschleierung sind hier genauso zu finden wie Mut und Vertrauen. - Jhumpa Lahiri
Das Tiefland
(19)Aktuelle Rezension von: sabatayn76'Früher gab es innerhalb der Enklave zwei Teiche, länglich, nebeneinander liegend. Dahinter erstreckte sich ein Tiefland von mehreren Hektar Ausmaß.'
Inhalt:
Die Brüder Subhash und Udayan wachsen in Tollygunge, einem Vorort von Kalkutta auf, und entdecken gemeinsam das Leben und ihre unmittelbare Umgebung. Sie erkunden das zu Monsunzeiten überschwemmte Tiefland, sie brechen nachts in den Tolly Club ein, um eine Partie Golf zu spielen, und sie beschäftigen sich mit wissenschaftlichen und technischen Themen. Die beiden sind sich äußerlich sehr ähnlich, doch unterscheiden sich bezüglich ihres Charakters deutlich: der ältere Subhash ist vernünftig und eher unauffällig, der 15 Monate jüngere Udayan ist wild und rebellisch.
Die beiden sind in ihrer Kindheit und Jugend unzertrennlich, und Subhash hat ohne Udayan 'kein Gefühl von sich selbst'. Doch nach der Schule entscheiden sie sich für unterschiedliche Colleges und verschiedene Fächer, finden neue Freunde. Udayan engagiert sich schließlich aktiv in der Politik und wird ein glühender Anhänger von Mao und den Naxaliten. Subhash teilt die Begeisterung Udayans nicht und 'war die Angst leid, die jedes Mal in ihm aufstieg: die Angst, er würde aufhören zu existieren, er und Udayan wären nicht mehr Brüder, wenn er sich gegen ihn stellte'.
Nach und nach entfremden sich die beiden Brüder, und dann geht Subhash als Doktorand nach Rhode Island, während Udayan in Indien bleibt und sich im Kampf für eine bessere Welt immer mehr radikalisiert.
Mein Eindruck:
Ich habe alle bisher auf Deutsch erschienenen Bücher der Autorin mit großer Begeisterung gelesen, doch 'Das Tiefland' ist meiner Meinung nach das bislang beste und eindrucksvollste Buch von Jhumpa Lahiri.
Lahiri versteht es auch in 'Das Tiefland' meisterhaft, ihren Figuren Leben einzuhauchen, ihre Emotionen und Gedanken lebendig zu schildern und den Leser so an ihrer Geschichte teilhaben zu lassen. Beim Lesen fühlt man sich, als wäre man selbst involviert, eine Freundin oder Familienangehörige, jemand, der von der Freude und dem Leid der Figuren direkt betroffen ist.
Dabei gelingt Lahiri nicht nur eine detailreiche Beschreibung der Personen und der Orte, sondern sie bietet zudem Einblicke in die Geschichte Tollygunges, Indiens und der restlichen Welt.
Beim Lesen von Lahiris Büchern bin ich jedes Mal beeindruckt von ihrem Schreibstil, der anspruchsvoll ist und sich dennoch flüssig lesen lässt. Auch 'Das Tiefland' besticht durch die sowohl gewählte als auch unkomplizierte Sprache, die dafür sorgt, dass das Buch durchweg unterhaltsam ist und man als Leser dennoch eine besondere Leseerfahrung macht.
Mein Resümee:
'Das Tiefland' ist ein Roman hoher Komplexität, der ein ganzes Leben umfasst und der auf eindringliche und eindrückliche Weise und trotz aller Komplexität stets stringent und nie überbordend erzählt wird. - Martín Caparrós
Der Hunger
(3)Aktuelle Rezension von: JulesBarroisDer Hunger - Martín Caparrós (Autor), Sabine Giersberg (Übersetzer), Hanna Grzimek (Übersetzer), 844 Seiten, Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (7. November 2015), 29,95 €, ISBN-13: 978-3518425121
In der Zeit, in der Sie diese Rezension lesen, sterben etwa 30 Kinder an Hunger. Und das auf einem so reichen Planeten, dass er reibungslos das Doppelte der heutigen Weltbevölkerung ernähren könnte. Und das, wo fast die Hälfte der in der Welt produzierten Lebensmittel in der Mülltonne landet. Diese 30 Kinder sterben an Hunger, wie ihn keiner von uns kennt.
Martín Caparrós redet über Hunger “der extremsten, grausamsten Art der Armut, … die einem die Möglichkeit nimmt, sich ein anderes Leben auch nur vorzustellen.“ (Seite 18). Dieser Hunger ist ultimativ und vollkommen unerträglich. Es mag viele Dinge geben, die ethisch unerträglich sind. Aber man kann damit leben. Hunger macht es extrem schwierig, mit ihm zu leben, denn er ist existentiell.
Caparrós verlässt die nichtssagende, anonyme Welt der Hungerstatistiken und nimmt uns mit auf eine Reise in Orte, wo Menschen leiden: Ghana, Sudan, Indien, Argentinien, Chicago, Spanien, Bangladesch, Burkina Faso, Madagaskar, Nigeria und Südsudan. Sein Buch verbindet eine tiefgehende Analyse des globalen Hungers mit Geschichten und realen Gesichtern. Es ist eine Reise, aber nicht die Reise der glitzernden Welt des Tourismus, sondern eine Reise in die Vororte und Slums. Wir bekommen keine hochtrabenden Reflexionen, sondern Kommentare aus erster Hand.
Das ist der erste Grund, warum „Der Hunger“ ein beeindruckendes und gutes Buch ist: weil er das Leben vieler Menschen in dieser anderen Welt zeigt, was vollständig von Hunger beherrscht wird.
„Der Hunger“ ist ein beeindruckendes und gutes Buch, weil er die verbalen Tricks aufdeckt, mit dem dieser Hunger verschleiert wird und als unpersönlicher Hunger weniger schrecklich daherkommt.
Und es ist ein beeindruckendes und gutes Buch, weil der Autor es versteht, den Zorn und die Frustration dieser Menschen zu teilen.
Was ist die Ursache des Hungers? Dürren, Klimawandel, Entwaldung, Erosion, Versalzung, Wüstenbildung, Kriege, Migrationskrise, schlechte landwirtschaftliche Infrastruktur, politische Korruption? Nach Martin Caparrós reichen diese Erklärungen nicht aus und werden vorsätzlich falsch eingesetzt, um eine inakzeptable Wirklichkeit zu verbergen: die brutale, schamlose Zivilisation einer globalisierten Wirtschaft, die keine andere Motivation als Gewinn kennt und die Millionen von hungernden Menschen einfach zu „Abfall“ degradiert.
Hunger ist die Geschichte von denen, die unter prekären Bedingungen arbeiten und diejenigen, die mit Nahrung spekulieren und so viele Menschen verhungern lassen. „Der Hunger“ versucht vor allem, die Mechanismen zu entdecken, die dafür verantwortlich sind fast eine Milliarde Menschen nicht essen können, was sie brauchen. Ist Hunger ein unausweichliches Produkt der Weltordnung? Ist er das Ergebnis von Faulheit? Ist Hunger eine unvermeidliche Folge von Zivilisation und Entwicklung. Ist er ein Problem, das nicht gelöst werden kann? Oder ist, wie Caparròs darlegt, die Hauptursache des Hungers der Reichtum anderer? Zum Beispiel durch „die Verwandlung des Essens in ein Spekulationsobjekt.“ (Seite 388)
Auf jeden Fall ist Hunger als "strukturelle Unterernährung" am wenigsten sichtbar und gleichzeitig Normalität für viele Menschen, die jeden Tag nicht zu essen haben, was Krankheiten auslöst und schließlich der Tod den einzigen täglichen Kampf, etwas in den Mund stecken zu können, beendet.
Auch wenn Caparrós keine kurzfristig wirkenden konkreten Lösungen anbietet (wer hat die schon?) zeichnet er ein weitgehend vollständiges Bild über den weltweiten Hunger. Obwohl das Problem des Hungers von zentraler Bedeutung in der Welt ist, wird es zur gleichen Zeit vernachlässigt und ist schwer zu behandeln.
Kann ein solches Buch die Realität verändern? Kurzfristig mit Sicherheit nicht. Aber sein Versuch, die Situation so darzustellen, dass sie nicht nur gesehen sondern auch verstanden wird, ist ein Ansatzpunkt, dass Menschen beginnen, darüber nachzudenken, wie man sie lösen könnte. Und das ist schon viel.
Das Drama des Hungers lebt von Gier und von Dummheit. Und der politische Wille ist dieeinzige Möglichkeit, all die aufgeworfenen Fragen zu lösen.
Es ist ein wichtiges Buch, gerade in einer Zeit, in der Menschen zu uns kommen. Natürlich wundern sich vor allem die, die immer noch glauben, dass die neoliberale Politik der Konsumgesellschaften, das Beste ist, was uns passieren könne. Ein wichtiges Buch über Armut und Ungleichheit und gegen Arroganz und Gefühllosigkeit. Das unerwartete Erscheinen von ISIS ist ein tragisches Beispiel für die Wendung, die wir erleben, wenn Menschen nicht die Möglichkeit haben, ein Leben in Würde zu führen.
„Der Hunger“ ist ein Buch für Leser, die den Mut haben, sich der Welt, die wir gemeinsam aufgebaut haben, zu stellen. Leser, die den Mut haben, sich raus holen zu lassen aus der Welt des schönen Scheins, holt sie weg vom Fernseher, diesem genialen Ort, um seine Ruhe zu haben, holt sie aus ihrer „abgesicherten Gemütlichkeit.“ (Seite 823)
Lesen Sie dieses schockierende Buch und sie entdecken, dass Hunger keine Statistik ist. Dass alles in dieser Welt miteinander verbunden ist und dass das Gleichgewicht sehr leicht kippen kann. Vielleicht führt es dazu, dass auch Sie ihre Verhaltensweisen ändern und sich engagieren.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Suhrkamp Verlages
http://www.suhrkamp.de/buecher/der_hunger-martin_caparros_42512.html
Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de
- Carlos Ruiz Zafón
Der Mitternachtspalast
(12)Aktuelle Rezension von: ReneesemeeNicht ganz so spannend und mystisch wie "der Fürst des Nebels".
Inhalt:
Mit dieser atemlosen Jagd durch das schillernde Indien hat der Autor sich selbst übertroffen.
»Der Mitternachtspalast« erzählt von den Zwillingen Ben und Sheere, die sich nach sechzehn Jahren endlich wiederbegegnen. Doch die Freude währt nicht lang. Der Schrecken der Vergangenheit holt sie wieder ein.
Direkt nach ihrer Geburt in Kalkutta wären die Zwillinge beinahe einem Auftragsmord zum Opfer gefallen. Um die Kinder vor dem unbekannten Verfolger zu verbergen, wachsen sie getrennt auf: Ben in einem Waisenhaus, Sheere bei ihrer Großmutter, mit der sie durch ganz Indien irrt. Doch als sie sechzehn werden, spürt eine unheimliche Macht sie auf. Es kommt zu mysteriösen Todesfällen. Ben vermutet eine Verbindung zu ihrem Vater, der bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten die beiden immer tiefer in die düstere Unterwelt Kalkuttas. Es beginnt ein grausiges Spiel um Leben und Tod mit einem Widersacher, dessen Wahn alles Vorstellbare übersteigt.
In diesem Teil dreht es sich um die Zwillinge Ben und Sheere die kurz nach ihrer Geburt getrennt wurden. Weil ihre Eltern oder so glaubt man beide Tod sind.
Ben kommt ins Waisenhaus und mit seinem 16 dem Lebensjahr wird er gefunden von dem der beide braucht um weiter am Leben zu bleiben.
Das Schicksal führt die Zwillinge in Kalkutta wieder zusammen und ihr Leben gerät dann völlig aus den Fugen. Und sie werden von einer lebensbedrohenden dämonischen Macht gejagt.
Es ist eine intressanter 2ter Teil doch nicht so mystisch wie "Der Fürst des Nebels", doch es ist schaurig erzählt. - Ilija Trojanow
Stadt der Bücher
(7)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzickSchon der Titel dieses kleinen Buches lässt das Herz jedes bibliophilen Menschen höher schlagen. „Stadt der Bücher“ verspricht einen ungeahnten Reichtum und im ersten kleinen Text wird er näher beschrieben. Da geht es um College Street. Es „ist keine Straße, es ist kein Viertel und keine Hochschule; College Street ist das Versprechen, jedes Buch zu finden, das man begehrt.“ Wo ist diese Straße, wo ist diese sagenhafte „Stadt der Bücher“? Ich glaube, niemand hätte es bei einer Quizsendung wirklich erraten. Diese Stadt der Bücher ist die indische Stadt Kalkutta, die man sonst eher mit Armut und Hunger, anstatt mit Reichtum und Büchern zusammenbringt. Mehr als fünftausend Buchläden gibt es in dieser Stadt, kleine Läden und große. Der Weltensammler Ilja Trojanow, der einige Jahre in Indien lebte, hat viele davon besucht und Anja Bohnhof hat sie in eindrucksvollen und farbenfrohen Bildern verewigt. Die kurzen Texte Trojanows erzählen die Geschichte der College Street und seine Geschichte mit ihr – und ihren Millionen von Büchern. Für jeden Buchliebhaber ein Kleinod, das man auch gut verschenken kann. - Shumona Sinha
Staatenlos
(5)Aktuelle Rezension von: leseleaDrei Frauen, drei verschiedene Schicksale: Die eine, Esha, stammt aus einer wohlhabenden Familie aus Kalkutta, lebt und arbeitet in Paris und strebt die französische Staatsbürgerschaft an. Die andere, Mina aus Bengalen, ist Analphabetin und Bauerntochter und schwanger vom eigenen Cousin, was eine Schande für sie und die eigene Familie bedeutet. Die dritte, Marie, wurde in Indien geboren, jedoch als Kleinkind von einem französischen Ehepaar adoptiert und befindet sich seit einigen Jahren auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern. Die drei Frauen stehen nur in einer losen persönlichen Beziehung zueinander, ihre Lebenswege berühren sich kaum, doch sie teilen eine große Gemeinsamkeit: Sie sind schwarze Frauen.
Shumona Sinha legt mit Staatenlos einen thematisch hochaktuellen und modernen Roman vor, in dem sie den Finger schonungslos in eine große Wunder der sich als liberal und frei verstehenden Nationen legt: dass wir immer noch in einer sexistischen und rassistischen Gesellschaft leben. Dafür – so zeigt es Sinha – braucht es kein Blick über den Ozean, wo mit Hashtags wie #metoo und #blacklivesmatter auf die strukturellen Missverhältnisse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hingewiesen wird. Es reicht, in Europa einen Blick vor die eigenen Tür zu werfen und sich umzusehen: Frausein ist immer noch mit Mutterdasein verbunden, Frauen mit wechselnden Partnern haftet in der Vorstellung der anderen immer noch etwas Schandhaftes an, Frauen gehen nicht ohne Pfefferspray aus dem Haus und meiden dunkle Gassen, Straßen und Parks. Und ebenso: Menschen mit ausländischen Namen haben schlechtere Chancen, eine (gute) Wohnung oder einen (guten) Job zu finden, dunkelhäutige Mitbürger werden als Affen und Neger bezeichnet, flüchtige Menschen sind nicht mehr willkommen und sollen eine bestimmte Obergrenze nicht überschreiten. Staatenlos ist voller kluger Alltagsszenen, die die tiefsitzenden diskriminierenden Strukturen offenlegen, voller ungeschönter Worte, die diese Ungerechtigkeiten anprangern und – durch die in der Geschichte geschickt angelegte Gegenüberstellung von Frankreich und Indien – voller Mut, die radikale Frage zu stellen, ob der Westen wirklich so viel fortschrittlicher hinsichtlich der Freiheit von Frauen und Migranten ist, wie er meint.
Der Botschaft des Buches kann ich mich bedenkenlos anschließen und ich halte Staatenlos hinsichtlich der gewählten Thematik für ein wichtiges und geglücktes Buch. Nichtsdestotrotz besteht ein Roman nicht nur allein aus Inhalt: Mir persönlich ist nicht nur wichtig, was erzählt wird, sondern auch wie etwas erzählt wird – und leider konnte mich Shumona Sinha stilistisch nicht von ihrem Vorhaben überzeugen. Insgesamt war mir Staatenlos zu fragmentarisch, das Erzählte wirkte wie flüchtig dahingezeichnet, die Worte – so stark sie von der Autorin gewählt wurden – entwickelten sich nicht zu ebenso solchen starken Bildern in meinem Kopf, die mich mitnahmen, ja mitrissen. Bis zum Schluss blieb ich den Figuren und dem von ihnen Erlebten distanziert und teilnahmslos gegenüber, was auch an der blassen Figurenzeichnung und dem erzählerischen Ungleichgewicht der einzelnen Schicksale liegt. Der Fokus von Staatenlos liegt nämlich, anders als der Klappentext andeutet, eindeutig auf Esha, Mina und Marie spielen nur eine Nebenrolle, letztere dient strukturell gesehen eigentlich nur als Bindeglied des Figurendreiecks. Doch auch Esha, von der wir viel erfahren, erfahren wir auf den knapp 160 Seiten eigentlich nur als schwarze Frau und als Migrantin: Was sie im Inneren bewegt, was sie abtreibt und was sie über die Welt um sicher herum denkt, sehen wir nur durch diese Perspektive; einen Charakter jenseits Hautfarbe und Geschlecht scheint sie nicht zu haben, was der Intention Sinhas meiner Meinung nach entgegenläuft. Darüber hinaus fehlte es mir an einer wirklichen Handlung: In Staatenlos reihen sich vielmehr einzelne Szenen aneinander, die Kapitel sind extrem kurzgehalten, die Perspektive wechselt immer wieder sprunghaft. Dies alles lässt das schmale Büchlein einerseits überfrachtet wirken, andererseits wurde in dem Sinne fast zu wenig erzählt, dass die einzelnen Begebenheiten nicht voll „auserzählt“ werden, sondern lose in die Erzählwelt gestellt werden.
Nach dieser Lektüre bin ich nicht abgeneigt, weitere Bücher von Shumona Sinha zu entdecken, da sie mich mit ihrer thematischen Kompromisslosigkeit überzeugt und angesprochen hat. Die Umsetzung ihrer brillanten Gedanken konnte mich in Staatenlos jedoch nicht überzeugen, die Stärken, die dem Buch eigen sind, wurden durch die fahrige und teilweise einseitige Erzählweise nicht überzeugend an den Leser bzw. die Leserin gebracht. Daher nur 3 Sterne, jedoch durchaus die Aufforderung, dieser interessanten Autorin etwas Lesezeit zu schenken.
- Shumona Sinha
Kalkutta
(5)Aktuelle Rezension von: FederfeeVon ihrem ersten Buch war ich begeistert, das brisante Thema, die wortgewaltige Sprache (s. meine Rezension). Auch in 'Kalkutta' schreibt sie wieder in unnachahmlicher Weise, was die Sprache anbetrifft. Aber ansonsten fand ich es verworren und langweilig.
Der Titel 'Kalkutta' legt nahe, dass man etwas über diese westbengalische, geheimnisvolle Stadt voller Widersprüche erfährt. Das ist aber kaum der Fall. Sogar von der Hauptperson Trisha erfährt man wenig, dafür um so mehr über die Mitglieder ihrer Familie und die damaligen politischen Verhältnisse.
Trisha fliegt von Paris nach Kalkutta, um bei der Verbrennung ihres Vaters dabei zu sein. Danach verbringt sie Tage im leeren Elternhaus und ergeht sich in Erinnerungen. Hier vermischt sich Politisches und Familiäres in einer für mich verworrenen Art und Weise: die depressive Mutter, die Politik Indira Ghandis, das Engagement des Vaters bei den Kommunisten, Annapurna, die starke Großmutter, die Kindheit und vieles andere.
Ich habe mich gelangweilt und konnte mir leider kein genaues Bild von den politischen Verwerfungen Westbengalens und Indiens machen. Zurück bleibt ein konfuser Leseeindruck und Enttäuschung. - Jules Verne
Der Elefant aus Stahl (Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 4)
(1)Aktuelle Rezension von: BuchgespenstNach ihrem Sieg über Robur reisen die Freunde Fogg, Passepartout und Aouda nach Indien. Dort hat der britische Ingenieur Banks für den Maharadscha ein Meisterstück geschaffen: einen riesigen Elefanten aus Stahl, betrieben von einer Dampfmaschine. Mit diesem beeindruckenden Automaten reisen die Freunde in den indischen Dschungel, doch was als harmloses Abenteuer beginnt wird zu einem Albtraum. Die Vergangenheit holt sie ein und diesmal wird es grauenhafter als bei allen vorhergehenden.
Die vierte Folge und die Hörspielreihe überwältigt den Hörer auch hier mit genialen Sprechern und einer spannenden Geschichte. Kenner der klassischen Abenteuerliteratur finden hier eine gewaltiges Crossover bekannter Charaktere und Motive, zusammengesetzt zu einem originellen, großangelegten Abenteuer. Nichts ist wie es scheint, jede Entwicklung kann sich als etwas völlig anderes entpuppen und nie kann ich von der Geschichte genug bekommen.
Jeder, der komplexe Abenteuerserien liebt und sich auf eine originelle Crossovergeschichte einlassen möchte sollte zugreifen. Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg sind gewaltiger als die harmlose Hetze der 80 Tage, die Fogg nur einen Vorgeschmack auf die weiteren Entwicklungen gaben. Dass man nach dem Hörspiel gleich in die Original-Klassiker eintauchen möchte, wenn man schon nicht nach der nächsten Folge greifen kann, ist nur ein weiterer Aspekt, der den Reiz ausmacht.
- Abir Mukherjee
A Rising Man
(18)Aktuelle Rezension von: c_awards_ya_sin'A rising man' lässt den Leser eintauchen in das Calcutta des frühen 20. Jahrhunderts. Die Kolonialmacht der Briten beginnt langsam zu wanken, denn die Inder streben nach mehr Gerechtigkeit und Freiheit im eigenen Land. Diese werden ihnen jedoch durch neue Gesetze der Briten eher genommen als gegeben.
In dieser politisch geladenen Lage geschieht ein grausamer Mord an einem hohen Offiziellen, ein Funke der zünden könnte. Captain Sam Wyndham, grade frisch aus London angekommen und Sergeant 'Surrender-not' Banerjee, wollen den wahren Täter finden. Etwas das nicht von allen gewollt ist. Schon gar nicht von den Briten selbst.
Dieser Krimi besticht durch seine gelungene historische Einbettung und den für mich unheimlich guten Humor Mukherjees an den richtigen Stellen. Die Wärme der Stadt, die geladene Stimmung der Gesellschaft und die Schwierigkeiten Gerechtigkeit zu finden, kommen hier nur so aus den Seiten geströmt und man tauch ganz darin ein.
Ideal für Krimifans, die etwas mehr von einem Buch erwarten!
- Joannis Stefanidis
Holy Freaks
(15)Aktuelle Rezension von: ulrikerabeBuntes Menschentreiben am Bahnhof von Bombay. Joannis Stefanidis begegnet dort der Neuseeländerin Amy, die er von nun an seine „schöne Hippieprinzessin“ nennt. Beide sind nach Indien gekommen, in dem Wunsch Heilung zu finden. Doch wenn die beiden sofort physisch getrennte Wege gehen, bleiben sie über die Jahre in ständigem E-Mail Kontakt.
Es ist die Suche dem Sinn im Leben, nach der Erleuchtung, dem Karma, nach transzendentalen Erfahrungen. Es sind viele Episoden, teils heiter, teils nachdenklich stimmend, die Joannis erzählt. Will Joannis zunächst nur seinen lästigen Tinnitus loswerden, begibt er sich über die Zeit in einen Erleuchtungsrausch. Immer wieder begibt sich der Berliner Joannis Stefanidis, den einige vielleicht als Übersetzer der Eragon Bücher kennen, nach Indien, Sri Lanka, Thailand, aber auch nach Peru. Yoga in allen Formen, Ayurveda, Mediation, Schamanen, es gibt fast nichts was er nicht ausprobiert. Es ist ein Ausbrechen aus dem grauen und kalten Alltag des homo digitalis.
So stellt er sich die Frage: „WELCHEN SINN HAT DAS ALLES EIGENTLICH?“, und gibt gleich zu bedenken: „An dieser Frage haben sich schon ganz andere Kaliber die Zähne ausgebissen. Und wahrscheinlich kann dieses Rätsel nur jeder für sich selbst lösen. Vielleicht gibt es ja gar nicht die eine erleuchtende, die ultimative Antwort, sondern nur all die kleinen, persönlichen Wahrheiten, die man in lebenslanger Mühsal selbst herausfinden muss.“
Immer bleibt er respektvoll den (vor allem) asiatischen Weisheiten, den uralten Methoden der Sinnfindung gegenüber, nimmt eher sich selbst nicht ganz ernst und wird niemals betulich. Einzig den Untertitel zum Buch „..wie Shiva mir die Braut ausspannte“ fand ich unpassend.
Auf seinen Reisen lernt er die unterschiedlichsten Menschen kennen, Menschen die wie er auf der Suche sind und deren Heilsboten, guten wie weniger guten. Aber er erzählt auch von den Ärmsten der Armen, von der Kehrseite der wunderbar faszinierenden exotischen Gegenden, die Joannis bereist.
Nett fand ich am Schluss einen Überblick über all die erlesenen Stationen und wie es mit den Menschen, denen Joannis dort begegnete, weiter ging. Damit findet dieses Buch einen runden Abschluss.
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